Samstag, 27. September 2025

Was ist Existentialismus? (K)


Mit Existentialismus (auch Existenzialismus) wird im allgemeinen Sinne die überwiegend französische philosophische Strömung der Existenzphilosophie bezeichnet. Existenzialismus ist eine philosophische Strömung, welche sich auf existentielle Erfahrungen im menschlichen Leben bezieht (Tod, Angst, Freiheit, Leiden). Ihre Hauptvertreter sind Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus.

Existenzialismus ist eine Philosophie bzw. eine Weltanschauung oder Lebensweise, in der es darum geht, was es bedeutet, als Mensch zu „existieren“ in dem Sinne, dass man aktiv sein Leben und dessen Sinngebung gestaltet im Unterschied zu bloßen Dingen oder Objekten, die quasi nur passiv „vorhanden“ sind.

Der Existenzialismus sieht den Menschen nach dem Ende der absoluten Systeme zunächst in eine Leere geworfen, weil ihm die absolute Orientierung abhandengekommen ist, er bleibt dabei aber nicht stehen, sondern sieht die Erfahrung des Sinnverlustes vielmehr als Aufgabe des Individuums, die darin besteht, sein Leben aktiv mit Sinn zu füllen, indem man dem eigenen Leben Bedeutung gibt und sich an selbstgewählten Werten orientiert.

Der Existenzialismus ist nicht nihilistisch (obwohl er zunächst so erscheinen mag). Als Nihilismus wird eine philosophische Position bezeichnet, die davon ausgeht und dabei bleibt, dass es keinen Sinn, keine Werte und nichts gibt, woran man sich orientieren kann. Nach Sartre war das die geistige Grundlage der Nazi-Ideologie, in der nichts gegen die totale Vernichtung auch des eigenen Volkes spricht. Existenzialisten versuchen, angesichts des Verlusts der absoluten Werte und Orientierungen einen Weg heraus aus dem Sinnverlust zu finden. Sie meinen, dass Leben aus dem Erschaffen von Sinn, Bedeutung und Werten besteht. D.h. der Mensch beginnt mit „nichts“, aber dann erschafft er sich seine Existenz, also sein bewusst gelebtes und mit Werten und Sinn gesetztes Leben.

Der Mensch findet sich jederzeit nicht nur in einer faktischen Welt, sondern auch in einer Welt der Bedeutungen. Auch die eigene Identität ist eine solche Bedeutung, in der sich der Mensch zunächst als „geworfen“ empfindet. Er ist Weiße/r, Intellektuelle/r, Arbeitslose/r, Mutter/Vater, Partner/in, Schüler/in oder Polizist/in. Normalerweise erleben wir uns innerhalb solcher Identitäten selbstverständlich und denken nicht darüber nach. Besonders in psychischen Krisen oder auch in einer tiefgehenden Psychotherapie können wir jedoch in Kontakt damit kommen, dass all diese Selbstverständlichkeiten, die Bedeutungsnetze, ja die eigene Identität keineswegs selbstverständlich, sondern jederzeit durch eigene freie Wahl veränderbar ist.

Der Existentialismus ist eine in den 1940er Jahren aufgekommene philosophische Strömung des 20. Jahrhunderts und sein Vater der französische Intellektuelle Jean-Paul Sartre. Obwohl man mehrere Denker aufzählen kann, die im Existentialismus von Bedeutung waren, und jeder Einzelne unterschiedliche Akzente setzte in dieser Denkrichtung, steht Sartre im Mittelpunkt.

Sartre, Camus, Simone de Beauvoir, der Ekel, die Existenz, das Absurde, Sisyphos, das Café de Flore, die Angst und vieles mehr. Das Verbindende all dieser Variablen? – Der Existentialismus. Doch worum ging es Sartre, Camus und Co, die ihre Thesen während und nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in Paris verbreiteten?

„Die Existenz geht der Essenz voraus.“ ist einer der wichtigsten Sätze dieser Schule. Sartre schrieb ihn in seinem Essay „Der Existentialismus ist ein Humanismus“ nieder und goss damit den Ausgangspunkt seines Denkens in Form.

Jahrhunderte-, ja Jahrtausendelang hatte man sich in der Philosophie um die Essenz des Menschen gestritten, man wollte ihn definieren, indem man ihm ein Wesen zuschrieb. Einen kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den Menschen, wenn man es mathematisch ausdrückt, wurde gesucht, oder auch ein Telos (ein Ziel), auf das alle Menschen zustreben, wenn wir in der Philosophie bleiben. Die Naturwissenschaften, die Religion, die Philosophie, die Anthropologie, … sie alle haben verschiedene Wesensbestimmungen für den Menschen gefunden.

Wenn Sartre nun sagt, dass die Existenz der Essenz vorausgehe, schmeißt er die Wesensbestimmungen des Menschen aus vielen Jahrhunderten der Ideengeschichte in den Müll. Was den Menschen ausmacht, ist seine Existenz. Er ist das einzige Lebewesen, dass sich seiner Existenz bewusst ist. Und diese Existenz ist vollends subjektiv, beginnt mit dem Leben des Einzelnen und endet mit dem Tod des Einzelnen. Wir werden in diese Welt hineingeworfen, was wir damit machen, bestimmen wir selbst, indem wir unsere Existenz aktualisieren. Jede Rede von einer Essenz, die wir alle teilen, ist hinfällig, ja sogar schädlich, da sie uns ein Menschenbild vorschreibt oder vorgaukelt, das immer nur willkürlich gesetzt sein kann, nie aber allgemeine Gültigkeit haben kann.

Die praktischen Folgen dieses Konstrukt liegen auf der Hand: Der Sinn geht flöten, es gibt ihn nicht mehr. Gibt es keine Essenz mehr, gibt es auch keinen Sinn. Die Essenz des religiösen Menschen zum Beispiel, der Glaube an den göttlichen Funken in ihm und das daraus folgende Ziel ein gutes Leben zu führen, um danach in den Himmel zu kommen, kann der Existentialist nicht anerkennen. Sie ist lediglich eine Setzung, so wie jede andere Essenz oder Wesensbestimmung auch. Den Sinn muss sich jede Existenz selbst erschließen.

Wichtig: Existentialismus ist nicht gleich Existenzphilosophie. Die Existenzphilosophie ist älter als der französische Existentialismus. Vorläufer waren bereits Teile der Philosophie Kierkegaards aber auch Nietzsches Nihilismus. Von der akademischen (deutschen) Existenzphilosophie sprechen wir dann bei deren Nachfolgern Husserl und Heidegger. Gemeinsam ist ihnen, dass sie den Blick auf die subjektive Wahrnehmung der Welt durch das Subjekt verstärkten und sogenannte „Existentiale“ wie die Angst oder die Langeweile untersuchten als jene Erfahrungen, die uns am allermeisten zum Menschen machen.

Weblink:

https://gedankennomade.net/was-ist-existentialismus/ was ist Existentialismus?

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