Am 20. Juli 1944, vor 75 Jahren erfolgte das als "Aufstand des Gewissens" bezeichnete Attentat auf Adolf Hitler, welcher den Umsturz herbeiführen sollte, um Deutschland vor einer militärischen Niederlage zu bewahren. Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte einen Sprengsatz deponiert, der Adolf Hitler töten sollte. Das Attentat schlug fehl und mehr als 200 Mitverschwörer wurden in der Folge hingerichtet, darunter auch aus dem Kreisauer Kreis. Stauffenberg war nicht unbedingt die geeignete Person, um einen solchen Anschlag alleine durchzuführen.
Henning von Treschkow
Das Attentat vom 20. Juli 1944 war der bedeutendste Umsturzversuch des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus und dennoch keine Heldentat, denn dazu hätte das Attentat (Coup d' etat) auf Hitler glücken müssen! Als Voraussetzung für einen Machtwechsel, auch unter dem Gesichtspunkt des „Eides auf den Führer“, galt den Verschwörern die Tötung Adolf Hitlers. Hitler überlebte jedoch die Explosion der im Führerhauptquartier Wolfsschanze von Claus Schenk Graf von Stauffenberg hinterlassenen Sprengladung mit nur leichten Verletzungen.
Dieser Fehlschlag sowie Lücken in der Vorbereitung und das Zögern beim Auslösen der »Operation Walküre«, des Plans zum Staatsstreich, ließen den Umsturzversuch scheitern. Die Beteiligten der Verschwörung, die Personen des 20. Juli 1944, stammten vor allem aus dem Adel, der Wehrmacht und der Verwaltung. Sie hatten vielfach Kontakte zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke. Obwohl das Regime längst im Sterben lag, hatte es noch die Bosheit, Rache an seinen Feinden zu nehmen, die besaß das sterbende Regime noch.
Die Verschwörer des 20. Juli 1944 haben ein Scheitern und ihren Tod bewusst in Kauf genommen, um für Deutschland und seine Menschen eine Änderung der sich abzeichnenden miulitärischen Niederlage herbeizuführen. Denn, das Ende des Nazi-Regimes und des Krieges wäre nur ohne Hitler und seine Entourage möglich gewesen.
daß man es dennoch für unser Land und unsere Kinder tun muss."
Berthold Stauffenberg, Claus’ Bruder
Die Verschwörer haben das Gewissen über Gehorsam und Verantwortung über die Pflicht gestellt. Es ist der Geewissesnekonfklikt zwischen Treue und Pflichterfüßllung sowie Verantortungslosigkeit angesichts von mörderischen Verbrechen und Mittäterschaft an einem verbrecherischen Regime Der Widerstand ist aus dem Umstand erwachsen, daß Menschen bereit waren, das Gewissen über den Gehorsam und Verantwortung über die Pflicht zu stellen, um die sich immer deutlicher abzeichnende militärische Katastrophe und Niederlage Deutschlands noch abzuwenden.
Als Offizier ein Attentat zu begehen, setzt voraus, daß ein Offizier die politische und militärische Lage einschätzen kann, daß ein Offizier politisch denken kann - was bei Offizieren der Wehrmacht im Gegensatz zur US-Army betont ungewollt war - das Attentat durchzuführen und die persönliche und politische Verantwortung zu übernehmen. Widerstand ist nur auf der Grundlage einer Ethik und Denkhaltung möglich, die das Gewissen über Gehorsam und Verantwortung über die Pflicht stellt. Bereitschaft zur Übernahme von militärischer und gesellschaftlicher Verantwortung. Widerstand erfordert den entscheidenden Mut zum praktischen Zweck zur praktischen Tat.
Es gibt den langen Weg der Opposition, der schließlich zu dem Anschlag geführt hat, aber bis heute besitzen wir kein überzeugendes Bild von der Persönlichkeit des Attentäters Stauffenbergs. Er war eine höchst widersprüchliche Figur. Weil wir in erster Linie nach moralischen Kriterien urteilen, tun wir uns mit der Einordnung des militärischen Widerstands generell schwer.
Stauffenberg hatte fünf Kinder, hatte wegen seiner Verletzungen nicht mehr zu befürchten an die Front zu kommen. Aber er opferte sich, er legte die Bombe und er hat sein Leben für die Beseitigung Hitlers eingesetzt. Die Normen, die sein Denken und Handeln bestimmten, waren für ihn lange Zeit vereinbar mit Hitlers Politik. Erst im Sommer 1942 begann er umzudenken und die politische Verantwortung des Offiziers höher zu stellen als Pflicht und Gehorsam. Als er zwei Jahre später zur Tat schritt, fühlte er sich von den meisten seiner Mitverschwörer im Stich gelassen. Er folgte seinem Gewissen. Was auch immer man von ihm denken mag, er hat es nicht verdient, für seine heroische Tat als "der Attentäter" verurteilt zu werden.
Stauffenberg war geprägt von dem Kreis um den Dichter Stefan George, der den Kampf gegen den "Ungeist der Städte" beschwört hat und von einem Ideal eines "geheiemen, heiligen Deutschland" in der Tradition von Stauferkaiser Friedrich II. geschwärmt hat.
Doch stimmt es wirklich, was Generalmajor Henning von Treschkow vor dem Attentat zu Stauffenberg gesagt hat? "Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutschen Widerstandsbewegung vor der Welt und der Geschichte unter Einsatz ihres Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig." Bei dem Attentat kam es auf den praktischen Zweck und dessen Erfolg an, denn dann wäre nach erfolgreichem Attentat Hitler tot gewesen un der Staatstreich wäre anders verlaufen.
In seinem Werk »Two Treatises of Government« argumentiert Locke, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung der Regierten besitzt und die Naturrechte Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, haben die Untertanen ein Recht auf Widerstand gegen die Regierenden.
Zum Gedenkjahr erschienen einige Publikationen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Mal soll das Bild Stauffenbergs vor einer „Heroisierung von rechts“ bewahrt werden, mal heißt es, Stauffenberg habe nicht aus Gewissens-, sondern aus allein pragmatischen Gründen gehandelt. Mal heißt es, sei von Stefan George angeleitet worden. Wichtig ist aber ein differenziertes Bild von Stauffenberg zu zeichnen.
Weblinks:
Wieder Streit um Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler entfacht - rp-online.de
20. Juli 1944: Der Tag der Helden - ZEIT ONLINE
Stefan George und sein Dichterkreis - Literatenwelt-Blog
75 Jahre Hitler-Attentat - Youtube
Stauffenberg-Biografien:
Stauffenberg: Porträt eines Attentäters von Thomas Karlauf
Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter von Sophie von Bechtolsheim
Claus Schenk Graf von Stauffenberg von Peter Hoffmann
Literatur:
Im Widerstand: Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler von Wolfgang Benz
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