Die Welt will spielerisch bewältigt werden. - In der Philosophie haben sich immer wieder bedeutende Denker ihre Gedanken über das Spiel und dessen Erklärung gemacht, denn die Philosophie, die ja sonst die tiefe Ernsthaftigkeit in der eigenen Sache zur größten Tugend erklärt, kann sich auch diesem Thema nicht verschließen.
Die originellsten Denker haben das Spiel geradezu zum Welterklärungsprinzip gemacht. So finden sich seltene, aber aufschlussreiche Textstellen, gerade bei Denkern, denen man auf den ersten Blick einen tief verwurzelten Spieltrieb gar nicht zutrauen würde.
Dem Vorsokratiker Heraklit glich die ganze Welt als „göttliches Spiel“ und Friedrich Nietzsche deutet in seiner Interpretation des Vorsokratikers Heraklit gleich die ganze Welt als „göttliches Spiel“. Ludwig Wittgenstein, der Begründer der Sprachphilosophie, etwa entwirft in seinem Spätwerk den Begriff des „Sprachspiels“ als Medium, in dem sich alles Weltverständnis bewegen muss.
Interessant ist hier vor allem, wie die einzelnen Denker das Spiel sehen, was es für sie bedeutet. So definiert sich Nietzsches Prinzip des Spiels vor allem über die spielerische Unschuld und Freiheit, wohingegen Wittgensteins „Sprachspiel“ eher ein Korpus von Regeln meint, in dem gewisse Züge eben sinnvoll sind oder nicht. Eines haben Nietzsches und Wittgensteins Deutungen des Spiels allerdings gemeinsam: Beide Philosophen meinen es ernst.
Was Friedrich Nietzsche, der von seinem vierten bis zu seinem zehnten Lebensjahr als einziger Mann in einem Frauenhaushalt gelebt hat, in seiner frühen Kindheit gespielt hat, ist nicht klar überliefert. Unbestritten ist seine bereits früh aufgetretene philologische und philosophische Faszination für die griechische Antike. In seiner frühen Schrift „Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“, einer durch und durch subjektiven Betrachtung der griechischen Philosophie vor Sokrates, beschäftigt sich Nietzsche besonders ausführlich mit Heraklit von Ephesos. Nietzsche verehrt Heraklit wie kaum ein anderer und nennt ihn den „göttlichen Blitzschlag“ in der vorsokratischen Philosophie.
Heraklit, wegen seiner oft rätselhaften Sprache auch „der Dunkle“ genannt, war im fünften Jahrhundert vor Christus vor allem in seiner Heimatstadt Ephesos an der kleinasiatischen Küste tätig. Wie von vielen Vorsokratikern sind von ihm nur Fragmente überliefert, die allerdings alle ein eindeutiges Thema haben. Heraklit vertritt eine Lehre des Gegensätzlichen: Jedes Ding beinhaltet seine eigene Negation, ja der gesamte Kosmos ist der ewige Widerstreit aneinandergebundener Gegensätze, der sich in stetem Werden und Vergehen äußert. Die Welt ist also nicht wie im Volksglauben stabil und unveränderlich, sondern ein steter Prozess und ein ewiges Fließen.
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