Camus’ Kronzeuge der Absurdität ist Sisyphos, der von den Göttern mit einer grausigen Strafe belegt wurde: Unsterblich, ist er auf alle Ewigkeit dazu verdammt, einen schweren Felsbrocken einen steilen Hang hinaufzurollen, der ihm jedes Mal kurz vor dem Gipfel entgleitet, sodass er wieder von vorn beginnen muss. Kann es ein sinnloseres Leben geben? Doch Camus erklärt feierlich: »Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.«
Können wir uns Sisyphos als modernen Menschen vorstellen? - Durchaus, denn Sisyphos ist ein moderner Mensch, dessen Sinn und Gehalt sich in der Moderne gewandelt hat: Statt Steine dene Berg hinauf zu rollen, trägt er Laptops, Handys bei sich, um sein Leben mit Sinn zu füllen. Die ewig gleichen Meetings, Anzüge, Kostüme, Hotelzimmer und Apartments- das sind die Steine, welche Menschen heute wieder und wieder den Berg hochwälzen - keine Felsbrocken, sondern Kieselsteine.
Albert Camus ist ein moderner Sisyphos, und wie wir dank ihm wissen: »Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen". - Wir sind so daran gewöhnt, von der Absurdität unserer Existenz zu sprechen, dass wir vergessen haben, mit welcher einmaligen Intensität und Klarheit Albert Camus sie Anfang der 1940er Jahre literarisch in Szene setzte.
Egal wie sinnlos alles erscheinen mag, so teilen doch alle Menschen dieses Schicksal. Deshalb ist die Solidarität und Liebe unter den Menschen das höchste anzustrebende Gut, wie Camus in seinem Tagebuch notiert: »Elend und Grösse dieser Welt: sie bietet keine Wahrheiten, sondern Liebesmöglichkeiten. Es herrscht das Absurde, und die Liebe errettet davor.«
Blog-Artikel:
Albert Camus zum 100. Geburtstag
Albert Camus sls »Vordenker des Absurden«
»Der Mensch in der Revolte« von Albert Camus
Weblink:
Aus dem Absurden rettet die Liebe - www.woz.ch
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