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Samstag, 20. Oktober 2018

»Also sprach Zarathustra« von Friedrich Nietzsche

Zarathustra

In der Anthroposophie wird gelehrt, dass Zarathustra der große Lehrer in der persischen Kulturepoche war. Den ursprünglichen Zarathustra muss man sich nicht einige Jahrhunderte vor Christus lebend denken, sondern rund achttausend Jahre vorher.

Das Buch »Also sprach Zarathustra« erzeugt jene erste Berührung mit der kosmische Achse seines sonnenartigen Zentralgedankens, jener Vorhalle zu seiner Philosophie.

„Also sprach Zarathustra“ ist ein dichterisch-philosophisches Werk, das „den Übermenschen“ thematisiert. Die Lehre des Antichrist Zarathustra ist kein Vorschreiten der Kategorien in innerer Folgerichtigkeit und Notwendigkeit, welche die Sehweise des Daseins erhöht, sondern ein gewaltsamer Rückschritt der Vernunft hinter sich selbst. Zarathustra scheidet noch immer zwischen Gut und Böse, zwischen Dekadenz und Gesundheit – auch das ist noch Moral, eine Instinkt-Moral der Gegensätze, in deren Dienst die Vernunft über Wert und Unwert des Daseins richten soll.

Zarathustra zieht sich in die Berge und damit in die Einsamkeit zurück, um über das Leben nachzudenken. Nach einer geraumen Zeit kehrt er zu den Menschen zurück und versucht ihnen seine Gedanken zum „Übermenschen“ und der Überwindung des Nihilismus näher zu bringen. Dabei stößt er jedoch auf viel Ablehnung.

Nachdem er zehn Jahre als Einsiedler in den Bergen verbracht hat, versucht der mittlerweile vierzigjährige Zarathustra, seine Weisheit mit den Menschen zu teilen. Er predigt der Menge auf dem Marktplatz einer Stadt vom Übermenschen, erfährt aber von seinen Zuhörern nur Hohn und Spott. Von nun an meidet Zarathustra Ansammlungen von Menschen und begibt sich auf die Suche nach verwandten Geistern.

Aus Sicht Zarathustras waren vor Gott alle Menschen gleich. Mit dem Tod Gottes aber sind nur noch vor „dem Pöbel“ alle Menschen gleich. Darum ist der Tod Gottes eine Chance für den Übermenschen.

In seinem Werk »Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen« fasst Friedrich Nietzsche die drei zentralen Formeln seiner Philosophie zusammen: der Wille zur Macht, die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Übermensch.

Das Buch entstand vor dem Hintergrund der Umbrüche in Philosophie und Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die zum Verlust des Glaubens an Gott führten. Nietzsche bezieht sich im Titel auf den persischen Religionsstifter aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., und deutet damit auf die Funktion seines Zarathustra hin: Ausgehend vom Diktum »Gott ist tot« soll dieser den aufgekommenen Nihilismus (Stichwort R S. 818) besiegen, indem er einen neuen Glauben stiftet.

Das Werk besteht aus einer Vorrede und den Reden des Titelhelden. Der Prophet Zarathustra, der den Tod Gottes diagnostiziert und den Grund dafür im christlich-griechischen Denken sieht, leidet an den nihilistischen Folgen dieser Entwicklung. Mit 30 Jahren zieht er sich auf eine einsame Berghöhle zurück und entwirft dort seine Lehre vom Übermenschen, der den lähmenden Nihilismus überwindenden soll. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er durch seinen Willen zur Macht befähigt ist, die Umwertung der tradierten moralischen Werte zu vollziehen, um in vollkommener Freiheit seine eigenen Wertvorstellungen wie Selbsterhaltung und Vermehrung von Lebensgefühl zu schaffen. Während die schwachen Menschen sich noch den Geboten eines toten Gottes unterordnen, sucht der Übermensch in seiner Ausrichtung auf die Erde Macht, Vitalität und Stärke zu erlangen, um der Welt einen neuen Sinn zu verleihen. In den ersten beiden Teilen entwickelt und verkündet Zarathustra die Lehre vom Übermenschen.


Literatur:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Weblink:

Das Böse in der Lehre des Zarathustra - www.miekemosmuller.com

Samstag, 13. Oktober 2018

Nietzsche sah sich als Künstlerphilosophen


Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche war tief beeindruckt von dem Bild des Künstlerphilosophen. Der Philosoph als Künstler war eine Vorstellung, die ihn faszinierte. In Nietzsches Werk taucht daher der Begriff früh auf und setzt sich bis in die späten Tage fort, so auch in seiner Schrift »Der Wille zur Macht«.

Was aber versteht Nietzsche unter einem Künstlerphilosophen? Er versteht darunter das genaue Gegenteil eines (angestellten) Universitätsphilosophen und Gelehrten, z. B. Schopenhauer versus Hegel. Hinter dem Bild des Künstlerphilosophen steckt stets auch der Gegensatz Freigeist versus gelehrter Akademiker.

Schopenhauer war auch Philosophieprofessor an einer Universität, aber eher wider Willen. Hegel hingegen war der Prototyp eines akademischen Theoretikers und unfähig, Werk und Leben in Beziehung zu setzen.

Was ist die Kunst eines Künstlerphilosophen? Bei einem Künstlerphilosophen steht Leben und Werk in Einklang und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Dichterphilosoph bringt sein Leben in sein Werk ein und sein Werk in sein Leben oder er versucht es wengistens.

Das Modell für einem solchen Philosophen bildet deshalb weniger der Mathematiker, der mit seinen Begrifflichkeiten arbeitet, als vielmehr der Künstler, der erfindet, indem er erschafft und erschafft, indem er erfindet. Nietzsche steht mit diesem Begriff in der Tradition der Vorsokratiker und Schopenhauers.

Der Künstlerphilosoph will dabei sein Leben zum Kunstwerk machen: Er will sein Leben zur künstlerischen Existenz machen. Er will daraus ein Unikat machen, etwas nie Dagewesenes, Neues, Überraschendes. Nietzsche führte gewiss das Leben eines solchen Dichterphilosophen.

Nietzsche wollte um keinen Preis Philosoph sein, wenn das Ausüben der Disziplin ihn zu Wortspielen, dem Arbeiten mit Begrifflichkeiten und akademischen Fachjargon zwang. Der Freigeist wollte seine philosophischen Untersuchungen selbst von künstlerischen Darstellungspraxen Gebrauch machen.

Der Dichterphilosoph praktiziert Philosophie nicht um der Philosophie willen,, sondern der Kunst willen. Vielmehr praktiziert er praktische Existenzphilosophie, also das Gegenteil der existenzialistischen Philosophie.

Erstere nahm ihren Anfang bei den antiken Philosophen, die sich über das gute, philosophische Leben, über eine praktische Erfahrung der Wesiheit Gedanken machten. Letzere hat ihren Ursprung in der mittelalterlichen Scholastik und deren universitärer Weiterentwicklung.

Nietzsche schwebte als Philosophen das Leben eines Künstlers und einer künstlerischen Existenz vor. Sein Leben ist eher Ausdruck der Kunst, denn der Philosophie. Nietzsche ist der Künstlerphilosoph auf dem Wege zum Übermenschlichen.

Die französische Moralistik von Montaigne bis La Rochefoucauld regte den Aphoristiker Nietzsche an; die französische Aufklärung, besonders Voltaire, formierte die für seinen Denkhabitus maßgebende Konzeption des „freien Geistes“.

„Selbst an Abgründen noch zu tanzen“, so hatte Nietzsche in der Fröhlichen Wissenschaft unser Leben bejahendes Echo aufgefasst: „Ein solcher Geist wäre der freie Geist par excellence.“

Seine Ansichten zu dem Leben eines Philosophen als Künstler hat er in seiner Schrift »Die Fröhliche Wissenschaft« unterbreitet.

Nietzsche hat in seinem Werk »Die fröhliche Wissenschaft« die Wissenschaft von ihrer moralischen Natur her kritisiert. Nietzsche gab damit den Anstoss für die Klassiker der Wissenschaftskritik wie z.B. Foucault.

Ferner stellt Nietzsche hier auch die Frage nach dem Kerngehalt und dem Wert von Wissenschaft überhaupt, und das nicht in der Sprache des Wissenschaftlers.

Weblink:

Friedrich Nietzsche

Literatur [ >> ] :

Die Fröhliche Wissenschaft<;br>Die Fröhliche Wissenschaft von Friedrich Nietzsche

Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Samstag, 18. November 2017

Nietzsche Bild von Luther

Friedrich Nietzsche

Für Friedrich Nietzsche hat Für die einen war Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon daniederlag. Der Reformator, laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“, taucht in den Schriften des Philosophen immer wieder auf.

Nietzsche hat Luther in seinem Werk ganz unterschiedlich „eingesetzt“ – je nach argumentativem Kontext. Man kann ihn gönnerhaft von oben als tapsigen Bauern und Grobian und Barbaren in die Ecke stellen. An anderer Stelle scheint er für ein paar Jahrhunderte in der europäischen Geschichte eine Schlüsselfunktion zu haben. Nietzsche scheint da nicht so festgelegt zu sein. Wir sollten uns hüten, Nietzsche selbst festlegen zu wollen. Denn der war ein großer Irritationskünstler, deshalb nehme man von ihm auch keine neuen reformatorischen oder antireformatorischen Lehren mit, sondern ganz viel Irritation und Reizung.

Martin Luther taucht in Nietzsches Schriften immer wieder auf. An einer Stelle lobt er Luthers Bibelübersetzung als „bestes deutsches Buch“, allerdings vor dem Hintergrund einer Kritik am Deutschtum. In dem Zusammenhang ist die Lutherbibel für Nietzsche immer noch ein schlechtes Buch verglichen etwa mit Leo Tolstoi oder Mark Twain. In seinen späten Schriften wird die Reformation als ein Umbruch verstanden, der konserviert hat, was eigentlich schon zum Vergehen verurteilt gewesen ist: die Christliche Moralität und die Vorstellungen, die das Christentum dem europäischen Menschen wie einen Alpdruck auferlegt hat. Die Reformation erscheint nun als „Kulturverbrechen“ und Luther als „unmöglicher Mönch“, der die Kirche angegriffen und so wiederhergestellt hat.

In der Nietzche-Rezeption haben manche Luther und die Reformation gegen die Kritik des Philosophen in Schutz genommen. Andere wiederum haben Nietzsche gar als konsequenten Fortsetzer eines lutherisch-reformatorischen Zerstörungsgedankens verstanden. Gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Philosophen und Theologen, die Nietzsche als „Steigbügelhalter“ für eine Rückkehr zum Glauben benutzt haben. Es ist ein bestechender Gedanke, dass derjenige, der sich am stärksten gegen das Christentum und die hergebrachten Gottesvorstellungen richtet, derjenige ist, der wieder zu diesem Gott und diesem Glauben zurückführt.

Der Gedanke ist alt, dass kulturgeschichtliche Phänomene wie das Christentum häufig mehr durch die Gegner als durch die Freunde am Leben erhalten werden. Nietzsche ist sich außerdem durchaus bewusst gewesen, dass es kraftvoller Illusionen bedürfe. Der Zweifel ist Teil der Religiosität, aber es ist auch eine gewisse Zuversicht nötig, das hat der Philosoph Nietzsche hellsichtig und klar erkannt.


Weblinks:

Nietzsche und der Reformationsrummel - www.pro-medienmagazin.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus



Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

Weitere Luther-Artikel:

Luther

Samstag, 30. September 2017

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Friedrich Nietzsche

Religionskritik war ein zentraler Bestandteil von Nietzsches Philosophie, doch man muss Nietzsche nicht in seiner Religionskritik folgen, denn letztlich verwechselt er die eigene bigotte evangelische Genetik mit "dem Christentum". Den Katholizismus bspw. erfasst er überhaupt nicht und auch kaum mit seinen Akklamationen den Buddhismus.

Der protestantische Pfarrersohn Friedrch Nietzsche legte sich in Glaubensfragen gerne sein Feindbild zurecht, denn für ihn waren "Überzeugungen bekanntlich gefährlichere Feinde als Lügen". Um Luther kam er nicht herum, doch sein Angriff auf deutschen Mönch Luther wirkt etwas konstruiert und zu rechthaberisch.

Martin Luther war ein Mann des Glaubens, der gegen die Mißstände in der katholischen Kirche zu Felde zog. Luthers Aufbegehren und Streben richtete sich gegen die katholische Kirche und den Papst in Rom. Es war jedoch kein Aufbegehren gegen die Renaissance. Der Papst war ein Medici und damit für ein Vertreter der Renaisssance. Die Renaissance wandte sich wieder der antiken Geisteswelt zu. Humanismus wurde die neue Bewegung genannt, die das Ideal einer an der Antike orientierten, rein „menschlichen“ (humanen), mithin nicht theologischen Bildung aufstellte.

Leo X. - geboren als Giovanni de Medici - war vom 11. März 1513 bis zu seinem Tod Papst. Der Stellvertreter Christi auf Erden war kein Mann des rechten Glaubens, denn er kümmerte sich in Glaubensfragen keinen Deut. Er war nur mit weltlichen Dingen, der Kunst der Renaissance, beschäftigt. Unter Leo X. wurde der Vatikan jenseits von der Glaubenslehre zu einer Lasterhöhle.

In sein Pontifikat fiel der Beginn der Reformation. Ihre Bedeutung hatte Leo aber offensichtlich verkannt. Für den Neubau des Petersdoms förderte er den Ablasshandel, was für Martin Luther einer der Anstöße war, seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg dem Kirchenvolk mitzuteilen. ´

Für den Papst war das Anliegen Luthers keinen Gedanken wert. Im Gegenteil, er verurteilte in der Bulle Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 insgesamt 41 Schriften Luthers und exkommunizierte ihn am 3. Januar 1521 mit der Bulle Decet Romanum Pontificem. An den innerkirchlichen Missständen und am Ablasshandel änderte Leo X. jedoch nichts.

Da der Papst Leo X. ein Medici war und somit ein Vertreter der Renaissance war, wertete er Luthers Angriff auf die katholische Kirche als Angriff auf die Renaissance. Die Renaissance war jedoch keine Glaubensbewegung, sondern eine weltliche Kulturbewegung.

"Die Deutschen haben Europa um die
letzte große Cultur-Ernte gebracht,
die es für Europa heimzubringen gab,
– um die der Renaissance."

Die letzte große Chance auf Besserung sieht Nietzsche in der Renaissance: Hier sei alles zu einem Sieg der höheren Kultur über das Christentum vorbereitet gewesen, und gerade im Zentrum des Christentums, in Rom. Dies habe aber die Reformation durch Luther verhindert. Für Nietzsche gerät Luther also in den Verdacht, ein Feind der von ihm verehrten Renaissance zu sein.


Nietzsche hegte großen Argwohn über den deutschen Mönch Luther, denn der Wegbereiter der Reformation war ihm ein Dorn im Auge, weil er die kraftvolle Bewegung der Renaissance mit der Förderung seiner starken Naturen ins Wanken brachte und zu zerstören drohte - für Nietzsche ein unverzeihliches Fehlen.

Luther gilt als der Apostel der Deutschen. Der von Nietzsche aber als Bauern-Apostel verschmähte Luther musste Nietzsche ein Dorn im Augen sein. Für Friedrich Nietzsche hat Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon unterlag. Der Reformator war laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“.

"Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance ... Statt mit tiefster Dankbarkeit das Ungeheure zu verstehn, das geschehen war, die Überwindung des Christenthums an seinem Sitz –, verstand sein Haß aus diesem Schauspiel nur seine Nahrung zu ziehn. Ein religiöser Mensch denkt nur an sich. – Luther sah die Verderbniß des Papstthums, während gerade das Gegentheil mit Händen zu greifen war: die alte Verderbniß, das peccatum originale, das Christenthum saß nicht mehr auf dem Stuhl des Papstes! Sondern das Leben! Sondern der Triumph des Lebens! Sondern das große Ja zu allen hohen, schönen, verwegenen Dingen! ... Und Luther stellte die Kirche wieder her: er griff sie an... Die Renaissance – ein Ereigniß ohne Sinn, ein großes Umsonst! – Ah diese Deutschen, was sie uns schon gekostet haben! Umsonst – das war immer das Werk der Deutschen. – Die Reformation; Leibniz; Kant und die sogenannte deutsche Philosophie; die »Freiheits«-Kriege; das Reich – jedesmal ein Umsonst für Etwas, das bereits da war, für etwas Unwiederbringliches."

"Hier thut es noth, eine für Deutsche noch hundertmal peinlichere Erinnerung zu berühren. Die Deutschen haben Europa um die letzte große Cultur-Ernte gebracht, die es für Europa heimzubringen gab, – um die der Renaissance. Versteht man endlich, will man verstehn, was die Renaissance war? Die Umwerthung der christlichen Werthe, der Versuch, mit allen Mitteln, mit allen Instinkten, mit allem Genie unternommen, die Gegen-Werthe, die vornehmen Werthe zum Sieg zu bringen... Es gab bisher nur diesen großen Krieg, es gab bisher keine entscheidendere Fragestellung als die der Renaissance, – meine Frage ist ihre Frage –: es gab auch nie eine grundsätzlichere, eine geradere, eine strenger in ganzer Front und auf das Centrum los geführte Form des Angriffs! An der entscheidenden Stelle, im Sitz des Christenthums selbst angreifen, hier die vornehmen Werthe auf den Thron bringen, will sagen in die Instinkte, in die untersten Bedürfnisse und Begierden der daselbst Sitzenden hinein bringen ... Ich sehe eine Möglichkeit vor mir von einem vollkommen überirdischen Zauber und Farbenreiz: – es scheint mir, daß sie in allen Schaudern raffinirter Schönheit erglänzt, daß eine Kunst in ihr am Werke ist, so göttlich, so teufelsmäßig-göttlich, daß man Jahrtausende umsonst nach einer zweiten solchen Möglichkeit durchsucht; ich sehe ein Schauspiel, so sinnreich, so wunderbar paradox zugleich, daß alle Gottheiten des Olymps einen Anlaß zu einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten – Cesare Borgia als Papst... Versteht man mich? ... Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange –: damit war das Christentum abgeschafft! "

Nietzsche donnert gegen Luther, der durch sein allgemeines Priestertum diese Hierarchie beseitigte, die demokratische Gleichheit eingeführt und so den höheren Menschen abgeschafft habe. Die Reformation sei der Bauernaufstand des Nordens gegen den feineren Geist des Südens, Luther selbst der beredteste und unbescheidenste Bauer, den Deutschland je gehabt habe, ein Schimpfteufel, Plebejer und Rüpel, der "direkt" und "ungeniert" mit seinem Herrgott reden wollte, weil er keinen Sinn hatte für Ehrfurchtsetikette und hieratischen Geschmack.

Nietzsche begeisterte sich geradezu für die Aristokratie der römischen Kirche, für die Anmut der Gebärden, die herrschenden Augen, das durchgeistete Antlitz, wie man das bei der höchsten Geistlichkeit sehen könne, besonders wenn sie aus vornehmen Geschlechtern komme. Und da er nun gerade auf dieser Tour "philosophiert", erhält der Priester, der ihm sonst eine Ausgeburt ist von Niedrigkeit, Ohnmacht, Lebensneid und giftigster Verleumdungssucht, den Ehrentitel »delikateres Raubtier«, und die Kirchenfürsten erscheinen als Brücke zum Übermenschen.

Luther stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden.

Luther war ein Mensch in der Revolte. Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben.



Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Wilhelm Nietzsche: Der Antichrist


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Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus
Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

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Luther

Samstag, 25. Juni 2016

Nietzsche und die Radikalität seines Denkens

Friedrich Nietzsche war der Philosoph und radikaler Denker, der den Tod Gottes verkündet und sich voller Freude gegen das Christentum aufgelehnt hatte, der die abendländische Metaphysik hinterfragt und die moralischen Werte der Religionen zerstört hatte - und mithin wie der Inbegriff des Menschen in der Revolte wirkte.

Der Nietzsche der frühen und mittleren Schaffensperiode war ein vielfach skeptizistischer und aufklärerischer Schriftsteller, Philosoph und Psychologe, der auf Widersprüchlichkeiten und Scheinheiligkeiten in vorhandenen Weltanschauungen und Verhaltensweisen hinwies und in dessen Aphorismen man viele interessante Einsichten findet.

Nietzsches Denken ist ein Denken, das existentiell ist, weil es um die Gestaltung des eigenen Lebens geht, das experimentell ist, weil darin die ganze Erkenntnis- und Moraltradition auf den Prüfstand gestellt wird, und das exemplarisch ist in seinen Antworten auf das Problem des Nihilismus. Sein Denken stellt einen Bruch mit der traditionelen abendländischen Philosophie dar. Nietzsche stellte die Philosophie in Frage. Sein Motto lautete: Erkenne dich selbst!

Die Radikalität seines Denkens erstreckte sich auf die Religion, Metaphysik, Christentum und Moral. Er hinterfragte nicht nur die bestehenden moralischen Werte, sondern nahm auch eine Umwertung aller Werte im Sinne der Schaffung einer neuen höherwertigen Moral vor.

Er verstand Philosophie als Erkenntnis seiner selbst sowie der Kritik der Moral und der Moralität.
Seine Philosophie ist das Bekenntnis zu der schöpferischen Gestaltung des Lebens unter dem Aspekt des Willens dar.

In mehreren seiner letzten Werke philosophierte Nietzsche buchstäblich „mit dem Hammer“ und er wollte alte Werte „umwerten“. Unter Rückgriff auf einige seiner früheren Schriften bündelte er seine Kritik am Christentum, der er eine bisher nicht gekannte Schärfe gab.


Man muss Nietzsche nicht in seiner Religionskritik folgen, denn letztlich verwechselt er die eigene bigotte evangelische Genetik mit "dem Christentum". Den Katholizismus bspw. erfasst er überhaupt nicht und auch kaum mit seinen Akklamationen den Buddhismus.
Weblink:

Das Leben und Denken Friedrich Nietzsches - www.youtube.com

Samstag, 23. April 2016

»Ecce Homo« von Friedrich Nietzsche


Ecce Homo

Sein letztes, aber erst nach seinem geistigen Zusammenbruch veröffentlichtes Bekenntnisbuch autobiografischen Charakters heißt »Ecce Homo«, ein biblischer Titel. Darin erklärt er sich selbst zur Person, an der sich das Schicksal der Menschheit entscheidet. Er sieht sich als dionysischer Erlöser. Er leidet, aber nimmt alles an als eine amor fati, als eine Liebe und Annahme des Schicksals.

»Ecce homo« ist das autobiographische Werk Friedrich Nietzsches. Es ist sein Alterswerk, in dem er die Ansichten eines gereiften, aber auch vom Leben gezeichneten Menschen darlegt. Die zentralen Themenkomplexe sind die »Umwertung der Werte« und Nietzsches Interpretation des dionysischen Prinzips.

Nietzsche arbeitete an dem Werk von 1888 bis zu dem manifesten Ausbruch der Geisteskrankheit 1889. Noch heute ist die Einflussnahme dieser Erkrankung auf »Ecce homo« umstritten. Meine persönliche Meinung zu dem Thema, nach Lesen des Buches: Hier schreibt nicht der Nietzsche, den man aus »Also sprach Zarathustra« kennt, sondern ein auf schaurige Art gealterter, gebrochener und vereinsamter Mensch.

So fehlt es Nietzsches Argumentationsstrukturen zum Teil an Klarheit. Ohne ein breiteres Wissen über das Gesamtwerk sind zahlreiche Passagen wohl noch schwerer nachzuvollziehen, als ohnehin schon der fall ist.

Bei Beginn der Lektüre bewundert der Leser Nietzsche noch für dessen selbstverliebte Arroganz, die auch aus der Titelgebung seiner Kapitel spricht. Nach spätestens der Hälfte des Buches wird jedoch realisiert, dass der Narzissmus für Nietzsche nur eine letzte Fluchtmöglichkeit darstellte, nachdem er mit fast allen wichtigen Persönlichkeiten in seinem Leben gebrochen hatte. Mehr und mehr verliert sich Nietzsche in »Ecce homo« so in Selbstrechtfertigungen.

War Nietzsche vor diesem Werk noch der brillante Kritiker, so gerät er hier mit seinen ständigen Selbstrechtfertigungen arg in die Defensive. Der verteidigende Standpunkt war für Nietzsche zwar nichts neues (bekanntlich ist er nicht gerade selten angeeckt). Nach den zahlreichen Brüchen (und einsetzenden Ausbrüchen) wirkt sein Standpunkt jedoch geschwächt und unglaubwürdig.

So krittelt Nietzsche in »Ecce homo« wild gegen die ganze Welt: Die anderen haben Unrecht. Er hebt sich von ihnen ab und Recht. Wie er das herleitet (und vor welchem Hintergrund) ist zum Teil sehr fragwürdig. Ein wirklich schwer erträgliches Buch.

Literatur:


Ecce Homo
von Friedrich Nietzsche

Samstag, 12. März 2016

»Also sprach Zarathustra« von Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche

»Also sprach Zarathustra« ist Friedrich Nietzsche wirkungsmächtigstes Werk, das in vier Teilen zwischen 1883 und 1885 erschien - ein halkyonisches Werk. Nietzsches Philosophie vom Übermenschen markiert einen Erkenntnisweg.

Mit 30 Jahren verlässt seine Heimat wie auch den See seiner Heimat und geht ins Gebirge, um seines Geistes und seinr Einsamkeit zu genießen. <-- FNB, S. 176 -->

Gott ist tot. Und die Menschen haben es noch nicht bemerkt? Die Religion? Ein Götzendienst in einer sinnentleerten Welt. Was ist schon gut und böse, wenn das oberste Ziel des Lebens in der Relativität der Werte versinkt? Zarathustra ist der Verkünder des neuen Heils: "Ich will die Menschen den Sinn ihres Seins lehren - welcher ist der Übermensch."

Jenes vollkommene Wesen, "rechtwinklig an Geist und Seele", das die Kranken und Schwachen verachtet, die moralinsauren Spießbürger, deren neuer Götze der Staat ist, die Asketen, die ihren Leidenschaften nur das Deckmäntelchen der Tugend überstreifen. Wie Blitze lässt Zarathustra seine Wut, seine Provokation und seine Polemik hernieder fahren auf das Volk.

Für Nietzsche ist der Zarathustra der Künder seiner Religion und Moral - einer kommenden Religion und Moral der Zukunft.

Nietzsche überwindet mit dem Zarathustra seine Krise, mit diesem Werk hat er sich "einen schweren Stein [...] von der Seele gewälzt" und sich "senkrecht aus dieser Tiefe in meine Höhe erhoben." Stolz teilt er Franz Overbeck mit: "Es wird nun wieder ,gehen': - hoffen wir's wenigstens!"

Mann mit der Laterne

Zarathustra steht mindestens achttausend Jahre vor unserem jetzigen Zeitpunkt in der Menschheitsentwickelung, und was er an Großem, Gewaltigem aus einem erleuchteten Geiste heraus der Menschheit gegeben hat, ist lange Zeit unter den allerwirksamsten Kulturgütern der Menschheit deutlich vernehmbar gewesen. Das kann auch heute noch derjenige wahrnehmen, der die geheimeren Strömungen in der ganzen Menschheitsentwickelung beachtet.

Zarathustra gehört wesenhaft zu denen, die in ihrer Seele Wahrheiten, Weistümer, Anschauungen zu erleben hatten, die weit über das normale Menschheitsbewußtsein ihrer Zeit hinausgingen. Wahrheiten also aus den übersinnlichen Welten, aus jenen Gebieten der übersinnlichen Welten, die weit hinaus liegen über alles, was das normale Menschenbewußtsein seiner Zeit schauen konnte, hatte Zarathustra seinen Mitmenschen in jenem Lande, wo sich später das persische Reich ausbreitete, zu verkünden.


Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Weblink:

Das Böse in der Lehre des Zarathustra - www.miekemosmuller.com

Sonntag, 27. Dezember 2015

Liegt der Welt eine blinde oder böse Macht zugrunde?

Friedrich Nietzsche


Die Vernunft der die Geschicke austeilenden Macht ist undurchsichtig, schreibt Nietzsche. Es gibt zuviel Ungerechtigkeit, Bosheit in der Welt und auch die Zufälle spielen eine große, bisweilen schlimme Rolle. Liegt dem Ganzen eine blinde oder sogar böse Macht zugrunde?

Das kann nicht sein, denn der Ursprung und das Wesen der Welt kann nicht tiefer stehen als der Menschengeist, der nach Sinn und Bedeutung sucht und offen ist fürdas Gute. Also kann die Welt insgesamt nicht bedeutungslos oder gar von einem bösen Prinzip beherrscht sein. Der Weltgrund kann nicht willkürlicher sein als der Menschengeist, der ihn ergründen will, folgert Nietzsche.

Weblink:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Samstag, 17. Oktober 2015

Weisheit und Wahn – Friedrich Nietzsches Schicksalsjahr 1888

Weisheit und Wahn – Friedrich Nietzsches Schicksalsjahr 1888 Prägt die Krankheitsgeschichte eines Künstlers sein Werk? Verschränkten sich bei Friedrich Nietzsche Weisheit und Wahn? Noch immer ist umstritten, wie und wann Nietzsches finale Hirnerkrankung begann. Hat sie seine letzten Werke von 1888 beeinflusst, deformiert? Ist in ihnen die Krankheit schon manifestiert, ablesbar?

Samstag, 22. August 2015

Nietzsches Verhältniis zum Süden

Nietzsche. Süden
Nietzsche. Süden


»Das weiße Meer liegt eingeschlafen, und purpurn steht ein Segel drauf. Fels, Feigenbäume, Turm und Hafen, Idylle rings, Geblök von Schafen, - Unschuld des Südens, nimm mich auf.«

Friedrich Nietzsche, »Im Süden«


Der Süden hat es dem berühmten Philosophen lange angetan und sein Denken wesentlich beeinflusst. Für Nietzsche ist der Süden eine Idee - ein Pfad, auf dem man als Wanderer wandeln kann. In seinen Werken gerät der Süden zur Metapher.

Nietzsche hatte ein besonderes Verhältnis zum Süden. Auf Nietzsches Spuren zu wandeln und sowohl Nietzsches Gedanken über den Süden als auch die Metaphern und Ideen des Südens selbst nachzuzeichnen.

Im Sommer hielt Nietzsche sich ab 1881 bevorzugt in Sils Maria, im schweizerischen Oberengadin, auf. Für Nietzsche selbst war ja "das Engadin und die Gegend um Sils-Maria zum Teil tausendmal südlicher als Turin oder Italien."

Bis Mai 1877 hielt er sich mit Malwida von Meysenbug (1816-1903) und dem Moralpsychologen Paul Rée (1849-1901) in der süd-italienischen Stadt Sorrent auf, wo er 1876 zum letzten Mal auf Wagner traf.

Wegen seines sich rapide weiter verschlechternden Gesundheitszustandes bat er 1879 um Entlassung aus dem Basler Amt, welche ihm gewährt wurde. Er erhielt eine Pension für sechs Jahre, die 1885 verlängert wurde.

Nietzsche lebte von da an nomadisch: Den Winter verbrachte er meistens in Italien, vor allem in Genua, Rapallo, dem italienischen Nizza, Turin, Venedig, Riva, Recoaro und Messina. Im Sommer hielt er sich ab 1881 bevorzugt ins Sils Maria, im schweizerischen Oberengadin, auf, zwischenzeitlich war er u.a. bei seiner Mutter in Naumburg, in Basel, Genf und Berlin.

1882 wurde sein nomadisches Leben unterbrochen: Zusammen mit Rée besuchte er von Meysenbug in Rom, wo er und Rée sich in die russische Schriftstellerin Lou von Salomé (1861-1937) verliebten und beide ihr jeweils erfolglos einen Heiratsantrag machten. 1889 wurde in Turin eine organische Hirnerkrankung bei ihm festgestellt, deren Folge eine fortschreitende Zerstörung des Bewusstseins war.



Das Werk »Nietzsche. Süden« ist eine interessante Art, sich an den Philosophen zu erinnern.

Literatur:

Nietzsche. Süden
Nietzsche. Süden
von A. T. Schaefer und Peter A. Bloch

Sonntag, 5. April 2015

Israel hat mit seiner Umwertung aller Werte triumphiert

Friedrich Nietzsche hat Israel mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle vornehmeren Ideale immer wieder triumphiert. Diese Aussage aus seiner "Streitschrift" &"Zur Genealogie der Moral" gehört zu der Gewißheit seines Glaubens.

Dieser Jesus von Nazareth, als das leibhafte Evangelium der Liebe, dieser den Armen, den Kranken, den Sündern die Seligkeit und den Sieg bringende »Erlöser« – war er nicht gerade die Verführung in ihrer unheimlichsten und unwiderstehlichsten Form, die Verführung und der Umweg zu eben jenen jüdischen Werten und Neuerungen des Ideals?

Hat Israel nicht gerade auf dem Umwege dieses »Erlösers«, dieses scheinbaren Widersachers und Auflösers Israel's, das letzte Ziel seiner sublimen Rachsucht erreicht? Gehört es nicht in die geheime schwarze Kunst einer wahrhaft grossen Politik der Rache, einer weitsichtigen, unterirdischen, langsam-greifenden und vorausrechnenden Rache, dass Israel selber das eigentliche Werkzeug seiner Rache vor aller Welt wie etwas Todfeindliches verleugnen und an's Kreuz schlagen musste, damit »alle Welt«, nämlich alle Gegner Israel's unbedenklich gerade an diesem Köder anbeissen konnten?

Und wüsste man sich andrerseits, aus allem Raffinement des Geistes heraus, überhaupt noch einen gefährlicheren Köder auszudenken? Etwas, das an verlockender, berauschender, betäubender, verderbender Kraft jenem Symbol des »heiligen Kreuzes« gleichkäme, jener schauerlichen Paradoxie eines »Gottes am Kreuze«, jenem Mysterium einer unausdenkbaren letzten äussersten Grausamkeit und Selbstkreuzigung Gottes <i>zum Heile des Menschen?</i> ...

Gewiss ist wenigstens, dass <i>sub hoc signo</i> Israel mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle <i>vornehmeren</i> Ideale immer wieder triumphiert hat.

Weblink zum Text:

<a href="http://gutenberg.spiegel.de/buch/zur-genealogie-der-moral-3249/3" target="blank">Zur Genealogie der Moral</a> - Friedrich Wilhelm Nietzsche - Projekt Gutenberg

Literatur:

<a title="»Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral« von Otfried Höffe" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral
" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3050030267.03.TZZZZZZZ.jpg" width="60" border="0"/><br />Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral</a> von Otfried Höffe

<!-- Ein drittes, zwar wirkungsmächtiges, aber nicht klassisches Modell bündelt sich im Werk des Philologen, Schriftstellers und vor allem Philosophen Friedrich Nietzsche. In seiner "Streitschrift" "Zur Genealogie der Moral" führt er die abendländische Moralkritik zu einem Höhepunkt. -->

Samstag, 1. November 2014

Der Übermensch bei Nietzsche

Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Die Entwicklung seiner Philosophie ist eng an seine Zeit geknüpft. Nietzsche gab auf den Wertewandel seiner Zeit mit dem Übermenschen eine perspektivische Antwort: er riet, der einzelne solle aus seinem Leben ein Kunstwerk machen.

Wer der Übermensch ist und was man sich unter diesem Begriff vorzustellen hat, bleibt letztlich im »Zarathustra« unbeantwortet.

Nietzsche selbst beschreibt in »Ecce homo« den Begriff „Übermensch“ als „Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgerathenheit … - ein Wort, das im Munde eines Zarathustra … ein sehr nachdenkliches Wort wird“.

Mann mit der Laterne

Der Übermensch steht im Gegensatz zum modernen und „guten“ Menschen und ist keinesfalls idealistischer Held oder halb Heiliger und halb Genie.

Am ehesten nahe kommt dem Typus des Übermenschen Zarathustra selbst: „Und wie Zarathustra herabsteigt und zu Jedem das Gütigste sagt! … Hier ist in jedem Augenblick der Mensch überwunden, der Begriff „Übermensch“ ward hier höchste Realität“.

Nietzsches Bild vom Übermenschen ist ambivalent und des verbirgt sich darin ein existenzielles Drama. Der Übermensch repräsentiert einen höheren biologischen Typus, er könnte ein Produkt einer zielstrebigen Züchtung sein. Aber er ist auch ein Ideal für jeden, der Macht über sich selbst gewinnen will und seine Tugenden pflegen und entfalten will, der schöpferisch und auf der ganzen Klaviatur des meschlichen Denkvermögens, der Phantasie und der Einbildungskraft zu spielen weiß.

Nietzsches Bild vom Übermenschen

Der Übermensch realisiert das Bild des Vollbild des Menschenmöglichen, und darum ist Nietzsches Übermensch auch eine Antwort auf den Tod Gottes. Der Übermensch ist der prometheische Mensch, der seine theogonischen Talente entdeckt hat. Der Gott außer ihm ist tot, der Gott, von dem man weiß, daß er durch den Menschen und in ihm lebt, ist lebendig, er ist ein Name für die schöpferische Macht des Menschen.

Bedeutung des Übermenschen

Für ist die eigentliche Bedeutung des Übermenschen, daß dieser nämlich jener Mesnch ist, der reif geworden ist dafür, daß Ungeheure dieser Lehre zu fassen und zu ertragen. Der Übermensch ist der Mensch, der nicht an dieser Lehre zerbricht und der sie sich einverleiben kann.

Weblink:

Der Übermensch - www.hausarbeiten.de

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe



Alle Philosophie muss vom Menschen ausgehen

Friedrich Nietzsche

Nietzsche war ein sehr bewusster Künstler, der im Leben dafür sorgte, dass für das Werk der notwendige Raum zur Verfügung stand - und bei ihm ging es darüber hinaus, eine Gelegenheit oder eine Räumlichkeit zu finden, um arbeiten zu können. Es war das Leben, das er für sein Werk zur Verfügung stellte. Leben und Werk durchdrang sich, deshalb können sie nicht voneinander getrennt werden.

Nietzsche betont, dass es zu einer der Grundeigenschaften des Menschen gehört, sein Leben nach den individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen zu organisieren.

Aus der Natur kann dies nicht abgeleitet werden. Diese ist gegenüber den menschlichen Bedürfnissen und Wünschen neutral. Der Mensch ist daher genötigt, einen eigenen Maßstab zu schaffen, durch den erst eine Bewertung entsteht.

Das Perspektivische ist eine „Grundbedingung des Lebens“ (Einleitung), weshalb man nicht den Geist oder das Gute absolut setzen kann wie Platon. Darum muss alle Philosophie vom Menschen ausgehen.

An Agathon

"Wenn Könige mit Gunst dich überhäufen,
Rund um dich Gold in hohen Haufen lacht,
Und zwanzig Schiffe dir durch alle Meere streifen,
Und für dein Wohl Fortuna treulich wacht,
So rühmet jedermann dein Glück; doch stets vergebens,
Denn hast du nicht dabei Philosophie des Lebens,
So hast du nichts."

Novalis

In diesem Sinne ist Nietzsche ein Vorläufer der Lebensphilosophie. Aufgrund dieser These wird Nietzsches Philosophie auch als Perspektivismus bezeichnet.


Friedrich Nietzsche gilt mit seiner kritischen Kulturphilosophie als Vorläufer der Lebensphilosophie. Bereits in seinem Frühwerk »Die Geburt der Tragödie« stellte er das rationale Denken, das Appolinische, dem triebhaften Streben, dem Dionysischen, gegenüber. Rückblickend stellte er in der Götzendämmerung fest: „Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtesten Problemen; der Wille zum Leben im Opfer seiner höchsten Typen der eignen Unerschöpflichkeit frohwerdend – das nannte ich dionysisch, das errieth ich als die Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters.“

Im ganzen Werk entwickelte Nietzsche Gedanken, die als Anregung für die Lebensphilosophie gelten. Hier zu nennen sind etwa der Titel seines Werkes »Menschliches, Allzumenschliches« oder die Betrachtung des Weltgeschehens als organische Struktur und die Konzepte des Willen zur Macht und der Ewigen Wiederkehr. Nietzsche wendete dabei Schopenhauers Konzept vom Willen als dem Willen zum Leben um in die Formel vom Willen zur Macht, der alles Leben beherrscht. Weblink:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de



Samstag, 25. Oktober 2014

Nietzsche und seine Lehre vom »Willen zur Macht«

Der »Willen zur Macht« sollte Nietzsches Hauptwerk werden, das er aber nicht vollenden konnte, weil ihm das nötige Basiswissen fehlte. Dennoch kam er in seinen Überlegungen weiter als alle anderen Philosophen.

Was hier von sich gibt, gründet sich auf besondere, seltene Erfahrungen eines bereits aufgebrochenen Menschentums, das in naher Fühlung mit dem Kosmos eine neue, höhere Form anstrebt. Darum betont er immer wieder: »Es sind nicht unsere Perspektiven, in denen wir die Dinge sehen: aber es sind Perspektiven eines Wesens nach unserer Art, eines Größe´ren: in dessen Bilder wir hineinblicken.« Zukunft
"Nur, wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben,
sondern – so lehre ich's dich – Wille zur Macht!"

 
Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra.


Mit dem Willen zur Macht ist keinesfalls das Beherrschenwollen anderer Menschen gemeint, sondern das Beherrschenwollen der Dinge. Hier liegt der zentrale Denkfehler derer, die die Philosophie Nietzsches nicht verstehen, weil sie entweder das eigene Beherrschtwerden für eine "Tugend" halten, oder selbst nichts anderes im Sinn haben, als andere zu beherrschen.

Gerade dieses Beherrschen und Beherrschtwerden, die Fremdbestimmung, mit der sich alle gegenseitig auf die Füße treten und behindern, muss beendet werden, damit der darum bis heute noch machtlose Mensch zum "von Göttern und Anbetungen erlösten Übermenschen" wird, der über die wahre Macht, die Beherrschung der Dinge, verfügt.

Nachdem Nietzsche seine Vernunftkritik bis ins Extrem betrieben hat, leuchtet bei ihm so etwas wie ein neuer Gedanke auf, eine positive Wendung zum Antikritischen.

Es ist dies seine Lehre vom »Willen zur Macht«, das Weltganze vom Anorganischen bis ins Geistige hinein soll aus einem Prinzip erklärt werden: „Die Welt von innen gesehen, die Welt auf ihren intelligiblen Charakter hin bestimmt und bezeichnet - sie wäre eben Wille zur Macht und nichts ausserdem.“

Mit seinem Gedanken vom »Willen zur Macht« zieht Nietzsche die Konsequenz aus der Tatsache, dass mit dem Tod Gottes der menschliche Verstand so handeln muss, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehen würden. Er ist nicht mehr Organ der göttlich beglaubigten Wahrheit, sondern Ort einer Selbstüberhebung, eines „mehr-sein-Wollens“ als man ist.

Weblinks:

Der Wille zur Macht - opium-des-volkes.blogspot.de

Der Übermensch - www.hausarbeiten.de

Das Leben und Denken Friedrich Nietzsches - www.youtube.com

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Künstlerphilosophen und ihre Bedeutung in der Philosophie


Seit den Anfängen der europäischen Philosophie bei den Griechen ist das Verhältnis von Philosophie und den Künsten nicht unproblematisch. Dieses Verhältnis ist selbst Gegenstand einer philosophischen Betrachtung geworden.

“Das Leben ein Mittel der Erkenntnis - mit diesem Grundsatz im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen!”
Friedrich Nietzsche


Der „Künstlerphilosoph“ steht immer in der Wechselwirkug von Leben und Werk. Bei einem Künstlerphilosophen steht Leben und Werk in Einklang und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Dichterphilosoph bringt sein Leben in sein Werk ein und sein Werk in sein Leben ein.

Nietzsche hat mit seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“ eine neue Denkfigur in der Philosophie geschaffen, welche die Frage der Philosophie als Haltung und als Lebensstil aufwirft.

Nietzsche steht mit seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“ in der Tradition der Vorsokratiker und auch Schopenhauers. Diese Philosophen sahen sich nicht als Erben der appolinischen Ordnung, sondern als Erben der dionysischen Bejahung des Lebens.

Einerseits stoßen wir auf „Künstlerphilosophen“ wie Platon und Nietzsche, die in ihren philosophischen Untersuchungen selbst von künstlerischen Darstellungspraxen Gebrauch machten.

Andererseits entwickelte gerade Platon ein äußerst problematisches Verhältnis zu den Künsten, indem er eine Reihe von künstlerischen Praxen aus seinem idealen Philosophenstaat verbannte.

Was versteht unter einem Künstlerphilosophen? Ganz einfach: das Gegenteil von einem Künstlerphilosophen. Als Inkarnatioenen dienen hier: Schopenhauer versus Hegel. Schopenhauer war auch Philosophieoprofessor an einer Universität, aber eher wieder Willen. Hegel war der Prototyp eines akademischen Theoretikers, unfähig, Leben und Werk in Beziehung zu setzen.

Dagegen spricht die verbreitete Ausffassung, Philosophie sei Wissenschaft und nicht Kunst, der Philosoph Akademiker und nicht Künstler.
Professoren sind die Narren ihre eigenen Lehrgebäude oder moderner gesagt: Anhängsel ihrer »Diskurse«.


Bereits früh in der Geschichte er Philosophie gab es kritische Vorbehalte gegenüber dem Philosophen als Künstler. Gerade seit Platon gibt es eine mächtige (sokratische) Tendenz in der Philosophie, in der die Philosophie immer mehr darauf Wert legt, Wissenschaft, und nicht Kunst, sprich Dichtung, zu sein.

Vielleicht hat Nietzsche diese sokratische Tradition des Philosophierens mit der Konzeption des „Künstlerphilosophen“ am radikalsten in Frage gestellt. Verlangt diese neue Denkfigur doch einen neuen Typus von Philosophen, der bereit ist, die beiden Disziplinen „Philosophie“ und „Kunst“ miteinander zu kreuzen.

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Mittwoch, 15. Oktober 2014

Friedrich Nietzsche 170. Geburtstag


Friedrich Nietzsche



Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Leipzig als Sohn eines evangelischen Pfarres geboren. Nietzsche gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Denker aller Zeiten. Der Religionskritiker entwickelte eine neue Morallehre und eine eigene Philosophie, die den Willen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Nietzsche gilt als unzeitgemäßer Philosoph, der mit dem Hammer philosophierte und dabei bestehende Moralvorstellungen zertrümmerte.



1870 wurde Friedrich Nietzsche mit 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte. Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Nietzsche, dessen Stil durch den Gebrauch von Aphorismen und Metaphern geprägt ist, war ein scharfer Religionskritiker. Sein Ziel war es, die Hintergründe und Motive, die die Grundlage der westlichen Philosophie, Kunst und Kultur bilden, freizulegen und zu interpretieren. Seine Philosophie in der Tradition der Aufklärung war eine Abrechnung mit den tradierten Moralvorstellungen des Christentums.

Seine Haltung kommt durch seinen berühmten Satz »Gott ist tot« gut zum Ausdruck. Er propagierte die »Umwertung aller Werte« und die Schaffung eines "Übermenschen" anstelle des traditionellen Christentums. Als seine wohl wichtigste Schrift gilt sein vierbändiges Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« (1883-1885). Weitere bedeutende Veröffentlichungen des Philosophen sind »Unzeitgemäße Betrachtungen« (1873-1876) und der nach seinem Tod erschienene Band »Der Wille zur Macht« (1901).



Nietzsche begann seine Laufbahn als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“. Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Nietzsche hat wie kaum ein Zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgrechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst. Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Seine Philosophie betonte den Wert des Lebens für die Moral. Die Frage nach dem Wert der Moral für das Leben bildete eine Grundfrage seiner Moralkritik. Nach Nietzsche haben Menschen des »Ressentiment«, deren Wille sich gegen das Leben richtet, eine Moral, ein System von Werten erfunden, das ihnen über ihre Schwäche hinweghilft.

Der radikale Denker erhob den Menschen selbst zum Schöpfer und forderte einen neuen, vollkommenen höchsten Menschen - den »Übermenschen« als Verkünder einer neuen, höherwertigen Moral.

Nietzsche philosophierte mit dem Hammer und zertrümmerte bestehende Moralvorstellungen und entwickelte eine höhere Moral »Jenseits von Gut und Böse«. Der Philosoph sah im »Willen zur Macht« die Triebfeder allen Lebens. Ziel und Sinn aller Entwicklung war für Nietzsche der »Übermensch«.

Jenseits von Gut und Böse

Bekannt wurde Nietzsche auch für seine versierte Sprachschöpfung und die sprachlich anspruchsvolle Dichtkunst. Zu seinen bekanntesten - zumeist aphoristischen Werken - gehören »Also sprach Zarathustra«, »Genealogie der Moral«, »Jenseits von Gut und Böse«, »Menschliches, Allzumenschliches«.

Nietzsche beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Philosophie der Neuzeit. Er gilt als der einflussreichste Philosoph der Neuzeit. <!-- Sowohl in fortschrittlichen und avantgardistischen als auch in konservativen Kreisen fand Nietzsche in ganz Europa erklärte Anhänger ebenso wie radikale Gegner. -->Grossen Einfluss übte er durch seinen Ansatzpunkt, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie zu stellen, auf die spätere Existenzphilosopie aus.

Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Wenn Nietzsche ein Bergwerk ist, in dem sich jeder mit seiner Feuilleton-Schippe bedient, so steht die Tafel des Heraklit am Eingang, daß "die Goldsucher viel Erde graben und wenig finden". Dazu Colli: Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden. Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem. Und überhaupt ist es unredlich, sich der Zitate aus Nietzsche zu bedienen, wenn man über ihn spricht.

Selten hat jemand einen so hohen Preis für sein Genie bezahlt. Bereits im Alter von 45 Jahren kam es endgültigen Zusammenbruch, dem sich ein letztes Lebensjahrzehnt in geistiger Umnachtung anschloss.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Friedrich Nietzsche-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Nietzsche - www.famousphilosophers.org



Friedrich Nietzsche-Werke [ >> ]:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe
von Friedrich Nietzsche

Genealogie der Moral
Genealogie der Moral
von Friedrich Nietzsche

Zarathustra
Zarathustra


Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
von Friedrich Nietzsche




Samstag, 20. September 2014

Nietzsche - Irrungen und Wirrungen

»Nietzsches Werk ist wie ein Steinbruch, in dem man sich nach Belieben bedienen kann.«

Wenn Nietzsche ein Bergwerk ist, in dem sich jeder mit seiner Feuilleton-Schippe bedient, so steht die Tafel des Heraklit am Eingang, daß "die Goldsucher viel Erde graben und wenig finden". Dazu Colli: Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden. Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem. Und überhaupt ist es unredlich, sich der Zitate aus Nietzsche zu bedienen, wenn man über ihn spricht.

Kein Wunder also, daß dieser Steinbruch als Selbstbedienungsladen auch für die Anhänger des Faschismus eine interessante auszubeutende Lagerstätte war. Die ungebetenen Besucher bedienten sich dessen, was für ihre Ideologie von Interesse war.

Nietzsche einen geistigen Wegbereiter des Faschismus zu nennen, bedeutet nicht zu behaupten, Nietzsche wäre ein hundertprozentiger Befürworter der nationalsozialistischen Ideologie und Bewegung gewesen, hätte er zu der Zeit noch gelebt.

Dies sagt aber lediglich aus, dass Nietzsche mit der konkreten Art, wie der Faschismus von den Nazis praktiziert wurde, wohl in einigen Punkten nicht übereingestimmt hätte. Der Pöbel des Faschismus hätte den aristokratischen Denker nur angewidert.

Den Faschismus hätte es auch ohne Nietzsche gegeben, aber ohne Nietzsche hätte es einen anderen Faschismus gegeben. Das Schreckgespenst seiner Philosophie spukt im Faschismus herum, weil die Diktatoren ihn als ihren Ahnherren betrachteten. Durch Nietzsche ist der Faschismus hoffähig geworden - damit die Diktatoren was zu sinnieren haben.


Weblink:

Genealogie der Moral
Genealogie der Moral von Friedrich Nietzsche

Samstag, 13. September 2014

Das Wüten der blonde Bestie in Europa

<center>
<table width="80%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Das tiefe, eisige Mißtrauen, das der Deutsche erregt, sobald er zur Macht kommt, ist immer noch ein Nachschlag jenes unauslöschlichen Entsetzens, mit dem Jahrhunderte lang Europa dem Wüthen der blonden germanischen Bestie zugesehen hat.« </i>
<p align="right"><a title="Nietzsche Genealogie Moral" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Genealogie der Moral«</a></p>
</center></blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Was sich liest wie eine Raubtier-Metapher, läst sich auch als düstere Prophezeihung der Zukunft verstehen. Aber konnte Nietzsche ahnen, daß die blonde germanische Bestie bald wieder in Europa wüten würde?

Der Einwand, daß der Deutsche ein gestörtes Verhältnis zur Macht hat, erwies sich als durchaus berechtigt. Auch lässt sich ein Raubtier nicht mit <i>Appeasement</i> aufhalten.

Das Mißtrauen der Westmächte war allerdings nicht tief genug, um Hitler von seiner kriegstreiberischen Politik abzubringen. Sie ließen sich immer wieder von Hitler beschwichtigen, der behauptete, keinen Krieg zu wollen und gaben seinen Forderungen immer wieder nach.

Die Antizipation des kommenden Krieges nahm Nietzsche, der offensichtlich der Überzeugung war, große Politik nur mit kriegerischen Mitteln realisieren läßt, bereits gedanklich vorweg:

<center>
<table width="60%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Die Zeit für kleine Politik ist vorbei: schon das nächste Jahrhundert bringt den Kampf um die Erd-Herrschaft, - den Zwang zur großen Politik.«
</i></center></blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Der wahre, auf Angriff und Eroberung gerichtete Charakter der Außenpolitik Hitlers wurde 1939 mit der Besetzung der Tschechslowakei und dem Angriff auf Polen sichtbar.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die logische Folge der systematischen Ausweitung des Machtbereiches und des Strebens nach imperialer Hegemonialmacht auf dem Kontinent.

Der Tatmensch Hitler hatte die blonde Bestie, dieses symbolhafte Raubtier aus ihrem Käfig entlassen und diese verursachte in ihrem freien Lauf »Blut, Schweiß und Tränen« auf dem Kontinent. Das tiefe, eisige Mißtrauen war nicht tief genug, um den Krieg zu verhindern.<!-- Bei dem lüsternen territorialen Schweifen nach Beute kamen immer niedrigere Instinkte zum Vorschein. Schon bald wurde durch die Vertreter der Herrenmenschen daraus ein kosmischer Weltenbrand. -->

Nietzsche glaubte, über die Gabe zu verfügen, einen Krieg in einer nicht allzufernen Zukunft voraussehen zu können und Hitler erwies sich als sein williger Vollstrecker. Wenn er den Krieg voraussah, wusste er auch, daß dieser Vollstrecker als ein Mensch der Tat einst kommen würde. Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner.

Weblink:

<a title="»Genealogie der Moral« Friedrich Nietzsche" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Genealogie der Moral" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3050030267.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/></a> <br /><a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">Genealogie der Moral</a> von Friedrich Nietzsche

<!--
Den Vornehmen und Mächtigen und Reichen hat er seinen Knabentraum in der gleisnerischen Schrift "Zur Genealogie der Moral" (1887) gewidmet: "Sie treten in die Unschuld des Raubthiergewissens zurück", "als frohlockende Ungeheuer, welche vielleicht von einer scheußlichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung mit einem Übermuthe und seelischen Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, daß die Dichter für lange nun wieder Etwas zu singen und zu rühmen haben." -->

Mittwoch, 6. August 2014

Nietzsche auf dem Pfade der Erleuchtung

Friedrich Nietzsche

Der fröhliche Wanderer Friedrich Nietzsche unternahm am 6. August 1881 einen Spaziergang, der zu dem wichtigsten Spaziergang seines Lebens werden sollte.

Am Silvaplana See im Oberengadin in der Schweiz ereilte ihn eine Erleuchtung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Für Nietzsche war dies in einschneidendes Erlebnis. Verzückt von seinem Gedanken erklärte er den mächtigen Felsen am Seeufer, vor dem er stand, zu seinem "Erleuchtungsfelsen".

Mit großem Pathos beschrieb der damals 36-jährige Friedrich Nietzsche den besonderen Moment, den der erleuchtete Philosoph im schweizerischen Engadin erlebte: "Man muss Jahrtausende zurückgehen, um eine ähnliche Inspiration zu entdecken".

Am Samstag, dem 6. August 1881, war Nietzsche wie so oft zuvor zu einem Spaziergang vom gemieteten Zimmer im Dörfchen Sils-Maria zum Silvaplanersee aufgebrochen. Unweit der Ortschaft Sils Maria Surlej, rund fünf Kilometer von seinem Sommerquartier entfernt, passierte er einen eindrucksvollen Felsblock.

Anhänger des Philosophen haben den "Erleuchtungsfelsen" am malerischen Silvaplana See zum Weiheort erhoben. Neben dem imposanten Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Dort, unmittelbar am Ufer des Sees vor dramatischer Alpenkulisse, traf Nietzsche die Erleuchtung. Ihn durchblitzte der nach eigener Einschätzung wichtigste Gedanke seines Lebens; sein Dasein wurde von jetzt an "in zwei Hälften auseinandergeschnitten: das Leben davor und das Leben danach", wie Biograf Rüdiger Safranski schreibt.

Als ein Meister der Selbststilisierung mystifizierte Nietzsche diesen Moment. In sein Arbeitsheft notierte er: "6000 Fuß über dem Meere und viel höher über allen menschlichen Dingen." In einem Brief schrieb er: "An meinem Horizonte sind Gedanken aufgestiegen, dergleichen ich noch nie gesehen habe." Er vergieße "Tränen des Jauchzens".

Anhänger des deutschen Philosophen pilgern zum Silser See und haben den "Erleuchtungsfelsen" zum Weiheort erhoben. Neben dem Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Literatur:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel

Sonntag, 27. Juli 2014

Der Gedanke von der »Wiederkunft des Gleichen«

In der Philosophie kennt man den Gedanken von der »Wiederkunft des Gleichen«, der Fortschrittsgläubigen widerstrebt: Dass sich die Dinge wiederholen und Ereignisse nicht einmalig sind, sondern zyklisch wiederkehren.

Friedrich Nietzsche hat poetische Worte dafür gefunden: "Alles geht, Alles kommt zurück; ewig rollt das Rad des Seins. Alles stirbt, Alles blüht wieder auf, ewig läuft das Jahr des Seins. Alles bricht, Alles wird neu gefügt; ewig baut sich das gleiche Haus des Seins."

Die Verse werden im "Zarathustra" übrigens von Tieren vorgetragen und Zarathustra bespöttelt sie als "Leier-Lied". Nietzsche selbst sah die Wiederkunft-Idee aber als "mächtigsten Gedanken" an - was noch kein Beweis für die Richtigkeit ist.

Nach buddhistischer Vorstellung befinden sich alle Lebewesen in einem fortlaufenden Kreislauf aus Geburt, Werden und Tod. Das ist das Samsara. Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Wiedergeburt ist nur durch Erleuchtung möglich: Dann entsteht kein neues Karma mehr. Im Nirwana gibt es keine Wiedergeburt mehr, aber auch keinen Tod.

Samsara nennen Hindus und Buddhisten den ewigen Kreislauf des Lebens. Hindus und Buddhisten glauben, dass der Geist eines jedes Lebewesens nach seinem Tod immer wieder in einem neuen Körper geboren wird. Dabei entscheiden die Gedanken und Taten eines Menschen jeweils darüber, in welchem Körper, in welcher Umgebung und unter welchen Umständen er sein nächstes Leben verbringt.

Oswald Spengler vertrat eine Zyklentheorie der Kultur, die in "Der Untergang des Abendlandes" von 1918 kulminierte - ein teils hellsichtiges Buch, das von Rechtskonservativen und Nazis gefeiert, aber auch von Theodor W. Adorno verteidigt wurde. Gilles Deleuze hat in "Differenz und Wiederholung" Nietzsches Konzept zur komplexen "Wiederkehr des Differenten" ausgebaut.

Nun führt kein direkter Weg von der Philosophie zu den akuten Krisen. Aber offenbar kann das Vergleichs-Tier Mensch tatsächlich nichts anders, als den zeitlosen Gedanken von der Wiederkunft des Gleichen oder zumindest Ähnlichen - in konkreter Form - immer wieder hervorzukramen und zu erwägen.


Literatur:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Zarathustra
Zarathustra von Friedrich Nietzsche

Biografie:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel