Zunächst begegnet dem Berichterstatter aus Camus’ Roman die Figur des Cottard als ein depressiver Rentner, der gerade versucht hat, sich aufzuhängen, ein zurückgezogener, offenbar misanthropischer Einzelgänger und Sonderling. Die ausgebrochene Pest beginnt ihn zu interessieren:
"Die Leute reden von einer Seuche. Stimmt das, Herr Doktor?"
"Die Leute reden immer. Das ist so ihre Art", antwortete Rieux.
"Da haben Sie recht. Und wenn wir ein Dutzend Tote haben, wird das als das Weltende betrachtet. Nein, das ist nicht, was wir brauchen." (…)
"Was brauchen wir denn?", fragt der Arzt und lächelte zurück.
Da umklammerte Cottard auf einmal den Wagenschlag, und er schrie mit tränenerstickter, wuterfüllter Stimm: "Ein Erdbeben. Ein richtiges!"
Die Pest
Mit dem Fortschreiten der Pestepidemie blüht er auf, wird freundlich und sucht Kontakte. Alle sitzen in einem Boot. Er glaubt, da er bereits mit seiner psychischen Krankheit hinreichend belastet ist, könne ihn die Pest nicht ereilen, da man Krankheiten nicht anhäufen könne. "Alles in allem bekommt die Pest ihm gut. Aus einem Menschen, der wider willen einsam war, macht sie einen Spießgesellen. Denn er ist offensichtlich ein Spießgeselle, und zwar ein Spießgeselle, der sich ergötzt."
Mit dem Abklingen der Pestepidemie holen Niedergeschlagenheit und schlechte Laune Cottard wieder ein. Er kehrt zurück in seine Einsamkeit, seine Isolation, bricht seine sozialen Kontakte ab. Als die Quarantäne aufgehoben wird und die befreiten Menschen auf den Straßen feiern, verschanzt er sich in seinem Zimmer und schießt aus dem Fenster auf alles, was sich bewegt, wird, als die von ihm erhoffte Apokalypse nicht eingetreten ist, zum Amoktäter. Er besaß, so beendet Camus Cottards Charakterisierung, "ein unwissendes, das heißt einsames Herz".
Cottard: Rentner, der einen Selbstmordversuch begeht und aufgehört hat, am Leben teilzunehmen. Als Verurteilter und Schmuggler profitiert er von der Pest, die ihn auch zurück ins Leben und die Gesellschaft bringt.
Weblink:
Die Pest von Albert Camus
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen