Samstag, 9. März 2019

Angst gehört zur Grundausstattung der menschlichen Existenz

Der Schrei Munch-Museum in Oslo
»Der Schrei« - Edvard Munch

Angst ist ein existenzielles Grundgefühl und gehört zur Grundausstattung der menschlichen Existenz, die unsere Flucht- und Überlebensimpulse steuert. Angst kennt viele Gesichter: Existenzangst, Angst um den Arbeitsplatz, Zukunftsangst, Terrorangst, Angst vor Digitalisierung - und dann auch noch Urangst - die Angst aller Ängste.

Das Bewusstsein von der eigenen Sterblichkeit und die Unfassbarkeit unseres unvermeidlichen Todes führt zur Todesangst als Kern aller menschlichen Ängste. Der eigene Tod oder auch der eines geliebten Menschen bei gleichzeitiger Weiterexistenz der Menschheit, des Lebens an sich, sind so schwer vorstellbar, dass sie an Fantasien von wie auch dem Wunsch nach einem allgemeinen Untergang und dem Verschwinden der menschlichen Spezies überhaupt gekoppelt werden.

Der eigene Tod ist die unvermeidliche persönliche Apokalypse, bedarf des Trostes und der Erklärung. Das Bewusstsein der Begrenztheit des eigenen Daseins zwischen Geburt und Sterben, die Fragen nach Warum und Wohin, was war zuvor und was wird danach sein, sind die Quellen aller Religionen.

Angst ist im Denken Kierkegaards einer der zentralen Begriffe, an dem sich nicht zuletzt zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Er möchte sie allerdings sofort von der Furcht unterscheiden, die einen Gegenstand hat, während Angst gegenstandslos ist. Man fürchtet sich „vor“ etwas, aber man „hat“ Angst.

Die Angst, von der hier die Rede ist, ist mehr als nur Angst, sie führt direkt zu dem Begriff der Freiheit. An beiden Begriffen - Angst und Freiheit - wird deutlich, daß ein Mensch nicht ohne weiteres er selbst ist, sondern es in entscheidender Weise erst noch werden muß.

Søren Kierkegaards Schrift »Der Begriff Angst«, 1844 erstmals veröffentlicht, hat in der Folgezeit Philosophie und Theologie maßgeblich beeinflußt.



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