Mittwoch, 30. Dezember 2015


Der Einstand

Vollziehen, wovon man spricht; reflektieren, was man tut. Gewöhnlich, um sich besser zurechtzufinden, hier, um sich bestens einzufinden. Was ist der Einstand? Er ist die positive Alternative zum negativen Gegenstück, hingestellt und nicht abgeholt zu werden; im Einstand, einer ausführlichen Begrüßung, gibt der Neuankömmling eine Willenserklärung in praxi ab: >Dafür will ich einstehen!< Wofür? Nun, da er mit den Anderen in einem Raum zusammensteht, zunächst nur dafür: er wolle mit ihnen zusammenarbeiten.

So viel Gehalt also kann eine unverfängliche Handlung enthalten; was daran erinnert, woran sich philosophisches Denken entzündet und wovon es seinen Ausgang nimmt: am Selbstverständlichen, dessen fraglose Behaglichkeit,  es verstehe sich von selbst , vom Denken staunend in eine fragwürdige Beweglichkeit verselbständigt wird.

© reja 12/2015

Vielen Dank für die Einladung.

Sonntag, 27. Dezember 2015

Liegt der Welt eine blinde oder böse Macht zugrunde?

Friedrich Nietzsche


Die Vernunft der die Geschicke austeilenden Macht ist undurchsichtig, schreibt Nietzsche. Es gibt zuviel Ungerechtigkeit, Bosheit in der Welt und auch die Zufälle spielen eine große, bisweilen schlimme Rolle. Liegt dem Ganzen eine blinde oder sogar böse Macht zugrunde?

Das kann nicht sein, denn der Ursprung und das Wesen der Welt kann nicht tiefer stehen als der Menschengeist, der nach Sinn und Bedeutung sucht und offen ist fürdas Gute. Also kann die Welt insgesamt nicht bedeutungslos oder gar von einem bösen Prinzip beherrscht sein. Der Weltgrund kann nicht willkürlicher sein als der Menschengeist, der ihn ergründen will, folgert Nietzsche.

Weblink:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Auch Martin ‪Heidegger‬ war von der schwarzen Macht angezogen

Er war von der schwarzen Macht angezogen und die Macht war stark in ihm. Auch er verfiel der dunklen Seite der Macht.

Dieser Satz trifft nicht nur auf Anakin Skywalker zu, sondern auch auf Martin ‪Heidegger‬. Zu Beginn der dreißiger Jahre schloss sich der deutsche Meisterdenker der nationalsozialistischen Bewegung an – und wurde so zum Darth Vader der modernen ‪Philosophie‬. Wie im Falle Anakins war es die Angst vor der Endlichkeit, die Heidegger auf die dunkle Seite der Macht zog.

Genau wie Anakin Skywalker vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie, so verfiel auch Meisterdenker Heidegger einst der dunklen Seite der Macht, die ihn anzog, die er aufsog und die ihn zu verschlucken drohte  – und zwar zu Beginn der dreißiger Jahre, als er in die NSDAP eintrat und die Gestalt Hitlers als das Erwachen einer neuen, weltrettenden Macht pries.

Hat man sich erst einmal auf das Experiment eingelassen, sind die biografischen Gemeinsamkeiten zwischen dem Fall Skywalker/Vader und dem Fall Heidegger so umfassend und passgenau, dass sie zu einer eigenständigen philosophischen Untersuchung anregen. Kein Zweifel: Die Macht, sie war stark in Heidegger. Zu stark, um sich allein auf die Durchleuchtung biografischer Gemeinsamkeiten zu beschränken.

Die schwarze Macht ist eine dunkle Verführung und Heidegger ist dieser dunklen Verführung im Banne des Nationalsozialismus erlegen. Heideggers (Anakins) Weg auf die dunkle Seite der Macht direkt ins Zentrum seines Denkens, seiner Kultur, ja des Wesens der Philosophie selbst.

Weblink:

War Heidegger ein Sith? - www.philomag.de

Fehlkonstruktion einer Währungsgemeinschaft ohne politische Union

Die "Fehlkonstruktion einer Währungsgemeinschaft ohne politische Union" beklagt der Philosoph Jürgen Habermas am Dienstag in der "Süddeutschen Zeitung". Besonders an Angela Merkel übt er in der Griechenland-Frage massiv Kritik. Schon im Mai 2010 seien Merkel die "Anlegerinteressen wichtiger" gewesen "als ein Schuldenschnitt zur Sanierung der griechischen Wirtschaft", schreibt Habermas in der Zeitung.

Mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen fährt er fort: In der Sache gehe es "um das sture Festhalten an einer Sparpolitik, die nicht nur in der internationalen Wissenschaft überwiegend auf Kritik stößt, sondern in Griechenland barbarische Kosten verursacht hat und hier nachweislich gescheitert ist."

Samstag, 19. Dezember 2015

Slavoj Žižek über die Flüchtlingskrise, Islam und Multikulturalsimus

Der slowenische Philosoph und Aktivist Slavoj Zizek ist einer der wichtigsten Denker und Kapitalismuskritiker der Gegenwart.

Krisen sind die Verzückungsspitzen des slowenischen Philosophen, denn in Krisen wird die Anfälligkeit des Kapitalismus offenbar.

Slavoj Žižek über die Flüchtlingskrise, Islam und Multikulturalismus. Slavoj Žižek diskutiert über die Paradoxien der aktuellen politischen Situation. Die Schonzeit für den Westen ist vorüber.

Nicht die Flüchtlinge gefährden unsere Gesellschaft – vielmehr bedroht das globale Kapital die gesamte Weltordnung, so seine These.

Die wahre Bedrohung für unsere westliche Lebensweise, so Zizek, sind nicht die Immigranten, sondern es ist die Dynamik des globalen Kapitalismus. Flüchtlinge sind der Preis der globalen Wirtschaft und der kolonialen Expansion, die der Hauptmotor der neueren Geschichte war. Absurderweise führt der IS jetzt wieder zusammen, was nach dem Ersten Weltkrieg von den Kolonialherren aus England und Frankreich durch Grenzen getrennt wurde.

Für Slavoj Žižek, einen der wichtigsten Denker der Gegenwart, sind Flucht und Terror die Folgen eines neuen Klassenkampfes. Welche Chance haben wir noch, uns und unsere Werte zu retten?

Weblink:

Philosoph Slavoj Žižek über Asylpolitik

Der Philosoph Slavoj Žižek sieht die Integration von Flüchtlingen als Chance für eine neue Leitkultur in Europa. Die Forderung nach offenen Grenzen kritisiert er als heuchlerisch.

Philosoph Slavoj Žižek über Flüchtlinge, Integration und Leitkultur

Deutschlands Offenheit gegenüber Flüchtlingen istfür ihn ehrlich gesagt eine positive Überraschung. Wir leben in rauen Zeiten, die Barbarei greift immer mehr um sich. Da muss sogar er als radikal Linker die Bemühungen Deutschlands anerkennen.

Allerdings, so findet der Philosoph, könnte sie noch einen Schritt weiter gehen und sehr viel brutaler die Solidarität anderer Länder in der EU einfordern, zum Beispiel von Ungarn, Kroatien oder auch von meinem eigenen Land, Slowenien, für das ich mich gerade in diesen Tagen sehr schäme. Eine europaweite Koordination der Flüchtlingspolitik ist notwendig, um eine Katastrophe zu verhindern.

Merkel hat einen Fehler gemacht: Sie hat zu lange geblufft. Die Menschen erkennen keinen Plan hinter ihrer Politik, das ist es, was ihnen Angst macht. Es klingt vielleicht zynisch, aber als Politiker sollte man immer so wirken, als hätte man einen Plan - auch und gerade dann, wenn man eigentlich keinen hat.

Žižek fragt sich zumindest, was hinter ihrer Politik steckt. Vielleicht geht es darum, der deutschen Wirtschaft mit diesen Arbeitskräften einen neuen Boom zu erschaffen. Angela Merkel müsste das der Öffentlichkeit aber mitteilen: Wir haben nicht genug Fachkräfte und können mittels vernünftiger Wirtschaftspolitik davon profitieren, dass Flüchtlinge ankommen.

Weblink:

"Merkel hat zu lange geblufft" - www.sueddeutsche.de/politik

Samstag, 12. Dezember 2015

Sozialismus reloaded?

Soziologe Axel Honneth


Hat die Idee des Sozialismus ausgedient? Trotz einer wachsenden Kritik an den Auswüchsen einer ungezügelten Wirtschaft hat der Sozialismus keine Konjunktur.

Wie ist das rapide Veralten dieser einst so faszinierenden Idee zu erklären? Der Soziologe Axel Honneth hat eine Neudefinition versucht. Für ihn stammt die Theorie des Sozialismus aus der Zeit des Industrialismus, deren Annahmen heute, im 21. Jahrhundert, keine Überzeugungskraft mehr besitzen.

Diese müssten ersetzt werden durch Bestimmungen von Geschichte und Gesellschaft, die unserem heutigen Erfahrungsstand angemessen sind. Wenn das gelänge, könne das Vertrauen in ein Projekt zurückgewonnen werden, das nach wie vor zeitgemäß wäre und auch zum Inhalt hätte, die Wirtschaft nach Maßgabe einer solidarisch verstandenen Freiheit zu gestalten.

Der Sozialismus hat dadurch, daß er an die erste Stelle die Frage nach den Entwicklungsbedingungen der unterprivilegierten Massen sezte, die größte Chance, das Problem in einer praktischen Bewegung zu lösen.

Samstag, 5. Dezember 2015

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist


Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«.

Die kühnsten Denkgebäude der Philosophiegeschichte sind im Zeitalter des Deutschen Idealismus entstanden. Der Leitgedanke dabei war, dass der Geist die Welt nicht nur erkennt, sondern in gewisser Weise auch selbst hervorbringt.

Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Bei Kant und Fichte tut dies der Geist des Menschen. Bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist es der absolute Geist, der die Welt, wie wir sie kennen, erschafft.

Hegel

Hegel beschäftigte sich allerdings mit dem dialektischen Denken aber beklagte mehrmals, auch in der Vorrede der »Phänomenologie des Geistes«, welches einen bestimmten Formalismus und Formulierungen wie die »These-Antithese-Synthese« aufwies.

Hegel stellte seine Vorstellung, im Allgemeinen als das Abstrakte, dann aufgehoben was ein Nichts ergibt und danach ein Negieren des Nichts - oder Negieren des Negierens - und zu dieser Bewegung kann man vielleicht noch weitere Stadien aus dem Übrigbleibenden hinzufügen.

Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist - Youtube - www.youtube.com


Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Über die Radikalität in Camus Roman »Die Pest«

Albert Camus hat in seinem Klassiker »Die Pest« bereits 1947 einen Apokalyptiker und seine Transformation zum Amoktäter beeindruckend charakterisiert.

Zunächst begegnet dem Berichterstatter aus Camus’ Roman die Figur des Cottard als ein depressiver Rentner, der gerade versucht hat, sich aufzuhängen, ein zurückgezogener, offenbar misanthropischer Einzelgänger und Sonderling. Die ausgebrochene Pest beginnt ihn zu interessieren:

"Die Leute reden von einer Seuche. Stimmt das, Herr Doktor?"

"Die Leute reden immer. Das ist so ihre Art", antwortete Rieux.

"Da haben Sie recht. Und wenn wir ein Dutzend Tote haben, wird das als das Weltende betrachtet. Nein, das ist nicht, was wir brauchen." (…)

"Was brauchen wir denn?", fragt der Arzt und lächelte zurück.

Da umklammerte Cottard auf einmal den Wagenschlag, und er schrie mit tränenerstickter, wuterfüllter Stimm: "Ein Erdbeben. Ein richtiges!"

Die Pest
Die Pest


Mit dem Fortschreiten der Pestepidemie blüht er auf, wird freundlich und sucht Kontakte. Alle sitzen in einem Boot. Er glaubt, da er bereits mit seiner psychischen Krankheit hinreichend belastet ist, könne ihn die Pest nicht ereilen, da man Krankheiten nicht anhäufen könne. "Alles in allem bekommt die Pest ihm gut. Aus einem Menschen, der wider willen einsam war, macht sie einen Spießgesellen. Denn er ist offensichtlich ein Spießgeselle, und zwar ein Spießgeselle, der sich ergötzt."

Mit dem Abklingen der Pestepidemie holen Niedergeschlagenheit und schlechte Laune Cottard wieder ein. Er kehrt zurück in seine Einsamkeit, seine Isolation, bricht seine sozialen Kontakte ab. Als die Quarantäne aufgehoben wird und die befreiten Menschen auf den Straßen feiern, verschanzt er sich in seinem Zimmer und schießt aus dem Fenster auf alles, was sich bewegt, wird, als die von ihm erhoffte Apokalypse nicht eingetreten ist, zum Amoktäter. Er besaß, so beendet Camus Cottards Charakterisierung, "ein unwissendes, das heißt einsames Herz".

Cottard: Rentner, der einen Selbstmordversuch begeht und aufgehört hat, am Leben teilzunehmen. Als Verurteilter und Schmuggler profitiert er von der Pest, die ihn auch zurück ins Leben und die Gesellschaft bringt.

Weblink:

 Die Pest
Die Pest
von Albert Camus

»Die Welt als Wille und Vorstellung« von Arthur Schopenhauer

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung


»Die Welt als Wille und Vorstellung«, so lautet eine Schrift - ein schrecklich-schönes - oder wie Nietzsche sagt: entsetzlich großartiges Buch - von Arthur Schopenhauer zur geistigen Erhellung, welches 1819 erschienen ist.

In seinem Hauptwerk präsentiert seine Ansicht, in der er die Korrektur eines uralten und ausnahmslosen Grundirrtums der Philosophie sah. Er verkündete: Das Ursprüngliche ist der Wille, der Intellekt dagegen etwas Sekudnäres, ein Werkzeug dee Willens, das allerdings im Menschen als erkenennden des Bewußtseindas behrende überlagert und in günstigen Fällen zur Ablösung des erkennenden vom begehrenden Bewußtsein führen kann.

Dann wird das Subjekt zum »reinen Subjekt der Erkenntnis«, zum »klaren Spiegel der Welt«, zum »Weltauge«. Dieser günstigste Fall tritt ein beim Genie - der Kunst, der Philosophie, der Religion.

Weder politiische, noch technische, noch sonstige Fortschritte können die Welt verbessern. Besser werden könnte sie nur durch eine Zunahme genialer Menschen. Doch die werden immer die Ausnahme bleiben uner all den gewohnlichen Menschen, dieser »Fabrikware der Natur«.

Das formierende Prinzip aller Erscheinung heißt bei Schopenhauer bekanntlich "Wille", wobei die Begriffswahl vielleicht etwas unglücklich war. Mit Bewusstheit, wie etwa bei Kant, hat der Wille als blindes Prinzip bei Schopenhauer nichts zu tun.

Tatsächlich kann man, so wenig originell diese Lesart auch sein mag, die Schopenhauersche Philosophie, deren Epistemologie ja ihrem Selbstverständnis nach weitgehend Kantischen Ansätzen verpflichtet ist, als Destruktion der Kantischen Moralphilosophie, als Destruktion des Kantischen Moralsubjekts lesen.

Nun sind bei Kant theoretisches und praktisches Subjekt aber letztlich identisch, jenes "Ich denke", welches alle meine Vorstellungen muss begleiten können, markiert eben jenes Subjekt, welches zugleich zur Selbstgesetzgebung in der Lage sei.

Genau diese Einheit bricht Schopenhauer auf. Erst in der Erkenntnis der Nichtigkeit dieser Einheit stellt sie sich, sozusagen ironisch gebrochen, bei Schopenhauer wieder her. Dass Schopenhauer dem moralischen Grundsatz - Verletze niemanden, sondern hilf vielmehr, wo du kannst - dann ganz konsequent eine zwar nicht grund-, aber begründungslose Geltung verschafft, halte ich für eine der großartigsten Passagen in seinem Werk.

In seinem Lebenswerk »Die Welt als Wille und Vorstellung« wird als Ursprung allen menschlichen Seins der im Körper ruhende Wille genannt. Er folgt dem Wollen - Verstand und Vernunft verfügen über rein dienende Funktion. Schopenhauers Ausführungen über die Freiheit unserer Willensentscheidungen heben auf die Kausalität ab, d.h. das Verhalten oder Handeln folgt einer vorgelagerten Wahrnehmung.

Literatur:

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung
von Arthur Schopenhauer

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Aufklärung einmal anders betrachtet



Michael Mierschs Foto.

Diese Art von Aufklärung ist wirklich alternativlos!
 
Es fehlt im Grunde noch die Aufklärung von 
 
Descartes, Diderot, Hegel, Schopenhauer und Nietzsche.
 
Was die wohl über die heutige Aufklärung in Syrien gesagt hätten? 
 
 
Unbestätigen Meldungen zufolge sollem syrische Aufkklärungsflugzeuge
 
jetzt Werke der Aufklärung über dem Berliner Reichstag abgeworfen haben.
 
 

Samstag, 28. November 2015

Qualifizierte Arbeit ist häufig verbunden mit unglücklichem Bewusstsein

Erst die Umkehrung des berühmten Satzes von Gottfried Benn »Dumm sein und Arbeit haben: das ist das Glück. zeigt seinen vollen Inhalt: Intelligent sein und dennoch seine Arbeit verrichten - das ist unglückliches Bewußtsein in der modernisierten, aufklärungskranken Form.

Qualiifzierte Arbeit ist häufig verbunden mit unglücklichem Bewusstsein. Selbst diejenigen, die qualiifzierte Arbeit haben, sind häufig nicht glücklich mit ihrer Arbeit, denn viele Tätigkeit vermögen keinen Sinn mehr zu vermitteln.

Hervorgebracht wird dieses unglückliche Bewußtsein durch den Kapitalismus. Lange war es dabei egal, ob jemand unzufrieden oder glücklich war als Mitarbeiter – egal. Soll er doch froh, sein, wenn er einen Job hat. Doch so langsam schert die Frage die Unternehmen wieder.

Zumindest die, die schon heute Schwierigkeiten bei der Personal-Rekrutierung haben und erst recht die, die bereits Aufträge ablehnen oder Vertragsstrafen für zu spät erfüllte Verträge zahlen müssen.

Dienstag, 24. November 2015

Attentate von Paris als "emanzipatorische Katastrophe"?

Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
Weltrisikogesellschaft:
Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit


Sind die Attentate von Paris eine "emanzipatorische Katastrophe" wie sie der kürzlich verstorbene Soziologe Ulrich Beck formuliert hat? Er meinte damit, daß schockartige Ereignisse einen positiven Wandel der Gesellschaft bewirken können. Die Katastrophe von Paris ist eine Möglichkeit, aus den Versäumnissen die richtigen Lehren zu ziehen.

Katastrophen wirken oft als heilsamer Schock. Sie sind dann vermeidbar, wenn sie antizipiert werden können. Das hängt von dem Willen und der Lernfähigkeit der politischen Klasse ab. Einen positiven Wandel zum Besseren aus der Katastrophe in Frankreich abzuleiten, erscheint vermessen. Es gibt keine berechtigte Hoffnung auf einen positiven Wandel, solange es keinen Furor der Empörten gibt.

Eine Radikalisierung findet immer dann statt, wenn andere Erklärungsmuster fehlen, wenn eine Metatebene zur Verständigung und Ausgleich fehlt, wenn keine Ansprechpartner vorhanden sind und kein offenes Ohr für Probleme da ist.

Frankreich hat das republikanische Versprechen nach Brüderlichkeit nicht eingelöst. Die Folgen dieses Versäumnisses sind nun sichtbar geworden. Deren Nichteinlösung hat zur gesellschaftlichen Tristesse in der Ausländerpolitik geführt. Die Ausgrenzung von Muslimen hat zu deren Radikalisierung geführt. Die Radikalisierung wird in Kauf genommen, solange sie nicht zu Gewalt führt.

Die Regierung kann zwar die Terrorangst nutzen, um ungehemmt Sicherheitsgesetze und Überwachungsinstrumente auf den Weg zu bringen, eine Sicherheitsgarantie gegen Attentate kann sie jedoch nicht geben. Die Lage bleibt angespannt.

Die Attentate von Paris sind das Fanal einer gescheiteren Gesellschafts- und Integrationspolitik - einer integrativen Katatastrophe. Was hier letzlich hilft, ist nur eine Änderung der Politik in Richtung einer stärkeren Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Glaubensrichtungen.

Literatur:

Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
von Ulrich Beck


Samstag, 21. November 2015

Arbeit ist unglückliches Bewußtsein

Gottfried Benn


Gottfried Benn war ein Zyniker, der pathologische Befunde ablieferte. Der Schriftsteller und Pathologe hat wohl die Jahrhundert-Formel des Zynismus gegeben:
»Dumm sein und Arbeit haben: das ist das Glück.

Ein Satz wie eine Welterhellung! Die Umkehrung des Satzes zeigt erst seinen vollen Inhalt: Intelligent sein und dennoch seine Arbeit verrichten - das ist unglückliches Bewußtsein in der modernisierten, aufklärungskranken Form.

Die Arbeit ist von Ideologen, Phraseologen und sonstigen Hohlfiguren aus dem bürgerlichen Hohlfiguen-Kabinett längst zum Fetisch statt zu einem zu erreichenden Wert erhoben worden.

Arbeit unterliegt der Fetischisierung, sie ist zum bloßen Fetsih geworden. Ist es nicht zynisch, wenn ein Mensch intelligent ist und trotzdem sein Arbeit verrichtet?

Wenn die Arbeitslosen, die zu 99 Prozent unschuldig daran sind, daß sie keine Arbeit haben, sich gefallen lassen müssen, als Faulenzer beschimpft zu werden, wäre eine Kampagne vonnöten, die das Arbeit-Haben nicht als höchste Bestimmung des Menschen ansieht, die die Fetischisierung der Arbeit der Lächerlichkeit preisgibt.

Weblink:

Gottfried Benn-Zitate - www.die-zitate.de

Mittwoch, 18. November 2015

»Mythen des Alltags« von Roland Barthes

Mythen des Alltags 
Mythen des Alltags


Mit seinem Werk »Mythen des Alltags« wurde Roland Barthes Mitte der 50er Jahre berühmt. Es besteht aus über 50 Essays, die Roland Barthes in den Jahren zwischen 1954 und 1956 veröffentlichte.

Das Werk hat eine essayistische Form, die es dem Leser auf den ersten Blick nur schwer gestatten, einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Beiträgen zu erkennen. Er untersuchte moderne Phänomene und begründete daraus seine »Mythen des Alltags«. Mit seinem Werk »Mythen des Alltags« wurde Roland Barthes Mitte der 50er Jahre berühmt.

Was hat Catchen mit Striptease zu tun? Und wo liegt bietteschön die thematische Verbindung zwischen der Tour de France und dem neuen Citroen? Und was ist überhaupt dieser 'Mythos', der das Verbindungsglied zwischen diesen so unterschiedlichen Themen darstellen soll? In "Mythen des Alltags" finden sich im ersten Teil die über 50 Essays zu den genannten Themen und im zweiten Teil theoretische Darlegungen zum Mythos.

Für Barthes ist der Mythos eine Art "System der Kommunikation" (259). Dabei handele es sich jedoch um eine Kommunikation, die im Dienste einer bestimmten Ideologie stehe, die bestimmte Dinge verberge oder gar deformiere, um gewisse Gesellschaftskonstrukte als natürliche Gesellschaftsphänomene darzustellen. Als Beispiel erwähnt Barthes ein Plakat, welches einen schwarzen Mann in französischer Uniform zeigt, welcher lachend die französische Flagge grüßt (vgl. 260f.). Hier werde die Ära des französischen Imperialismus ihrer geschichtlichen Entwicklung beraubt und als natürliches schon immer dagewesenes Phänomen konstruiert: "Hier sind wir beim eigentlichen Prinzip des Mythos: Er verwandelt Geschichte in Natur" (278).

Aus damaliger Sicht sicher die außergewöhnlichen Themen und Gegenstände von Barthes' Analysen. Da wird zum Beispiel die Welt des Catchens genauer unter die Lupe genommen, Wein und Milch miteinander verglichen, die Eigenart eines Beefsteaks oder von Pommes Frites herausgeschält und das Gesicht von Greta Garbo genauer betrachtet.

Weil in der akademischen Welt des letzten Jahrhundert schon allein die Titel von Barthes' Essays für Aufsehen sorgten, führe ich noch einige der 53 intellektuellen Leckerbissen auf. Es sind dies: Die Kreuzfahrt des Blauen Blutes, Marsmenschen, Ehegeschichten, Romane und Kinder, Wie Paris nicht unterging, Bichon bei den Negern, Einsteins Gehirn, Die Tour de France als Epos, Striptease, Astrologie, Plastik, der neue Citroën.

Roland Barthes schrieb nicht um des Schreibens willen, sondern verfolgte das Ziel einer Ideologiekritik die sich auf die Sprache der Massenkultur richtet. Zudem wollte er diese Sprache semiologisch demontieren. Dass jede Betrachtung auch ein Kind seiner Zeit ist, war Roland Barthes natürlich bewusst.

Weblink:

Mythen des Alltags
Mythen des Alltags
von Roland Barthes

Donnerstag, 12. November 2015

Roland Barthes 100. Geburtstag

Roland Barthes


Roland Barthes vor 100 Jahren am 12. November 1915 in Cherbourg geboren. Roland Barthes war ein französischer Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker des 20. Jahrhunderts. Er war einer der vielseitigsten und markantesten Denker des 20. Jahrhunderts. Als Schriftsteller und Semiotiker macht er sich ebenso einen Namen wie als Mythenforscher, Theoretiker und Literaturkritiker.

Barthes war ein großer Denker ohne eigenes Denkgebäude und ein großer Strukturralist .Er gilt als einer der markantesten Wissenschaftler im Bereich der strukturalistischen Semiotik bzw. Semiologie. Barthes verwendete die Methoden des Strukturalismus und der Dekonstruktion, aber auch der Psychoanalyse, um moderne gesellschaftliche Phänomene wie Texte, Filme, Fotografie, Mode, Werbung oder die Liebe zu untersuchen.

Er studierte klassische Literatur an der Sorbonne und war danach als Lehrer, Bibliothekar und Lektor in Ungarn, Rumänien und Ägypten tätig. Ab 1960 unterrichtete er an der »École Pratique des Hautes Études« in Paris. 1976 wurde er auf Vorschlag Michel Foucaults ans »Collège de France«auf den eigens geschaffenen Lehrstuhl »für literarische Zeichensysteme« berufen.

Barthes war ein Pariser Intellektueller, der von sich selbst sagte, er habe sich sein Leben lang nur für eine einzige Sache engagiert: die Sprache. Allein in der Literatur sei Widerstand möglich, nur sie sei in der Lage, Ritzen in der Mauer zu öffnen, durch die der "Atem der Sprache" dringen könne.

Indem er die Methoden des Strukturalismus radikalisierte, wurde er zu einem der Begründer des Poststrukturalismus. Als Kritiker zu aktuellen und im Wesentlichen literarischen Ereignissen (vgl. z. B. Racine) löste er oft scharfe Auseinandersetzungen aus.

In den »Essais critiques« beschäftigt sich Barthes mit dem avantgardistischen Theater. Prägend für ihn waren unter anderem Brecht, Gide, Marx, de Saussure sowie Jacques Lacans. Zudem war Barthes ein musikbegeisterter Mensch, vor allem als Pianist und Komponist.

Sein erfolgreichstes Buch »Fragmente einer Sprache der Liebe« ist ein amouröser Parcours durch die Weltliteratur, eine Diskursanalyse der Liebe, die auch heute noch überzeugt - und vor allem: fasziniert.

Obwohl seine Werke unter anderem stark durch die Lektüre Nietzsches geprägt sind und Barthes sich der abendländischen Philosophie verpflichtet fühlt, zog er sich das für einen Philosophen tödliche Urteil eines bemerkenswerten Schriftstellers zu. Da er nicht weiter beachtet wurde, fanden seine Werke nicht einmal in Fachbibliotheken einen Stammplatz.

Roland Barthes starb am 26. März 1980 in Paris an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Weblink:

Mythen des Alltags
Mythen des Alltags
von Roland Barthes

Samstag, 7. November 2015

Über den Sinn von Arbeit

Viele Menschen gehen in ihrer Arbeit auf, wie man so schön sagt. Aber überbewerten wir nicht die Arbeit damit? Ist man denn nur Mensch und erfährt sich selbst, wenn man arbeitet?

Nie hatten so viele Menschen Arbeit wie jetzt, doch die Arbeit an sich stellt keinen Wert dar, denn es geht eigentlich um die Zufriedenhaeit der Arbeit, die dem Menschen einen Sinn gibt. Wir leben, um zu arbeiten, aber macht die Arbeit auch Sinn?

Beruf und Berufung, das hatte ja in meinem Beruf sehr viel miteinander zu tun. Man kann sich allerdings nicht vorstellen, einen Beruf des Gehalts wegen auszuüben.

Auch scheint es insgesamt so zu sein, als würde der Gesellschaft der Sinn für Arbeit und auch der Sinn für sinnvolle Arbeit allmählich ausgehen. Sinnvolle Arbeit scheint in der Arbeitswelt von heute kein sonderlich gefragte Kategorie mehr zu sein.

Dies mag auch folgende Tatsache belegen:
Noch nie hatten so viele Menschen Arbeit wie jetzt, aber noch nie konnten so viele Menschen nicht von ihrer Arbeit leben.

Albert Camus sah sich als Künstlerphilosoph

Albert Camus

Albert Camus sah sich als ein Künstlerphilosoph. Er war ein freier Denker im Gegensatz zum universitären Gelehrten.

Der Grad, in dem die Prägung des Denkens durch das Leben, bzw. des Lebens durch das Denken, sichtbar wird, ist bei Camus außergewöhnlich hoch . Denn diese Tatsache begründet seine Stärke wie auch seine Schwäche. Als Journalist, Dramatiker, Schauspieler und Autor vermochte es Camus wie kaum ein Zweiter, den Geist seiner Umgebung einzufangen und ihn als Philosoph in Begriffe zu fassen. Die Übereinstimmung, die sein Werk dadurch, nicht nur mit einem allgemein verbreiteten Empfinden, sondern auch mit seinem eigenen politischen Handeln erlangte, verhalf ihm zu seiner Größe und lässt ihn heute noch über all die reinen Theoretiker triumphieren.

Doch zugleich bedeutete es eine geradezu sklavische Bindung der Vernunft an das Gefühl – ein Problem, das Camus zugleich auch als Mittelpunkt seiner gesamten Philosophie zum Ideal hochstilisiert. Seine Philosophie wird zum direkten Ausdruck einer bestimmten Stimmung in einem bestimmten Teil der Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit – ein Phänomen, dem zwar bis zu einem gewissen Grad alle Menschen unterliegen, das sich im Schriftsteller Camus aber besonders stark ausdrückt. An die Stelle philosophischer Beweise treten bei ihm wohlklingende aber unbegründete Behauptungen. Statt der analytischen Schärfe eines Philosophen findet sich bei ihm der Wortschwall eines Schriftstellers.

Weblinks:

Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at

Albert Camus-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte von Albert Camus

Sonntag, 1. November 2015

Der Tod gehört zum Leben

"Wer den Tod verneint, verneint auch das wirkliche Leben. Eine Zivilisation, die den Tod verneint, muss absinken in absolute Oberflächlichkeit." Eckhart Tolle

Samstag, 31. Oktober 2015

Die Hermeneutik ist die Lehre vom Verstehen



Verstehen ist eine Kunst und eine Wissenschaft für sich. Damit sich das auch so anhört, dachten sich die Gelehrten einen schicken Namen aus: Hermeneutik. Der Name leitet sich von einem flinken Griechen ab: Hermes. In der Philosophie bedeutet die Hermeneutik das Verstehen von Sinnzusammenhängen in menschlichen Lebensäußerungen aller Art. Die Hermeneutik ist die Lehre vom Verstehen mit einer eigenen Entwicklungsgesschichte.

Die Hermeneutik ist eine traditionsreiche Theorie über die Interpretation von Texten und über das Verstehen. Beim Verstehen verwendet der Mensch Symbole. Er ist in eine Welt von Zeichen und in eine Gemeinschaft eingebunden, die eine gemeinsame Sprache benutzt. Nicht nur in Texte, sondern in alle menschlichen Schöpfungen ist Sinn eingegangen, den herauszulesen eine hermeneutische Aufgabe ist.



In der Antike und im Mittelalter diente die Hermeneutik als Wissenschaft und Kunst der Auslegung (Exegese) grundlegender Texte, besonders der Bibel und Gesetze. In der Neuzeit weitete sich ihr Anwendungsbereich aus. Sie entwickelte sich zu einer allgemeinen Lehre von den Voraussetzungen und Methoden sachgerechter Interpretation und zu einer Philosophie des Verstehens

Mit der von Immanuel Kant entscheidend beförderten Einsicht in die Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit stellte sich für die Hermeneutik seit dem 19. Jahrhundert unter anderem das Problem der geschichtlichen Gebundenheit menschlichen Denkens und Verstehens. Als einflussreichster Vertreter der philosophischen Hermeneutik im 20. Jahrhundert wendete Hans-Georg Gadamer diese Beschränkung ins Positive und stellte das Verstehen in den Zusammenhang eines prinzipiell nicht zu beendenden Gesprächs über die Deutung wichtiger Zeugnisse der geschichtlichen und kulturellen Überlieferung.

Macht Arbeit noch Sinn?

Zu den vielen Sinnfragen der Philosophie und auch des Lebens gehört die Frage nach dem Lebenssinn in der Arbeit. Vielen berufstätigen Menschen stellt sich dabei die Frage: »Macht Arbeit noch Sinn?«

Kann man sich nur über die Arbeit definieren? Ich arbeite, also bin ich dementsprechend.

Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sucht, gibt sich damit bereits als Sklave unseres Zeitalters zu erkennen. Gefordert ist vielmehr ein radikaler Bruch mit der herrschenden Leistungslogik.

Dazu gibt es mehrere Ansätze und Haltungen wie z.B. Eskapismus. Für Byung-Chul Han liegt er in einer Besinnung auf die göttliche Zeit des Feierns und des Spielens.

Mehr zum aktuellen Heft:

Macht meine Arbeit noch Sinn? - philomag magazin - philomag.de

Samstag, 24. Oktober 2015

Was ist eigentlich Hermeneutik?



Philosophen hsben immer viel zu erklären und müssen daher viel verstehen. Kein Wunder also, das sich das Verstehen zu einer eigenen Lehre herausgebildet hat. Diese Lehre heisst Hermeneutik - benannt nach einem flinken griechischen Götterboten namens Hermes.

Verstehen ist eine Kunst! Und eine Wissenschaft für sich. Damit sich das auch so anhört, dachten sich die Gelehrten einen schicken Namen aus: Hermeneutik.Der Name leitet sich von einem ganz besonders flinken Griechen ab: Hermes. Im Gegensatz zu heute hat der aber keine Pakete ausgeliefert, sondern göttliche Nachrichten überbracht.

Und weil die Götter immer nur unverständliche Fachchinesisch – oder besser Fachgriechisch – von sich gaben, war es nicht nur Hermes Aufgabe, diese Botschaften zu überbringen, sondern sie auch zu deuten. In der Philosophie bedeutet die Hermeneutik das Verstehen von Sinnzusammenhängen in menschlichen Lebensäußerungen aller Art. Sie hilft, die Fehler der Kommunikation aufzuzeigen und wenn möglich zu umschiffen.Denn wir meinen ja nicht immer, was wir sagen!

Diese psychologische Ebene wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Deutschen Wilhelm Dilthey noch verfeinert. Für besonders wichtig hielt er die Situationen und Einflüsse, die unseren Verfasser geprägt haben. Denn es ist ein Unterschied ob ein Tourist, der auf der Suche nach der nächsten Frittenbude ist, sagt: "Ich bin am verhungern" oder ein afrikanisches Kind aus der Sahel Zone! Allerdings kann das dazu führen dass wir plötzlich glauben, den Autor besser verstehen zu können, als er sich selbst.

Und das führt bei Hans-Georg Gadamer dazu, dass er die Lehre quasi umdrehte. Hermeneutik ist für Gadamer mehr Geschehen als Verstehen. Sie ist die besondere Art und Weise, in der Überlieferungen, Traditionen und Werte erhalten und weiterentwickelt werden. Durch das Lesen und Auslegen von überlieferten Texten, vor allem auch durch ihre Neuinterpretation, können wir wertvolle Erkenntnisse für die Gegenwart gewinnen.

Samstag, 17. Oktober 2015

Weisheit und Wahn – Friedrich Nietzsches Schicksalsjahr 1888

Weisheit und Wahn – Friedrich Nietzsches Schicksalsjahr 1888 Prägt die Krankheitsgeschichte eines Künstlers sein Werk? Verschränkten sich bei Friedrich Nietzsche Weisheit und Wahn? Noch immer ist umstritten, wie und wann Nietzsches finale Hirnerkrankung begann. Hat sie seine letzten Werke von 1888 beeinflusst, deformiert? Ist in ihnen die Krankheit schon manifestiert, ablesbar?

Samstag, 10. Oktober 2015

Susan Neiman tritt für das "Prinzip Hoffnung" ein



Die amerikanische Moralphilosophin Susan Neiman tritt für eine neue Sicht auf die "Aufklärung" ein - und damit für einen Begriff von Vernunft, der auch die Hoffnung einschließt. Susan Neiman tritt für das "Prinzip Hoffnung" ein.

Das Scheitern des Kommunismus hat die Linke so gelähmt, dass sie meint, allen Idealen abschwören zu müssen und nicht mehr im Namen moralischer Werte, wie etwa der Gerechtigkeit, agieren zu können.
Diese politische Gegenwartsdiagnose nimmt Neiman zum Anlass, das Verhältnis von Moral und Politik auf einer philosophischen Ebene zu ergründen.

"Hoffnung zeigt uns wie die Welt sein sollte und eröffnet die Chance, diesem Ideal näher zu kommen. Das ist eine Möglichkeit, eine Haltung zu entwickeln, die weg vom Zynismus und hin zur Hoffnung führt - und eben zu einem reifen Idealismus."

In Amerika war der Moralbegriff sehr eng mit George W. Bush verbunden, erklärt Susan Neiman. Mit Barack Obama ist jedoch eine Wende angebrochen ist - auch wenn bisher die Linke über das Stadium des Materialismus noch nicht hinausgekommen ist.

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral", heißt es in Brechts sarkastisch-materialistischer Weltformel. Doch Susan Neiman hält dagegen. Sie zeigt, dass der Mensch ohne Moral geistig wie seelisch verhungert. Wer es aufgibt, über Moral nachzusinnen, gibt sich viel zu früh zufrieden. Und: Aufgeklärte Ehrfurcht nährt sich nicht aus Angst, sondern aus Bewunderung, Bescheidenheit und Dankbarkeit für das Sein selbst.

Samstag, 3. Oktober 2015

Die Menschheit hat also das Denken gänzlich verlernt

Der aktuelle Verstand wird von der Vernunft regiert, die einmal aufgestellten Regeln strikt zu befolgt, ohne jemals geprüft zu haben ob, die Regeln der tatsächlich vorherrschenden Realität entsprechen.

So erschuf sich die Menschheit vor langer Zeit eine Daseinsbeschreibung, die jeder Natürlichkeit entbehrt und trotzdem kann der Fehler vom Verstand, der auf der Vernunft beruht, nicht ausgemacht werden.

Die Menschheit hat also das Denken gänzlich verlernt und agiert lediglich nur innerhalb irgendwelcher aufgestellten Regeln, von denen kein Mensch mehr weiss, warum sie eigentlichen gelten.

Weblink:
Vernunft ist selbstgesteuertes Denken - Politikprofiler-Blogspot - politikprofiler.blogspot.com

Sonntag, 27. September 2015

"Wozu Moral?"



Veränderung, Beschleunigung und Globalisierung sind die Herausforderungen unserer Zeit. Bieten unsere bisherigen Moralvorstellungen noch die richtigen Antworten dafür? Gibt es Werte, die vielfach in Misskredit geraten sind oder im Alltag einfach nicht mehr zu gelten scheinen?

Die Frage der Moralphilosophie "Wozu Moral?" konzentriert sich auf die Frage der Ethik. Wer entscheidet, was richtig und was falsch ist? Was macht uns heute, Jahrzehnte nach dem Faschismus immer noch zu autoritätsgläubigen Menschen? Brauchen wir eine neue Moral für eine bessere soziale Interaktion?

Samstag, 19. September 2015

Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip


Der Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip, welches auf dem Nützlichkeitsprinzip basiert. Letzteres besagt, dass eine Handlung im ethischen Sinne korrekt ist, sofern sie das Wohlergehen der von der Handlung Betroffenen sichert. Damit ist der Utilitarismus eine Ausprägung der teleologischen Ethik.

Bei der teleologischen oder auch konsequentialistischen Ethik liegt der Maßstab zur Bestimmung richtiger oder falscher Handlungen in der Konsequenz, die diesen Handlungen folgt. Damit steht sie der deontologischen Ethik gegenüber, die vor allem durch Immanuel Kants „guten Willen“ und „kategorischen Imperativ“ geprägt wurde.

Bei der deontologischen Ethik ist der Maßstab zur Bestimmung guter und schlechter Handlungen die Absicht und die Befolgung einer verpflichtenden Regel. Eine Handlung ist demnach ethisch vertretbar, sofern der Wille dahinter gut war und einer Handlungsmaxime folgte – ungeachtet der Konsequenzen.


Der einzig und allein gerechte und einzig und allein zu rechtfer-tigende Endzweck des Staates ist das größte Glück der größten Zahl.

Jeremy Bentham (1748-1832), englischer Jurist, Philosoph und Sozialreformer


Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: „Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.“

Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift „Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung“ (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

John Stuart Mill

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbesondere daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill greift seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern, daß die Taten der Menschen gut in einem sittlichen Sinne sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Samstag, 5. September 2015

Das ethische Konzept des Utilitarismus

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d. h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.


Der Utilitarismus fordert das Glück der größten Zahl.

Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: »Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.« Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.


Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln
für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.

Seit seiner Entstehung im späten 18. Jahrhundert hat der Utilitarismus eine starke Ausdifferenzierung erfahren. Insbesondere im anglo-amerikanischen Raum haben sich zahlreiche Spielarten des Utilitarismus entwickelt. So sollte man heute nicht mehr von dem Utilitarismus als homogene Theorie sprechen, sondern eher vom „Utilitarismus“ als Überbegriff eines ganzen Bündels unterschiedlicher Theorieansätze. Dennoch lassen sich einige Prinzipien festhalten, die allen utilitaristischen Ansätzen gemein sind.

Jeremy Bentham

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift »Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung« (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbes. daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill griff seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.


Das Prinzip des größten Glücks der größten Zahl beinhaltet die Forderung nach Gleichberechtigung, verstanden als gleiche Berücksichtigung des Glücks bei der Bewertung der Handlungsfolgen.


Die goldene Regel dabei lautet: Der Utilitarismus muss zwischen eigenem und dem Glück anderer entscheiden. Das Glück des Einzelnen muss aber weitgehend mit dem Interesse der Gemeinschaft einher gehen. Behandle dabei andere so, wie du selbst behandelt werden willst.

Die richtige Bestimmung des größten Glücks setzt die Freiheit der Meinungsäußerung (Pressefreiheit, Freiheit der Wissenschaft etc.) voraus.

Diese freiheitliche Version des Utilitarismus findet sich auch in der politischen Philosophie Bertrand Russells (1872–1970) wieder.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern daß die Taten gut sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe