Donnerstag, 1. Juli 2021

Gottfried Wilhelm Leibniz 275. Geburtstag

Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm von Leibniz wurde vor 275 Jahren am 1. Juli 1646 als Sohn eines Rechtsgelehrten in Leipzig geboren.
Gottfried Wilhelm von Leibniz war ein bedeutender Philosoph und Gelehrter des 17. Jahrhunderts und der universellste Denker seiner Zeit. Der adelige Wissenschaftler Leibniz gilt als der letzte grosse Universalgelehrte, als markantester Vertreter der deutschen Frühaufklärung und als eine große Schöpfergestalt deutschen Geistes.

Er gilt als der universale Geist seiner Zeit und war einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“


Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Philosoph, Diplomat, Ingenieur, Historiker - und ersann den Urahn des modernen Computers. Leibniz gilt als letzter Universalgelehrter und hatte starken Einfluss auf die nachfolgenden Aufklärer, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Er wirkte auch als politischer Berater an euopäischen Fürsten- und Königshäusern.

Auf seine Zeitgenossen wirkte der früh Hochbegabte immer etwas befremdlich, denn er hatte mindestens so viele Begabungen wie der nach ihm benannte Butterkeks Zähne. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“

Gottfried Wilhelm von Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 21. Juni - nach gregorianischem Kalender am 1. Juli - 1646 in Leipzig als Sohn des Professors der Moral Friedrich Leibniz geboren. Nach dem Besuch der Nicolai­schule in Leipzig studierte er an den Universitäten Leipzig und Jena Philosophie und Jurisprudenz. 1667 erwarb er an der Universität Altdorf den juristischen Doktorgrad. Das Angebot, eine Professur zu übernehmen, schlug er aus.

Mit seinen mehr als 1.000 Briefpartnern schuf Leibniz an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ein weltumspannendes intellektuelles Netzwerk. Eine unerwünschte Nebenwirkung: die ersten Plagiatsvorwürfe. Der prominente englische Naturforscher Isaac Newton behauptete, die Differential- und Integralrechnung vor Leibniz entdeckt zu haben. Unumstritten dagegen, dass Leibniz die erste mechanische Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten konstruierte und ein binäres Zahlensystem entwickelte, das noch heute die Grundlage für die digitale Datenverarbeitung bildet.


Dem Philosophen Leibniz verdanken wir die Behauptung, dass unsere Welt "unter allen möglichen die beste" sei. Wie aber lassen sich dann Kriege und Katastrophen erklären? Diesen scheinbaren Widerspruch versucht Leibniz in seinem Theodizee-Argument aufzulösen. Schließlich ist Gott für ihn der größte Rechenkünstler überhaupt.

Im Bestreben, nicht nur theoretisch zu arbeiten, sondern praktische Wirksamkeit zu entfalten (sein Wahlspruch war: „Theoria cum praxi“), wählte er die Stellung eines fürstlichen Beraters, die im Zeitalter des Absolutismus am ehesten die Möglichkeit politischer Einflussnahme bot. Er trat zunächst in den Dienst des
Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. 1672 gelangte er in diplomatischer Mission nach Paris, wo er vier prägende Jahre verbrachte erst hier konnte er die Grenzen der zeitgenössischen deutschen
Universitätsausbildung überschreiten und den neuesten Stand der Wissenschaften kennen lernen.

1673 stellte er der Royal Society ein Modell seiner Rechenmaschine vor, der ersten mit mechanischen Vorrichtungen nicht nur für Addition und Subtraktion, sondern auch für Multiplikation und Division. In den folgenden Jahren entwickel­te er in Paris die Differential- und Integralrechnung. Aus finanziellen Gründen verließ er 1676 Paris und wurde Hofrat und Bibliothekar des Herzogs Johann Friedrich in Hannover. Den Kontakt mit der gelehrten Welt hielt er durch eine umfang­reiche Korrespondenz (1.100 Briefpartner) aufrecht.


Im Jahre 1700 wurde er der erste Präsident der auf seinen Vorschlag gegründeten Berliner Akademie der Wissenschaften. Aus den philosophischen Gesprächen, die er während seiner Besuche in Berlin mit der preußischen Königin Sophie Charlotte führte, entstand die »Theodicée« (1710 veröffentlicht), in der Leibniz eine Rechtfertigung Gottes ange­sichts des Übels und der Leiden in der Welt versucht. In der Auseinandersetzung mit dem englischen Philosophen John Locke verfasste Leibniz die »Nouveaux Essais sur l'entendement humain« (»Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand«), die jedoch erst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod im Druck erschienen.

Seine letzten Lebensjahre wurden vom Prioritätsstreit mit Isaac Newton um die Erfindung der Differential- und Integralrechnung überschattet. Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover. Sein Grab befindet sich in der Neustädter Kirche. "Wer meine Werke liest, der kennt mich nur zum Teil", sagte Leibniz über sich. Zu seinen Lebzeiten veröffentlichte er nur ein Drittel seiner Schriften. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass, der von der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek in Hannover aufbewahrt wird, ist noch immer nicht vollständig veröffentlicht.

Weblinks:

Gottfried Wilhelm Leibniz-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Gottfried Wilhelm Leibniz-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Gottfried Wilhelm Leibniz - www.hannover.de


Blog-Artikel:

Leibniz oder die beste der möglichen Welten - Philosophenwelt-Blog - philosophen-welt.blogspot.com

Samstag, 26. Juni 2021

Platos Höhlengleichnis – Die Welt als Spiel der Schatten

Platos Höhlengleichnis – Die Welt als Spiel der Schatten


Das Höhlengleichnis Platos ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es stammt von dem griechischen Philosophen Platon (428/427–348/347 v. Chr.), der es am Anfang des siebten Buches seines Dialogs »Politeía« von seinem Lehrer Sokrates erzählen lässt.

Das Höhlengleichnis von Platon ist eines der bedeutendsten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es zeigt den Weg des Philosophen zu echter Einsicht: Den Weg von den Schattenbildern in der dunklen Höhle hin zum Licht der Erkenntnis. Von den unklaren Vorstellungen der Welt hin zu den wirklichen Ideen hinter der Existenz. Ziel ist es, den Unterschied zwischen Schein und wahrer Wirklichkeit zu erkennen.

Platos Höhlengleichnis ist eine Metapher für die Dunkelheit und Schattenhaftigkeit menschlicher Erkenntnis. Die Welt erscheint dabei ind er Warhnehumg der Menschen als Spiel der Schatten.

In einer höhlenartigen Behausung leben seit ihrer Geburt Menschen. Hinter ihnen befindet sich ein breiter Weg nach oben, von dort aus wird die Höhle durch ein Feuer mit Licht gespeist. Zwischen dem Feuer und dem Weg nach oben ist eine Mauer.

Es geht bei dem Höhlengleichnis um die Wahrnehmung der Menschen und die Trübung der Sinne und die Frage, was Menschen erkennen und für Realität halten.

Platos Höhlengleichnis ist nicht die rosigste Annahme der Realität. Man könnte sogar „düster“ sagen, denn unsere Erfahrungen sind nichts weiter als Schatten auf einer Wand. Plato schrieb diese Allegorie als ein Gespräch zwischen seinem Mentor Sokrates und Glaukon.

Darin fordert Sokrates Glaukon zu einem Gedankenexperiment auf, in dem er sich folgende Situation vorstellen sollte: Menschen, die zeitlebens in einer unterirdischen Höhle wohnen, von der aus ein breiter Gang zur Erdoberfläche führt. Sie sind alle mit Ketten an Nacken und Beinen gefesselt, sodass sie weder ihren Kopf zur Seite bewegen, geschweige denn sich umdrehen können.

Samstag, 19. Juni 2021

»Utilitarismus« in Zeiten der Pandemie

In Zeiten der Pandemie hat das größte Glück - verstanden als Gesundheit aller Menschen - klaren Vorrang gegenüber dem Glück Einzelner - verstanden als Freiheit des einzelnen Menschen, um die umgehinderte Ausbreitung der Pandemie und eine ansteckende Infektion einer immer größer werdenden Zahl der Bevölkerung zu verhindern.

Es kann in der Pandemie nicht um das Glück Einzelner (Freiheit) gehen, sondern um das größte Glück (Gemeinwohl und Gesundheit) aller Menschen gehen. Die Regierungen haben es den Menschen überlassen in Eigenverantwortung diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Das Resultat war der jeweils nächste Lockdown.Ein konkretes Beispiel für bestehende Spannungen zwischen Freiheit und Gemeinwohl, zwischen Eigenverantwortung und Verantwortung anderen gegenüber, ist es daher, sich impfen zu lassen.

Die Gesundheit der Bevölkerung erfordert jedoch zwingend die Einhaltung von vorgeschriebenen Verhaltensregeln durch die jedem einzelnen. Regeln einzuhalten scheint in einer Gesellschaft, wo Individualität und Egoismus beinahe schon beliebig austauschbare Begriffe geworden sind, extrem schwer zu sein. Es ist eine Sache der Disziplin. Die Nachlässigkeit gegenüber den AHA-Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zeugt von einer Ignoranz der moralischen Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft. Daher sind mehr Rücksicht und Verantwortung der Menschen und der ganzen Bevölkerung zur Erhaltung der Gesundheit in dieser schweren Zeit erforderlich.

Der überwiegende Anteil der Neuinfizierten - und vor allem der Menschen, die auf Intensivstationen liegen - sind weiterhin Ungeimpfte! Die meisten Ungeimpten gehören keiner Risikogruppe an. Tatsache ist, daß auch Geimpfte das Virus weitergeben können. Aber Schnelltests sind nur bedingt geeignet weil zu ungenau - vor allem bei Geimpften ist es wahrscheinlicher dass eher der Schnelltest falsch-positiv war als der Geimpfte tatsächlich infiziert ist. Eine Impfung ist zum Eigenschutz absolut notwendig. Eine Impfung sollte zum Selbstschutz aus utilitaristischen Gründen dringend empfohlen werden.

In diesem Zusammenhang ist auf die Ethik hinzuweisen, welche die Moralität von Handlungen danach bewertet, ob sie das Glück der Menschen maximieren oder reduzieren. Diesem auf Nützlichkeit basierenden ethischen Prinzip, dem wir alle verpflichtet sind, hat Jeremy Bentham (1748 bis 1832) den Namen »Utilitarismus« gegeben. Es bezeichnet die zweckorientierte Ethik: Das größte Glück für die größte Anzahl.

In Zeiten der Pandemie gilt für die Freiheit im Verhältnis des einzelnen zur Allgemeinheit die klare Regel: »Die Freiheit des einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit des anderen beginnt.«

Samstag, 12. Juni 2021

»Theorie des kommunikativen Handelns« von Jürgen Habermas

Theorie des kommunikativen Handelns
Theorie des kommunikativen Handelns

Die Theorie des kommunikativen Handelns, das Hauptwerk von Jürgen Habermas, thematisiert die praktische und theoriekritische Bedeutung des kommunikativen Handelns für das soziale Leben der (post-)modernen Gesellschaft. Das 1981 erstmals veröffentlichte Werk setzt zunächst bei mythischen Weltbildern an, problematisiert das Sinnverstehen und untersucht Formen der Rationalisierung.

Das umfangreiche Werk enthält mit starken Bezügen auf Talcott Parsons, Thomas A. McCarthy und Niklas Luhmann eine geltungskritische Interpretation moderner Kommunikationstheorie, legt mit mehrfachen Bezügen auf Immanuel Kant, Georg W. F. Hegel und Ludwig Wittgenstein die begründende Funktion der kommunikativen Vernunft dar.


"Zwischen Kapitalismus und Demokratie besteht 
ein unauflösliches Spannungsverhältnis; 
mit beiden konkurrieren nämlich zwei entgegengesetzte 
Prinzipien der gesellschaftlichen Integration um den Vorrang."

Theorie des kommunikativen Handelns


Mit der Theorie des kommunikativen Handelns hat Jürgen Habermas den imposanten Versuch unternommen, die kritische Gesellschaftstheorie neu zu begründen. Vom Ziel der Emanzipation geleitet, will Habermas ihre normativen Grundlagen deutlicher herausarbeiten, als es die frühen Vertreter der Kritischen Theorie (v.a. Theodor W. R Adorno und Max R Horkheimer) vermochten bzw. als sie es sich wegen ihres tiefen Pessimismus noch zutrauen wollten. Diese normativen Grundlagen eines »nachmetaphysischen Zeitalters« findet Habermas in der Sprache, in den Grundvoraussetzungen und Implikationen kommunikativen Handelns.

Zwei Bände beinhalten auf weit über 1.000 Seiten kritische Auseinandersetzungen mit den Problemen u. a. der Rationalität, der Modernisierung sowie der Handlungs- und Systemtheorie. Habermas entwickelt seine eigene Theorie in kritischer Auseinandersetzung mit einigen Klassikern der Soziologie, u. a. Max Weber, George Herbert Mead (1863–1931) und Talcott Parsons (1902–79). Auf diesem Weg systematisiert er das kommunikative Handeln durch eine Universalpragmatik, die über jene Regeln und Voraussetzungen belehrt, die wir beim Sprechen automatisch und immer befolgen.

Wenn wir uns mit anderen verständigen wollen, so greifen wir auf einen vertrauten Hintergrund und Erfahrungsschatz zurück, den wir in der sog. Lebenswelt erlernt und eingeübt haben. Als wichtige Unterscheidung bestimmt Habermas die zwischen strategischem und echtem kommunikativen Handeln: das erste dient der Durchsetzung egoistischer Interessen und der Beeinflussung anderer und ist erfolgsorientiert; das zweite ist verständigungsorientiert und weiß sich den Ansprüchen auf Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit verpflichtet.

Habermas bringt diese Sprechakttheorie mit einer Theorie moderner Gesellschaften zusammen. Die moderne Gesellschaft ist u. a. dadurch gekennzeichnet, dass sich in ihr Systeme ausdifferenzieren, die durch entsprachlichte Medien wie Geld und Macht gesteuert werden, was ihre Effizienz enorm erhöht. Die Gesellschaft bleibt gleichwohl auf die Reproduktionsprozesse der Lebenswelt angewiesen.

Wird die Lebenswelt durch die systemischen Medien zu stark beeinflusst (»kolonialisiert«), z. B in Gestalt von Verrechtlichungstendenzen, dann droht die kommunikativ strukturierte Lebenswelt samt ihres aufklärerischen, demokratischen und menschlichen Potenzials gleichsam zu verdorren. Aufgabe kritischer Gesellschaftstheorie muss es sein, solche Prozesse kenntlich zu machen und zu kritisieren.

Weblink:

Theorie des kommunikativen Handelns
Theorie des kommunikativen Handelns
von Jürgen Habermas

Hegels absoluter Geist

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel war ein Philosoph des Geistes und der bedeutendste Vertreter des deutschen Idealismus. Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharakter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.



Hegel vertritt eine idealistische Lehre vom in dialektischen Entwicklungschritten zu sich selbst kommenden absoluten Geist. Hegels Lehre wurde von Schopenhauer aufs hetigste angegriffen.

Nach Hegel müssen wir uns dem »Absoluten« einfach stellen, in den Strom des Bewusstseins eintauchen, in die verschiedenen Formen des Wissens – und sehen, wie weit wir dabei kommen. Erkenntnis ist eben kein Instrument, wie ein Spiegel, mit dem wir die Welt lediglich erfassen, sondern eine Tätigkeit, und die führt über Fehler und Missverständnisse – oder, wie Hegel sagt, über den »Weg der Verzweiflung«. Denn das »Absolute«, also die Realität, ist in ständigem Wandel, die Welt steckt voller Widersprüche.

Wahrheit bedeutet nicht einfach Übereinstimmung mit den Tatsachen. Unsere Begriffe gehören vielmehr selbst zur Welt. An das Absolute kommen wir heran, indem wir es begrifflich erfassen – und zugleich erkennen, dass es unsere Begriffe selbst sind, die die Welt bestimmen.

Nach Hegel kommt es also darauf an, »das Wahre nicht als Substanz, sondern ebenso sehr als Subjekt aufzufassen und auszudrücken«. Das ist sein zentraler, schwieriger Gedanke: Die Realität ist nicht einfach eine objektive Tatsache. Das Absolute und der Geist, also das Subjekt, sind ein und dasselbe. Doch diese Identität kann der Geist nicht schnell mal so erkennen. Um zu seiner Einheit zurückzukehren, muss er ein »Drama von Gegensatz und Versöhnung« durchlaufen, wie der kanadische Philosoph und Hegel-Interpret Charles Taylor schreibt.

Das Absolute ist wesentlich »Resultat«: Erst am Ende dieses Prozesses ist es das, was es in Wahrheit ist – nämlich Geist. In den Worten Hegels: »Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen.«

Aber ist die Welt nicht ganz anders beschaffen als der Geist? Und warum ist sie überhaupt so, wie sie ist? Hegels zentraler Gedankengang ist nun: Die Welt kann nur so sein, wie sie ist, weil sie ein Produkt des Geistes ist. Ihre Struktur folgt aus ihrer vernünftigen Notwendigkeit.

Diese Notwendigkeit ist allerdings weder eine rein kausale noch eine logische Notwendigkeit, die auf Wortbedeutungen basiert – wie etwa jene, dass Junggesellen unverheiratet sind. Gemeint ist vielmehr eine „teleologische« Notwendigkeit – eine Notwendigkeit, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Auch im Leben denken wir oft, dass wir bestimmte Erfahrungen machen »mussten«, um uns weiterzuentwickeln. Das bedeutet nicht, dass wir diese Erfahrungen notwendiger weise machen mussten. Es hätte ja auch anders kommen können. Aber hätten wir diese Erfahrungen nicht gemacht, hätten wir uns anders entwickelt. Insofern war es »notwendig«, dass wir sie gemacht haben.

Weblink:

Rittmeister des Geistes - www.hoheluft-magazin.de

Samstag, 29. Mai 2021

David Hume und sein gesunder Skeptizismus

David Hume


David Hume gilt als einer der einflussreichsten Denker des 18. Jahrhunderts. Als radikaler Empirist wandte er sich kritisch gegen den Rationalismus und die metaphysischen Spekulationen seiner Zeitgenossen und plädierte stattdessen für eine „experimentelle“, allein auf Beobachtung und Erfahrung gegründete Methode.

Der Schotte David Hume gilt als der Begründer eines gesunden Skeptiszimus, die Grundlage einer kritischen und hinterfragenden Philosophie. Er verband äußersten Skeptizismus und Pragmatismus zu einer nüchternen, aber menschenfreundlichen Philosophie. Einen Weg aber, aus ihr heraus die Religion positiv zu werten, sah er nicht. Schopenhauer hat Hume immer als einen seiner wichtigsten philosophischen Verbündeten betrachtet, den Skeptizismus und die Vernunftkritik des schottischen Aufklärers geschätzt .

Hume war in der Tradition von Descartes der Auffassung, daß Skepsis die Grundlage aller neuen Erkenntnis ist, denn gerade die Skepsis führt zu neuen Wegen der Erkenntnis durch Hinterfragen der bestehenden Zusammenhänge. Wer skeptisch ist, der reflektiert die Welt und ihre Zusammenhänge. Er vermag die Welt kritisch zu sehen und zu erkennen und daraus neue Schlüsse zu ziehen. Gesunder Skeptiszimus bringt also die Wissenschaft und Forschung voran.

Er ging schlicht davon aus, dass der durchschnittliche Mensch ein durchschnittlich guter Mensch ist und dass der unebene Boden der Tatsachen, beschritten mit dem Bedacht des gesunden Menschenverstandes, immer noch den besten Grund für ein leidliches Zusammenleben der Menschen darstellt. Alle metaphysische Spekulation aber gefährdet nach ihm das labile Gleichgewicht von Mensch und Gesellschaft.



Der erkenntnistheoretische Skeptizismus, der zu einer undogmatischen Bescheidenheit aufruft, ist philosophiegeschichtlich nicht neu. Er lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen und spielte auch in der neuzeitlichen Philosophie eine große Rolle. So erhob René Descartes den Zweifel sogar zu einem methodischen Prinzip - um ihn freilich mit Hilfe (allerdings nicht überzeugender) "Gottesbeweise" wieder außer Kraft zu setzen.

Viel konsequenter und auch bescheidener war da ein anderer Philosoph, einer der wichtigsten: David Hume. Gegen metaphysische Spekulationen hatte er eine sehr kritische Einstellung. Er plädierte für eine allein auf Erfahrung und Beobachtung gegründete Methode und wurde damit zu einem der einflussreichsten Denker des 18. Jahrhunderts und bis heute.

Skeptizismus ist eine gesunde Grundhaltung der Erkenntnis gegenüber fremden Erscheinungen, aber sie schützt vor Irrtümern nicht. Ist die Skepsis größer als die Vernunft, so führt diese zu Fehleinschätzungen bei der Erkenntnis der Wahrheit.

Skeptiker ist eine Tochter des Mißtrauens und der Skeptiker ist ein Gefangener des Mißtrauens.

Das war sein letztes Wort. Sein Wahlspruch war immer gewesen: "Bleib nüchtern und vergiss nicht, skeptisch zu sein." Er starb friedlich und gefasst, ohne geistlichen Beistand, in seinem Haus in Edinburgh, im August des Jahres 1776. Er bleibt in Erinnerung als einer der Philosophen, die dem freien Denken in Europa Bahn geschaffen haben, die das Christentum und ihre Theologie durch - nun ja - ein Fegefeuer getrieben haben, auf das viele Christen heute stolz sind.

Literatur:

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
von Gerhard Streminger

Ich weiß, dass ich nicht weiß

Die Feststellung „Ich weiß, dass ich nicht weiß“ geht wahrscheinlich auf die Stelle in Platons Verteidigungsrede des Sokrates zurück:

„Denn es mag wohl eben keiner von uns beiden etwas tüchtiges oder sonderliches wissen, allein dieser doch meint zu wissen, da er nicht weiß, ich aber wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht, ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.“

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ist eine falsche Übersetzung. Sokrates sagte "Ich weiß, dass ich nicht weiß." Sonst wäre der Satz logisch falsch. Wenn man weiß, dass man nichts weiß, weiß man anscheinend doch etwas. Nämlich, dass man nichts weiß.