»Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit« von Nikil Mukerji und Adriano Mannino ist das Buch zur Corona-Krise. Wir sind mitten in der Pandemie, viele Fragen sind nach wie vor ungeklärt. Das Buch gibt sowohl eine Momentaufnahme zur Situation als auch eine philosophische Einordnung insbesondere zur Frage 'Entscheidung unter Unsicherheit'. Die Rolle der Wissenschaft wird in der aktuellen Krise neu justiert, das Essay ist ein guter Beitrag dazu.
Das Buch ist Mitte Mai erschienen, wurde also wahrscheinlich im April geschrieben. Die Situation ist inzwischen eine andere, aber die Fragen sind berechtigt und bleiben: "Wieso wurde zu Beginn der Pandemie nicht deutlich konsequenter gehandelt, obwohl uns aus Wuhan schon Horrormeldungen erreichten?"
Bislang suchte man vergeblich nach einem substanziellen Beitrag, der die Corona-Krise aus einer philosophischen Perspektive beleuchtet. Nikil Mukerji und Adriano Mannino haben nun ein Buch über "Philosophie in Echtzeit" vorgelegt, das Aufklärung im besten Sinne leistet. Sie zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten auf, wie ein rationaler, faktenbasierter und verantwortungsvoller Umgang mit der Pandemie aussehen könnte.
Endlich eine Ontologie der Vorgänge, die wir gerade live erleben. Gratulation an den Autor, dass er angesichts der Dynamik der Ereignisse ein Buch geschafft hat, was zwar in Teilen überarbeitet werden müsste, aber trotzdem wesentliche Beiträge zur Debatte liefert, was Gutes und richtiges Handeln ist. Jeder von uns muss ja jeden Tag die Aussagen von Virologen, Politikern und der vielen Menschen auf der Straße bewerten, ohne dass uns a posteriori– Analysen zur Verfügung stehen. Und dabei werden wir stark von unseren Überzeugungen und auch Vorurteile gesteuert.
Wer Wissenschaftler für Wirrköpfe hält, wird deren Revisionen ihrer Erkenntnisse negativ bewerten. Wer sich grundsätzlich als Opfer von „denen da oben“ sieht, hat jetzt genug Anlass für Verschwörungstheorien. Gut, dass die Philosophie einen Beitrag dazu liefern kann, das, was da gerade passiert, zu bewerten oder zumindest zu analysieren. Vielleicht sollte der Autor mit gewissem Abstand eine neue Auflage in Erwägung ziehen und dort Die neueren Erkenntnisse einfließen lassen.
Sehr lesenswert, wenn man verstehen will, warum sich die Wissenschaft so schwer tut wenn sie auf Glauben, falschen Überzeugungen, Überschätzung und Überheblichkeit trifft. Nicht mehr ganz aktuell und an einigen Stellen überraschend unpräzise 'Wir müssen als Gesellschaft klären, wie wir mit der Krise mittel- und langfristig umgehen wollen.' (Wer ist wir? Wer ist die Gesellschaft? Was wäre Klarheit?, Was ist mittel/langfristig etc), dennoch gelungenes Essay.
Was tun, wenn existenzielle Entscheidungen ohne sichere Datengrundlage und in größter Eile zu treffen sind? Auch Experten sind vor Denkfehlern nicht gefeit. Hier kann »Philosophie in Echtzeit« helfen. Denn Erkenntnistheorie, Risikoethik und Entscheidungstheorie können beim Ausloten des Ungewissen Klarheit und Orientierung bieten. Am Fall der Corona-Pandemie zeigen die Autoren mit einem Ausblick auf Klima- und KI-Risiken: Was können wir vor, während und nach der Katastrophe wissen – und wie können wir strategisch handeln.
Literatur:
Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit von Nikil Mukerji und Adriano Mannino
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