Michel Onfrays Werk »Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus« ist eine Annäherung an Albert Camus und feiert ihn als hochaktuellen Denker und Freiheitskämpfer. Albert Camus war ein Philosoph und Denker des Alltags der einfachen Menschen und der eher praktischen Wahrheiten. Als Existenzphilosoph dachte er nicht in Form von Ideen, Begriffen oder Wörtern, sondern in konkreten Wahrheiten.
An seinem 100. Geburtstag ist Albert Camus' Denken aktueller denn je: Mut, Mäßigung, Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit. Der Doktor der Philosophie Michel Onfray porträtiert ihn in seiner Biografie als Vorbild gerade für schwierige Zeiten und macht seine Biografie zu einem Ratgeber.
Camus wird mit diesem Buch vielseitig wieder lebendig. Michel Onfray zeichnet ihn als handelnden Menschen und als Berater für unsere heutige, schwierige globalisierte Zeit. Er verbindet »Im Namen der Freiheit« Leben und Philosophie des Albert Camus zu einem »Sonnendenken«.
Empfohlene Biografie von Michel Onfray:
"Camus handelte als Philosoph und philosophierte als handelnder Mensch." |
Albert Camus war ein kluger Ratgeber für alle konkreten Fragen und Lösungen des Alltags der in ihre Existenz geworfenen Menschen. Tiefer als andere hat er als Sohn eines Landarbeiters immer an der Seite einfacher Menschen gestanden, er beharrte darauf, Gewalt nicht mit Gewalt zu vergelten und die Freiheit immer als Verpflichtung für alle zu sehen.
Als Existenzphilosoph hatte Camus zu vielen Themen eine Antwort: der Mann mit dem Lächeln im Gesicht liebte die Erde, das Da-Sein und das Leben. Und zwar jenseits vom Jenseits, ganz im im Hier. Camus betrachtete das Leben von seiten der Freiheit und will uns beim Leben helfen, nicht durch Arroganz und sprachlich überwechselte Denkgebäude, sondern barrierefrei mit klarer Sprache, ohne Schubladen für beeindruckend nichtssagende Satzkaskaden.
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Die Legende. Camus ist weder Philosoph noch Romancier, ein "Second-Hand-Autor", ein "socialiste très rose", ein Kalter Krieger und ein "kleiner weißer Kolonisator". Dagegen stellt Onfray auf über 500 Seiten seine Geschichte des "wahren Camus". Es ist eine Pro-Camus und eine Anti-Sartre-Geschichte. Von Sartre unterscheide sich Camus vor allem durch eine quasi organische Intoleranz gegenüber jeder Ungerechtigkeit. Onfray stellt ziemlich überzeugend und mithilfe kaum ertragbarer Kriegsfotos die Genealogie dieser "Viszeralität" dar: Camus' Kindheit als Halbwaise in einem Armenviertel Algers, die körperliche Rebellion des im Ersten Weltkrieg gefallenen Vaters gegen blutige Gewalt (Kolonialkriege, öffentliche Hinrichtungen), den dulderischen Habitus der analphabeten Mutter, die prügelnde Großmutter, die Geißel Tuberkulose - und die Befreiung durch die republikanische Schule.
Fast genüßlich erinnert Onfray an die bekannte überbehütete bourgeoise Kindheit des kleinen "Poulou" Sartre, dem zufliegt, was Camus sich hart erarbeiten muss, ohne das "Niveau" Sartres je erreichen zu können. Camus verdankt fast alles zwei Lehrern (die sich als Bildungs- und nicht als Kompetenzvermittler sahen, en passant gesagt): seinem Grundschullehrer Germain und seinem Philosophielehrer Grenier. Grenier eröffnet ihm Nietzsche - und Onfray die Möglichkeit einer linksnietzscheanischen Interpretation der frühen Erzählung "Noces à Tipasa". Angesichts des "heidnischen" Paysage von Tipasa (römische Ruinen, überwuchert von duftendem Rosmarin, Strand, Meer, Sonne) entwickelt Camus einen "Discours de la méthode dionyséenne". Es gibt keinen Gott, nur DAS Leben, den Körper, die (freie) Liebe. Man schreibt sein Leben in den puren Augenblick ein, ohne ihn zu verderben durch die Nostalgie des Vergangenen oder die Angst vor dem Kommenden, beschreibt Onfray einen bei Sartre unvorstellbaren Habitus.
Camus entwickelt eine Art "mediterranen Gramscismus", zu dessen Genese auch die (negative) Erfahrung einer fast zweijährigen Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei gehört, mit der ein Camus zwangsläufig brechen muss. Zu stark sind die "mediterranen Lektionen": Gastfreundschaft, Generosität, Vitalität, Mut und Loyalität. Das intransigente Verhalten der Kommunisten im spanischen Bürgerkrieg (Camus Mutter ist spanischen Ursprungs) und in der Kolonialfrage (für algerische Kommunisten gilt er als "Trotzkist") verstärkt die Sympathien mit dem Anarchosyndikalismus. "Der Fremde" und "Der Mythos des Sisyphos", Bücher, die Camus' Ruhm begründen, werden von Onfray als Werke des Übergangs interpretiert: vom "Ja zum Leben" in Richtung "Nein zum Tod".
Die Camus-Biografie von Michel Onfray ist sprachlich brillant, klar und verständlich geschrieben, unterteilt in 12 Kapitel, bestens untergliedert, am Ende mit einem 12 seitigen Personenregister versehen. Als Buch-Motto vorangestellt ist ein Zitat von Friedrich Nietzsche: "Ich mache mir aus einem Philosophen gerade so viel, als er imstande ist, ein Beispiel zu geben."
Weblinks:
Liebeserklärung an einen Außenseiter - www.dradio.de
Literarischer Lebensbegleiter: Albert Camus zum 100. Geburtstag - Literaturcafe - www.literaturcafe.de
Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de
Albert Camus-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de
Michel Onfray - Wikipedia.org
Literatur:
Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus von Michel Onfray
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