Der Philosoph und überzeugte Europäer Jürgen Habermas sprach jüngst in einem Vortrag der der Humboldt-Universität in Berlin über die Krise der Europäischen Union - nicht ohne sein Unbehagen über das Handeln der Europäer zum Ausdruck zu bringen. Sein Beitrag zur Krise und seine Gedanken fallen in ihrer Diagnose recht nüchtern aus.
Europa verharre gerade in einer Schreckstarre, die jegliche Einigung wie eine Denkblockade verhindere – nicht nur weil uns ein Selbstbewusstsein als europäische Volksgemeinschaft noch fehle, sondern weil sich nach dem Auflösen der Nationalstaatlichkeit die Grundstimmung ausgebreitet habe, Brüssel sei ein fremder Steuerungsapparat und nicht Ausdruck des eigenen politischen Willens. Geworfen ins "Meer der Finanzströme" klammerten sich nun alle "fest an ihre eigene von Überschwemmung bedrohte Insel nationaler Macht".
Klingt diese Metaphorik des Ausgesetzseins und sprachlosen Unbehagens am Ende einer Woche, die eine drastische Krise des Euro erlebte, nicht eigenartig zeitlos? - Es gehört zur Praxis von Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns, politische Entwicklungen kleinteilig abstrahierend zu durchdringen, Philosophie also als Denken im Wandel zu verstehen, nicht als dahingeklotzte Großtheorie.
Weblink:
Philosoph Habermas liest Europa die Leviten - www.welt.de/kultur
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