Dialektik der Aufklärung
Die Abhandlung »Dialektik der Aufklärung« deutschen Soziologen und Philosophen Theodor Adorno und Max Horkheimer erschien vor 75 Jahren am 8. März 1947.
In ihrem wahrscheinlich einflussreichsten Werk begreifen die beiden Autoren die Aufklärung nicht als Fortschritt der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte, sondern als Nährboden für den Faschismus und andere totalitäre Systeme. Das Buch entstand im Exil, das Adorno zuerst in England und ab 1938 in den USA verbrachte. 1949 kehrten beide Philosophen nach Deutschland zurück und leiteten erneut das 1933 von den Nationalsozialisten geschlossene »Institut für Sozialforschung« an der Universität Frankfurt.
In Zusammenarbeit mit dem Sozialphilosophen Max Horkheimer verfasste Adorno das philosophische Werk »Dialektik der Aufklärung«. Die zweite Phase der kritischen Theorie der Frankfurter Schule kristallisiert sich in zwei Werken, die zu Klassikern des 20. Jahrhunderts wurden: Die »Dialektik der Aufklärung« von Horkheimer und Adorno sowie die »Minima Moralia« Adornos. Beide Werke entstanden während des Exils der Autoren in den USA zur Zeit des Nationalsozialismus.
Horkheim und Adorno kehren die Aufklärung gegen sich selbst, zerlegen sie und zeigen ihre dunklen und dunkelsten Seiten. Sie sagen nicht nur, moderner Fortschrittsglaube sei kalt und würde zu Katastrophen führen, sie zeigen auch sehr genau, weshalb dem so ist und wo bereits am Anfang der Aufklärung, als sie nach und nach die Mythen ablöste, ihre Grundproblem verankert liegt. Adorno und Horkheimer zeigen in diesem Werk brillant auf, welche Folgen die Aufklärung heraufbeschwor. Diese werden ausführlich behandelt, u. a. sei eine der Folgen die totalitären Regimes im 20. Jahrhundert.
Theodor Adorno ist von deutlicher Sympathie für Kant getragen, nicht aber für Hegel und erst recht nicht für Heidegger. Solange man nicht debil sei, erfahre man den Tod und seine Vorboten, die Krankheiten, als lebensfeindlich, als ichfremd.br />
Mit dieser kritischen Einstellung gegenüber den gegenwärtigen Werten und der Zeit, aus der sie hervorgehen, nämlich der Ratio idealisierenden Aufklärung, ist es kein Wunder, dass auch der abendländische Versuch, die Moral einer säkularisierten Gesellschaft zu retten, nicht verschont bleibt. "Die Morallehren der Aufklärung zeugen von dem hoffnungslosen Streben, an Stelle der geschwächten Religion einen intellektuellen Grund dafür zu finden, in der Gesellschaft auszuhalten, wenn das Interesse versagt."(S.92)
Doch die Aufklärung hatte auch negative Folgen für das Individuum, die von den Autoren aufgezeigt werden. So könne der Mensch durch die Aufklärung nicht nur aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit heraustreten, sondern auch durch andere aufgeklärte Menschen in die Unmündigkeit hineingezogen werden. Eine sicherlich sehr wichtige Erkenntnis, wenn man bedenkt mit welchen Mitteln heutzutage große Firmen Werbekampagnen erstellen, die nur darauf ausgerichtet sind Urinstinkte des Menschen zu wecken, auf die er reagiert. Möglich wurde dies nur durch ausgiebige Forschung, die den Menschen und seine Umwelt bis ins letzte Detail rationell zu erklären versucht und darum weiter und weiter forscht, bis auch das letzte Mysterium entmythisiert ist.
Sicher eines der wichtigsten Bücher des 20. Jahrhundert im Kontext von Philosophie und Gesellschaftstheorie von der Wirkmacht her. Und sicher eines der am meisten überbewerteten Bücher des 20. Jahrhunderts im Kontext von Philosophie und Gesellschaftstheorie
Horkheimer und Adorno haben mit diesem grundlegenen Werk der Sozialforschung wahrlich mehr geliefert als nur einige "philosophische Fragmente". Sie öffnen dem Leser völlig neue Perspektiven, sie vermitteln ihm Schattenseiten dessen, was wir immer wieder Lob preisen.
Literatur:
Dialektik der Aufklärung von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno
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