Nietzsche ist wie ein unwillkommener Gast im demokratischen Zeitalter. Obwohl er zur Zeit des autoritären Kaiserreiches gelebt hat, hätte er es im demokratischen Zeitalter nicht ausgehalten. Er konnte mit Zuzständen nichts anfangen.
Nietzsche schwebte keinen Millimeter über dem Stammtisch seiner Zeit. Er war antidemokratisch, antifeministisch und antisemitisch, genau wie der damalige Stammtisch auch war. Wohl darum ist er seinen Zeitgenossen kaum aufgefallen.
Wenn man noch ein bisschen mehr auf seine Schlötterlinge und Beleidigungen, seine Rundumschläge klopft, dann erweist sich, dass sein Ideal ein hochkonservatives und rückwärtsgewandtes ist. Die Griechen, ausgerechnet die klassischen Griechen, sollen als Vorbild dienen für die Behandlung der Frauen. Die Aristokratie, die von der französischen Revolution weggefegt worden war, soll wieder bestimmend werden. Und über allem soll eine nie dagewesene Phantasie thronen, der philosophische Berserker als totalitärer Willkürherrscher. Immerhin hat es im Cesare Borgia angetan.
Es ist eine atavistische Hinterzimmerphilosophie, die uns Nietzsche auftischt, eine unbekömmliche Mischung, präsentiert in einem Durcheinander, das er als angemessen hinstellt, aber eine Systemfaulheit offenbart, die ihm zuletzt auch aufgefallen ist, aber da war es schon zu spät. Auch das Übermenschenkonzept und die geforderte Mitleidlosigkeit basieren auf Sklavenhaltergesellschaften, wie sie zu adligen Perioden üblich waren.
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