Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari
Band 3 der Kritischen Studienausgabe enthält folgende, von Nietzsche selbst herausgegebene Werke: ›Morgenröthe. Gedanken über moralische Vorurtheile (1881). Neue Ausgabe mit einer einführenden Vorrede (1887)‹; ›Idyllen aus Messina (1882), ›Die fröhliche Wissenschaft (1882). Neue Ausgabe mit einem Anhange: ›Lieder des Prinzen Vogelfrei‹ (1887).
In diesem Band finden sich, abgesehen von ›Menschliches, Allzumenschliches‹, die Hauptwerke von Nietzsches mittlerer Schaffensperiode, auch bekannt als seine "positivistische" oder "aufklärerische Periode" nach seiner erfolgten Loslösung von der Philosophie Schopenhauers und seinem einstigen Vorbild Wagner.
Es sind die Werke der Zeit vor seiner Radikalisierung im Zuge der Hinwendung zum "Willen zur Macht" in seiner Spätphase welche wohl Nietzsches bleibenden Ruhm als konsequenter Aufklärer und bedeutendstem Moral- und Fortschrittskritiker der deutschen Sprache begründet haben. Radikal und konsquent wie kein Denker zuvor und nur wenige danach stellt Nietzsche sämtliche unserer bisherigen Gewissheiten und Überzeugungen in Frage und zeigt uns ihre innere Widersprüchlichkeit und Sinnlosigkeit auf.
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"Gott ist tot!" verkündet Nietzsche jubilierend- und mit ihm sämtliche unserer bisherigen "Wahrheiten" und Überzeugungen. Nun bleibt uns nur noch alles Überlieferte in Frage zu stellen und auf den Trümmern unsere neuen Überzeugen und Wertesysteme zu errichten, die "Umwertung aller Werte" deutet sich hier bereits an. Nirgendwo sonst werden Nietzsches "Perspektivismus"- alle Erkenntnis ist subjektiv und standpunktabhängig- und "Nihilismus"- alle Werte und "Wahrheiten" können und müssen stets angezweifelt werden- so konsequent ausformuliert wie hier.
Da es daher keine allgemeingültigen und letztendlich "ewigen Wahrheiten" und Wertesysteme geben kann, sieht Nietrzsche den "Sinn" menschlichen Lebens im dauernden hinterfragen des überlieferten und Streben nach "Erkenntnis", der Mensch soll das Allgemeingültige nicht einfach hinnehmen sondern sich seine eigenen Meinungen und "Wahrheiten" bilden und sich so letztlich selbst überwinden lernen. Wie ein Künstler sein Kunstwerk, so soll letztlich auch der Einzelne lernen sein Leben selbst nach eigenem Willen zu gestalten.
Kants "Sapere aude! - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" - hier wurde es konsequent und radikal zu Ende gedacht.
Literatur:
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari
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