Samstag, 27. Juli 2024

Nietzsches Ästhetik


Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche hat sich wie zahlreiche andere Philosophen mit der Frage „Was ist schön?“, auseinandergesetzt.
F. Nietzsche suchte die Antwort auf diese Frage jedoch nicht im Gegenstand der Wahrnehmung, sondern bei dem Menschen selbst, dem Schönheit empfinden Subjekt. Nach Nietzsche ist das Schöne nichts anderes als die Spiegelung menschlicher Lebenskraft, die durch sein Gefühl der Macht, sein Wille zur Macht, sein Mut und sein Stolz geprägt sei. Diese Eigenschaften fallen mit dem Hässlichen und steigen mit dem Schönen.

Doch was ist nun „schön“ und „hässlich“? Für den Menschen ist „das Schöne an sich“ nicht einmal ein Begriff, sondern nur ein Wort. Erst durch den Menschen selbst gewinne es an Bedeutung. Er selbst ist deren Maß der Vollkommenheit, deren unterster Instinkt der Selbsterhaltungstrieb ist, und besitzt die Fähigkeit sich in allen Dingen zu spiegeln. All das, was ihm sein Bild zurückwirft, halte er (der Mensch) für schön. [Diese Spiegelung bildet für Nietzsche die Grundlage der aisthesis als Wahrnehmung und darauf basierend auch die Ästhetik als „Die Lehre vom Schönen“. Die Dinge, die diese Reflexion am meisten leisten, gelten dem Menschen als schön.] Demnach bezeichnet Nietzsche das Urteil „schön“ als eine „Gattungs-Eitelkeit“. Er achte also sehr stark auf sich selbst und erscheint uns ein wenig selbstverliebt. Mit der Frage: „Ist wirklich damit die Welt verschönt, dass gerade der Mensch sie für schön hält?“, stellt Nietzsche die Aufforderung an den Menschen auf, sich selbst und von allen Konventionen zu befreien. Er gibt nämlich das Modell des Schönen ab!

Für Nietzsche ruht die Ästhetik auf einer Naivität, die zwei Wahrheiten umschließt. Die erste besagt: „Nichts ist schön, nur der Mensch ist schön.“ Die zweite besagt: „Nichts ist hässlicher als der entartende Mensch.“ Als entartenden Menschen bezeichnet er den Menschen, der die Symptome der „Degenereszenz“ aufweist, das Urteil „hässlich“. Somit kommen wir zu der obigen Frage: „Was ist hässlich?“. Alles was den Menschen schwächt, bezeichnet Nietzsche als „hässlich“. Dies sei für ihn zum Beispiel die Erinnerung an Verfall, Gefahr, Ohnmacht und jedes Anzeichen von Erschöpfung, von Schwere, von Alter, von Müdigkeit, jede Art von Unfreiheit, als Krampf und als Lähmung. Diese Symptome wecken in uns den Hass. Und das, was der Mensch hasse, ist „der Niedergang seines Typus“! Ein Hass, der mit Schauder, Vorsicht, Tiefe und Fernblick gefüllt ist. „Der tiefste Hass“, den es nach Nietzsche gibt.

Anmerkung Hr. Heim: Aus der Frage, was das Schöne ist, ergibt sich auch unmittelbar die Frage, wie man mit dem Schönen umgeht. Soll man alte Menschen, behinderte Menschen, hässliche Menschen, alles andere Hässliche zerstören oder verhüllen? Die Ästhetik stellt also auch die Frage nach der Ethik!

Weblink:

Nietzsche: Der Mensch allein hat die Welt mit 'einer sehr menschlich-allzumenschlichen' Schönheit beschenkt! - http://muck-rakers.blogspot.com

Samstag, 20. Juli 2024

Widerstand als ethische Grundfrage


Gehorsam und Pflichterfüllung sowie Wiederstand und Verweigerung gegenüber Unrecht sind zwei Seiten einer Medaille. Blinder Geshorsam führt in den Untergang, während Widerstand einen drohenden Untergang noch abwenden kann. Widerstand als ethische Grundfrage

In Zeiten der Bedrohung oder in moralisch fragwürdigen Zeiten zwingt das Leben Menschen, ihre politische Meinung zu offenbaren als auch zu handeln, um drohenden Schaden für eine Gemeinschaft abzuwenden. Um existierende Übel und herrschndes Unrecht zu überwinden, bedarf es einer grundlegenden geistigen Haltung.

Widerstand ist eine ablehnende Haltung, welche Abneigung gegen bestehende Verhältnisse und Mißstände, moralischen Verfall und drohende Gefahren signalisiert, welche es deutlich zu machen und abzuwehren gilt. Widerstand gegen herrschendes Unrecht zu leisten, ist ein mioralisches Gebot und für Moralisten gar eine moralische Pflicht.

Samstag, 13. Juli 2024

Aristoteles lehrte die Segel richtig setzen



"Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!"


Dieses Zitat wird Aristoteles zugeschrieben, wo der Wind für den äußeren Einfluss steht, das Segel als Instrument für die Veränderung dient und wir selbst der Kapitän sind, der über die notwendige Aktivität entscheidet.

Denn oft machen wir den Wind dafür verantwortlich, dass wir unsere Ziele nicht erreichen. Das ist leider sehr einfach gedacht, denn wenn der Wind die Verantwortung trägt, brauchen wir ja nichts verändern und schauen zu, wie das Leben an uns vorbeizieht.

Was man tun kann, ist das eigene Denken und das persönliche Handeln so zu verändern, dass man mit dem Wind an sein Ziel kommt. Manchmal ist es der direkte Weg, manchmal sind dafür Umwege notwendig.

Das Ruder in die Hand zu nehmen, die Segel so zu setzen, dass man trotz, wegen oder mit dem Wind das Ziel erreicht, bedeutet, die Initiative zu ergreifen, Veränderungen zu initiieren und sich nicht dem Schicksal zu ergeben, sondern sein Schicksal selbst zu gestalten.

Samstag, 1. Juni 2024

Wie viel Wahrheit erträgt, wie viel Wahrheit wagt ein Geist?

Dieser Satz war der Wertmesser von Nietzsche. Dieses Buch ist sein letztes Werk und gibt kurz einen Abriß über seine Lebensprägung und sein Leben und er gibt Erklärungen zu allen seinen großen Werken ab. Für ihn war Philosophie ein freiwilliges Leben im Eis und Hochgebirge - das Aufsuchen alles Fremden und Fragwürdigen im Dasein.

Durch das umstellen der Perspektiven gelangte er zu einer Umwertung der Werte. Seine Humanität war für ihn eine ständige Selbstüberwindung. Wie im Zarathustra geht es auch um den "Rückzug" um die Einsamkeit und die Reinheit, für ihn ist allein die "Luft der Höhe" eine starke Luft.

Samstag, 18. Mai 2024

Dialektik als Mittel der Orientierung

Hegel und Marx - beide deuten an, dass man sich in der heutigen Welt voller Widersprüche ohne Dialektik nicht orientieren kann. Ebenfalls haben sie die Bedeutung der Dialektik für die Emanzipation der Ausgegrenzten hervorgehoben. Hegel selbst hat in der Wissenschaft der Logik darauf hingewiesen, dass die Schwierigkeit darin bestehe, dass man die Entitäten nicht als Einheit der Gegensätze denkt.

Damit spielt er nicht nur auf den Alltagsverstand bzw. auf das verständige Denken, sondern er verweist auch auf die ganze philosophische Tradition in der Neuzeit. Damit wird der Umfang der philosophischen Revolution deutlich, die Hegel anstrebt. Ich möchte, das was Sie bisher über Hegel als Philosoph der Freiheit gesagt haben auf eine andre Ebene herunter brechen.

Die Konzeption der Subjektivität ist ein zentrales Element der Philosophie der Neuzeit und Moderne. Bereits in dem ersten Absatz der Phänomenologie des Geistes erklärt Hegel, dass er, was bisher einfach als gegeben vorausgesetzt, als absolut angenommen wurde, nämlich das Ich, also das Subjekt, als Prozess des Werdens darstellen will.

Hegel unternimmt dabei eine weitere Umkehrung in der philosophischen Tradition seit Descartes. Er fängt nämlich nicht mit einem Ich, sondern mit zwei Ichs an. Das heißt für Hegel, dass die Subjektivität gleichzeitig Intersubjektivität ist, was kaum beachtet wird. In der Rechtsphilosophie hat Hegel ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Freiheit des Ichs die Freiheit des Andren einschließe, also kann das Ich ohne die Freiheit des Andren gar nicht frei sein.

Genau hat dieses Vorgehen Hegels ihm all die Vorwürfe eingebracht, mit denen wir vor allem in der analytischen Philosophie konfrontiert werden: Hegel unterminiere damit das Konzept des Individuums. Die Frage wäre folglich: Vernachlässigt die Hegelsche Philosophie das Individuum und ist sie damit Individuum feindlich?

Zunächst einmal wäre zu klären, was die Kritiker Hegels mit „Individuum“/“Individualität“ meinen. Oft ist es ja so, dass damit ein Gegensatz gegen das Allgemeine bezeichnet wird, und zwar ein Gegensatz, der zum Ausdruck bringen soll, dass es so etwas wie einen unverfügbaren Kern der Individualität gebe. Individuum est ineffabile, das Individuum ist unaussprechlich, also nicht in Begriffe zu fassen, war ein Motto der Lebensphilosophie. Mit anderen Worten: Individualität beruhe auf einer Unmittelbarkeit, einem nicht vermittelten und nicht vermittelbaren Identitätskern. Einen solchen Begriff von Individualität hat Hegel in der Tat nicht.

Ich glaube auch nicht, dass es in diesem Zusammenhang hilfreich ist, bei Hegel „Intersubjektivität“ entdecken zu wollen. Intersubjektivität meint, daß eine soziale Realität im Wechselverhältnis von Individuen konstituiert wird, die dabei ihre Subjektivitäten / Individualitäten darstellen und austauschen. Hinter dem Konzept der Intersubjektivität steht letztlich das emphatische Konzept der Individualität.

http://warumheutenochhegel.blogspot.de/

Literatur:

Die Alternative
Die Alternative
von Rudolf Bahro

Mittwoch, 15. Mai 2024

Gerechtigkeit muss sich immer selbst in Frage stellen

"Die Gerechtigkeit muss sich immer selbst in Frage stellen, so wie die Gesellschaft nur durch die Arbeit, die sie an sich selbst und ihren Institutionen leistet, bestehen kann."

"Aber der Schuldige ist nur eines der Ziele der Bestrafung. Für die Bestrafung der schuldigen Person."

Michel Foucault

Sonntag, 12. Mai 2024

Ein Lob der guten Einfalt

Unschuld, Kindlichkeit, Staunenkönnen, Treue, beim Eindeutigen bleiben, dem Schein vertrauen, keine Hintergedanken, keine Kalküle verfolgen, all diese Eigenschaften könnten als Stärken aufgefasst werden, als moralisch positive Merkmale einer „guten Einfalt“.