Samstag, 3. Oktober 2020

Arthur Schopenhauer über den Nationalstolz



Arthus Schopenhauer war ein rastloser Mensch, der nirgends heimisch wurde. Zu Deutschland hatte er ein zwiespältiges Verhältnis, denn er sah das Land nicht als seine Heimat an. Seine vielen Reisen hatten zur Folge, daß er seinen Lebtag lang nie ein Nationalgefühl entwickelt. Er hat sich nie als deutscher Philosoph empfunden und die deutsche Sprache, mit der er wie ein Dichter umzugehen pflegte, bedeutete ihm nicht mehr als das Englische oder Französische.

»Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.«

Arthur Schopenhauer

»Parerga und Paralipomena«, »Aphorismen zur Lebensweisheit«, »Von dem was einer vorstellt« pp. 360

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