Samstag, 14. Mai 2016

»Über die Freiheit« von John Stuart Mill

John Stuart Mill

John Stuart Mill war ein britischer Ökonom und Philosoph und gilt als Begründer des modernen Liberalismus, der den Staat in der Pflicht sah, die Freiheit jedes Individuums zu schützen und zu verteidigen.

»Die Urteilskraft ist den Menschen gegeben, damit sie sie gebrauchen.
Sollen wir sie darum nicht anwenden, weil wir uns irren können?«

John Stuart Mills Schrift »Über die Freiheit« aus dem Jahre 1859 ist einer der großen Klassiker der politischen Philosophie und der Ethik: Mill versucht in dieser Abhandlung, die bürgerlichen bzw. individuellen Freiheiten zu rechtfertigen und vor der öffentlichen Meinung und der Tyrannei der Mehrheit zu schützen. Auf diese Weise ergibt sich ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit und die Entfaltungsmöglichkeiten des Individuums.

Mill geht es in diesem Essay um die bürgerliche und soziale Freiheit. Es geht ihm um den Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Freiheit und Autorität. Er verteidigt in seiner Schrift das Recht anders sein zu dürfen und setzt sich für Minderheiten und Außenseitern gegen gesellschaftlichen Konventionen und Meinungen ein. Vielseitigkeit wird von ihm hoch geschätzt und ist auch der Grund warum Europa derart fortschrittlich werden konnte.



In seinem wichtigsten Werk »Über die Freiheit« verteidigt Mill das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen Bürgers gegen Einschränkungen durch den Staat und durch die "Meinung der Mehrheit".

Mill plädiert für verantwortungsbewusste Individuen gegen die Übernahme von Konventionen. Jeder Mensch sollte sich sein eigenes Weltbild schaffen und nach seinen Regeln und Vorstellungen leben können, auch wenn er dabei Fehler macht. Fehler zu machen ist besser als nichts zu machen bzw. als der "Mehrheit" nachzueifern. Er sieht die Notwendigkeit zur Bildung starker, selbstbewusster, innerlich freier Persönlichkeit. Diese Notwendigkeit wird aber vom Staat und von der öffentlichen Meinung boykottiert.

Alexis de Tocqueville beeinflusste Mill in dem Gedanken der "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit".

Der Druck der öffentlichen Meinung ist in den modernen Demokratien die größte Gefahr für die Freiheit und Entwicklung des Individuums. Nach dem Modell der Mehrheit zu leben ist auch eine Art Unfreiheit. Der einzige Grund ein Individuum in seiner Freiheit zu beschränken ist, wenn dieser einer anderen Person Schaden zufügt. Was keinem anderen schadet ist erlaubt. Der Einzelne weiß selbst am Besten was für ihn gut ist. Je freier der Bürger desto mehr profitiert die ganze Gesellschaft davon. Je mehr sich das Individuum "Lebensexperimenten" unterstellt, desto mehr wird sich eine Gesellschaft nach vorne bewegen.

Mill verteidigt die Freiheit des Denkens und der Lebensführung. Für Mill war die ideale Staatsform die repräsentative Demokratie, d.h. die Möglichkeit letztendlich schlechte Herrscher durch "Kontrolleure" bzw. Abgeordnete die vom Volk gewählt wurden, absetzen zu können. Sogenannte "Kontrolleure" sollte es meiner Meinung nach auch in alle Berufssparten geben, vor allem bei "Lehrern" und "Erziehern". Wer bestimmt jedoch wer ein Kontrolleur sein soll? Und wer kontrolliert die Kontrolleure?

Weblinks:

Über die Freiheit
Über die Freiheit
von John Stuart Mill

John Stuart Mill - www.famousphilosophers.org

Die kynische Offensive der AfD


»Was ist das für Volk! Denken sie auch oder
schlurfen sie nur sinnlos über die Erde?«

Franz Kafka, »Der Steuermann«

Die AfD verkörpert mit ihrem Protest, der auf die Straße geht, eine kynische Bewegung. Es ist der Protest gegen die politische Klasse, der von unten kommt.

Der Kynismus der AfD ist die moderne Antithese gegen den vorherrschenden Herrenzynismus der politischen Klasse. Je alternativloser eine moderne Gesellschaft erscheint, desto mehr Zynismus wird sie sich leisten. Dazu gehört auch, die Interessen des Volkes nicht mehr ernst zu nehmen, geschweige denn wirksam zu vertreten.

Die AfD ist wie der antike Kynismus eine Macht, die von unten kommt, gespeist aus dem Protest der Bürger, die sich von den etablierten Parteien politisch nicht mehr angemessen vertreten fühlen. Beide haben eines gemeinsam: sie tragen ihren Protest in die Öffentlichkeit und stellen ihren Protest öffentlich zur Schau.

Die kynische Offensive der AfD besteht darin, daß die rechtspopulistische Partei ihren Protest auf die Straße gebracht hat. Sie artikuliert ihren Protest wie die antiken Kyniker von unten auf der Straße.

Ihre materielle Dialektik liegt darin, daß die Bewegung offensiv mit den politischen Defiziten der etablierten Parteien umgeht. Denn Politik ist heute mehr denn je das, als was die Kyniker der zerfallendene griechischen Stadtgemeinschaften sie erlebten: ein bedrohliches Zwangsverhältnis von Menschen zueinander.

Die athenische Marktöffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.
Die deutsche Marktöffentlichkeit wird von der kynischen Offensive der AfD elektrisiert. Ihr Protest materialsiert sich in den fremdenfeindlichen Demonstrationen gegen Ausländer.

In einer kynischen Offensive wird der Protest öffentlich zur Schau gestellt und die bürgerliche Wertordnung angegriffen. Die Politik des Herrenzynismus hat einen neuen Kynismus hervorgebracht, der einen öffentlichen Protest hevorruft.

Die Partei materialsiert sich in ihrem öffentlichen Protest. Der Protest richtet sich gegen die Politik der etablierten Parteien.

Das Niedrige auf die Straße zu tragen, bedeutet Subversion. Die Partei versteht sich auf die Instrumentalisierung der Wut der Wutbürger und ihrer Ängste.

Die AfD schürt Ängste und Hass und trägt ein Gedankengut in die Bevölkerung, das zu Spaltung und Gewalt führen kann. Petry wehrt sich gegen diese Vorwürfe: "Ich möchte darum werben, dass wir in beide Richtungen miteinander gelassener umgehen", sagt sie. Die AfD nerve manchmal und sei unbequem, doch es brauche eben eine mutige Opposition, damit der "Einheitsbrei" der Parteien aufbreche.

Samstag, 7. Mai 2016

»Diskurs über die Ungleichheit unter den Menschen« von Jean-Jacques Rousseau



»Diskurs über die Ungleichheit unter den Menschen« von Jean-Jacques Rousseau ist eine Schrift des französisch-schweizerischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). Die staatstheoretische Schrift ist eine anthropologische Betrachtung über das Wesen und die Natur des Menschen.

Die staatstheoretischen Auseinandersetzungen, die Rousseau in der Tradition von Thomas Hobbes, John Locke, Hugo Grotius und Samuel Pufendorf aufnahm, führten in jedem der genannten Fälle zu der grundsätzlichen philosophisch-anthropologischen Frage nach dem ursprünglichen Wesen des Menschen, welches er im so genannten Naturzustand besäße bzw. besessen habe.

Diese Vorstellung des Naturzustandes, in dem die Menschen gleichberechtigt und in Frieden leben, ist gegen Hobbes Lehre von der selbstsüchtigen, kriegerischen Natur des Menschen, gegen den "Krieg aller gegen alle" gerichtet. Wenn man Rousseau glauben darf, waren die Menchen im Zustand der Natur freie Menschen.

Rousseau geht im Unterschied zu Hobbes nicht von einem bellum omnium contra omnes aus. „Hobbes hat nicht gesehen, dass dieselbe Ursache, welche die Wilden am Gebrauch ihres Verstandes hindert […], sie zu gleicher Zeit am Mißbrauch ihrer Fähigkeit hindert, den er selbst annimmt. Auf diese Weise kann man sagen, daß sie gerade deswegen nicht böse sind, weil sie nicht wissen, was gut sein heißt“, schreibt Rousseau. „Denn weder der Fortschritt ihrer Erkenntnisse noch der Zwang des Gesetzes, vielmehr die Unberührtheit von den Leidenschaften und die Unkenntnis des Lasters verhindern sie, böse zu sein.“ Dies aber – wie häufig geschehen – als einen glücklichen Naturzustand der „guten Wilden“ zu beschreiben, greift zu kurz.

Die Frage nach dem Naturrecht, die eng mit dem Naturzustand und der Frage von Gleichheit bzw. Ungleichheit zusammenhängt, beantwortet Rousseau lakonisch: Recht entsteht erst mit der politischen Gesellschaft. Daraus folgt, dass es kein natürliches, vorstaatliches Recht – also kein Naturgesetz – geben kann, das den Status des Menschen als ein freies oder unfreies Wesen vorab festlegt. Gleichzeitig leugnet Rousseau nicht die faktische Ungleichheit unter den Menschen – wohl aber verneint er eine wesensnotwendige Verbindung von natürlicher und politischer Ungleichheit.

Wesentlich für den Naturzustand ist, wie die sozialen Beziehungen geartet waren. Hier führt Rousseau den Begriff der indépendance (Unabhängigkeit) in sein Werk ein: Die Menschen des Naturzustandes waren gleichgültig gegenüber allen anderen Menschen. Entscheidend ist nun nicht, um ein Beispiel zu nennen, ob ein Mensch einen anderen Menschen umbringen würde oder nicht, sondern dass der Mensch im Naturzustand keinerlei moralische Beziehungen und Pflichten gekannt hat und so weder gut noch schlecht war.

Erst durch die Eigentumsbildung kam es dann zu der verhängnisvollen politischen Ungleichheit, die bis in Rousseaus Zeiten und darüber hinaus fortdauerte: Am Anfang aller ökonomischen Verhältnisse stehen, wenn man den Klassikern glauben darf, die Willkür und die Leichtgläubigkeit. Rousseau hat hierüber in dem berühmten Einleitungssatz zum zweiten Teil seines »Diskurses über die Ungleichheit unter den Menschen« von 1755 das Nötige erklärt:

„Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: Das gehört mir!, und der Leute fand, die einfältig (simples) genug waren, ihm zu glauben, ist der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft (société civile).“

Weblink:

Sabotage! Jakob Augstein vs Peter Sloterdijk - www.freitag.de

Samstag, 30. April 2016

Die Armen sind nicht sozial schwach

Wer so regiert wie die Regierungen in den westlichen Ländern, kommt ohne eine Verbiegung der grundlegenden Begrifflichkeiten nicht zurecht, wenn sie ihre Politik sozial rechtfertigen wollen.

„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche herrschende Gedanken, das heißt die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht“, heißt es in der »Deutschen Ideologie« von Marx und Engels. Sie hatten damals schon erkannt, daß die herrschende Klasse ein Interesse an der Verschleierung der herrschenden Gedanken hat.

Und so ist es auch heute noch: Der Neoliberalismus vergiftet mittels komplexer Indoktrinationsinstrumente und der Sprache durch eine gezielte Umwertung die Gedanken der Menschen und spielt sie gegeneinander aus. Er bringt die Schwachen dazu, gegen die noch Schwächeren anzugehen und veranlasst ganze Gesellschaften, Arme, Schwache und Kranke als „Schmarotzer“, „römisch dekadent“, „Neider“, „faul“, „parasitär“ oder anderes anzusehen, ja, zu verachten.

Die Würde der Unverwertbaren ist beständig bedroht. Nicht nur, aber auch von Linken, die meinen, im Kampf gegen Armut von „sozial Schwachen“ sprechen und hierdurch vermeintlich deren Interessen vertreten zu müssen. Die Armen sind nicht sozial schwach, sondern die Reichen, die auf Kosten anderer leben und ihren Reichtum nicht teilen wollen.

Das kommt davon, wenn Politiker nur noch als verlängerter Arm der Wirtschaft fungieren und nicht etwa das Wohl des Volkes mehren, sondern nur noch das Wohl der Wirtschaft. Die im eigentlichen Wortsinne sozial Schwachen sind aber gerade auf solche mutlosen Politiker als Erfüllungsgehilfen und kunstvolle Sprachwandler angewiesen.

Montaigne merkte bereits hierzu treffend an: „Da wir uns miteinander nur durch das Wort zu verständigen vermögen, verrät, wer es fälscht, die menschliche Gemeinschaft. Es ist das einzige Mittel, durch das wir unsern Willen und unsere Gedanken austauschen, es ist der Mittler unserer Seele. Wenn wir es verlieren, so haben wir keinen Zusammenhang und keine Kenntnis mehr voneinander. Wenn es uns betrügt, so zerstört es allen unseren Umgang und zerreißt alle Bande unserer Gesellschaft.“

Samstag, 23. April 2016

»Ecce Homo« von Friedrich Nietzsche


Ecce Homo

Sein letztes, aber erst nach seinem geistigen Zusammenbruch veröffentlichtes Bekenntnisbuch autobiografischen Charakters heißt »Ecce Homo«, ein biblischer Titel. Darin erklärt er sich selbst zur Person, an der sich das Schicksal der Menschheit entscheidet. Er sieht sich als dionysischer Erlöser. Er leidet, aber nimmt alles an als eine amor fati, als eine Liebe und Annahme des Schicksals.

»Ecce homo« ist das autobiographische Werk Friedrich Nietzsches. Es ist sein Alterswerk, in dem er die Ansichten eines gereiften, aber auch vom Leben gezeichneten Menschen darlegt. Die zentralen Themenkomplexe sind die »Umwertung der Werte« und Nietzsches Interpretation des dionysischen Prinzips.

Nietzsche arbeitete an dem Werk von 1888 bis zu dem manifesten Ausbruch der Geisteskrankheit 1889. Noch heute ist die Einflussnahme dieser Erkrankung auf »Ecce homo« umstritten. Meine persönliche Meinung zu dem Thema, nach Lesen des Buches: Hier schreibt nicht der Nietzsche, den man aus »Also sprach Zarathustra« kennt, sondern ein auf schaurige Art gealterter, gebrochener und vereinsamter Mensch.

So fehlt es Nietzsches Argumentationsstrukturen zum Teil an Klarheit. Ohne ein breiteres Wissen über das Gesamtwerk sind zahlreiche Passagen wohl noch schwerer nachzuvollziehen, als ohnehin schon der fall ist.

Bei Beginn der Lektüre bewundert der Leser Nietzsche noch für dessen selbstverliebte Arroganz, die auch aus der Titelgebung seiner Kapitel spricht. Nach spätestens der Hälfte des Buches wird jedoch realisiert, dass der Narzissmus für Nietzsche nur eine letzte Fluchtmöglichkeit darstellte, nachdem er mit fast allen wichtigen Persönlichkeiten in seinem Leben gebrochen hatte. Mehr und mehr verliert sich Nietzsche in »Ecce homo« so in Selbstrechtfertigungen.

War Nietzsche vor diesem Werk noch der brillante Kritiker, so gerät er hier mit seinen ständigen Selbstrechtfertigungen arg in die Defensive. Der verteidigende Standpunkt war für Nietzsche zwar nichts neues (bekanntlich ist er nicht gerade selten angeeckt). Nach den zahlreichen Brüchen (und einsetzenden Ausbrüchen) wirkt sein Standpunkt jedoch geschwächt und unglaubwürdig.

So krittelt Nietzsche in »Ecce homo« wild gegen die ganze Welt: Die anderen haben Unrecht. Er hebt sich von ihnen ab und Recht. Wie er das herleitet (und vor welchem Hintergrund) ist zum Teil sehr fragwürdig. Ein wirklich schwer erträgliches Buch.

Literatur:


Ecce Homo
von Friedrich Nietzsche

Samstag, 16. April 2016

Abhandlung über die Methode, richtig zu denken und Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen« von René Descartes

René Descartes

Die Grundlagen von René Descartes Erkenntnistheorie werden in der »Abhandlung über die Methode, richtig zu denken und Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen« zusammengefasst.

Descartes Methode ist geprägt von seiner Praxis als Mathematiker. Die vier Grundregeln der Methode sind in seinen Augen eine Anwendung der in der Mathematik üblichen Verfahren und Arbeitsmethoden. Die im »Discours de la méthode« von Descartes ausführlich formulierte philosophische Methode wird in vier Regeln zusammengefasst:

  1. Skepsis: Nichts für wahr halten, was nicht so klar und deutlich erkannt ist, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
  2. Analyse: Schwierige Probleme in Teilschritten erledigen.
  3. Konstruktion: Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten.
  4. Rekursion: Stets prüfen, ob bei der Untersuchung Vollständigkeit erreicht ist.


Descartes lebenslanges Thema war die Überwindung der scholastisch geprägten aristotelischen Philosophie. Der Franzose forderte als Ausgangspunkt und Methode philosophischen Denkens die Gültigkeit eine Aussage in Zweifel zu ziehen, so lange diese nicht zureichend begründet sei.

Als Ursatz dieser Aussage der Philosophie, an dessen Gültigkeit nicht gezweifelt werden kann, betrachtet Descartes die Aussage: "Cogito ergo sum." ("Ich denke, daher existiere ich").


Descartes unterwirft in seinen Meditationen die Themen strenger logischer Zergliederung, nicht zuletzt, weil er die Philosophie zu einer Art Universalmathematik machen möchte, zu einer Wissenschaft, in der alles im Wege strenger Deduktion aus einfachsten Grundbegriffen gewonnen werden kann.

Der Philosoph empfiehlt zunächst alles anzuzweifeln und nichts a priori anzunehmen. Je mehr man in Frage stellt, desto eindeutiger ist, dass man denkt. Alles, was man von außen wahrnimmt, kann Täuschung sein, alles, was man denkt kann falsch sein, aber- und da ist sich Descartes sicher," im Zweifel werde ich jedenfalls meiner selbst als denkendes Wesen gewiss."

Als Metaphysiker steht Descartes auf dem Boden des Rationalismus, indem er einerseits klares und deutliches Denken fordert und als entscheidendes Wahrheitskriterium anerkennt und andererseits angeborene Ideen, so etwa den Gottesbegriff annimmt, aus denen er deduktiv metaphysische Einsichten abzuleiten zu können meint.

Dualist ist Descartes insofern, als er zwei aufeinander zurückführbare Grundformender Wirklichkeit unterscheidet: die Bewusstseinswelt und die mechanisch erklärbare Welt der Ausdehnung. Die Existenz einer "denkenden Substanz" hält Descartes für evident.

Als Beweismittel für die Existenz der Welt der Materie zieht er die Wahrhaftigkeit Gottes heran, die eine absichtliche Täuschung des Menschen durch Gott ausschließt. Auch das psycho-physische Problem löst Descartes dualistisch, indem er die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele annimmt.

Weblink:


Abhandlung über die Methode, richtig zu denken und Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen
von René Descartes

Samstag, 9. April 2016

»Meditationen über die erste Philosophie« von René Descartes

René Descartes (lat. Renatus Cartesius) wurde 1596 in La Haye im Norden Frankreichs geboren. Der Mathematiker und Naturforscher gilt als Begründer der modernen Philosophie.

Das philosophische Hauptwerk Descartes datiert auf 1641: »Meditationes de Prima Philosophia« (»Meditationen über die erste Philosophie«) gleichzeitig mit diesem Werk publizierte er sechs Gruppen von Einwänden - darunter die von Hobbes - die er aber für das Verständnis der Meditionen. nicht für wichtig hielt.

Die in ihrem Stil fast dramatische Darstellung beschäftigt sich mit diversen philosophischen und theologischen Grundfragen: "Bin ich?", "Was bin ich?", "Gibt es Gott?" und vielen anderen mehr.

Am Anfang der Argumentation steht bei Descartes der methodische Zweifel. "Was kann ich wissen?" Er nimmt sich vor, das gesammte Fundament seines bisherigen Wissens umzuwerfen, um auszutesten, ob es die Möglichkeit sicherer Erkenntnis gibt.

Im Laufe dieses Gedankengangs kommt Descartes zu der Erkenntnis, dass es sicher ist, dass er ist. Denn: Er kann an seiner Existenz nicht zweifeln, ohne dass er gerade durch diesen Zweifel merkt, dass er existiert.

Und diese Eigenschaft, das Denken, macht denn nach Descartes auch den einzigen sicherern Charakter seines Wesens aus: Er ist wesentlich ein denkendes Wesen Das Buch ist sehr gut zu lesen, und sicherlich einer der wichtigsten Texte der Philosophie überhaupt.