Samstag, 18. Januar 2020

»Die verborgene Harmonie« von Heraklit

Heraklit


Die verborgene Harmonie ist besser als die offensichtliche.

Aus Zwietracht entsteht Eintracht, aus Missklang entsteht die Höchste Harmonie.

Erst durch dauernden Wechsel kommen die Dinge zur Ruhe.

Die Menschen sehen nicht, dass alles, was sich widerspricht,

Dadurch mit sich in Einklang kommt.

Es liegt Harmonie im Widerstreit, das zeigen Bogen und Leier.

Der Name des Bogens ist Leben, aber sein Werk ist Tod.

Menschen sind selbst in wachen Augenblicken wie Blinde,
und beachten das, was um sie her geschieht, so wenig wie in ihrem Schlaf.

Narren sind, obwohl sie hören können, genau wie taube.

Für sie gilt das Sprichwort: Selbst anwesend, sind sie abwesend.

Handelt nicht- und sprecht nicht wie im Schlaf !

Wachende haben eine Welt gemeinsam –
Schlafende haben jeder eine Welt für sich.

Wachend sehen wir nichts als Tod, Schlafend – nichts als Träume.

Es ist die Aufgabe eines jeden Menschen, sich selbst zu kennen
Und das rechte Mass zu Wissen.
Das rechte Mass zu wissen, ist die höchste Kunst.

Weisheit besteht in nichts als diesem: Wahr reden, wahr handeln,
Der Natur der Dinge folgen.

Wer den Logos nicht hört, der höre auf mich: Der Weise sieht ein, das alle Dinge Eins sind.

Es gibt nur eine Wahrheit: Erkenne die Intelligenz, die alle Dinge mit allen Dingen verwebt.

Weisheit ist Eins und Einzig.

Unwillig und doch willig lässt sie sich beim Namen des Zeus nennen.

Gott ist Tag und Nacht, Winter und Sommer, Krieg und Frieden, Überfluss und Mangel.

Das Wasser des Meeres ist zugleich rein und ungeniessbar:
Es ist geniessbar und gesund für Fische, aber ungeniessbar und tödlich für Menschen.

Tag und Nacht sind ihrem Wesen nach Eins.

Der Weg nach oben und der Weg nach unten ist ein und derselbe.

Selbst Schlafende arbeiten und helfen mit bei dem, was im Universum vor sich geht.

In einem Kreis sind Anfang und Ende Eins.

Lasst uns keine beliebigen Vermutungen anstellen über die höchsten Dinge.

Vielwisserei führt nicht zum Erkennen.

Wer nach Gold gräbt, wirft viel Erde auf und findet wenig.

Die Grenzen der Seele wirst du nie entdecken,
und folgtest du auch allen Strassen der Welt – so tief ist ihr Sinn.

Einmal kamen Besucher zu Heraklit und waren überrascht,
ihn am Herdfeuer zu finden, wo er sich wärmte.

Er sagte zu ihnen: Auch hier sind die Götter zu hause.

Ich habe mich selbst durchforst.

Die Zeit ist ein Kind, das in einem Brettspiel Steine hin- und herschiebt:
Königliche Macht eines Kindes !

Fanatismus ist die „heilige Seuche“.

Ein betrunkener Mann muss sich von einem Kind führen lassen;
er Folgt ihm strauchelnd, ohne zu wissen wohin,
Denn seine Seele ist feucht.

Seelen werden gerne feucht.

Eine trockene Seele ist die weiseste und beste.

Obwohl der Logos ewig gilt, kann der Mensch in nicht verstehen –
Nicht nur, bevor er ihn vernimmt, sondern auch, nachdem er ihn vernommen hat.

Wir sollten uns nach dem richten, was für alle gemeinsam gilt.

Obwohl der Logos für alle gilt, leben die meisten so,
als besässe jeder eine Privatintelligenz für sich.

Die menschliche Natur ist nur begrenzt intelligent.

Die göttliche Natur aber versteht alles.

Der Mensch ist kein Vernunftwesen; aber er ist von Intelligenz umgeben.

Das Göttliche entgeht dem Menschen, weil er es nicht für möglich hält.

Obwohl aufs innigste mit dem Logos verbunden, widersetzt der Mensch sich ihm ständig.

Wie kann sich jemand vor dem Licht verstecken, das niemals untergeht ?

Diese Weltordnung, die für alle gilt, – weder Gott noch Mensch hat sie geschaffen,
sie war schon immer da, ist und wird sein:

Ein ewig lebendiges Feuer, das regelmässig auflodert, und regelmässig erlischt.
Die Gezeiten des Feuers sind Hunger und Sättigung.

Die Sonne ist jeden Tag neu.

Es wäre nicht besser für die Menschen, wenn alle ihre Wünsche in Erfüllung gingen.

Wer nicht hofft, das das Unhoffbare eintritt, wird nie zur Wahrheit vordringen;
denn sie ist unaufspürbar und unzugänglich.

Die Natur versteckt sich gern.
Der Gott des Orakels von Delphi verrät nichts
und verschweigt Nichts – Er gibt Zeichen.

Wir steigen in den selben Fluss und tun es doch nicht.
Niemand kann zweimal in den selben Fluss steigen.

Alles fliesst, nichts ruht.

Alles vergeht, Nichts ist dauerhaft.

Kaltes wird warm, warmes wird kalt.
Feuchtes trocknet, und Trockenes wird feucht.

Durch Krankheit wird Gesundheit schön;
Durch das Schlechte wird das Gute gut;

Durch Hunger: Sättigung
Durch Mühe: Schlaf.

Lebendig oder tot sein,
Schlafend oder wach, jung oder alt – alles ist eins.

Das eine schlägt jeweils in das andere um,
und umgekehrt –
Mit einer schnellen, unverhofften Wendung.

Erst werden die Dinge auseinandergesprengt, dann wieder Zusammengefügt.

Alles kommt zu seiner Zeit.


Weblink:

»Die verborgene Harmonie« von Heraklit - www.klarerblick.de

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