Montag, 29. August 2022

John Locke Vater des Liberalismus

John Locke


John Locke gilt allgemein als Vater des Liberalismus. Locke forderte in seinen politischen Schriften Gewaltenteilung, persönliche Freiheit, Gleichberechtigung und Recht auf Eigentum.

In seinem Werk »Two Treatises of Government« argumentiert Locke, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung der Regierten besitzt und die Naturrechte Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, haben die Untertanen ein Recht auf Widerstand gegen die Regierenden.

John Locke wurde am 29. August 1632 in Wrington bei Bristol geboren. John Locke war ein englischer Arzt sowie einflussreicher Philosoph und Vordenker der Aufklärung.

John Locke

Nach einem Studium von Naturwissenschaft, Medizin und Staatslehre lernte er Lord Shaftesbury kennen. Als dieser Lordkanzler wurde, erhielt Locke ein Staatsamt, das er beim Sturz des Lords wieder verlor. Nach vier Jahren in Südfrankreich wurde Locke erneut für kurze Dauer in den Staatsdienst berufen.

Seine politische Philosophie beeinflusste die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, die Verfassung der Vereinigten Staaten, die Verfassung des revolutionären Frankreichs und über diesen Weg die meisten Verfassungen liberaler Staaten maßgeblich.

Er bildete zusammen mit Isaac Newton und David Hume die Hauptvertreter des britischen Empirismus. Des Weiteren ist er neben Thomas Hobbes (1588–1679) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) einer der bedeutendsten Vertragstheoretiker im frühen Zeitalter der Aufklärung.

In seinem Hauptwerk »Ein Versuch über den menschlichen Verstand« ging Locke davon aus, dass sich Erkenntnis nur durch Erfahrung gewinnen lässt und wurde so zum Begründer des englischen Empirismus. Locke widersprach Descartes' Lehre von der Existenz angeborener Ideen.

John Locke starb am 28. Oktober 1704 in Oates, Epping Forest, Essex.

Freitag, 19. August 2022

Blaise Pascal 360. Todestag

Blaise Pascal


Blaise Pascal starb vor 360 Jahren am 19. August 1662 im Alter von 39 Jahren in Paris. Blaise Pascal war ein französischer Philosoph, Physiker und Mathematiker des 17. Jahrhunderts und einer der bedeutendesten Denker seiner Zeit.

Er war der bedeutendste Mathematiker seiner Zeit, zugleich ein philosophischer Prosaist von Rang und ein tief religiöser Mensch.

Blaise Pascal

Als Wissenschaftler machte Pascal zahlreiche Entdeckungen: Er entwickelte 1642 die erste Rechenmaschine, entdeckte 1647 das Gesetz der kommunizierenden Röhren und arbeitete u.a. über die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Bis heute gilt Pascal als wortgewaltiger Apologet des Christentums und Verfechter einer tiefen christlichen Ethik. Kritiker des Christentums wie der Abbé Meslier oder Voltaire haben ihn daher früh als hochrangigen Gegner attackiert.

Acht Jahre nach seinem Tod erschienen Pascals Aufzeichnungen erstmals in einer Buchausgabe. Sie wurden erstmals 1670 unter dem Titel »Pensées sur la religion et autres sujets« von Freunden Pascals auszugsweise und unter Herstellung einer vermeintlich sinnvollen Ordnung veröffentlicht.

Blaise Pascal wurde am 19. Juni 1623 als Sohn eines Vorsitzenden Richters des Steuergerichts (Cour des Aides) der Auvergne in Clermont-Ferrand geboren.

Literatur:

Gedanken
Gedanken
von Blaise Pascal

Samstag, 13. August 2022

Mittelmeerisches Denken kündet vom Glück der Einfachheit


Albert Camus preist die vitale Natur, den Süden, die anarchische Freiheit des Einzelnen, den Lebensgenuss ohne höheren Sinn. Die Menschen geben sich den einfachen hedonistischen Genüssen hin. Er entwickelt ein "mittelmeerisches Denken", ein "solares" Prinzip, das in der Debatte um Nord- gegen Südeuropa wieder aktuell wird. Sein bestimmendes Prinzip ist das solare Denken.

Albert Camus war ein Mensch des Mittelmeeres - ein im Mittelmeerraum tief verwurzelter Mensch. Sein Werk ist nicht denkbar ohne das Klima und die Salzluft Nordafrikas und es ist umspült von dem Wasser des Mittelmeeres. Viele seiner Werke wurzeln im Mittelmeerraum. Seine Erzählung "Der Fremde", seine Essays "Der Mythos des Sisyphos" und "Der Mensch in der Revolte" sowie sein letzter autobiografischer Roman "Der erste Mensch" kreisen um das Mittelmeer.

Der berühmte Essay "Der Mensch in der Revolte" von Albert Camus endet mit einem Aufruf zum "mittelmeerischen Denken", das er im Gegensatz zur "deutschen Ideologie" begreift. Mittelmeerisches Denken kündet vom Glück der Einfachheit.

Samstag, 6. August 2022

Die grosse Sehnsucht nach dem Süden

Cinque Terre


Im Sommer gibt es eine unzähmbare Sehnsucht nach dem Süden. Sehnsuchtsort ist das Mittelmeer. Der Süden ist mehr als nur ein Reiseziel - er ist eine große Versprechung, denn er lockt mit Sonne, Strand und Dolce Vita: der Süden lässt den Besucher auf den Geschmack und in vielerlei Genüsse kommen, welche alle Sinne ansprechen und betören. Kein Wunder also, daß die Urlauber - von der Sehnsucht getrieben - sich im Sommer aufmachen und nach Süden in ihre Sehnsuchtsorte reisen. Schon Goethe fuhr los, um das Land der blühenden Zitronen zu genießen.

Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang Goethe reiste noch nach alter Sitte mit der Postkutsche an, um blühende Zitronen zu suchen, Heinrich Heine ließ als Reisezweck Vergnügen in seinen Pass eintragen, als er 1828 nach Italien fuhr. Jedes Jahr aufs Neue überkommt die Deutschen der Drang nach dem Mittelmeer vor allem dann, wenn der Sommer zu Hause auf sich warten lässt.

Wen die Sehnsucht nach dem Paradies packt und wer von ihr getrieben ist, für den ist die Zeit des Aufbruchs gekommen. Der Süden ist eine Gegend, die alle Sinne anspricht, daher das viele Reisen in diese Richtung. Das milde Licht, die wilden Strände, die üppige Natur und die duftenden Köstlichkeiten der mediterranen Küche entwickeln einen Sog, dem sich kaum jemand entziehen kann.

Philosophen und Wissenschaftler haben dieses Phänomen untersucht und sind sich einig: Das Paradies liegt im Süden. Jeder mag dort sein eigenes Paradies in seiner Vorstellung finden: Die einen glauben an die Kraft der Sonne, die einen besser macht, die anderen an die andere Lebensart - das ansteckende Laissez faire - der Südländer und ihre Gastfreundschaft. Einge finden dort tatsächlich ihre Paradies, die anderen einfach einen Ort zum Entspannen und Urlaub machen. Wer die Seele baumeln lassen möchte, ist im Süden genau richtig.

Über den Zusammenhang von Temperatur und Temperament, zwischen Kultur und Klima haben die Philosophen schon seit Jahrhunderten nachgedacht. Sie kamen dabei immer zu dem gleichen Ergebnis: Im Süden ist es schöner. Und weil es im Süden schöner ist, reisen Urlauber nur zu gerne hin.

Schon Friedrich Nietzsche fand heraus: "Das deutsche Klima allein ist ausreichend, um starke und selbst heroiich angelegte Eingeweide zu entmutigen." Denn das Tempo des Stoffwechsels stünde, so meinte er, "in einem genauen Verhältnis zur Beweglichkeit oder Lahmheit des Geistes." - Auch Montesquieu, der französische Staatstheoretiker, lag ganz auf Nietzsches Linie. Der Genießer ging davon aus, dass ein Wandel des Wetters verwandelte Menschen schafft: "In den heißen Ländern ist Hautgewebe lockerer, Nervenenden sind nach außen gewandt und der leisteste Regung winzigster Objekte ausgesetzt."

Deshalb herrscht dort die wahre Sinnlichkeit: "In den kalten Ländern wird die Genussfähigkeit für Vergnügungen gering sein. In den heißen Ländern wird sie äußerst groß sein. Man könnte das Klima, ebenso wie man es nach Breitengraden misst, gewissermaßen nach Graden der Genussfähigkeit messen." Montesquieu beschrieb also den besonderen Reiz der Sinnlichkeit im Süden. Wer will bei dieser Aussicht schon im Norden bleiben?

"Im Regen", schrieb der Nobelpreisträger Elias Canetti, "sehen die Menschen aus, als hätten sie viel vor. In der Sonne sehen die Menschen aus, als verdienten sie es zu leben."

Weblinks:

Sehnsucht nach dem Süden - www.focus.de

Literatur:

Der Süden - Geschichte einer Himmelsrichtung
Der Süden - Geschichte einer Himmelsrichtung
von Dieter Richter

Die grosse Sehnsucht nach dem Süden
Die grosse Sehnsucht nach dem Süden
von Joachim Weiser

Samstag, 30. Juli 2022

Geschichte Philosophie Jürgen Habermas

Auch eine Geschichte der Philosophie

Das neue Buch von Jürgen Habermas ist auch eine Geschichte der Philosophie. Das umfangreiche Kompendium in zwei Bänden gibt im Stil einer Genealogie darüber Auskunft, wie die heute dominanten Gestalten des westlichen nachmetaphysischen Denkens entstanden sind. Als Leitfaden dient ihm der Diskurs über Glauben und Wissen, der aus zwei starken achsenzeitlichen Traditionen im römischen Kaiserreich hervorgegangen ist.

Habermas zeichnet nach, wie sich die Philosophie sukzessive aus ihrer Symbiose mit der Religion gelöst und säkularisiert hat. In systematischer Perspektive arbeitet er die entscheidenden Konflikte, Lernprozesse und Zäsuren heraus sowie die sie begleitenden Transformationen in Wissenschaft, Recht, Politik und Gesellschaft.

Das neue Buch von Jürgen Habermas ist aber nicht nur eine Geschichte der Philosophie. Es ist auch eine Reflexion über die Aufgabe einer Philosophie, die an der vernünftigen Freiheit kommunikativ vergesellschafteter Subjekte festhält: Sie soll darüber aufklären, »was unsere wachsenden wissenschaftlichen Kenntnisse von der Welt für uns bedeuten – für uns als Menschen, als moderne Zeitgenossen und als individuelle Personen«.

Das Werk hat nicht den Anspruch, die Geschichte der Philosophie hinreichend zu behandeln. Man lasse sich vom Titel nicht täuschen: Trotz seiner 800 Seiten ist das Werk viel zu lückenhaft, um als Geschichte der Philosophie durchzugehen. Aristoteles, die Stoa und Epikur werden z.B. nicht explizit behandelt, nur hier und da erwähnt. Auch Darwin wird nur zweimal erwähnt, das gleiche Karl Popper. Solche Dinge interessieren den Autor nicht, er hat andere Intentionen. Dabei sind die Denker für die Philosophie elementar wichtig.

Im zweiten Band Luther, Hume, Kant, Hegel, nach Marx kommt schon nicht mehr viel. also eher Schlaglichter. Es handelt sich im Grunde um eine Religionsphilosophie von Habermas, ins historische gewendet. Wer sich beispielsweise noch nie mit Platon beschäftigt hat, wird auf die Nase fallen. Aus den wenigen Seiten von Habermas lässt sich diese Philosophie nicht erschließen.

Gut gefällt die Rezension von Jörg Später im Deutschlandfunk: "Mit Vorfreude und mit Spannung, aber auch mit den Mühen der Ebene. Es wird eine voraussetzungsvolle Lektüre, am besten hat man Philosophie studiert. Das Buch stützt sich auf ein überaus komplexes Gedankensystem wie schon Habermas‘ Hauptwerk, die »Theorie des kommunikativen Handelns«. Manche Passagen muss man zwei Mal lesen. Ein Stift in der Hand ist unentbehrlich. Die nüchterne Sprache, die wissenschaftliche Diktion verlangt große Konzentration."

Literatur:

Auch eine Geschichte der Philosophie: Band 1: Die okzidentale Konstellation von Glauben und Wissen. Auch eine Geschichte der Philosophie: Band 1: Die okzidentale Konstellation von Glauben und Wissen. von Jürgen Habermas

Samstag, 23. Juli 2022

Gedanken zum Spiel in der Philosophie

Heraklit Friedrich Nietzsche


Die Welt will spielerisch bewältigt werden. - In der Philosophie haben sich immer wieder bedeutende Denker ihre Gedanken über das Spiel und dessen Erklärung gemacht, denn die Philosophie, die ja sonst die tiefe Ernsthaftigkeit in der eigenen Sache zur größten Tugend erklärt, kann sich auch diesem Thema nicht verschließen.

Heraklit Die originellsten Denker haben das Spiel geradezu zum Welterklärungsprinzip gemacht. So finden sich seltene, aber aufschlussreiche Textstellen, gerade bei Denkern, denen man auf den ersten Blick einen tief verwurzelten Spieltrieb gar nicht zutrauen würde.

Heraklit

Dem Vorsokratiker Heraklit glich die ganze Welt als „göttliches Spiel“ und Friedrich Nietzsche deutet in seiner Interpretation des Vorsokratikers Heraklit gleich die ganze Welt als „göttliches Spiel“. Ludwig Wittgenstein, der Begründer der Sprachphilosophie, etwa entwirft in seinem Spätwerk den Begriff des „Sprachspiels“ als Medium, in dem sich alles Weltverständnis bewegen muss.

Interessant ist hier vor allem, wie die einzelnen Denker das Spiel sehen, was es für sie bedeutet. So definiert sich Nietzsches Prinzip des Spiels vor allem über die spielerische Unschuld und Freiheit, wohingegen Wittgensteins „Sprachspiel“ eher ein Korpus von Regeln meint, in dem gewisse Züge eben sinnvoll sind oder nicht. Eines haben Nietzsches und Wittgensteins Deutungen des Spiels allerdings gemeinsam: Beide Philosophen meinen es ernst.

Friedrich Nietzsche

Was Friedrich Nietzsche, der von seinem vierten bis zu seinem zehnten Lebensjahr als einziger Mann in einem Frauenhaushalt gelebt hat, in seiner frühen Kindheit gespielt hat, ist nicht klar überliefert. Unbestritten ist seine bereits früh aufgetretene philologische und philosophische Faszination für die griechische Antike. In seiner frühen Schrift „Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“, einer durch und durch subjektiven Betrachtung der griechischen Philosophie vor Sokrates, beschäftigt sich Nietzsche besonders ausführlich mit Heraklit von Ephesos. Nietzsche verehrt Heraklit wie kaum ein anderer und nennt ihn den „göttlichen Blitzschlag“ in der vorsokratischen Philosophie.
Heraklit, wegen seiner oft rätselhaften Sprache auch „der Dunkle“ genannt, war im fünften Jahrhundert vor Christus vor allem in seiner Heimatstadt Ephesos an der kleinasiatischen Küste tätig. Wie von vielen Vorsokratikern sind von ihm nur Fragmente überliefert, die allerdings alle ein eindeutiges Thema haben. Heraklit vertritt eine Lehre des Gegensätzlichen: Jedes Ding beinhaltet seine eigene Negation, ja der gesamte Kosmos ist der ewige Widerstreit aneinandergebundener Gegensätze, der sich in stetem Werden und Vergehen äußert. Die Welt ist also nicht wie im Volksglauben stabil und unveränderlich, sondern ein steter Prozess und ein ewiges Fließen.

Samstag, 16. Juli 2022

Nietzsche und Heraklit

Heraklit Friedrich Nietzsche und Heraklit



Friedrich Nietzsche

Nietzsche ist bekannt für seine bereits früh aufgetretene philologische und philosophische Faszination für die griechische Antike. In seiner frühen Schrift „Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“, einer durch und durch subjektiven Betrachtung der griechischen Philosophie vor Sokrates, beschäftigt sich Nietzsche besonders ausführlich mit Heraklit von Ephesos. Nietzsche verehrte Heraklit wie kaum ein anderer und nannte ihn den „göttlichen Blitzschlag“ in der vorsokratischen Philosophie.

Heraklit, wegen seiner oft rätselhaften Sprache auch „der Dunkle“ genannt, war im fünften Jahrhundert vor Christus vor allem in seiner Heimatstadt Ephesos an der kleinasiatischen Küste tätig. Wie von vielen Vorsokratikern sind von ihm nur Fragmente überliefert, die allerdings alle ein eindeutiges Thema haben.

Heraklit

Heraklit wurde um 520 v. Chr. in Ephesos geboren. Heraklit war ein vorsokratischer Philosoph aus dem ionischen Ephesos. Heraklit stammte aus einer vornehmen Familie. Der antike Denker lebte sehr zurückgezogen.

Heraklit vertritt eine Lehre des Gegensätzlichen, die auch Nietzsche übernehmen sollte: Jedes Ding beinhaltet seine eigene Negation, ja der gesamte Kosmos ist der ewige Widerstreit aneinandergebundener Gegensätze, der sich in stetem Werden und Vergehen äußert. Die Welt ist also nicht wie im Volksglauben stabil und unveränderlich, sondern ein steter Prozess und ein ewiges Fließen.

Heraklit erscheint aufgrund seiner tiefen Ernsthaftigkeit oder eben wegen des „fließenden Prinzips“ stets als weinender alter Mann. Bilder, die Heraklit selbst verwendet, um seine Lehre zu verdeutlichen, sind das Bild des Bogens oder das Bild der Leier. In beiden Fällen entsteht der Nutzen erst im Zusammenbinden des Widerstrebenden. Als Metapher für die ganze Welt als unsteten Prozess und Übergang wählt Heraklit das Feuer. Mehr noch, irgendwann, meint er, vergeht jede Welt als Ganzes im reinen Feuer, im Weltenbrand, aus dem dann eine neue Welt des Gegensätzlichen hervorgeht.