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Freitag, 8. Juli 2011

Nietzsches Morgenröte taucht ein in das Licht der Erkenntnis

Friedrich Nietzsche


In seiner Schrift »Morgenröte« - vor genau 130 Jahren Anfang Juli 1881 herausgegeben - gelangt Friedrich Nietzsche zu einer philosophischen Reife - und zwar durch Distanz zu dem Objekt und durch zunehmende Objektivität bei der Betrachtung. Hierin findet sich eine Rücknahme des subjektiven Pathos, eine weniger schroffe und weniger leidenschaftliche Darstellung, Reflexion und ein besser kontrollierter Abstand vom Strudel der Gedanken.

Das Leben ein Mittel der Erkenntnis - mit diesem Grundsatz im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen!
Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche (1844-1900) gilt als "lauter" Denker. Aggressiv, feinhörig – ein Seismograf der Moderne und genialer Rhetoriker.

Gerade deshalb war und ist er wie kaum ein anderer über die akademischen Grenzen hinaus wirksam geworden. Seine Schriften sind faszinierend – sie ziehen an, durch das, was sie abstoßen. Hierin besteht der Reiz sich in sein Denken zu begeben. In dieser Sendung zeigt sich aber ein anderer Nietzsche. Ein Nietzsche, der dem Ernst des Lebens und der Philosophie eisig ins Gesicht blickt und dabei zu lachen beginnt. Warum? Wie kommt er dazu? Und welche Rolle spielt dieses Lachen in Nietzsches Denken?
Diese Fragen versuche ich mit einem besonderen Gast zu klären, die sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit intensiv mit dem Aspekt des Lachens in Nietzsches Philosophie beschäftigt hat – Katia Hay. Mit Nietzsche lachen! Es lohnt sich! 


Nietzsche beginnt erkennbar seinen eigenen Weg als Philosoph zu gehen. Sicher im Stil, theoretisch offener und abgewogen im Urteil, zieht er in der »Morgenröte« gegen die Moral zu Felde und bedient sich dabei der Wissenschaft, bei der es sich einzig und allein um eine Intuition auf der Grundlage einer normatlen, unmittelbaren oder mittelbaren Erfahrung handelt - was man bei ihm als historische Intuition bezeichnen könnte.



Dem Individuum, sofern es sein Glück will, soll man keine Vorschriften über den Weg zum Glück geben: denn das individuelle Glück quillt aus eigenen, jedermann unbekannten Gesetzen, es kann mit Vorschriften von außen her nur verhindert, gehemmt werden.



Nietzsche begibt sich zu seiner historischen Analyse an neue Lektüren, philosophische und wissenschaftliche, um seinen Überlegunen ein solides Fundament zu verleihen. Er liest Werke von Positivisten wie John Stuart Mill, Comte, Spencer, Littre und auch biologische Abhandlungen wie die von Semper. Auch das Christentum wird ihm hierbei zum Studienobjekt.

Die Grundlagen und Bezugspunkte seiner Philosophie haben sich 1880 bereits sichtbar verschoben. Losgelöst vom Einfluss Richard Wagners und Artur Schopenhauers, ist er reif genung, um die These zu entwickeln, dass die Welt keine moralische Bedeutung hat, wie es Schopenhauer und das Christentum voraussetzen. Er beginnt, der Welt ihre moralische Bedeutung abzusprechen. Die »Morgenröte« taucht ein in das Licht der Erkenntnis und lotet in einer historischen Analyse die Bedeutung der Moral im geschichtlichen Vergleich aus.



Die einen regieren, aus Lust am Regieren,
die andern, um nicht regiert zu werden: -
diesen ist es nur das geringste von zwei Übeln.




Die »Morgenröte« zeugt vom hohen moralischen Anspruch des »Philosophen der Unzeitgemäßheit«. Nietzsche charakterisiert "Moral" als "wahre" Wirklichkeit, die der Rechtfertigung politischer Herrschaftsansprüche und der Steuerung sozialen Verhaltens dient und damit ein ideologisches Moment besitzt.

Weblink:

Friedrich Nietzsche - www.die-biografien.de

Samstag, 26. Februar 2011

Die Wahrheit ist die ungeschickte Tochter der Tugend

Auf den ersten Blick, ist es schöner, die Wahrheit zu verkünden als die Unwahrheit. Nicht immer lässt sie sich jedoch als durchgehendes Prinzip unrechterhalten, denn sie täuscht über etwas hinweg oder erscheint von vornherein als unzweckmäßig.

Im Lichte der Öffentlichkeit ist die Wahrheit oft unpassend und verstellt die Freude an liebgewonnen Zuständen oder Menschen. Es geht dann um Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn und diee Wahrheit erscheint dann als die ungezogene Tochter der Tugend.

Im Fall Guttenberg ist eher die Wahrheit geeignet, Unfrieden im Land zu stiften und nicht die Lüge. - "Gegen feindliche Wahrheiten sind die Menschen sogar feindlich gestimmt", schrieb der Moralphilosoph Friedrich Nietzsche 1872 in seinem Aufsatz »Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn«.

"Jener mit dem Erkennen und Empfinden verbundene Hochmut, verblendende Nebel über die Augen und Sinne der Menschen legend, täuscht sich also über den Wert des Daseins, dadurch, dass er über das Erkennen selbst die schmeichelhafteste Wertschätzung in sich trägt. Seine allgemeinste Wirkung ist Täuschung - aber auch die einzelsten Wirkungen tragen etwas von gleichem Charakter an sich."


Der Intellekt entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung.
In seiner Streitschrift im außermoralischen Sinn heisst es weiter: "Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums", schreibt Nietzsche, "entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung; denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtier-Gebiß zu führen versagt ist."

Jenen Schwächeren, die über kein Raubtiergebiss verfügen, steht im "Kampf um die Existenz" die Sprache zur Verfügung, um sie als Kunstmittel der Verstellung ins Gefecht zu führen.

"Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, dass fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte."

Weblink:

»Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn« - Friedrich Nietzsche - www.textlog.de

Sonntag, 6. August 2006

Nietzsches Wanderung, die zur Erleuchtung wurde



Ein offenbarendes Erlebnis hatte Nietzsche, als er am 6 August 1881 am See von Silvaplana spazieren ging und bei Surlej einen riesigen, pyramidenförmigen Granitfelsen am Ufer erblickte. Der Fels war Stein des Anstoßes für Nietzsches philosophischen Gedanken der ewigen Wiederkehr.

Der Wanderer Friedrich Nietzsche unternahm vor 125 Jahren am 6. August 1881 einen Spaziergang, der zu dem wichtigsten Ereignis und Inspiration seines Lebens werden sollte. Nietzsche ging als Wanderer los und kehrte als Erleuchteter nach Hause.

Am Silvaplana See im Oberengadin in der Schweiz ereilte ihn eine Erleuchtung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Für Nietzsche war dies in einschneidendes Erlebnis. Verzückt von seinem Gedanken erklärte er den mächtigen Felsen am Seeufer, vor dem er stand, zu seinem "Erleuchtungsfelsen".

Surlej-Felsen bei Sils Maria


Mit großem Pathos beschrieb der damals 36-jährige Friedrich Nietzsche den besonderen Moment, den der erleuchtete Philosoph heute vor genau 125 Jahren im schweizerischen Engadin erlebte: "Man muss Jahrtausende zurückgehen, um eine ähnliche Inspiration zu entdecken".



Am Samstag, dem 6. August 1881, war Nietzsche wie so oft zuvor zu einem Spaziergang vom gemieteten Zimmer im Dörfchen Sils-Maria zum Silvaplanersee aufgebrochen. Unweit der Ortschaft Sils Maria Surlej, rund fünf Kilometer von seinem Sommerquartier entfernt, passierte er einen eindrucksvollen Felsblock.

Anhänger des Philosophen haben den "Erleuchtungsfelsen" am malerischen Silvaplana See zum Weiheort erhoben. Neben dem imposanten Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Sonntag, 10. September 2000

Nietzsche und die Frage nach dem Sinn


Mit der Aufklärung geriet die religiöse Ordnung ins Wanken. Hatte Kant noch versucht die Metaphysik zu retten, so haben wir in Nietzsche einen Skeptiker vor Augen, der nichts mehr gelten läßt. Mit Nietzsche wird der Begriff "Nihilismus" und seine Aussage aus der »Fröhlichen Wissenschaft« verbunden: »Gott ist tot.«



»Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwahrend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts! ... Gott ist tot!«

Schon früh spürte Nietzsche die Zerrissenheit der Wirklichkeit. In diesem Stadium verehrte er aber noch die kulturellen Leistungen der Vergangenheit. Er hielt die bildende Kunst und die Musik für eine "wohltätige Illusion", deren Spiel am Abgrund der Welt gerechtfertigt schien. Doch sein Glaube an die Kultur war im Verfall begriffen. Schärfer und radikaler analysierte er den Zustand seiner Zeit und den Verfall der Kultur.

»Die Zeit, in die wir geworfen sind", ist "die Zeit eines großen inneren Verfalles und Auseinanderfalles. Die Ungewißheit ist dieser Zeit eigen; nichts steht auf festen Füßen und hartem Glauben an sich«.

Das Nichtigwerden des in der moderne Kultur latenten Christentums, das scheinheilige Festhalten an Werten, an die man nicht mehr wirklich glaubt, nennt der Philososph Friedrich Nietzsche „Nihilismus“.

Für den Zustand der Zeit wählte Nietzsche den Ausdruck "Nihilismus". Diesen Nihilismus verstand Nietzsche als Konsequenz der abendländischen Geistesbewegung, als ein objektives Geschehen, dem sich niemand entziehen kann.


Literatur:

Die Fröhliche Wissenschaft<;br>Die Fröhliche Wissenschaft von Friedrich Nietzsche

Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Freitag, 25. August 2000

Friedrich Nietzsche 1900 in Weimar gestorben

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche starb vor 100 Jahren am 25. August 1900 im Alter von 55 Jahren in Weimar an den Folgen einer Lungenentzündung und eines weiteren Schlaganfalls. Friedrich Nietzsche war einer der bedeutendsten deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts. Er entwickelte eine neue Morallehre und eine eigene Philosophie.

Im Jahre 1870 wurde er mit 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch »Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik« (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte.

Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Die historischen Umwälzungen von der Französischen Revolution bis zum Pariser Kommune-Aufstand forderten sein Denken nachhaltig heraus. Historische Analysen von Tocqueville bis Jacob Burckhardt bildeten für ihn wichtige Koordinaten. Positivismus und Historismus, Psychologie und Physiologie des 19. Jahrhunderts waren für ihn ebenso Meilensteine der geistigen Auseinandersetzung wie Schopenhauer, Wagner und Darwin.

Ähnlich vieldimensional ist die Wirkungsgeschichte Nietzsches, den Gottfried Benn das „größte Ausstrahlungsphänomen der Geistesgeschichte“ nannte. Es genügt, an Thomas Mann, Hofmannsthal, Musil, Benn, Freud und Heidegger sowie an die Wirkung Nietzsches im französischen Geistesleben von Gide bis zu Derrida zu erinnern, ferner an die ideologische und politische Sprengkraft, die der weltanschaulich vereinnahmte Nietzsche im 20. Jahrhundert erhielt; zu betonen ist auch seine Schlüsselstellung für die moderne Anthropologie und Kulturkritik.

Nietzsche warf der bisherigen Philosophie und Wissenschaft vor, herrschende Moralvorstellungen unkritisch übernommen zu haben; wahrhaftig freies und aufgeklärtes Denken habe sich dagegen, wie der Titel eines Buchs sagt, »Jenseits von Gut und Böse« zu stellen.

Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Nietzsche hat wie kaum ein zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgrechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst.

Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Nietzsche war ein dichtender Denker - sein Stilmittel war der Aphorismus. Nietzsches Herangehensweise an die Probleme der Philosophie ist teils die des Künstlers, teils die des Wissenschaftlers und teils die des Philosophen.

Anfang Januar 1889 erlitt Nietzsche in Turin einen geistigen Zusammenbruch. Er fiel in geistige Umnachtung und wurde bis zu seinem Tode von seiner Mutter und Schwester gepflegt. Nach mehreren Schlaganfällen war Nietzsche allerdings teilweise gelähmt und konnte weder stehen noch sprechen.