Sonntag, 9. November 2014

Der Sozialismus als Gesellschaftsmodell gescheitert

Vor 25 Jahren brach mit dem Fall der Mauer auch der real existierende Sozialismus zusammen. Der Sozialismus hatte als Gesellschaftsmodell und Staatsdoktrin quasi über Nacht ausgedient. Auch als Ideologie war der Sozialismus delegitimiert und verflogen. Selten ist eine fortschrittliche und utopische egalitäre Idee durch Mißbrauch von Macht so nachhaltig diskrediert worden.

Das 19. und das 20. Jahrhundert standen unter Fuchtel des marxistischen Sozialismus - bis zum Mauerfall. <a title="Karl Marx-Biografien" href="http://www.die-biografien.de/biografien/365.php" target="blank">Marx</a> verkündete die Lehre des Sozialismus als ewige Wahrheit und als geschichtliches Naturgesetz. Im 19. Jahrhundert errang Karl Marx, der Autor des soziologischen Werkes <a title="Karl Marx »Das Kapital«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3866473257/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Das Kapital«</a> die Herrschaft über den europäischen Sozialismus.

Der Erfolg dieser Idee lag in seiner wissenschaftlichen Begründung. Marx' Theorie war eine wissenschaftlich begründete Fortschrittstheorie. Dieser Begründung verdankt diese auch seinen späteren Aufstieg als Gesellschaftsmodell.

<center>
<table width="60%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Manche sind von ihrer Unfehlbarkeit so überzeugt,
dass sie jeden als Feind ansehen,
der ihren Rat nicht annehmen will.«</i></center>
<p align="right"><a title="Karl Marx-Zitate" href="http://www.die-zitate.de/personen/369.php" target="blank">Karl Marx</a></p>

</blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Karl Marx rechtfertigte seinen wissenschaftlichen Sozialismus, indem er behauptete, dieser sei wissenschaftlich begründet und verkünde deshalb die Wahrheit über die Geschichte, die in ihrer Struktur von der Dialektik bestimmt sei, der gewaltsamen Heraufkunft der Wahrheit bedürfe, unausweichlich auf die Revolution zustrebe.

Die Geschichte gehorche der selbstzerstörerischen Logik des Kapitals und des Kapitalismus und sei deshalb auf eine proletarische Avantgarde angewiesen. Geschickt wußte sich Marx mit seiner Idee abzugrenzen, denn zugleich schmähte er alle anderen Formen des Sozialismus als utopisch.

Im Herbst 1989 brach der Sozialismus in den Staaten des Ostblocks zusammen. <!-- Der Sozialismus hatte als Gesellschaftsmodell und Staatsdoktrin ausgedient. --> - Doch ist der Sozialismus als linke Idee deshalb gescheitert, weil dieser von den Machthabern als Ideologie mißbraucht wurde?

Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen. Dass der <i>real existierende Sozialismus</i> in der Realität als Gesellschaftsmodell scheiterte, ist jedoch nicht Karl Marx und seiner Theorie vom Sozialismus anzulasten.

Weblink:

<a title="Karl Marx »Das Kapital«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3866473257/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Das Kapital" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3866473257.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Das Kapital</a> von Karl Marx

<!-- Marx verkündete die Lehre des Sozialismus als ewige Wahrheit und als geschichtliches Naturgesetz, das sich von selbst erfüllt.

Karl Marx rechtfertigte seinen wissenschaftlichen Sozialismus, indem er behauptete, dieser sei wissenschaftlich begründet und verkünde deshalb die Wahrheit über die Geschichte, die in ihrer Struktur von der Dialektik bestimmt sei, der gewaltsamen Heraufkunft der Wahrheit bedürfe, unausweichlich auf die Revolution zustrebe. -->

Samstag, 1. November 2014

Untergangsängste im Wandel der Zeit

Auch die Untergangsängste unterliegen dem Wandel der Zeit. Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren schließlich durch den Ost-West-Konflikt und ein massives atomares Aufrüsten bestimmt. Das Atomwaffenpotenzial der beiden Supermächte hätte ausgereicht, die Weltbevölkerung mehrfach auszulöschen, und es sah so aus, als bedürfe es nur eines kleinen Auslösers, um diese Apokalypse einzuleiten.

Um 1989 trat eine von niemandem erwartete Wende ein, als sich der Ost-West-Konflikt buchstäblich in Wohlgefallen auflöste, es zur Abrüstung kam und die Bedrohung der atomaren Vernichtung fast über Nacht verschwand, zumindest verglichen mit den vorausgegangenen Jahrzehnten. Freudenfeiern beschränkten sich dennoch weitgehend auf jene über den Fall der Berliner Mauer.

Wir sehen eher Gefahren und Negatives als das Positive, und wer nun gar glaubte, damit würden auch apokalyptische Ängste verschwinden, sah sich rasch getäuscht. Der Wegfall der atomaren Bedrohung schuf vielmehr eine Art kollektiven psychischen Ungleichgewichts, wie man es vom Neurotiker kennt, der es sich nicht gut gehen lassen darf und nur darauf wartet, dass auf seine Momente des Glücks die Strafe auf dem Fuße folgen muss. Die zuvor in der nuklearen Bedrohung gebundenen Vernichtungsängste wurden frei flottierend und suchten sich neue Objekte.

Der Übermensch bei Nietzsche

Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Die Entwicklung seiner Philosophie ist eng an seine Zeit geknüpft. Nietzsche gab auf den Wertewandel seiner Zeit mit dem Übermenschen eine perspektivische Antwort: er riet, der einzelne solle aus seinem Leben ein Kunstwerk machen.

Wer der Übermensch ist und was man sich unter diesem Begriff vorzustellen hat, bleibt letztlich im »Zarathustra« unbeantwortet.

Nietzsche selbst beschreibt in »Ecce homo« den Begriff „Übermensch“ als „Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgerathenheit … - ein Wort, das im Munde eines Zarathustra … ein sehr nachdenkliches Wort wird“.

Mann mit der Laterne

Der Übermensch steht im Gegensatz zum modernen und „guten“ Menschen und ist keinesfalls idealistischer Held oder halb Heiliger und halb Genie.

Am ehesten nahe kommt dem Typus des Übermenschen Zarathustra selbst: „Und wie Zarathustra herabsteigt und zu Jedem das Gütigste sagt! … Hier ist in jedem Augenblick der Mensch überwunden, der Begriff „Übermensch“ ward hier höchste Realität“.

Nietzsches Bild vom Übermenschen ist ambivalent und des verbirgt sich darin ein existenzielles Drama. Der Übermensch repräsentiert einen höheren biologischen Typus, er könnte ein Produkt einer zielstrebigen Züchtung sein. Aber er ist auch ein Ideal für jeden, der Macht über sich selbst gewinnen will und seine Tugenden pflegen und entfalten will, der schöpferisch und auf der ganzen Klaviatur des meschlichen Denkvermögens, der Phantasie und der Einbildungskraft zu spielen weiß.

Nietzsches Bild vom Übermenschen

Der Übermensch realisiert das Bild des Vollbild des Menschenmöglichen, und darum ist Nietzsches Übermensch auch eine Antwort auf den Tod Gottes. Der Übermensch ist der prometheische Mensch, der seine theogonischen Talente entdeckt hat. Der Gott außer ihm ist tot, der Gott, von dem man weiß, daß er durch den Menschen und in ihm lebt, ist lebendig, er ist ein Name für die schöpferische Macht des Menschen.

Bedeutung des Übermenschen

Für ist die eigentliche Bedeutung des Übermenschen, daß dieser nämlich jener Mesnch ist, der reif geworden ist dafür, daß Ungeheure dieser Lehre zu fassen und zu ertragen. Der Übermensch ist der Mensch, der nicht an dieser Lehre zerbricht und der sie sich einverleiben kann.

Weblink:

Der Übermensch - www.hausarbeiten.de

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe



Alle Philosophie muss vom Menschen ausgehen

Friedrich Nietzsche

Nietzsche war ein sehr bewusster Künstler, der im Leben dafür sorgte, dass für das Werk der notwendige Raum zur Verfügung stand - und bei ihm ging es darüber hinaus, eine Gelegenheit oder eine Räumlichkeit zu finden, um arbeiten zu können. Es war das Leben, das er für sein Werk zur Verfügung stellte. Leben und Werk durchdrang sich, deshalb können sie nicht voneinander getrennt werden.

Nietzsche betont, dass es zu einer der Grundeigenschaften des Menschen gehört, sein Leben nach den individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen zu organisieren.

Aus der Natur kann dies nicht abgeleitet werden. Diese ist gegenüber den menschlichen Bedürfnissen und Wünschen neutral. Der Mensch ist daher genötigt, einen eigenen Maßstab zu schaffen, durch den erst eine Bewertung entsteht.

Das Perspektivische ist eine „Grundbedingung des Lebens“ (Einleitung), weshalb man nicht den Geist oder das Gute absolut setzen kann wie Platon. Darum muss alle Philosophie vom Menschen ausgehen.

An Agathon

"Wenn Könige mit Gunst dich überhäufen,
Rund um dich Gold in hohen Haufen lacht,
Und zwanzig Schiffe dir durch alle Meere streifen,
Und für dein Wohl Fortuna treulich wacht,
So rühmet jedermann dein Glück; doch stets vergebens,
Denn hast du nicht dabei Philosophie des Lebens,
So hast du nichts."

Novalis

In diesem Sinne ist Nietzsche ein Vorläufer der Lebensphilosophie. Aufgrund dieser These wird Nietzsches Philosophie auch als Perspektivismus bezeichnet.


Friedrich Nietzsche gilt mit seiner kritischen Kulturphilosophie als Vorläufer der Lebensphilosophie. Bereits in seinem Frühwerk »Die Geburt der Tragödie« stellte er das rationale Denken, das Appolinische, dem triebhaften Streben, dem Dionysischen, gegenüber. Rückblickend stellte er in der Götzendämmerung fest: „Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtesten Problemen; der Wille zum Leben im Opfer seiner höchsten Typen der eignen Unerschöpflichkeit frohwerdend – das nannte ich dionysisch, das errieth ich als die Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters.“

Im ganzen Werk entwickelte Nietzsche Gedanken, die als Anregung für die Lebensphilosophie gelten. Hier zu nennen sind etwa der Titel seines Werkes »Menschliches, Allzumenschliches« oder die Betrachtung des Weltgeschehens als organische Struktur und die Konzepte des Willen zur Macht und der Ewigen Wiederkehr. Nietzsche wendete dabei Schopenhauers Konzept vom Willen als dem Willen zum Leben um in die Formel vom Willen zur Macht, der alles Leben beherrscht. Weblink:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de



Samstag, 25. Oktober 2014

Nietzsche und seine Lehre vom »Willen zur Macht«

Der »Willen zur Macht« sollte Nietzsches Hauptwerk werden, das er aber nicht vollenden konnte, weil ihm das nötige Basiswissen fehlte. Dennoch kam er in seinen Überlegungen weiter als alle anderen Philosophen.

Was hier von sich gibt, gründet sich auf besondere, seltene Erfahrungen eines bereits aufgebrochenen Menschentums, das in naher Fühlung mit dem Kosmos eine neue, höhere Form anstrebt. Darum betont er immer wieder: »Es sind nicht unsere Perspektiven, in denen wir die Dinge sehen: aber es sind Perspektiven eines Wesens nach unserer Art, eines Größe´ren: in dessen Bilder wir hineinblicken.« Zukunft
"Nur, wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben,
sondern – so lehre ich's dich – Wille zur Macht!"

 
Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra.


Mit dem Willen zur Macht ist keinesfalls das Beherrschenwollen anderer Menschen gemeint, sondern das Beherrschenwollen der Dinge. Hier liegt der zentrale Denkfehler derer, die die Philosophie Nietzsches nicht verstehen, weil sie entweder das eigene Beherrschtwerden für eine "Tugend" halten, oder selbst nichts anderes im Sinn haben, als andere zu beherrschen.

Gerade dieses Beherrschen und Beherrschtwerden, die Fremdbestimmung, mit der sich alle gegenseitig auf die Füße treten und behindern, muss beendet werden, damit der darum bis heute noch machtlose Mensch zum "von Göttern und Anbetungen erlösten Übermenschen" wird, der über die wahre Macht, die Beherrschung der Dinge, verfügt.

Nachdem Nietzsche seine Vernunftkritik bis ins Extrem betrieben hat, leuchtet bei ihm so etwas wie ein neuer Gedanke auf, eine positive Wendung zum Antikritischen.

Es ist dies seine Lehre vom »Willen zur Macht«, das Weltganze vom Anorganischen bis ins Geistige hinein soll aus einem Prinzip erklärt werden: „Die Welt von innen gesehen, die Welt auf ihren intelligiblen Charakter hin bestimmt und bezeichnet - sie wäre eben Wille zur Macht und nichts ausserdem.“

Mit seinem Gedanken vom »Willen zur Macht« zieht Nietzsche die Konsequenz aus der Tatsache, dass mit dem Tod Gottes der menschliche Verstand so handeln muss, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehen würden. Er ist nicht mehr Organ der göttlich beglaubigten Wahrheit, sondern Ort einer Selbstüberhebung, eines „mehr-sein-Wollens“ als man ist.

Weblinks:

Der Wille zur Macht - opium-des-volkes.blogspot.de

Der Übermensch - www.hausarbeiten.de

Das Leben und Denken Friedrich Nietzsches - www.youtube.com

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Künstlerphilosophen und ihre Bedeutung in der Philosophie


Seit den Anfängen der europäischen Philosophie bei den Griechen ist das Verhältnis von Philosophie und den Künsten nicht unproblematisch. Dieses Verhältnis ist selbst Gegenstand einer philosophischen Betrachtung geworden.

“Das Leben ein Mittel der Erkenntnis - mit diesem Grundsatz im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen!”
Friedrich Nietzsche


Der „Künstlerphilosoph“ steht immer in der Wechselwirkug von Leben und Werk. Bei einem Künstlerphilosophen steht Leben und Werk in Einklang und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Dichterphilosoph bringt sein Leben in sein Werk ein und sein Werk in sein Leben ein.

Nietzsche hat mit seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“ eine neue Denkfigur in der Philosophie geschaffen, welche die Frage der Philosophie als Haltung und als Lebensstil aufwirft.

Nietzsche steht mit seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“ in der Tradition der Vorsokratiker und auch Schopenhauers. Diese Philosophen sahen sich nicht als Erben der appolinischen Ordnung, sondern als Erben der dionysischen Bejahung des Lebens.

Einerseits stoßen wir auf „Künstlerphilosophen“ wie Platon und Nietzsche, die in ihren philosophischen Untersuchungen selbst von künstlerischen Darstellungspraxen Gebrauch machten.

Andererseits entwickelte gerade Platon ein äußerst problematisches Verhältnis zu den Künsten, indem er eine Reihe von künstlerischen Praxen aus seinem idealen Philosophenstaat verbannte.

Was versteht unter einem Künstlerphilosophen? Ganz einfach: das Gegenteil von einem Künstlerphilosophen. Als Inkarnatioenen dienen hier: Schopenhauer versus Hegel. Schopenhauer war auch Philosophieoprofessor an einer Universität, aber eher wieder Willen. Hegel war der Prototyp eines akademischen Theoretikers, unfähig, Leben und Werk in Beziehung zu setzen.

Dagegen spricht die verbreitete Ausffassung, Philosophie sei Wissenschaft und nicht Kunst, der Philosoph Akademiker und nicht Künstler.
Professoren sind die Narren ihre eigenen Lehrgebäude oder moderner gesagt: Anhängsel ihrer »Diskurse«.


Bereits früh in der Geschichte er Philosophie gab es kritische Vorbehalte gegenüber dem Philosophen als Künstler. Gerade seit Platon gibt es eine mächtige (sokratische) Tendenz in der Philosophie, in der die Philosophie immer mehr darauf Wert legt, Wissenschaft, und nicht Kunst, sprich Dichtung, zu sein.

Vielleicht hat Nietzsche diese sokratische Tradition des Philosophierens mit der Konzeption des „Künstlerphilosophen“ am radikalsten in Frage gestellt. Verlangt diese neue Denkfigur doch einen neuen Typus von Philosophen, der bereit ist, die beiden Disziplinen „Philosophie“ und „Kunst“ miteinander zu kreuzen.

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Mittwoch, 15. Oktober 2014

Friedrich Nietzsche 170. Geburtstag


Friedrich Nietzsche



Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Leipzig als Sohn eines evangelischen Pfarres geboren. Nietzsche gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Denker aller Zeiten. Der Religionskritiker entwickelte eine neue Morallehre und eine eigene Philosophie, die den Willen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Nietzsche gilt als unzeitgemäßer Philosoph, der mit dem Hammer philosophierte und dabei bestehende Moralvorstellungen zertrümmerte.



1870 wurde Friedrich Nietzsche mit 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte. Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Nietzsche, dessen Stil durch den Gebrauch von Aphorismen und Metaphern geprägt ist, war ein scharfer Religionskritiker. Sein Ziel war es, die Hintergründe und Motive, die die Grundlage der westlichen Philosophie, Kunst und Kultur bilden, freizulegen und zu interpretieren. Seine Philosophie in der Tradition der Aufklärung war eine Abrechnung mit den tradierten Moralvorstellungen des Christentums.

Seine Haltung kommt durch seinen berühmten Satz »Gott ist tot« gut zum Ausdruck. Er propagierte die »Umwertung aller Werte« und die Schaffung eines "Übermenschen" anstelle des traditionellen Christentums. Als seine wohl wichtigste Schrift gilt sein vierbändiges Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« (1883-1885). Weitere bedeutende Veröffentlichungen des Philosophen sind »Unzeitgemäße Betrachtungen« (1873-1876) und der nach seinem Tod erschienene Band »Der Wille zur Macht« (1901).



Nietzsche begann seine Laufbahn als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“. Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Nietzsche hat wie kaum ein Zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgrechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst. Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Seine Philosophie betonte den Wert des Lebens für die Moral. Die Frage nach dem Wert der Moral für das Leben bildete eine Grundfrage seiner Moralkritik. Nach Nietzsche haben Menschen des »Ressentiment«, deren Wille sich gegen das Leben richtet, eine Moral, ein System von Werten erfunden, das ihnen über ihre Schwäche hinweghilft.

Der radikale Denker erhob den Menschen selbst zum Schöpfer und forderte einen neuen, vollkommenen höchsten Menschen - den »Übermenschen« als Verkünder einer neuen, höherwertigen Moral.

Nietzsche philosophierte mit dem Hammer und zertrümmerte bestehende Moralvorstellungen und entwickelte eine höhere Moral »Jenseits von Gut und Böse«. Der Philosoph sah im »Willen zur Macht« die Triebfeder allen Lebens. Ziel und Sinn aller Entwicklung war für Nietzsche der »Übermensch«.

Jenseits von Gut und Böse

Bekannt wurde Nietzsche auch für seine versierte Sprachschöpfung und die sprachlich anspruchsvolle Dichtkunst. Zu seinen bekanntesten - zumeist aphoristischen Werken - gehören »Also sprach Zarathustra«, »Genealogie der Moral«, »Jenseits von Gut und Böse«, »Menschliches, Allzumenschliches«.

Nietzsche beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Philosophie der Neuzeit. Er gilt als der einflussreichste Philosoph der Neuzeit. <!-- Sowohl in fortschrittlichen und avantgardistischen als auch in konservativen Kreisen fand Nietzsche in ganz Europa erklärte Anhänger ebenso wie radikale Gegner. -->Grossen Einfluss übte er durch seinen Ansatzpunkt, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie zu stellen, auf die spätere Existenzphilosopie aus.

Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Wenn Nietzsche ein Bergwerk ist, in dem sich jeder mit seiner Feuilleton-Schippe bedient, so steht die Tafel des Heraklit am Eingang, daß "die Goldsucher viel Erde graben und wenig finden". Dazu Colli: Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden. Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem. Und überhaupt ist es unredlich, sich der Zitate aus Nietzsche zu bedienen, wenn man über ihn spricht.

Selten hat jemand einen so hohen Preis für sein Genie bezahlt. Bereits im Alter von 45 Jahren kam es endgültigen Zusammenbruch, dem sich ein letztes Lebensjahrzehnt in geistiger Umnachtung anschloss.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Friedrich Nietzsche-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Nietzsche - www.famousphilosophers.org



Friedrich Nietzsche-Werke [ >> ]:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe
von Friedrich Nietzsche

Genealogie der Moral
Genealogie der Moral
von Friedrich Nietzsche

Zarathustra
Zarathustra


Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
von Friedrich Nietzsche