Damit ist eine der vorrangigen Postulate der Aufklärung, nämlich das der Selbsterkenntnis nicht erfüllt. Gemeint ist damit nicht die Erforschung der durch menschliche Subjektivität bedingten Möglichkeit der Erkenntnis, ein Weg, der spätetentens Kant mit seiner Transzendalphilosophie eingeschlagen hat, sondern Nietzsches Intention gilt weniger den Voraussetzungen des Denkens als denen des Lebens und Erlebens, was als unverzichtbares Substrat jedes Selbstes bisher außer acht geblieben ist.
Die Erkenntnis kommt nicht aus sich heraus. Hierin folgt Nietzsche noch Kant. Anders aber als Kant gewöhnt sich bei Nietzsche der Geist an Formen. Nicht (die kantsche) Vernunft, sondern Gewöhnung führt zu so etwas wie "Vernunft":
"Was ist "erkennen"? Zurückführen von etwas Fremdem auf etwas Bekanntes, Vertrautes. Erster Grundsatz: das, woran wir uns gewöhnt haben, gilt uns nicht mehr als Rätsel, als Problem. Abstumpfung des Gefühls des Neuen, Befremdenden: alles, was regelmäßig geschieht, scheint uns nicht mehr fragwürdig. Deshalb ist die Regel suchen der erste Instinkt des Erkennenden: während natürlich mit der Feststellung der Regel noch gar nichts "erkannt" ist."
Friedrich Nietzsche, »Nachgelassene Fragmente Sommer 1886 - Herbst 1887«, S. 1
Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.
Weblink:
Friedrich Nietzsche - www.famousphilosophers.org
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