Samstag, 16. Mai 2020

Karl Marx, die Gegensätze und die sozialen Folgen der Krise









Der Corona-Shutdown hat die Wirtschaft in Europa lahmgelegt. Besonders betroffen sind südeuropäische Länder wie Spanien und Italien. Die Krise läßt die wirtschaftliche Mißstände, unternehmerische Unterlassungen und soziale Verwerfungen offen an das Tageslicht treten. Corona hat deutlich aufgezeigt, daß das 70 Jahre gelebte Wirtschaftsmodell nicht krisensicher ist, immer wieder von Krisen erschüttert wird und daß Krisen einfach zum strukturellen Wesen des Kapitalismus gehören.

Bei Karl Marx kommt in der Krise die Ökonomie ins Spiel, kein Wunder, denn mit Krisen kannte Karl Marx sich aus, denn er hat diese Erscheinungen als persönliche auch als gesellschaftliche Krisen erfahren müssen. Gesellschaftliche Krisen haben immer die Tendenz, gesellschaftliche Gegensätze zu verschärfen und von der Gegensteuerung der Politik hängt es in Zeiten der Krise ab, wie diese gemeistert werden kann.

Der Lauf der Geschichte wird dialektisch als Abfolge von Klassenkämpfen interpretiert, die jeweils einen gesellschaftlichen Fortschritt in dessen Ablauf markieren. Das Endziel der Geschichte sieht Marx in der klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus verwirklicht.

Der Marximus hat zwar fundamentale Mechanismen der Industriegesellschaft und des Kapitalismus erkannt und durchschaubar gemacht, in der politischen Praxis versagt durch einen Mangel an Anthropologie. Ideologische Vernachlässung unseres natürlichen Bedarfes an Emotionalizät und Subjektivität.


»Die Analysen des großen Denkers waren vielfach richtig. Teile seines Instrumentariums und seiner Methode sind auf faszinierende Weise modern geblieben. Seine Antworten erwiesen sich vielfach als falsch, seine Hoffnungen als trügerisch.« Willy Brandt

Ein Verweis auf die Fehlentwicklungen, die schon bei Marx angelegt waren: Er war ein Kind des neunzehnten Jahrhunderts und bewunderte die Dampfmaschinen in den Fabriken. Da war er Modernisierungstheoretiker mit all den teleologischen Fallstricken, die wir inzwischen kennen. Nachfolger von ihm bastelten daraus ein plumpes Stufenmodell der Weltgeschichte. Marx selbst war aber ein komplexerer Denker, der seine eigenen Hauptthesen durchaus auch reflektierte und in Frage stellte.



Für Karl Marx ist die Herrschaft immer eine Herrschaft der herrschenden Klasse - der Bourgeoisie - und der Staat ist ein Instrument der herrschende Klasse, welche den Staat nach ihren jeweiligen Interessen und Vorstellungen einrichtet.


Der bürgerlichen Gesellschaft geht es um die Reproduktion der herrschenden Verhältnisse. Die Reproduktion der Gesellschaft und der bestehende Verhältnisse ist das Ziel der Herrschaft. Zu tief der Einschnitt in des gesellschaftliche Leben. Nur durch staatliche Hilfen wird die Gesellschaft in der Krise überleben, ohne fremde Hilfen dagegen zerbrechen.


Bei Karl Marx geht es letztlich immer um Produktion und Reproduktion von gesellschaftlichen und damit auch wirtschaftlichen Verhältnissen. So wird der Kapitalismus sich auch in Zeiten der Krise neu erfinden und viele neue Innovationen hervorbringen und Geschäftsmodelle erfinden, um sich zu Reproduzieren. In der Krise sind viele innovative Ideen von kreativen Köpfen entstanden, doch nur wenige davon taugen zum Geschäftsmodell.

Für Karl Marx sind wirtschaftliche Krisen immer der Ausdruck von Krisen des Kapitals - resp. Kapitalismus - für Milton Friedman gehören sie sogar zum Kapitalismus dazu. Die sozialen und gesellschaftlichen Gegensätze werden sich verschärfen. Karl Marx hätte in der Corona-Krise attestiert, daß sich die gesellschaftlichen Gegensätze verschärfen werden - allerdings ohne das daraus eine rervolutionäre Situation entstehen könnte, denn es fehlt an politischen Bewußtsein zur Veränderung einer Gesellschaft.


Für Marx ist das Privateigentum und seine ungerechte Verteilung der Grund für die Herausbildung gesellschaftlicher Gegensätze und Ausbreitung von Elend, die Ausdruck der Herrschaft der herrschenden Klasse sidn und sich so verschärfen, daß die Klassengegensätze nur durch eine vom Proletariat durchzuführenden Revolution überwunden werden können.

Diejenigen, welche die Interessen der Wirtschaft über die Gesundheit stellen, sind überzeugt davon, daß Profit und Wohlstand wichitger sind als die Gesundheit der Bevölkerung.

»Das Sein bestimmt das Bewußtsein«, hat Karl Marx gesagt. Die Krise wird das Leben verändern, doch wie wird sich das Bewußtsein verändern? Gibt es nach der Krise eine bessere Gesellschaft, welche aus der Krise etwas gelernt hat?

Entscheidend ist, was aus einer Krise resultieren und hervorgebracht werden wird. - Wird am Ende der Krise die Gesellschaft noch die gleiche sein oder wird es eine andere geben? - Wenn Karl Marx recht hatte, dann wird die Kraft der Reproduktion, welcher der Bürgerlichen Gesellschaft immanent ist, die alten Verhältnisse wiederherstellen und Corona lediglich als häßliche Narbe hinterlassen.

Der Kapitalismus ist wie ein Chamäleon, dessen weitere Entwicklung auch ein kluger analytischer Kopf wie Karl Marx nicht voraussehen konnte. Die Welt hat sich dank der Arbeit, dem technischen Fortschritt und der Verteilung des Wohlstands anders entwickelt wie Karl Marx sie vorausgesehen hatte. Leiharbeit, Werksverträge, Scheinselbständigkeit - kein Mittel ist den Kapitalisten ungeeignet genug, um die Würde des Menschen durch die ökonomische Hintertüre nach Kräften zu unterminieren.




Die Corona-Krise wird zu einer Wirtschaftkrise mit steigender Arbeitslosigkeit führen und viele Verlierer wie Alleinerziehende, Hartz IV-Bezieher und weitere Mini-Jobber produzieren. Die Krise wird die sozialen Gegensätze in Europa und zwischen Arbeit und Kapital verschärfen und zu einer erheblichen Spaltung der Gesellschaft führen, ohne daß sich dabei eine Klasse bilden wird, welche die Gegensätze überwindet.

Wenn gegen die soziale Armut nichts getan wird, werden die Populisten das Rennen. Die werden ebenfalls einen Teufel tun, die soziale Armut bekämpfen, bis die Empörten aufstehen und die dann Regierenden mit Gewalt aus dem Amt jagen.Wer politisch keine Orbanisierung der Gesellschaft möchte, sollte als Politiker anfangen, etwas gegen Rechts zu tun

Doch hört man kritische Stimmen in der Krise, daß es kein Zurück zur bürgerlich-kapitalistischen Struktur geben darf. Der aktuelle Zustand des Landes erinnert an jenen der Ostzone 1970: kein Individualverkehr, keine Fereinflüge, keine Kreuzfahrten, keine Veranstaltungen mit Lebensfreude und Versorgung nur mit dem absolut Notwendigsten.

In der Corona-Krise sind zwei Tendenzen zu beobachten: Der Corona-Kapitalismus wappnet sich durch die Gewährung von Krediten, um sein Überleben zu sichern und ruft auf der anderen Seite auch seine Kritiker auf den Plan, welche eine andere Wirtschaftsordnung für die Zeit danach fordern und anstreben.

Man muss nicht Karl Marx heißen oder Ökonom sein, um festzustellen zu können, daß am Ende der Corona-Krise nur diejenigen überleben werden, die über ausreichend Einfluß verfügen, um durch Geltendmachung desselbigen ihre weitere Existenz und ihr Überleben - und damit gleichzeitig auch des Kapitalismus - zu sichern.

Vom wirtschaftlichen Desaster in den nächsten fünf bis zehn Jahren ganz abgesehen, welches ihren Anteil an allen Veränderungen maßgeblich zeigen wird, werden sich viele Menschen enorm verändern. Sicher nicht alle - aber je nach Kultur, Lebensform und Regierung gehe ich davon aus, dass sich nach einem langen mühsamen Weg Licht im Tunnel zeigen wird.

Angst und Bedrohungsszenarien funktionieren immer. Damit wird seit Jahren Politik gemacht. Wenn die Angst vor Corona schwindet, geht es »Weiter so wie zuvor«. Auch in der Krise steht bei der Ellbogengesellschaft das eigene Wohlergehen an erster Stelle und deshalb werden die Maßnahmen auch weitgehend akzeptiert. Es wird keine großen Änderungen geben, außer das man für den Hass auf alles Fremde noch mehr Munition hat.


Die Pandemie wird durch die steigende Arbeitslosigkeit die sozialen Gegensätze weiter verschärfen und die Spannungen erhöhen. Im weiteren Verlauf der Krise wird das Prekariat aus Geringverdienern und Beschäftigten weiter ansteigen.

Infolge der notwendigen Inanspruchnahme sozialer Dienste wird eine starke soziale Aufwertung von prekär Beschäftigten in den sozialen Berufen stattfinden, die für ihre in der Krise erbrachten Dienste viel Anerkennung erfahren.

Wenn die Politik ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden will, muss sie Risikogruppen schützen, ggf. deren Freiheitsrechte - dem Zweck des Infektionsschutzrechts gemäß - gezielt einschränken, aber nicht noch länger die gesamte Gesellschaft in Haftung nehmen.


Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Karl Marx - www.famousphilosophers.org

Max Frisch "Am Ende steht ..." - Youtube - www.youtube.com


Blog-Artikel:

Karl Marx und das Kapital im 21. Jahrhundert

Wie aktuell sind Marx Ideen heute?

Karl Marx 200. Geburtstag

Die Irrtümer des Karl Marx

Kapitalismuskritik und der Grundkonflikt der Moderne



Samstag, 9. Mai 2020

Mit der Stoa gegen Corona

Marc Aurel




Wenn die Welt beängstigend ist, findet sich Trost in den Lehren von Philosophen, welche gewusst haben, wie man mit einer Krise umgeht.

Menschen betrachten Philosophie oft als eine Beschäftigung mit Büchern oder vielleicht als die Wahl eines Lebens bärtiger alter Männer, die asketisch in Höhlen hausen.

Aber der Stoizismus - eine alte Schule der Philosophie, die von Leuten wie Seneca, Epiktet und Marcus Aurelius praktiziert wurde - ist für die reale Welt - und angesichts der Coronavirus-Pandemie sind seine Lehren gerade jetzt von großer Bedeutung.


Mit der Stoa in betonter Gelassenheit Haltung gegen Corona zeigen. Die Menschen werden in Momenten der Kontemplation feststellen: Die Stoa hilft! In diesen Tagen und Wochen kann besonders eine praktische Philosophie wie die der Stoiker dazu beitragen, gelassen, besonnen auf die Krise zu reagieren. Die Stoiker beriefen sich auf Zenon von Kition (333-262 v. Chr.). Diese glaubten, daß die Affekte und Leidenschaften den Menschen daran hindern glücklich zu sein. Leidenschaften beirren die "Vernunft" und lassen die Dinge im falschen Licht sehen. Stoiker unterscheiden vier Gattungen von Affekten: Lust, Unlust, Begierde, und Furcht.

Halten Sie es in der Corona-Krise wie der römische Kaiser Marc Aurel, der in Zeiten von Kriegen, Elend und Hungernöten als stets gelassen blieb. Marc Aurel war ein bedeutender römischer Kaiser und Philosoph. Er war der einzige Philosoph auf dem Thron, der als römischer Kaiser ein Weltreich regierte. Die Zeitumstände jedoch sprachen gegen einen Philosophen als Kaiser, er regierte in Zeiten von Kriegen, Mißernten und Hungersnöten.


Seine philosophischen Betrachtungen sind hergeleitet aus den Ideen der Stoa (ca. 300 v. Chr.), diese dann - von Seneca und Epiktet beeinflusst - prägten sein Gedankengut im Sinne Platons Dualismus von Herrscher und Philosoph in einem zu sein. Marc Aurel war ein Anhänger der Lehren der Stoa und gilt als bedeutender Vertreter des Spät-Stoizismus. Er bekannte sich zu den Lehren der Stoa und begenete allen Widerwärtigkeiten auch mit stoischer Gelassenheit und Weisheit.


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und betonte Gelassenheit.


Auch im praktischen Alltag hilft die Stoa, sich bedrückenden Ereignissen entgegenzustellen und diesen die kalte Schulter zu zeigen. Wenn Ihnen, werte(r) LeserIn dieser Zeilen, zum Beispiel nach Einbruch der Dunkelheit regelmäßig bestellte ...

Weblink:

Marcus Aurelius - www.famousphilosophers.org


Samstag, 2. Mai 2020

Karl Popper und das Paradoxon der Toleranz

Karl Popper und das Paradoxon der Toleranz


Das Toleranz-Paradoxon wird wirksam, wenn eine tolerante Macht aufgrund ihrer Toleranz intoleranten Kräften erlaubt oder ermöglicht, die eigene Toleranz einzuschränken oder abzuschaffen.

Karl Popper beschrieb 1944 in seiner »Flaschenpost« am Beispiel der barbarische Ideologie des Nationalsozialismus das Paradoxon der Toleranz:


»Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten mitsamt der Toleranz verschwinden.«

Der Philosoph Karl Popper beschrieb das Paradoxon dann 1945 in seinem Buch »Die offene Gesellschaft und ihre Feinde«, Band 1. per Definition etwas genauer :


Als intolerant definiert Karl Raimund Popper einen Menschen oder Gruppe nach folgenden Eigenschaften:

Verweigerung eines rationalen Diskurses
Aufruf und Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende und Anhänger anderer Ideologien


Bei intoleranten Menschen unterscheidet Popper zwei Kategorien:


Intoleranz des ersten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil sie fremd sind.
Intoleranz des zweiten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil diese intolerant und gefährlich sind.

Da wir als Menschen jedoch nicht fähig sind, die wahren Motive unserer Gegenüber zu kennen, stellt sich nun ein fundamentales unauflösbares Problem. Einem Außenstehenden ist es schwer möglich zu unterscheiden, ob ein Mensch, der sich intolerant äußert, zum ersten oder zweiten Grad gehört.

Hätte Karl Popper auch noch eine Phänomenologie der paradoxen Toleranz an seine Erkenntnis angehangen, wäre der Denker unweigerlich zu dem Schluß gekommen, daß sich ausbreitende Intoleranz dazu führen kann, daß ganze Nationen und letztlich auch die Zivilisation von intoleranten Zeitgenossen buchstäblich in Schutt und Asche gelegt werden können, wenn ihnen die Möglichkeit durch mißbräuchliche Ausnutzung von Machtfülle ermöglicht wird.

Der irische Schriftsteller und Theoretker der Aufklärung Edmund Burke (1729 - 1797) pflegte darüber bereits sehr treffend zu sagen:





„Je größer die Macht, umso gefährlicher der Missbrauch.“

Edmund Burke


So ist den Anfängen gegen Intoleranz zu wehren und diese Wehrung beginnt bereits vor der eigenen Haustüre!


Weblinks:

Karl Popper -Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Popper -Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Karl Popper - www.famousphilosophers.org

Bertrand Russell 50. Todestag

Bertrand Russell



Bertrand Russell starb vor 50 Jahren am 2. Februar 1970 in Penrhyndeudraeth (Gwynedd), Wales.

Bertrand Russell war Philosoph, Logiker, Mathematiker und Sozialkritiker. Er wurde in Südwales geboren, studierte Mathematik und Philosophie in Cambridge und wurde später dort Dozent für Mathematik.

Russellr war einer der bedeutendsten britischen Mathematiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er war einer der elegantesten und radikalsten Verteidiger der Aufklärung mit einer anarchistisch-pazifistischen Grundhaltung.

Die philosophische Strömung der analytischen Philosophie, entwickelte sich in England Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Bertrand Russell war einer der Initiatoren der philosophischen Strömung der analytischen Philosophie, die sich in England Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte.

Bertrand Russell war der Lehrer Ludwig Wittgensteins und großer Erneuerer im Bereich Sprache und Denken. Ludwig Wittgenstein, ein Schüler und Freund von Bertrand Russell, übte großen Einfluss auf ihn aus.

1917 musste Russell aufgrund seines aktiven Pazifismus für drei Monate ins Gefängnis. 1938 erhielt er eine Gastprofessur an der Uni von Chicago und New York. 1944 lehrte er wieder in England.

Für sein Buch »Ehe und Moral«, worin er den Standpunkt der freien Liebe und unkonventioneller Partnerschaften vertritt, erhielt er 1950 den Nobelpreis für Literatur verliehen.

In seiner Arbeit stützte er sich unter anderem auf Leibniz, Peano und Frege. Ludwig Wittgenstein war teils sein Schüler, teils sein Gesprächspartner. Er wurde von ihm angeregt, seine Arbeit weiter zu treiben.

Bertrand Russell

Bertrand Russell gilt als einer der Väter der Analytischen Philosophie und entwickelte eine skeptische Erkenntnistheorie. Russell wird zusammen mit George Edward Moore als Begründer der Analytischen Philosophie und einiger deren Teildisziplinen betrachtet.

Auf Russell berufen sich die Sprachphilosophie (in der Ausrichtung der Philosophie der idealen Sprache) und auch der Logische Positivismus. Die einflussreichste Periode seiner philosophischen Arbeit mündete in seiner Version des Logischen Atomismus.

Er gilt als Vertreter des Sensualismus, einer Theorie, die alles erkennen aus Sinneseindrücken und Empfindungen ableitet. Alle Dinge bestehen nur aus wahrgenommenen Sinnesdaten, sind also nur logische Konstruktionen.

Er unterrichtete zeitweise am Trinity College in Cambridge, in Oxford, London, an der Harvard University und in Peking und war bedeutendes Mitglied der »Cambridge Apostles«.

Sein erstes Buch schrieb Bertrand Russell über die deutsche Sozialdemokratie (1896). Neben seinen mathematischen Schriften veröffentlichte er noch viele weitere gesellschaftskritische und philosophische Studien.

Zusammen mit Alfred North Whitehead schrieb er die »Principia Mathematica«, eines der wichtigsten Werke mathematischer Grundlagenforschung, nach den Erschütterungen der Mathematik Anfang des 20. Jahrhunderts.

Der Verfechter des Positivismus war Lehrer des angehenden Philosophen Ludwig Wittgenstein und trug entscheidend zur Anerkennung des Empirismus als Erkenntnistheorie bei. Wissen wird nach Russell durch unmittelbare Erfahrung gewonnen.

Der Philosoph war radikaler Pazifist und setzte sich als Vorkämpfer der Friedensbewegung gegen die Atomrüstung und das amerikanische Eingreifen in Vietnam ein.
Für seine Schriften, in denen er humanistische Ideale und die Gedankenfreiheit vertat, bekam er 1950 den Nobelpreis für Literatur verliehen.

Für Russell war würdevolles Leben einzig in einer aufgeklärten Gesellschaft vorstellbar. Die Welt braucht einen furchtlosen Ausblick in die Zukunft und eine freie Intelligenz.

Bertrand Russell wurde am 18. Mai 1872 in Trellech (Monmouthshire) in Südwales in eine adlige Familie geboren.

Blaise Pascal oder die Unrast des Menschen








Blaise Pascals berühmtestes Werk sind seine »Gedanken«. Die »Pensées« (»Gedanken«) - eine Sammlung von Fragmenten, findet sich an einer Stelle in der er die prekäre Stellung des Menschen in der Welt mit unüberbietbarer Lakonie festhält:

»Das ganze Unglück der Menschen kommt daher,
daß sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.«

Folgt man dem aphoristischen Gedanken Blaise Pascals, dann sucht der Mensch sein Glück in rastloser Beschäftigung, aus Angst, sich mit dem Tod, Elend und Not auseinanderzusetzen, statt ruhig in einem Zimmer zu sitzen und sich mit sich sebst zu bechäftigen. An den ganzen Menschen, deren größte Qual nun die irrsinnige Langeweile ist, merkt man gut, wie viele Menschen ein im Grunde sinnloses Leben führen und ihre Zeit mit Sinnlosigkeit vergeuden.

Alles muss Spaß machen, nichts darf jemals langweilig sein, Dauerkonsum und Dauersensation soll die Regel sein. Unser Belohnungszentrum muss permanent befriedigt werden, die Aufmerksamkeitsspanne verringert sich. Sich alleine zu Hause beschäftigen, in dem man ein sinnvolles Bbuch liest scheint unmöglich. Da muss schon bald eine neue Sensation her.

Für den praktisch orientierten Menschen bedeutet Pascals Gedanke in coronalen Zeiten, daß der Mensch sein ganzes Glück in der guten Stube suche!


Ein weiterer Schwerpunkt Pascals ist seine Kritik an dem äußerlichen Menschen. So entlarvt er schonungslos die menschliche Geschäftigkeit als Zerstreuung, die keinen anderen Zweck hat als die Ablenkung von einer radikalen Besinnung auf sich selbst. Er hat bereits erkannt, dass wir uns lieber zu Tode amüsieren als das wir uns mit uns selbst beschäftigen. Und die Neugier erkennt Pascal als eitles Treiben: man will nur wissen, um darüber reden zu können. Und wer denkt nicht an die heutige Situation, wenn Pascal beschreibt, wie schnell es den Menschen vor Langeweile in äußere Aktivitäten treibt. Wir hassen die Ruhe und lieben die Sensation, das Abenteuer, den Lärm und das Getümmel.


In seinen Notizen setzt sich Pascal auch den Grunderfahrung menschlichen Seins aus: etwa seiner Endlichkeit, Ungesichertheit, Widersprüchlichkeit und seinem schicksalhaften Ausgesetztsein. In vielem nimmt er den Existenzialismus vorweg. Wenn ich, so schreibt er, die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das von der Ewigkeit davor und danach aufgesogen wird, gerate ich in Schrecken und Erstaunen, dass ich gerade hier und jetzt lebe. Wer hat mich hierhin gestellt?

Den allgegenwärtigen Wunsch nach Zerstreuung, wie er vor allem beim Adel zu Hause ist, deutet er als Ausdruck einer „gefallenen“ menschlichen Natur, einer inneren Not, eines Getrieben-Seins, das unter dem Druck von Einsamkeitsangst und Langeweile nach Ablenkung sucht. Weil sie mit sich nichts anzufangen wissen, flüchten die Menschen in den Tumult, der sie ihr Elend vergessen lässt.

Pascal lebte in einer unruhigen Zeit von Kriegen, Not und Elend und in einer Zeit absoluter Herrscher. Der König heilt sich einen Hofstaat einzig und allein, um zu verbergen, daß er allein sei.

Der gläubige Katholik Pascal versuchte, die Existenz Gottes durch das ordnende Prinzip zu beweisen, welches der Welt zugrunde liegt. Auch in den Menschen spiegelt sich das ordnende Prinzip wieder. Als Beweis für die Existenz Gottes führte Pascal die Tatsache an, daß der Mensch Gedanken verkettet und Vernunftgründe ordnet und in sich selbst das Prinzip jeden Gedankens und jeder Vernunft offenbart. Indem der Mensch Gedanken verkettet und Vernunftgründe ordnet und in sich selbst das Prinzip jeden Gedankens und jeder Vernunft offenbart, offenbart sich Gott.

»Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist.«
Indem der Mensch sich mit dem Weltall auseiandersetzt, gelangt er zur Würde.

Blaise Pascal war ein tief religiöser Mensch. Sein Glaube war tief in der Religion verwurzelt. Glaube an Gott, Religion als Ausweg.

Pascals Wette lautet: »Wenn es Gott wirklich gibt, gewinnt der Mensch Alles und wenn es ihn nicht gibt, verliert er nichts.«

Der Denker stellts sich sehr intensiv den Ungeheuerlichkeiten menschlicher Existenz, seiner Schwäche und seiner Endlichkeit, ohne zu vergessen, dass dem Menschen auch eine unendlich großen Würde innewohnt. Zweitens wendet er sich radikal nach innen als dem einzigen Ort, wo Wahrheit zu finden ist. Damit wird er zugleich zum scharfzüngigen Kritiker der modernen Gesellschaft. Und drittens setzt er sich mit seiner Gotteserfahrung auseinander. Und darin wird er zum ersten Kritiker des blinden Vertrauens in die Leistungen des Verstandes.

Pascal sagt, daß es von entscheidender Wichtigkeit sei, zu wissen, ob die Seele unsterblich ist oder nicht ist wichtiger als die Lehre von Kopernikus zu ergründen, das sollte zu denken geben und zwar deswegen, weil man eben auch heute noch nicht wissenschaftlich genau sagen kann, was eigentlich Vita ausmacht.

Soweit sind wir also auf dem wissenschaftlichen Weg der Erkenntnisse fortgeschritten, daß wir immer noch nach dem Schlüssel zum Leben suchen? Das gibt uns zu denken und das zeigt uns, daß Pascal eventuell im Recht ist mit seiner Meinung, daß es es eine Zukunft gibt trotz Tod und daß ein Mittler schon einmal hier auf der Erde war, der uns dieses vermittelt hat. Nun, der Glaube ist wichtig in diesem Fall und nicht etwa das Wissen.

Berühmt wurde Pascal durch sein philosophisches Hauptwerk »Pensées« (»Gedanken«), einem Werk aus 1.000 Fragmenten, Epigrammen und Essays. Neben weiteren mathematischen Arbeiten widmete er sich theologischen Studien und religiösen Meditationen.

1640 erschien auch das erste Werk von Pascal »Essais sur les Coniques« (»Abhandlung über Kegelschnitte«).
Diese mathematische Meisterleistung ließ ihn schlagartig in der wissenschaftlichen Welt bekannt werden.


Weblinks:

Blaise Pascal-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Blaise Pascal-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Samstag, 25. April 2020

Michel de Montaigne und die Stille

Michel Montaigne




Vor dem wachen Auge des Wanderers liegt eine sanft hügelige Landschaft, die von dunklen Wäldern umgeben ist und auf einem Hügel ragt in der Idylle ein Schloß empor. Das Schloss Montaigne liegt malerisch gelegen auf einer Anhöhe, 30 Kilometer östlich von Bordeaux, in der historischen Landschaft des Périgord. Hierhin zog sich Michel de Montaigne bereits im Alter von 38 Jahren zurück.

In der Abgeschiedenheit seines ländlichen Anwesens beschäftigte er sich vor allem mit der Erforschung seiner selbst. Die zeitgenössische Philosophie, die bisherige Philosophie überhaupt schien ihm nicht in der Lage, die tatsächliche Befindlichkeit menschlicher Existenz wiederzuspiegeln.

Und so schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.


Nun ist es ruhig im Lande, es herrscht andächtige Stille wie in einer idyllischen Landschaft. In einer solchen Landschaft schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.

»Die Nützlichkeit des Lebens liegt nicht in seiner Länge, sondern in seiner Anwendung.«


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und Muße.


Die Menschen haben und nehmen sich in der Krise Zeit zur Muße, anderen als den für sie gewohnten Geschäften nachzugehen - und da ist auch Michel de Montaigne nicht fern, für den die Erfahrung der Stille ein prägendes Erlebnis war, welches ihn zum Nachdenken anregte.

Auch die Krise schenkt den Menschen ungewohnte Momente der Stille, die Menschen nachdenklich stimmen werden. Der Hauch Ödnis auf den Straßen und Plätzen erinnert daran, wie viel wir Menschen einander verdanken. Der Mensch ist dann er selbst, wenn er sich anderen darstellt, sich vor ihnen inszeniert.

Deshalb sollten die Menschen jetzt, da sie zu Einschränkungen gezwungen sind und Zeit zur Besinnung haben, darüber nachdenken, was in unserer Gesellschaft und speziell in der Wirtschaft schief gelaufen ist, was uns wirklich wichtig, was sinnvoll und wertvoll ist, und daraus Konsequenzen ziehen.

"Erst im Anderen", bemerkt Michel de Montaigne, "begegnen wir uns selbst, ganz gleich, ob wir nun einen Pinsel in die Hand nehmen oder einen Stift."

»Indem ich mich für einen anderen zeichne, stelle ich mich in deutlicheren Farben dar als sie eigentlich sind. Ich habe mein Buch nicht mehr geschrieben als es mich geschrieben hat, ein Buch, das mit seinem Autor identisch ist.«

Wie oft und inständig wünschen Menschen sich gerade die Stille, manch einer geht für ein Schweige-Wochenende zur inneren Einkehr ins Kloster, andere wollen auf eine einsame Insel. Aber kaum ist sie da, die Stille, wird sie uns unheimlich. Oder liegt es doch an dieser speziellen, etwas unwägbaren Situation, dass sie uns merkwürdig erscheint?


Weblinks:

Michel de Montaigne-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Michel de Montaigne-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de/">www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Michel de Montaigne »Essais«

Angst als eine natürliche Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie


Eine natürliche Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie ist Angst in ihren unterschiedlichen Formen. Furcht und Sorge, Hektik und Panik sind alles Spielarten der Angst.

Angst löst im Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen aus: Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Angst galt in der Antike, von Sokrates über Platon bis Aristoteles, als Störung des Denkens. Erst in der Neuzeit ist es zu einer Neubewertung der Angst gekommen, als Denker Angst anders bewertet haben.

Es gibt aber auch eine allgemeine Angst, die sich nicht aus der konkreten Lebenssituation eines Menschen erklären lässt, die keine Angst vor etwas konkretem ist. Diese Angst ist bei einigen Philosophen ein ganz zentraler Aspekt ihrer Philosophie, z. B. bei Kierkegaard und Heidegger.

So ist Angst eine Wertschätzung des eigenen Lebens, wobei die Sorge Menchen umtreibt, das eigene Leben und das nahestehender Menschen, wie das der eigenen Familie, zu schützen.

Angst treibt die Menschen an, Vorsorge für das eigene Leben zu treffen. So entstehen in der Krise und bei Gefahr auch Solidarität und Nacbbarschaftshilfe.


Keine Philosophie, die keinen Rat gegen die Angst hätte.

Weblinks:


Johns Hopkins University

Johns Hopkins University

Angst - Grosser Zitatenschatz