Samstag, 10. August 2024

Camus Denken ist vom Mittelmeerraum geprägt

Albert Camus


Die Ambivalenz des Meeres, das mal idyllisch und spiegelglatt, dann wieder aufgewühlt und tödlich ist: Es war auch unter den Philosophen stets diese Doppelgesichtigkeit, die das Denken anregte.

Das Meer kann Freiheit und Glück bedeuten, aber es droht auch mit dem Tod in den Wellen. Die Schifffahrt und die Weite des Meeres finden sich also nicht ohne Grund in vielen philosophischen Texten.

Man denkt die Dinge wirklich anders am anderen Ufer des Mittelmeers, an der Nordküste Afrikas, der Heimat von Albert Camus. Und Camus war vom Mittelmeerraum geprägt, von der Sonne, vom Leben. Wenn man das Mittelmeer überquert und nach Europa kommt, sagt Camus, dann ist man auf der Seite des Todes, der Düsternis. Der Kontrast zwischen und Europa war für Camus der Kontrast zwischen Leben und Abstraktion, orientalischen Gerüchen und abendländischer Begriffen, der dionysischen Lebendigkeit und der apollinischen Ordnung Roms.

Albert Camus hatte schon früh dafür plädiert, daß der Mittelmeeraum zum Vorbild für Humanismus und Vitalität wird - einem Europa gegenüber, das gerade die totalitaristiscchen Lager erfunden hatte und sich gänzlich dem Todestrieb hingab.

Er wollte Europa mediterranisieren, mit dem Licht des Mittelmeers erhellen. Es ist vor allem das „mediterrane Denken“ im Schlusskapitel des Essays <a title="Albert Camus Der Mensch in der Revolte" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3499221934/zitatenschatz-21" target="blank">»Der Mensch in der Revolte« für das sich die Camus-Neuentdecker im 21. Jahrhundert begeistern, weil sie in seinem Essay Parallelen zur Gegenwart zu ziehen vermögen.

Der frühe Tod von Albert Camus, der mit 47 Jahren durch einen Autounfall starb, verhinderte leider, dass er selbst an der Begründung dieses „mittelmeerischen Denkens“ weiterarbeiten konnte: eines utopischen „Sonnendenkens“ der Revolte, dessen Zukunftspotential sich in Ansätzen der sogenannten Arabellionen genauso zeigt wie in der Empörung vieler Menschen in Europa, wo die Krise den Horizont einmal mehr verdunkelt.

Und gerade in Europa - davon ist der französische Philosoph Michel Onfray überzeugt – hat Camus vom Leben geprägte Philosophie des Mittelmeers noch viel zu wenig Beachtung gefunden. Europa ginge es womöglich besser und wäre weniger krisengeschüttelt, wenn es von Camus‘ „mittelmeerischen Denkens“ beeinflusst wäre.

Was er damit meint, ist, dass das Heute wichtig ist. Und das ist eben das mittelmeerische, das elementare Leben, ein Leben, das in Versöhnung mit den Elementen und mit der Natur existieren kann. Was er natürlich nicht damit meinte, war, dass der Mittelmeerraum den Norden okkupieren, besiegen oder was auch immer sollte, sondern, dass das mittelmeerische Leben und Denken das Modell für Europa und damit auch das Modell für das nordische Leben werden sollte.


Weblinks:

Der Mitelmeermensch - 3 Sat Kulturzeit - www.kulturzeit.de

"Er sagte: Hab keine Angst!" - Die Zeit-Essay über Albert Camus - www.zeit.de

Michel Onfray - Wikipedia.org

Literatur:br>
Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus

Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus
Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus
von Michel Onfray

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