Samstag, 18. Juli 2020

»Grammatologie« von Jacques Derrida



Nicht selten lassen sich die originellsten Entwürfe in der Philosophie auf eingängige Thesen zurückführen: Bei Jacques Derridas Buch Grammatologie aus dem Jahre 1967 ist es die Umkehrung der nach seiner Auffassung für das abendländische Denken charakteristischen Privilegierung der gesprochenen Sprache gegenüber der Schrift. Hinter dem merkwürdigen Namen Grammatologie verbirgt sich demnach das Programm einer Wissenschaft von der Schrift.


Die Originalität von Derridas Ansatz besteht darin, auf eine Struktur aufmerksam gemacht zu haben, die für eine bestimmte Gestalt der abendländischen Tradition charakteristisch ist: Die Bestimmung des Seins als Präsenz in der stimmlichen Verlautbarung, der Phonie, in der das Subjekt sich selbst gegenwärtig ist.

Die Originalität von Derridas Ansatz besteht darin, auf eine Struktur aufmerksam gemacht zu haben, die für eine bestimmte Gestalt der abendländischen Tradition charakteristisch ist: Die Bestimmung des Seins als Präsenz in der stimmlichen Verlautbarung, der Phonie, in der das Subjekt sich selbst gegenwärtig ist. Man kann die darin implizierte Degradierung der Schrift zu einer bloßen Hilfsform, einem Supplement der gesprochenen Sprache daher auch als logozentrisch bzw. als phonozentrisch bezeichnen. Abwechselnd wird in der logozentrischen Metaphysik des Abendlandes die Schrift als Verstellung der unmittelbaren Präsenz von Sinn und Rede im Logos oder als bloße Repräsentation des gesprochenen Wortes bestimmt.

Unter dem Titel der Dekonstruktion unternimmt es Derrida, diese Denkfigur zu unterlaufen, um an ihre Stelle die Ursprünglichkeit der Schrift als einer Struktur geltend zu machen. Dekonstruktion ist demzufolge nicht so sehr eine Methode, sondern vielmehr eine bestimmte Weise Texte zu lesen, die darauf abzielt, die von der metaphysischen Tradition verschwiegene und verdrängte Textualität und Rhetorizität philosophischer Gedankenfiguren freizulegen.

In der Grammatologie erscheint das Modell einer ursprünglichen Schrift vor allem als Programm für eine postlogozentrische Philosophie. Seiner Ausführung und Erprobung ist Derrida in späteren Schriften und Lektüren philosophischer und literarischer Texte nachgegangen. Eine aufgeschlossene Rezeption hat er in Deutschland vor allem in der Literaturwissenschaft erfahren. In der akademischen Philosophie ist er hierzulande nach wie vor ein Außenseiter.

Weblinks:

Dekonstruktion - Wikipedia

Derrida und die Dekonstruktion - philomag.de

Literatur:

Grammatologie

Grammatologie von Jacques Derrida

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