Samstag, 25. April 2020

Michel de Montaigne und die Stille

Michel Montaigne




Vor dem wachen Auge des Wanderers liegt eine sanft hügelige Landschaft, die von dunklen Wäldern umgeben ist und auf einem Hügel ragt in der Idylle ein Schloß empor. Das Schloss Montaigne liegt malerisch gelegen auf einer Anhöhe, 30 Kilometer östlich von Bordeaux, in der historischen Landschaft des Périgord. Hierhin zog sich Michel de Montaigne bereits im Alter von 38 Jahren zurück.

In der Abgeschiedenheit seines ländlichen Anwesens beschäftigte er sich vor allem mit der Erforschung seiner selbst. Die zeitgenössische Philosophie, die bisherige Philosophie überhaupt schien ihm nicht in der Lage, die tatsächliche Befindlichkeit menschlicher Existenz wiederzuspiegeln.

Und so schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.


Nun ist es ruhig im Lande, es herrscht andächtige Stille wie in einer idyllischen Landschaft. In einer solchen Landschaft schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.

»Die Nützlichkeit des Lebens liegt nicht in seiner Länge, sondern in seiner Anwendung.«


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und Muße.


Die Menschen haben und nehmen sich in der Krise Zeit zur Muße, anderen als den für sie gewohnten Geschäften nachzugehen - und da ist auch Michel de Montaigne nicht fern, für den die Erfahrung der Stille ein prägendes Erlebnis war, welches ihn zum Nachdenken anregte.

Auch die Krise schenkt den Menschen ungewohnte Momente der Stille, die Menschen nachdenklich stimmen werden. Der Hauch Ödnis auf den Straßen und Plätzen erinnert daran, wie viel wir Menschen einander verdanken. Der Mensch ist dann er selbst, wenn er sich anderen darstellt, sich vor ihnen inszeniert.

Deshalb sollten die Menschen jetzt, da sie zu Einschränkungen gezwungen sind und Zeit zur Besinnung haben, darüber nachdenken, was in unserer Gesellschaft und speziell in der Wirtschaft schief gelaufen ist, was uns wirklich wichtig, was sinnvoll und wertvoll ist, und daraus Konsequenzen ziehen.

"Erst im Anderen", bemerkt Michel de Montaigne, "begegnen wir uns selbst, ganz gleich, ob wir nun einen Pinsel in die Hand nehmen oder einen Stift."

»Indem ich mich für einen anderen zeichne, stelle ich mich in deutlicheren Farben dar als sie eigentlich sind. Ich habe mein Buch nicht mehr geschrieben als es mich geschrieben hat, ein Buch, das mit seinem Autor identisch ist.«

Wie oft und inständig wünschen Menschen sich gerade die Stille, manch einer geht für ein Schweige-Wochenende zur inneren Einkehr ins Kloster, andere wollen auf eine einsame Insel. Aber kaum ist sie da, die Stille, wird sie uns unheimlich. Oder liegt es doch an dieser speziellen, etwas unwägbaren Situation, dass sie uns merkwürdig erscheint?


Weblinks:

Michel de Montaigne-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Michel de Montaigne-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de/">www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Michel de Montaigne »Essais«

Angst als eine natürliche Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie


Eine natürliche Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie ist Angst in ihren unterschiedlichen Formen. Furcht und Sorge, Hektik und Panik sind alles Spielarten der Angst.

Angst löst im Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen aus: Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Angst galt in der Antike, von Sokrates über Platon bis Aristoteles, als Störung des Denkens. Erst in der Neuzeit ist es zu einer Neubewertung der Angst gekommen, als Denker Angst anders bewertet haben.

Es gibt aber auch eine allgemeine Angst, die sich nicht aus der konkreten Lebenssituation eines Menschen erklären lässt, die keine Angst vor etwas konkretem ist. Diese Angst ist bei einigen Philosophen ein ganz zentraler Aspekt ihrer Philosophie, z. B. bei Kierkegaard und Heidegger.

So ist Angst eine Wertschätzung des eigenen Lebens, wobei die Sorge Menchen umtreibt, das eigene Leben und das nahestehender Menschen, wie das der eigenen Familie, zu schützen.

Angst treibt die Menschen an, Vorsorge für das eigene Leben zu treffen. So entstehen in der Krise und bei Gefahr auch Solidarität und Nacbbarschaftshilfe.


Keine Philosophie, die keinen Rat gegen die Angst hätte.

Weblinks:


Johns Hopkins University

Johns Hopkins University

Angst - Grosser Zitatenschatz

Samstag, 18. April 2020

Wie Hegels Gedanken in der Corona-Krise helfen können


Wie lange noch schränkt der Staat wegen der Corona-Pandemie die Freiheit seiner Bürger ein? Das fragen sich gegenwärtig viele Menschen, denn Freiheit bedeutet für sie, jederzeit das tun zu können, was man will.

Ein berühmter deutscher Philosoph hatte eine Richtschnur für dieses Dilemma. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der vor 250 Jahren, im August 1770, in Stuttgart geboren wurde und 1831 in Berlin starb, hat einen Gedanken entwickelt, der in der heutigen Krise hilfreich sein kann. Freiheit erscheint als die Losung des Zeitalters, in dem Hegel groß geworden ist. John Locke hatte sie der Politik zugrunde gelegt, mit Rousseau war sie zu einer menschheitlichen Forderung geworden und Kant konnte zeigen, dass sie der Ursprung aller humanen Leistungen ist, ohne im Widerspruch zur strengen Naturgesetzlichkeit zu stehen.

Die Freiheit tritt bei Hegel nun im "Geist" hervor, den Kant als die "belebende Kraft im Gemüthe" versteht. Damit war nicht nur der Grund für die Erfahrung des Schönen, sondern auch für einen neuen Begriff des Lebens gelegt. Nur vor diesem Hintergrund ist das Freiheitspathos Friedrich Schillers zu verstehen, der seine Ideale bereits im realen Prozess des Lebens - und damit auch in der Geschichte - wirksam sieht.

Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«

Wer frei sein will, muss vernünftige Einschränkungen der Allgemeinheit akzeptieren – eine Einsicht, die auf Hegel zurückgeht. "Wer unter den Corona-Maßnahmen der Regierung eine Einschränkung von Freiheitsrechten versteht, der irrt" - sagt der Hegel-Forscher Klaus Vieweg. Denn:

»Das höchste Freiheitsrecht ist das Recht auf Leben. Das heißt es wird Freiheit nicht eingeschränkt, sondern Freiheit in ihrem Fundament garantiert.«


"Die Freiheit ist das Denken selbst", lehrte Hegel und meinte damit, daß Freiheit das Denken voraussetzt. "Wer das Denken verwirft und von Freiheit spricht, der weiß nicht, was er redet. (...) Der Wille ist nur als denkender frei." Das bedeutet: Auswählen zu können zwischen vielen Möglichkeiten ist lediglich Willkür. Freiheit wird daraus erst in dem Moment, wenn die Vernunft den Willen bestimmt. "Der Willkür mangelt es am Denken, sie impliziert Unwissenheit."

Wenn Menschen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden wollen, müssen sie sich vor Risikogruppen schützen. Wenn aber die Freiheit von Menschen durch ihr Handeln zu einer Gefährdung der Freiheit anderer führt, dann liegt für Hegel willkürliches Handeln vor. Ebenso ist für Hegel Freiheit ohne Denken lediglich Willkür. bzw. eine Haltung, die sich in willkürlichen Akten ausdrückt.

Der Staat ist in der Krise ein Beschränker der Freiheit. Wenn der Staat also aus vernünftigen Gründen Ausgangsbeschränkungen erlässt und Corona-Partys verboten hat, dann schränkt er Hegel zufolge keine Freiheit ein, sondern lediglich Willkür. Was Hegel damit sagen wollte, ist, daß die Freiheit des Einzelnen dort aufhört, wo sie zur Gefahr für andere wird. Von einer Gängelung oder Repression der Bürger kann dann keine Rede sein. "Die Teilnehmer an Corona-Partys machen eben nicht ihr Recht auf freies Handeln geltend", betont der Jenaer Philosophie-Professor Klaus Vieweg. "Sie handeln bloss willkürlich und verstossen fundamental gegen die Freiheit, gegen die Rechte des Menschen."

Hegel lebte in einer Zeit, in der Seuchen durchaus verbreitet waren. Die verheerenden Wirkungen von Pandemien kannte Hegel zur Genüge. Als er starb, wütete in Berlin eine Cholera-Epidmie, die zahlreiche Todesopfer forderte, dazu gehörte auch Hegel. Trotzdem war der opotimistische Denker felsenfest davon überzeugt, daß es in der Welt vernünftig zugeht : "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig." - Für keinen anderen Satz wurde Hegel so intensiv angefeindet und verleumdet, dass es heute nur noch wenige Intellektuelle gibt, die sich offen als Hegelianer zu erkennen geben.

Es scheint, als hätte Hegel damit einen großen Teil der Welt einfach weggeleugnet, denn mit diesem heute verstaubten Satz hat der Denker ja jede Seuche und jedes Unrecht dieser Welt als vernünftig gerechtfertigt, hat damit alles Bestehende heiliggesprochen, auch den damaligen preußischen Polizei-Staat. - Auch darin liegt die große Gefahr der Willkür des Denkens!



Weblinks:

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

Hegel, der Weltgeist und die Freiheit - www.zdf.de



Johns Hopkins University

Johns Hopkins University


Samstag, 11. April 2020

Søren Kierkegaard, die Krise und die Angst











Søren Kierkegaard

In Zeiten einer Krise ist Angst eine weit verbreitete und begleitende Erscheinung. Viele Menschen lassen die Angst zu, wissen, das sie da ist und versuchen, sich ihr zu stellen. Es handelt sich hierbei um eine konkrete Angst, die an einen bestimmten Gegenstand oder ein Ereignis geknüpft ist.


Angst löst im Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen aus: Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Es gibt aber auch eine allgemeine Angst, die sich nicht aus der konkreten Lebenssituation eines Menschen erklären lässt, die keine Angst vor etwas Konkretem ist. Diese Angst ist bei einigen Philosophen ein ganz zentraler Aspekt ihrer Philosophie, z. B. bei Kierkegaard und Heidegger. Ein Mensch, der sich dieser Angst gestellt hat, war der dänische Philosoph Søren Kierkegaard.

Kierkegaard gilt geradezu als Philosoph der Angst. Am 17. Juni 1844 erschien in Kopenhagen ein Buch mit dem merkwürdigen Titel: »Der Begriff Angst«. Noch etwas merkwürdiger ist der Untertitel: »Eine schlichte psychologisch-andeutende Überlegung über das dogmatische Problem der Erbsünde«. Am allermerkwürdigsten aber ist der lateinische Name des Verfassers: »Vigilius Haufniensis« - zu Deutsch etwa »Der Nachtwächter Kopenhagens«.

In seinem Werk wollte Kierkegaard seinen Landsleuten die Nacht erhellen, sprich: die dunkle Seite ihres Wesens. Als Grundzug des Menschen findet er einen in der Philosophie völlig neuen Grundbegriff: die Angst. Er möchte sie allerdings sofort von der Furcht unterscheiden, die einen Gegenstand hat, während Angst gegenstandslos ist. Man fürchtet sich „vor“ etwas, aber man „hat“ Angst.


Angst ist im Denken Kierkegaards einer der zentralen Begriffe, an dem sich nicht zuletzt zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Angst ist ein existenzielles Grundgefühl und gehört zur Grundausstattung der menschlichen Existenz, die unsere Flucht- und Überlebensimpulse steuert. Angst kennt viele Gesichter: Existenzangst, Angst um den Arbeitsplatz, Zukunftsangst, Terrorangst, Angst vor Digitalisierung - und dann auch noch Urangst - die Angst aller Ängste.

Kierkegaard unterscheidet zwischen Furcht und Angst. Furcht richte sich auf Bestimmtes, Angst ist ein diffuses Gefühl und bleibt stets unbestimmt. Es ist die Angst vor dem Nichts, das weite Feld des Unbekannten, in dem auch die Möglichkeit zur Schuld liegt.


Vor Corona schützen Sie sich durch praktische Vernunft im Sinne Kants am besten, indem Sie keine Angst vor dem Virus zeigen, sondern durch umsichtiges und vorsichtiges Verhalten, in dem Sie Abstand wahren, ihre Sozialkontakte einschränken, sich regelmäßig die Hände waschen und beim Einkaufen Handschuhe und ggf. Mundschutz tragen.

Die Angst - und das ist der entscheidende philosophische Dreh - führt für Kierkegaard direkt zu dem Begriff der Freiheit. An beiden Begriffen - Angst und Freiheit - wird deutlich, daß ein Mensch nicht ohne weiteres er selbst ist, sondern es in entscheidender Weise erst noch werden muß.

Und wo ist der Bezug zu Gott? - Nun, Gott hat mit der Auferstehung Jesu zu Ostern den Tod besiegt und damit auch den Menschen auch die Angst vor dem Tode genommen und auch das Leben und die Liebe sind stärker als der Tod.

Søren Kierkegaards Schrift »Der Begriff Angst«, 1844 erstmals veröffentlicht, hat in der Folgezeit Philosophie, Theologie und die Literatur maßgeblich beeinflußt.

Und Kierkegaard wäre nicht Kierkegaard, wenn er nicht auch einen passenden - existenziell angehauchten - Spruch für den Menschen nach einer Krise parat gehabt hätte:
»Der Mensch wird nicht ein anderer, den er zuvor gewesen, nein, er wird er selbst«

Weblinks:

Soren Kierkegaard - www.famousphilosophers.org

Der Mensch braucht Angst, sonst lernt er nichts: Sören Kierkegaard - WELT - www.welt.de

Literatur:

Der Begriff Angst bei Søren Kierkegaard
Der Begriff Angst
von Søren Kierkegaard







Samstag, 4. April 2020

Friedrich Nietzsche als Denker in der Krise










Friedrich Nietzsche



Viele Dichter und Philosopshen wurden aus Krisen geboren. In der Krise haben Philosophen und Denker Hochkonjunktur, ist doch ihre Meinung und Deutung einer Krise besonders gefragt. Eine Krise schenkt besondere Momente der (Selbst-)Reflektion, denn der Mensch verfügt nun über unerwartet geschenkte Zeit - auch Zeit zum Nachdenken - und er ist auf sich selbst zurückgeworfen - eine Situation, die viele Philosophen in ihrem Leben erlebt haben.


Der Freidenker Nietzsche hat das ungemeine Kunststück fertig gebracht, der überaus ernsten und zu seiner Zeit vom Rationalismus und Positivismus geprägten -Wissenschaft unter dem Zeichen eines freien Geistes einen überaus fröhlichen Touch zu verleihen.

Die Fröhliche Wissenschaft


»Die fröhliche Wissenschaft« aus dem Jahre 1882 ist eine Künstlerschrift und stammt aus seiner mittleren Schaffensphase, als es ihm darum ging, in der "Sprache des Tauwinds" traditionelle Wertformen und Denkhaltungen zu überwinden und an die Stelle metaphysisch orientierter Moral und Philosophie die Selbstbestimmung des heiteren »freien Geistes« zu setzen. In diesem Werk stellt er fest, daß wir die Welt nur von unserem Standpunkt aus wahrnehmen können und dabei auf unsere Sinnesorgane, unseren kognitiven Apparat und unsere sprachlich und kulturell gebildeten Wahrnehmungsmuster zurückgreifen.


Betrachtet man seine erkenntnistheoretische Schrift und gedankliche Grundlegung , so kommt man um die Feststellung nicht umhin, daß Nietzsche in Zeiten einer pandemischen Krise zu einer gesunden Portion Skepsis angehalten hätte und in diesem gedanklichen Grundzug folgt er dem großen schottischen Denker David Hume. - Wo Skepsis zu Reflektion führt, wird Reflektion auch zur Gewinnung von neuen Erkenntnissen führen, welche u.a. zur Lösung eines Problemes führen können. Die Krise wird bewältigt, wenn Vernunft auf Augenmaß trifft.



In seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk »Die fröhliche Wissenschaft« schreibt er mit einer gesunden Portion Skepsis:
"Ich lobe mir jede Skepsis, auf welche mir erlaubt ist zu antworten: Versuchen wir es."

Der zweite Grundzug der Skepsis ist folgender: Skepsis ist auch eine waltende Grundhaltung, welche den Menschen im täglichen Leben zur Abwägung von Informationen bei der Bildung von Urteilen anleiten  sollte. So ist eine Pandemie eine für Menschen fremde Erscheinung und alle Informationen über die Pandemie sind zunächst mit einer gesunden Portion Skepsis im Hinblick auf die enthaltene Wahrheit zu betrachten, bevor ein abwägendes Urteil im Hinblick auf das eigene Handeln getroffen wird.

Die Frage ist:, zu welchen Handlungen Skepsis den Menschen anleitet. Ist die Skepsis mit Vernunft gepaart, wird sie zu Erkenntnis führen und zur.Vorsicht anhalten. Ist die Skepsis von Unvernunft begleitet, so kann diese zu unvernünftigen Entscheidungen führen.

Was Skepsis bei Menschen bewirkt, ist stets in Relation zur Wahrheit und zur Vernunft zu betrachten.
Ist die Skepsis größer als die Vernunft, so führt diese zu Fehleinschätzungen bei der Erkenntnis der Wahrheit.

Die laufende Überprüfung von Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt lässt die Skepsis schwinden. Wird die Wahrheit über eine Pandemie und ihre Verbreitung erkannt, dann können Maßnahmen zum Schutz von Menschen ergriffen und verbindliche Regeln aufgestellt werden.

So lässt sich auch in einer Pandemie dieser mit recht fröhlicher Erkenntnis ordentlich zu Leibe rücken, bevor der Mensch durch die Seuche an das Rad des Ixion - eine von Nietzsche gern gebrauchte Metapher für das Leid - geflochten wird.

Es lohnt sich also, auch Friedrich Nietzsche in Zeiten der Krise zu denken, denn gerade in erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Zusammenhängen zeigt sich die Aktualität des provokanten und skeptischen Denkers, der sich das Verdienst zuspricht, als erster die Wissenschaft zum Problem gemacht zu haben.

Literatur [ >> ] :

Die Fröhliche Wissenschaft
Die Fröhliche Wissenschaft
von Friedrich Nietzsche

Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Weblink:

Friedrich Nietzsche - www.famousphilosophers.org


Blog-Artikel:

David Humes Skeptizismus




Samstag, 28. März 2020

Arthur Schopenhauer als Philosoph in der Krise







Arthur Schopenhauer


In der Krise haben Denker und Philosophen mit ihren »Philosophischen Tagebüchern« gerade Konjunktur, da jede Krise gedanklich bewältigt und überwunden werden will und in der Krise besonders Ratschläge und Meinungen gefragt sind, welche die Menschen als Hilfe, Ratgeber und Anweisungen verstehen können.

In dieser Situation sind diejenigen Philosophen besonders hilfreich, welche selber leidhafte Erfahrungen gemacht oder Leid in der Welt erfahren haben und aus dieser Grunderfahrung heraus das Leid gedanklich und innerlilch verarbeitet und zu einer eigenen Philosophie ausgebaut haben.

So ist Arthur Schopenhauer ein begabter Denker, dessen Philosophie durch die Erfahrung von Leid in der Welt geprägt worden ist. Für Schopenhauer gibt es vor allem Unglück auf Erden, Verzweiflung, Krankheit, Ungerechtigkeit. Der Einwand, daß es auch Glück auf Erden gibt, sticht bei ihm nicht. Denn Glück, Lust oder Befriedigung sind nichts als eine Täuschung. Schopenhauer sieht in der Welt einen blinden, furchtbaren Universalwillen am Werk.



Die Erfahrung von Leid hat Schopenhauer zu einem pessimistischen Philosophen werden lassen. Schopenhauer gilt als Vertreter des Pessimismus, der das Leben als Leiden definiert hat. "Die Welt ist die Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft; in ihr zu leben heißt leiden."

Der Mensch wiederum erhofft sich nur noch dann etwas von dieser Welt, solange sein Willen (noch) nicht ausgelöscht ist. Eine Erlösung aus all dem Unglück dieser Welt sieht er in der Weltverneinung. Der lebenskluge Schopenhauer empfiehlt den Menschen, sich Zeit zur Muße nehmen und sich in einsamen Stunden unter Anwdung seines Willens zur Interesselosigkeit, zur Askese durchringen und so leben, wie es die Heiligen oder die indischen Yogis tun. Diese erhoffen sich nichts mehr vom Dasein, der Wille ist in ihnen ausgelöscht.

Und im sanften Schlummer des Nirvana ist alles Leid der Welt schnell vergessen. Somit ist das Leben auch keine missliche Sache mehr. Schopenhauerisch gewendet ist die Krise nur noch eine willentlich zu überwindende Erfahrung von Leid.


Weblink:

Arthur Schopenhauer Biografie -


Samstag, 21. März 2020

Mit Kant unter Gebrauch der Vernunft gegen die Ausbreitung der Pandemie













Immanuel Kant



Seit Kant und Hegel ist die Philosophie von der Vernunft bestimmt. So ist in der derzeitigen Krise zu fragen: »Wie wäre der Königsberger Philosoph, welcher Zeit seines Lebens seine Heimatstadt bekanntlich nie verlassen hat, wie wäre Immanuel Kant einer Pandemie begegnet?«

Vernunft ist für Kant nach Wahrnehmung und Verstand die oberste menschliche Erkenntnisfähigkeit. Sie kontrolliere den Verstandesgebrauch und sei dazu in der Lage, nach höchsten allgemeinsten Grundsätzen für das theoretische Erkennen wie für das praktische Handeln zu suchen.

Als Teil des menschlichen Erkenntnisapparates wird Vernunft seit Kant nach Wahrnehmung und Verstand als die oberste menschliche Erkenntnisinstanz angesehen.

Als praktische Vernunft bezeichnet man die Fähigkeit zu zweckmäßigem Handeln. Aber auch in der Tradition Kants die Fähigkeit zu einem Handeln, dass mit den Sittengesetzen übereinstimmt. (Ethik) Die reine praktische Vernunft ist nach Kant das Vermögen, aus Gründen zu handeln, die nicht auf interessegeleiteten Motiven beruhen und ohne Bezug auf die Erfahrung erhoben werden.

Kant hätte sich der Vernunft und seiner Kategorien zur profunden Wahrnehmung der Krise bedient und andere entschieden zum Gebrauch der Vernunft angehalten und der grassierenden Unwissenheit über die Möglichkeiten und Gefahren der Infektion seinen Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, entschieden entgegengesetzt.




Johns Hopkins University

Johns Hopkins University

Vor Corona schützen Sie sich durch praktische Vernunft am besten durch umsichtiges und vorsichtiges Verhalten, in dem Sie Abstand wahren, ihre Sozialkontakte einschränken, sich regelmäßig die Hände waschen und beim Einkaufen Handschuhe und ggf. Mundschutz tragen.

Doch nicht immer ist die Welt so von Vernunft bestimmt, wie Kant und Hegel glauben machen wollten und es geht vernünftig zu auf dieser Welt, häufig waltet die Unvernunft sowie das Nicht-Rationale, welches das Handeln der Menschen bestimmt. Im Hintergrund lauert hier immer dessen dunkler Bruder: die Unvernunft, mit der sich dann Nietzsche philosophisch auseinandergesetzt hat.

»Die Unvernünftigkeit einer Sache ist kein Argument gegen ihre Existenz,
sondern eher eine Voraussetzung dafür.«


Friedrich Nietzsche

Der Gebrauch des Verstandes setzt beim Menschen kognitive Fähigkeiten voraus: Wo keine Kognition stattfindet, wird auch der Verstand schwerlich etwas bewirken können. Das zweite Problem ist, etwas begreifen zu wollen. Viele Menschen nehmen die Pandemie nicht Ernst ernst - oder ernst genug. Freiwilligkeit ist gut, funktioniert aber hier nicht.

Das nächste Problenmfeld ist das Handeln zur rechten Zeit und mit den angemessenen Mitteln. Die Frage ist aber, inwieweit Vernunft zu Erkenntnis und wiederum zu vernünftigem Handeln führen können. Wenn der Mensch eine drohende Gefahr erkennt und vernünftig handelt, wird er sich zu schützen wissen und entsprechend praktisch durch Vorbeuge und Schutzmaßnehmen präventiv handeln.

In der Krise sind gerade Weitsicht und Vernunft gefragt, dessen Anleitung - wenn Menschen sich nicht freiwillig vernünftig verhalten - durch den Staat zu erfolgen hat, welcher klare Regeln für die Krise und deren Bewältigung aufzustellen hat.

Wenn es die Aufgabe der Philosophie ist, zum Gebrauch der Vernunft anhalten, so ist es die Aufgabe der Vernunft, Menschen zu vernünftigem Verhalten anzuleiten. Der Staat will die Menschen zur Vernunft bringen, indem man sie dazu anleitet, soziale Kontakte strikt zu vermeiden, denn nichts ist tödlicher als ein grassierender Mangel an Vernunft, welcher auch den Corona-Virus - diesen »Virus des Absurden« - erst hat entstehen lassen.

Die Krise wird bewältigt, wenn Vernunft auf Augenmaß trifft. Es scheint angeraten, sich in der Krise gerade von der Vernunft leiten zu lassen, denn andere Kategorien der Wahrnehmnung oder gar Gefühle sind keine guten Ratgeber. Hierzu gehört auch die Einhaltung des »Kategorischen Imperativs«, welchse Kant folgendermaßen formuliert hat:


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.

Dazu gehört, sich vor dem Virus weitgehend und bestmöglich gegen die Übertragung zu schützen, das soziale Verhalten einzuschränken, Menschenansammlungen zu meiden und Informationen über Verlauf und Verbreitung der Pandemie sorgsam auf die darin enthaltene und verbreitete Wahrheit oder Unwahrheit zu prüfen. - Und mit Kant lässt es sich es gut die durch die Krise kommen!

Bleibt noch die Kommunikation einer Krise. Das Erklären der Wirkungsweise einer Pandemie stellt für Kant eine Form der kommunikativen Vernunft dar. Im Notfall ist das Sozialverhalten massiv einzuschränken und in der guten Stube zu bleiben. Das passt wirklich gut zu Kant, denn der Philosoph aus Königsberg war ein geradezu begnadeter Stubenhocker.

Weblinks:

Immanuel Kant - www.famousphilosophers.org


Johns Hopkins University

Johns Hopkins University


Vernunft-Zitate - Grosser Zitatenschatz