Samstag, 5. Dezember 2015

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist


Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«.

Die kühnsten Denkgebäude der Philosophiegeschichte sind im Zeitalter des Deutschen Idealismus entstanden. Der Leitgedanke dabei war, dass der Geist die Welt nicht nur erkennt, sondern in gewisser Weise auch selbst hervorbringt.

Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Bei Kant und Fichte tut dies der Geist des Menschen. Bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist es der absolute Geist, der die Welt, wie wir sie kennen, erschafft.

Hegel

Hegel beschäftigte sich allerdings mit dem dialektischen Denken aber beklagte mehrmals, auch in der Vorrede der »Phänomenologie des Geistes«, welches einen bestimmten Formalismus und Formulierungen wie die »These-Antithese-Synthese« aufwies.

Hegel stellte seine Vorstellung, im Allgemeinen als das Abstrakte, dann aufgehoben was ein Nichts ergibt und danach ein Negieren des Nichts - oder Negieren des Negierens - und zu dieser Bewegung kann man vielleicht noch weitere Stadien aus dem Übrigbleibenden hinzufügen.

Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist - Youtube - www.youtube.com


Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Über die Radikalität in Camus Roman »Die Pest«

Albert Camus hat in seinem Klassiker »Die Pest« bereits 1947 einen Apokalyptiker und seine Transformation zum Amoktäter beeindruckend charakterisiert.

Zunächst begegnet dem Berichterstatter aus Camus’ Roman die Figur des Cottard als ein depressiver Rentner, der gerade versucht hat, sich aufzuhängen, ein zurückgezogener, offenbar misanthropischer Einzelgänger und Sonderling. Die ausgebrochene Pest beginnt ihn zu interessieren:

"Die Leute reden von einer Seuche. Stimmt das, Herr Doktor?"

"Die Leute reden immer. Das ist so ihre Art", antwortete Rieux.

"Da haben Sie recht. Und wenn wir ein Dutzend Tote haben, wird das als das Weltende betrachtet. Nein, das ist nicht, was wir brauchen." (…)

"Was brauchen wir denn?", fragt der Arzt und lächelte zurück.

Da umklammerte Cottard auf einmal den Wagenschlag, und er schrie mit tränenerstickter, wuterfüllter Stimm: "Ein Erdbeben. Ein richtiges!"

Die Pest
Die Pest


Mit dem Fortschreiten der Pestepidemie blüht er auf, wird freundlich und sucht Kontakte. Alle sitzen in einem Boot. Er glaubt, da er bereits mit seiner psychischen Krankheit hinreichend belastet ist, könne ihn die Pest nicht ereilen, da man Krankheiten nicht anhäufen könne. "Alles in allem bekommt die Pest ihm gut. Aus einem Menschen, der wider willen einsam war, macht sie einen Spießgesellen. Denn er ist offensichtlich ein Spießgeselle, und zwar ein Spießgeselle, der sich ergötzt."

Mit dem Abklingen der Pestepidemie holen Niedergeschlagenheit und schlechte Laune Cottard wieder ein. Er kehrt zurück in seine Einsamkeit, seine Isolation, bricht seine sozialen Kontakte ab. Als die Quarantäne aufgehoben wird und die befreiten Menschen auf den Straßen feiern, verschanzt er sich in seinem Zimmer und schießt aus dem Fenster auf alles, was sich bewegt, wird, als die von ihm erhoffte Apokalypse nicht eingetreten ist, zum Amoktäter. Er besaß, so beendet Camus Cottards Charakterisierung, "ein unwissendes, das heißt einsames Herz".

Cottard: Rentner, der einen Selbstmordversuch begeht und aufgehört hat, am Leben teilzunehmen. Als Verurteilter und Schmuggler profitiert er von der Pest, die ihn auch zurück ins Leben und die Gesellschaft bringt.

Weblink:

 Die Pest
Die Pest
von Albert Camus

»Die Welt als Wille und Vorstellung« von Arthur Schopenhauer

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung


»Die Welt als Wille und Vorstellung«, so lautet eine Schrift - ein schrecklich-schönes - oder wie Nietzsche sagt: entsetzlich großartiges Buch - von Arthur Schopenhauer zur geistigen Erhellung, welches 1819 erschienen ist.

In seinem Hauptwerk präsentiert seine Ansicht, in der er die Korrektur eines uralten und ausnahmslosen Grundirrtums der Philosophie sah. Er verkündete: Das Ursprüngliche ist der Wille, der Intellekt dagegen etwas Sekudnäres, ein Werkzeug dee Willens, das allerdings im Menschen als erkenennden des Bewußtseindas behrende überlagert und in günstigen Fällen zur Ablösung des erkennenden vom begehrenden Bewußtsein führen kann.

Dann wird das Subjekt zum »reinen Subjekt der Erkenntnis«, zum »klaren Spiegel der Welt«, zum »Weltauge«. Dieser günstigste Fall tritt ein beim Genie - der Kunst, der Philosophie, der Religion.

Weder politiische, noch technische, noch sonstige Fortschritte können die Welt verbessern. Besser werden könnte sie nur durch eine Zunahme genialer Menschen. Doch die werden immer die Ausnahme bleiben uner all den gewohnlichen Menschen, dieser »Fabrikware der Natur«.

Das formierende Prinzip aller Erscheinung heißt bei Schopenhauer bekanntlich "Wille", wobei die Begriffswahl vielleicht etwas unglücklich war. Mit Bewusstheit, wie etwa bei Kant, hat der Wille als blindes Prinzip bei Schopenhauer nichts zu tun.

Tatsächlich kann man, so wenig originell diese Lesart auch sein mag, die Schopenhauersche Philosophie, deren Epistemologie ja ihrem Selbstverständnis nach weitgehend Kantischen Ansätzen verpflichtet ist, als Destruktion der Kantischen Moralphilosophie, als Destruktion des Kantischen Moralsubjekts lesen.

Nun sind bei Kant theoretisches und praktisches Subjekt aber letztlich identisch, jenes "Ich denke", welches alle meine Vorstellungen muss begleiten können, markiert eben jenes Subjekt, welches zugleich zur Selbstgesetzgebung in der Lage sei.

Genau diese Einheit bricht Schopenhauer auf. Erst in der Erkenntnis der Nichtigkeit dieser Einheit stellt sie sich, sozusagen ironisch gebrochen, bei Schopenhauer wieder her. Dass Schopenhauer dem moralischen Grundsatz - Verletze niemanden, sondern hilf vielmehr, wo du kannst - dann ganz konsequent eine zwar nicht grund-, aber begründungslose Geltung verschafft, halte ich für eine der großartigsten Passagen in seinem Werk.

In seinem Lebenswerk »Die Welt als Wille und Vorstellung« wird als Ursprung allen menschlichen Seins der im Körper ruhende Wille genannt. Er folgt dem Wollen - Verstand und Vernunft verfügen über rein dienende Funktion. Schopenhauers Ausführungen über die Freiheit unserer Willensentscheidungen heben auf die Kausalität ab, d.h. das Verhalten oder Handeln folgt einer vorgelagerten Wahrnehmung.

Literatur:

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung
von Arthur Schopenhauer

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Aufklärung einmal anders betrachtet



Michael Mierschs Foto.

Diese Art von Aufklärung ist wirklich alternativlos!
 
Es fehlt im Grunde noch die Aufklärung von 
 
Descartes, Diderot, Hegel, Schopenhauer und Nietzsche.
 
Was die wohl über die heutige Aufklärung in Syrien gesagt hätten? 
 
 
Unbestätigen Meldungen zufolge sollem syrische Aufkklärungsflugzeuge
 
jetzt Werke der Aufklärung über dem Berliner Reichstag abgeworfen haben.
 
 

Samstag, 28. November 2015

Qualifizierte Arbeit ist häufig verbunden mit unglücklichem Bewusstsein

Erst die Umkehrung des berühmten Satzes von Gottfried Benn »Dumm sein und Arbeit haben: das ist das Glück. zeigt seinen vollen Inhalt: Intelligent sein und dennoch seine Arbeit verrichten - das ist unglückliches Bewußtsein in der modernisierten, aufklärungskranken Form.

Qualiifzierte Arbeit ist häufig verbunden mit unglücklichem Bewusstsein. Selbst diejenigen, die qualiifzierte Arbeit haben, sind häufig nicht glücklich mit ihrer Arbeit, denn viele Tätigkeit vermögen keinen Sinn mehr zu vermitteln.

Hervorgebracht wird dieses unglückliche Bewußtsein durch den Kapitalismus. Lange war es dabei egal, ob jemand unzufrieden oder glücklich war als Mitarbeiter – egal. Soll er doch froh, sein, wenn er einen Job hat. Doch so langsam schert die Frage die Unternehmen wieder.

Zumindest die, die schon heute Schwierigkeiten bei der Personal-Rekrutierung haben und erst recht die, die bereits Aufträge ablehnen oder Vertragsstrafen für zu spät erfüllte Verträge zahlen müssen.

Dienstag, 24. November 2015

Attentate von Paris als "emanzipatorische Katastrophe"?

Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
Weltrisikogesellschaft:
Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit


Sind die Attentate von Paris eine "emanzipatorische Katastrophe" wie sie der kürzlich verstorbene Soziologe Ulrich Beck formuliert hat? Er meinte damit, daß schockartige Ereignisse einen positiven Wandel der Gesellschaft bewirken können. Die Katastrophe von Paris ist eine Möglichkeit, aus den Versäumnissen die richtigen Lehren zu ziehen.

Katastrophen wirken oft als heilsamer Schock. Sie sind dann vermeidbar, wenn sie antizipiert werden können. Das hängt von dem Willen und der Lernfähigkeit der politischen Klasse ab. Einen positiven Wandel zum Besseren aus der Katastrophe in Frankreich abzuleiten, erscheint vermessen. Es gibt keine berechtigte Hoffnung auf einen positiven Wandel, solange es keinen Furor der Empörten gibt.

Eine Radikalisierung findet immer dann statt, wenn andere Erklärungsmuster fehlen, wenn eine Metatebene zur Verständigung und Ausgleich fehlt, wenn keine Ansprechpartner vorhanden sind und kein offenes Ohr für Probleme da ist.

Frankreich hat das republikanische Versprechen nach Brüderlichkeit nicht eingelöst. Die Folgen dieses Versäumnisses sind nun sichtbar geworden. Deren Nichteinlösung hat zur gesellschaftlichen Tristesse in der Ausländerpolitik geführt. Die Ausgrenzung von Muslimen hat zu deren Radikalisierung geführt. Die Radikalisierung wird in Kauf genommen, solange sie nicht zu Gewalt führt.

Die Regierung kann zwar die Terrorangst nutzen, um ungehemmt Sicherheitsgesetze und Überwachungsinstrumente auf den Weg zu bringen, eine Sicherheitsgarantie gegen Attentate kann sie jedoch nicht geben. Die Lage bleibt angespannt.

Die Attentate von Paris sind das Fanal einer gescheiteren Gesellschafts- und Integrationspolitik - einer integrativen Katatastrophe. Was hier letzlich hilft, ist nur eine Änderung der Politik in Richtung einer stärkeren Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Glaubensrichtungen.

Literatur:

Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
von Ulrich Beck


Samstag, 21. November 2015

Arbeit ist unglückliches Bewußtsein

Gottfried Benn


Gottfried Benn war ein Zyniker, der pathologische Befunde ablieferte. Der Schriftsteller und Pathologe hat wohl die Jahrhundert-Formel des Zynismus gegeben:
»Dumm sein und Arbeit haben: das ist das Glück.

Ein Satz wie eine Welterhellung! Die Umkehrung des Satzes zeigt erst seinen vollen Inhalt: Intelligent sein und dennoch seine Arbeit verrichten - das ist unglückliches Bewußtsein in der modernisierten, aufklärungskranken Form.

Die Arbeit ist von Ideologen, Phraseologen und sonstigen Hohlfiguren aus dem bürgerlichen Hohlfiguen-Kabinett längst zum Fetisch statt zu einem zu erreichenden Wert erhoben worden.

Arbeit unterliegt der Fetischisierung, sie ist zum bloßen Fetsih geworden. Ist es nicht zynisch, wenn ein Mensch intelligent ist und trotzdem sein Arbeit verrichtet?

Wenn die Arbeitslosen, die zu 99 Prozent unschuldig daran sind, daß sie keine Arbeit haben, sich gefallen lassen müssen, als Faulenzer beschimpft zu werden, wäre eine Kampagne vonnöten, die das Arbeit-Haben nicht als höchste Bestimmung des Menschen ansieht, die die Fetischisierung der Arbeit der Lächerlichkeit preisgibt.

Weblink:

Gottfried Benn-Zitate - www.die-zitate.de