Samstag, 10. Januar 2015

Die Frage nach den sinnlichen Genüssen

Die alte, im Griechentum weit verbreitete Frage lautet: Wie halte ich es mit den sinnlichen Genüssen? Machen sie das Leben gut oder stören sie das gute Leben? - Auch für Platon ist die Frage eine Kernfrage: Vernunft oder Lust - was macht auf lange Sicht glücklicher?

Die Antwort darauf ist ziemlich eindeutig: Federleicht wiegen die flüchigen Augenblicke und Annehmlichkeiten der Lust gegen die dauerhafte Zufiedenheit durch ein gutes und rechtschaffenes Leben.
Geht es nach Platon, so hält uns der Leib mit seinen starken Trieben und Bedürfnissen bei der Glückssuche eigentlich nur auf. Immer wieder führt er uns in Versuchungen und auf Irrwege. Und wer sich davon frei macht, ist tatsächlich frei.

Ein wahrhaft glückliches Leben - Platons Wort dafür ist eudaimonia - befreit davon, das Leben auf billige Weise stets nach Lust und Unlust zu beurteilen. Denn wer das tut, bleibt in Bezug auf seine geistige Reife ein Leben lang in der Pubertät.

Da alle Sinnengenüsse zeitlich begrenzt sind und da jedes sinnliche Glück schnell in sein Gegenteil umschlagen kann, wählt Platon eine Lebensform mit eingebauter Risikoversicherung: Leidvermeidung statt Lustgewinnung.

Seneca und die Frage nach dem Glück

„Alle wünschen sich ein glückliches Leben“, schrieb der römische Dichter und Staatsmann Seneca. Wir alle streben nach Glück, nach einem Zustand, der uns mit uns selbst und der Welt im Reinen sein lässt - doch wie ist dieses Ziel zu erreichen?

Für den römischen Philosophen und Staatsmann Seneca (4-65 n. Chr.) liegt der Schlüssel zu beständiger Glückseligkeit nicht in Lust und Sinnenfreude, sondern in der Seelenruhe, die jeder Einzelne sich durch ein tugendhaftes, naturgemäßes Leben, durch Bescheidenheit, Freundschaft und den Dienst an der Allgemeinheit erst erwerben muss.

Das Glück habe nichts mit Reichtum oder dem Urteil der Menschen zu tun, sondern sei geistiger Natur, urteilte Seneca. Der Glückliche verachte, was allgemein bewundert wird, „kennt keinen, mit dem er tauschen möchte“ und „beurteilt einen Menschen nur nach seinem menschlichen Wert“, lehrte der Stoiker Seneca.

Nach Seneca gehört es zum Wesen des Menschen, nach Glück zu streben. Glück ist gleichzeitig aber das einzige und höchste Gut nach dem zu streben sich lohnt, denn es ist als einziges ein beständiges. Es ist ein inneres Gut.

„Das höchste Gut ist eine Gesinnung, die Zufälligkeiten verachtet, aber Freude an seiner Tugend findet, oder: Sie ist die Kraft eines ungebrochenen Geistes, mit Lebenserfahrung, voll ruhiger Tatkraft, die sich im Verkehr mit Mitmenschen sehr umgänglich und fürsorglich zeigt.“

Weblink:

Von der Seelenruhe / Vom glücklichen Leben / Von der Muße / Von der Kürze des Lebens
Von der Seelenruhe / Vom glücklichen Leben / Von der Muße / Von der Kürze des Lebens
von Seneca

Sonntag, 4. Januar 2015

Kommerzialisierung von Medien

Der Philosoph Jürgen Habermas ist auch als Medienkritiker bekannt. Jürgen Habermas hat die spätestens im 19. Jahrhundert durchgesetzte Kommerzialisierung von Medien so beschrieben:

„Schon an jener frühen Penny-Presse lässt sich beobachten, wie sie für die Maximierung ihres Absatzes mit einer Entpolitisierung des Inhaltes zahlt (…). Die journalistischen Grundsätze der Bildzeitung haben eine ehrwürdige Tradition.“ 

Der Philosoph beschreibt den medialen Boulevard als „mixtum compositum eines angenehmen und zugleich annehmlichen Unterhaltungsstoffs, der tendenziell Realitätsgerechtigkeit durch Konsumreife ersetzt und eher zum unpersönlichen Verbrauch von Entspannungsreizen verleitet als zum öffentlichen Gebrauch der Vernunft anleitet.“

Seine Medienkritik richtet sich gegen die immer stärker werdende Kommerzialisierung. Habermas schrieb schon 1962 über die Medien:

„Im Maße ihrer Kommerzialisierung und der ökonomischen, technologischen wie organisatorischen Konzentration sind sie aber während der letzten hundert Jahre zu Komplexen gesellschaftlicher Macht geronnen, so dass gerade der Verbleib in privater Hand die kritischen Funktionen der Publizistik vielfach bedrohte.“
 
Bis heute fordert der große Philosoph als einer von ganz Wenigen eine öffentliche Verantwortung für die Informationsversorgung der Bevölkerung (für die es sicher bessere Organisationsformen gäbe als beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen).

Weblink:

„Lügenpresse“- das Unwort des Jahres - www.nachdenkseiten.de

Samstag, 3. Januar 2015

Philosophie und die Frage nach dem Glück

Wenige Frage haben die Menschheit so sehr beschäftigt wie die Frage nach dem Glück. Glück ist ein Zustand vollkommener Befriedigung und vollkommener Wunschlosigkeit. Aber schon die alten Griechen haben das Glück als die Gunst des Schicksals von dem Glücksgefühl unterschieden, wenn man sein eigenes Glück bemerkt.

Die Frage nach dem Glück durchzieht die 2.500 Jahre alte Philosophiegeschichte. Voraussetzung für eine differenzierte Betrachtung des Glücks und dessen Realisierung hat bereits die antike Philosophie geschaffen.

Philosophen haben seit vielen Jahrhunderten den Versuch unternommen, zu definieren, was Glück ist und sind zu unterschiedlichen Ergebnissse gekommen. Es gibt daher so viele Ansichten und Begriffe vom Glück wie Philosophen.

Aristoteles sah das damals ganz pragmatisch. Für ihn galt als glücklicher Mensch, wer sein Leben tugendgemäß verbrachte und noch dazu mit äußeren Gütern ausreichend gut ausgestattet war.

Epikur, der Glücksphilosoph der Antike, dagegen sah das ganz bescheiden, denn für ihn bedeutete Glück einfach Schmerzfreiheit. Solange es uns nicht schlecht geht, wird es uns höchstwahrscheinlich gut gehen.
Denn Glück funktioniert nun mal nur mit seinem Gegenpart. Ohne Nacht können wir uns auch über keinen Sonnenaufgang freuen.

Weblink:

Der Weg zum Glück
Der Weg zum Glück
von Epikur

Sonntag, 28. Dezember 2014

Die Zeit zwischen den Jahren ist ein Mysterium

Die Zeit zwischen den Jahren ist ein Übergang zwischen dem Gewesenen und dem Kommenden. Die Zeit ist ein Abschnitt in der Abfolge der Zeit, der an sich nicht zu lokalisieren ist.

Das Alte ist noch nicht zu Ende, allerdings bereits vergangen und das Neue noch nicht begonnen, doch bereits in Sicht. Zwischen den Jahren, das ist sowohl ein Abschied von der Vergangenheit, wie eine Art von Vorbereitung auf die Zukunft - aber beides zugleich.

Durch diese Unbestimmtheit des Zeitraums liegt ein Mysterium über jene Tage und sie eigenen sich bestens für allerlei Spekulationen, besonders für jene über die Zukunft. Bereits in der fernen Vergangenheit hatte man dieses Mysterium erkannt und versuchte, es zu ergründen.

Natürlich stets in der naiven Lesart der unaufgeklärten Kulturen. Da gibt es in der Tat jede Menge Bräuche, die noch aus dem tiefsten Altertum abstammen und zwecks Bestimmung der Zukunft dienen. Der bekannteste darunter ist wohl das neujährliche Bleigiessen.

Das sind natürlich nur kurze Zeitrelationen, auf die man sich dabei bezieht, in der Regel über die Dauer eines Menschenlebens nicht hinausgehend. Doch die Zeit zwischen den Jahren ist wegen seiner Unbestimmtheit nicht weniger geeignet, über die ganzen Äonen zu spekulieren.

Weblink:

Zwischen den Jahren - Kungfutius-Blog.de - kungfutius.blog.de

Samstag, 27. Dezember 2014

Der Philosoph Slavoj Zižek über das Jahr 2014

Slavoj Žižek


Slavoj Zižek betrachet die Welt in einem globalen Blick und macht sich notizhaft seine Gedanken zur Beschaffenheit der Welt. Auch zu dem krisenhaften Jahr 2014 hat Zižek seine Meinung.

"Die globale Welt ist heute so beschaffen, dass es irgendwann einen großen Knall geben wird", sagt Zižek. Denn für die Krisen ist noch immer allein eine Ideologie verantwortlich: der globale Kapitalismus. "Aber erst wenn wir das als unausweichliches Schicksal akzeptieren, können wir auch wirklich etwas dagegen tun." Unsere Welt ist in eine Schieflage geraten.

Zižek erklärt in einem globalen Blick seine Gründe warum:

Aufklärung ...

"Aufklärung, das kann für mich nie nur persönliche Freiheiten bedeuten", sagt Zižek. "Aufklärung heißt nicht, dass ich mit allen Sex haben kann oder alle Bücher lesen kann, die ich will. Aufklärung bedeutet, dass die Menschen in der Lage sind, sich politisch zu mobilisieren, um die grundlegende soziale Struktur der Gesellschaft zu verändern, in der sie leben."


Russland ...

"Ich halte alle diese Ideen, dass Putin die alte Sowjetunion oder den KGB verkörpert, für extrem dumm", so Žižek. "Nein, es ist ein neuer, autoritärer Kapitalismus. Ich mache mir wirklich Sorgen, kein Witz. Wir sind heute Zeugen einer gefährlichen Entwicklung, nämlich der Scheidung der vermeintlich ewigen Ehe zwischen Demokratie und Kapitalismus."


Demokratie ...

"Es gibt kein staatliches Organ mehr, das noch als unvoreingenommen wahrgenommen wird", ist Žižek überzeugt. "Auf einmal stellt man fest, dass illegale und brutale Gewalt waltet. Da ist ein Zeichen, dass etwas so fundamental schief läuft in unserer Gesellschaft, sodass wir noch nicht einmal einen Weg finden, darauf direkt und rational zu reagieren. Das ist ein sehr gefährliches Phänomen."


Ideologie ...

"Heute funktioniert Ideologie nicht mehr, indem sie uns unterdrückt", so der Theoretiker. "Im Gegenteil: Wir sind dazu verpflichtet, immer mehr zu wollen, uns neu zu erfinden, mit Sex zu experimentieren. So, als ob wir unter dem Einfluss eines obszönen Super-Egos stehen würden, das sich daran erfreut, dass wir immer mehr verlangen. Genau das führt zur Depression."

Folter ...

"Uns ist die ethische Substanz verloren gegangen", so der Philosoph. "Es ist schrecklich, wenn man auf einmal offen über Folter diskutieren kann. Es spielt keine Rolle, ob du dabei dafür oder dagegen bist. Auf eine gewisse Art ist es sogar gefährlicher, wenn du dagegen bist. Wenn du dich für Folter aussprichst, wirkst du wie ein rechter, autoritärer Idiot. Wenn du aber gegen Folter bist, wahrst du die Haltung eines rationalen Liberalen. Nichtsdestotrotz machst du das Thema damit salonfähig."


Samstag, 20. Dezember 2014

Plotin - der bekannteste Vertreter des Neuplatonismus

Plotin und der Neuplatonismus

Plotin lebte von 205 bis 270 v. Chr. Der antike Philosoph war der Begründer und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus, einer Verbindung der Ideenlehre Platons mit orientalisch-mystischen Elementen, nach der der Mensch nur durch Loslösung von der sinnlichen Welt zur Vollendung kommen kann.

Plotin prägte maßgeblich die Philosophie der Spätantike und hatte darüber hinaus größten Einfluss auf die gesamte metaphysische Tradition des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit.

Der ab 260 als Alleinherrscher regierende, für kulturelle Belange aufgeschlossene Kaiser Gallienus und seine Frau Salonina schätzten und förderten Plotin. Unter dem Eindruck der kaiserlichen Gunst fasste Plotin den Plan der Neubesiedlung einer verlassenen Stadt in Kampanien. Sie sollte nach den von Platon entworfenen Gesetzen regiert werden und Platonopolis heißen.

Er selbst wollte mit seinen Schülern dorthin ziehen. Porphyrios berichtet, dieses Vorhaben habe dank Plotins Einfluss beim Kaiser gute Aussicht auf Verwirklichung gehabt, sei aber an Hofintrigen gescheitert.

Nicht nur als Philosophielehrer war Plotin in der politischen Führungsschicht angesehen. In Streitfällen wählte man ihn gern als Schiedsrichter. Viele vornehme Römer bestimmten ihn vor ihrem Tod zum Vormund ihrer noch unmündigen Kinder. Sein Haus war daher voll von Heranwachsenden beiderlei Geschlechts, deren Vermögen er gewissenhaft verwaltete. Bei der Erziehungstätigkeit kam ihm seine von Porphyrios gerühmte außergewöhnliche Menschenkenntnis zugute.

Wie bei den antiken Philosophen üblich fasste Plotin die Philosophie nicht als eine unverbindliche Beschäftigung mit gedanklichen Konstrukten auf, sondern als ideale Lebensweise, die im Alltag konsequent zu verwirklichen war. Dazu gehörte für ihn eine asketische Ernährung, wenig Schlaf und unablässige Konzentration auf den eigenen Geist bei allen Tätigkeiten.

Das Erkenntnisstreben war bei ihm zugleich ein religiöses Erlösungsstreben. Sein religiöses Leben spielte sich aber nicht im Rahmen gemeinschaftlicher Betätigung nach den traditionellen Gepflogenheiten eines Kults ab, sondern bildete einen strikt privaten Bereich. An den herkömmlichen religiösen Festen, Riten und Opfern beteiligte er sich nicht. Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch, er nehme nicht am Gottesdienst teil, denn „jene (die Götter) müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen“.

Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die „formlose“ Gottheit, mit der er sich zu vereinigen strebte. Porphyrios schreibt, diese Vereinigung sei Plotin in den fünf Jahren, die sie zusammen verbrachten, viermal zuteilgeworden. Ein solches Erlebnis wird mit dem griechischen Fachbegriff „Henosis“ (Vereinigung, Einswerdung) bezeichnet.

Ab 244 lebte er in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete, die er bis zu seiner tödlichen Erkrankung leitete.

Weblinks:
Plotin und der Neuplatonismus
Plotin und der Neuplatonismus
von Jens Halfwassen

Plotin: Eine Einführung
Plotin: Eine Einführung
von Susanne Möbuß