Montag, 4. September 2023

Deklaration des Parlaments der Weltreligionen (E)


Unter Beteiligung von 6.500 Menschen der verschiedensten großen und kleineren Religionen diskutierte und verabschiedete das Parlament der Weltreligionen in Chicago die Erklärung am 4. September 1993 und sprach sich somit für ein Weltethos aus. Insgesamt 200 Vertreter aus allen Weltreligionen unterzeichneten die Erklärung (vgl. Hans Küng, Erklärung zum Weltethos, Piper, München 1993). Damit verständigten sich erstmals Repräsentanten aller Weltreligionen auf Kernelemente eines gemeinsamen Ethos, wie das Prinzip Menschlichkeit, die „Goldene Regel“ und die „vier unverrückbaren Weisungen“: Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit sowie Partnerschaft und Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Was ist Weltethos?
 
20 Jahre Beschäftigung mit dem Thema Religion haben den Theologen Hans Küng zu der Überzeugung gebracht, dass die Menschheit nur dann überleben kann, wenn die Weltreligionen in einen Dialog treten. Trotz unterschiedlicher Dogmen teilen die Religionsgemeinschaften wesentliche ethische Grundsätze. Aus Verantwortung vor Gott und den Menschen sollten nach Meinung Küngs die Vertreter aller Religionen an der Schaffung des Weltethos mitwirken, das Glaubende und Nichtglaubende verbindet.

Damit ein gutes und konstruktives Zusammenleben möglich ist, benötigen alle menschlichen Gemeinschaften eine Basis an Grundwerten, die sie teilen. Das gilt für die Familie, die Schule oder das Wirtschaftsunternehmen genauso wie für die Gesellschaft im Allgemeinen. Heute, in Zeiten des Internets, einer global agierenden Politik und Wirtschaft und zunehmend multikultureller Gesellschaften, braucht es einen Grundkonsens über Werte und Normen, der unabhängig von Kultur, Religion oder Nationalität gilt.

Die Idee eines Weltethos geht zurück auf den katholischen Theologen Hans Küng. Bei seinen empirischen Forschungen rund um den Globus stellte er fest, dass allen Weltreligionen und philosophisch-humanistischen Ansätzen bereits grundlegende Werte- und Moralvorstellungen gemeinsam sind. Die Goldene Regel beispielsweise, nach der man sich seinen Mitmenschen gegenüber so verhalten soll, wie man selbst behandelt werden möchte, findet sich in allen Traditionen wieder. Ebenso die Forderung, dass alle Menschen menschlich behandelt werden müssen und Werte wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit sowie Partnerschaft von Mann und Frau. Für unsere globale Gesellschaft muss ein solcher gemeinsamer Wertekanon also nicht erst entwickelt werden, denn er existiert bereits: Wir nennen ihn „Weltethos“. Jedoch muss dieser Wertekanon immer wieder neu bewusst gemacht, gelebt und weitergegeben werden.

Weblinks:

Deklaration des Parlaments der Weltreligionen - www.weltethos.org

Was ist Weltethos/ - www.weltethos.org


Literatur:

Weltethos
Erklärung zum Weltethos
von Hans Küng

Projekt Weltethos
Projekt Weltethos
von Hans Küng

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