Samstag, 13. November 2021

Ethik in Zeiten der Pandemie


In Zeiten der Pandemie hat das größte Glück - verstanden als Gesundheit aller Menschen - klaren Vorrang gegenüber dem Glück Einzelner - verstanden als Freiheit des einzelnen Menschen, um die umgehinderte Ausbreitung der Pandemie und eine ansteckende Infektion einer immer größer werdenden Zahl der Bevölkerung zu verhindern.

Es kann in der Pandemie nicht um das Glück Einzelner (Freiheit) gehen, sondern um das größte Glück (Gemeinwohl und Gesundheit) aller Menschen gehen. Die Regierungen haben es den Menschen überlassen, in Eigenverantwortung diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Das Resultat war der jeweils nächste Lockdown.Ein konkretes Beispiel für bestehende Spannungen zwischen Freiheit und Gemeinwohl, zwischen Eigenverantwortung und Verantwortung anderen gegenüber, ist es daher, sich impfen zu lassen.

Die Gesundheit der Bevölkerung erfordert jedoch zwingend die Einhaltung von vorgeschriebenen Verhaltensregeln durch die jedem einzelnen. Regeln einzuhalten scheint in einer Gesellschaft, wo Individualität und Egoismus beinahe schon beliebig austauschbare Begriffe geworden sind, extrem schwer zu sein. Es ist eine Sache der Disziplin. Die Nachlässigkeit gegenüber den AHA-Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zeugt von einer Ignoranz der moralischen Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft. Daher sind mehr Rücksicht und Verantwortung der Menschen und der ganzen Bevölkerung zur Erhaltung der Gesundheit in dieser schweren Zeit erforderlich.

Angesichts der ethischen Grundspannung, in der Pandemie unter Aufrechterhaltung des gesamtgesellschaftlichen Systems Lebens- und Gesundheitsschutz einerseits und Freiheitsermöglichung andererseits auszubalancieren, muss man nicht nur vor allen Formen moralischer oder politischer "Alternativlosigkeit" warnen, sondern auch – deskriptiv wie normativ – proaktiv auf Pluralität setzen. Diese Pluralitätsoption ist nicht nur Realität moderner Demokratien oder ein Klugheitsimperativ in einer komplexen Gesellschaft, möglichst viele Kompetenzen und auch Positionen zu berücksichtigen, um höchst komplexen Herausforderungen wie der Corona-Pandemie zu begegnen. Vielmehr ist die Anerkennung unterschiedlicher Positionen auch (bis zu einem gewissen Grade) normativ geboten, wenn sich die Partizipation an öffentlichen Debatten und politischen Entscheidungen aus Menschenwürde und Menschenrechten ableitet.

In diesem Zusammenhang ist auf die Ethik hinzuweisen, welche die Moralität von Handlungen danach bewertet, ob sie das Glück der Menschen maximieren oder reduzieren. Diesem auf Nützlichkeit basierenden ethischen Prinzip, dem wir alle verpflichtet sind, hat Jeremy Bentham (1748 bis 1832) den Namen »Utilitarismus« gegeben. Es bezeichnet die zweckorientierte Ethik: Das größte Glück für die größte Anzahl.

»Die Freiheit des einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit des anderen beginnt.«

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen