Samstag, 23. April 2016

»Ecce Homo« von Friedrich Nietzsche


Ecce Homo

Sein letztes, aber erst nach seinem geistigen Zusammenbruch veröffentlichtes Bekenntnisbuch autobiografischen Charakters heißt »Ecce Homo«, ein biblischer Titel. Darin erklärt er sich selbst zur Person, an der sich das Schicksal der Menschheit entscheidet. Er sieht sich als dionysischer Erlöser. Er leidet, aber nimmt alles an als eine amor fati, als eine Liebe und Annahme des Schicksals.

»Ecce homo« ist das autobiographische Werk Friedrich Nietzsches. Es ist sein Alterswerk, in dem er die Ansichten eines gereiften, aber auch vom Leben gezeichneten Menschen darlegt. Die zentralen Themenkomplexe sind die »Umwertung der Werte« und Nietzsches Interpretation des dionysischen Prinzips.

Nietzsche arbeitete an dem Werk von 1888 bis zu dem manifesten Ausbruch der Geisteskrankheit 1889. Noch heute ist die Einflussnahme dieser Erkrankung auf »Ecce homo« umstritten. Meine persönliche Meinung zu dem Thema, nach Lesen des Buches: Hier schreibt nicht der Nietzsche, den man aus »Also sprach Zarathustra« kennt, sondern ein auf schaurige Art gealterter, gebrochener und vereinsamter Mensch.

So fehlt es Nietzsches Argumentationsstrukturen zum Teil an Klarheit. Ohne ein breiteres Wissen über das Gesamtwerk sind zahlreiche Passagen wohl noch schwerer nachzuvollziehen, als ohnehin schon der fall ist.

Bei Beginn der Lektüre bewundert der Leser Nietzsche noch für dessen selbstverliebte Arroganz, die auch aus der Titelgebung seiner Kapitel spricht. Nach spätestens der Hälfte des Buches wird jedoch realisiert, dass der Narzissmus für Nietzsche nur eine letzte Fluchtmöglichkeit darstellte, nachdem er mit fast allen wichtigen Persönlichkeiten in seinem Leben gebrochen hatte. Mehr und mehr verliert sich Nietzsche in »Ecce homo« so in Selbstrechtfertigungen.

War Nietzsche vor diesem Werk noch der brillante Kritiker, so gerät er hier mit seinen ständigen Selbstrechtfertigungen arg in die Defensive. Der verteidigende Standpunkt war für Nietzsche zwar nichts neues (bekanntlich ist er nicht gerade selten angeeckt). Nach den zahlreichen Brüchen (und einsetzenden Ausbrüchen) wirkt sein Standpunkt jedoch geschwächt und unglaubwürdig.

So krittelt Nietzsche in »Ecce homo« wild gegen die ganze Welt: Die anderen haben Unrecht. Er hebt sich von ihnen ab und Recht. Wie er das herleitet (und vor welchem Hintergrund) ist zum Teil sehr fragwürdig. Ein wirklich schwer erträgliches Buch.

Literatur:


Ecce Homo
von Friedrich Nietzsche

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