Samstag, 12. Juni 2021

Hegels absoluter Geist

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel war ein Philosoph des Geistes und der bedeutendste Vertreter des deutschen Idealismus. Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharakter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.



Hegel vertritt eine idealistische Lehre vom in dialektischen Entwicklungschritten zu sich selbst kommenden absoluten Geist. Hegels Lehre wurde von Schopenhauer aufs hetigste angegriffen.

Nach Hegel müssen wir uns dem »Absoluten« einfach stellen, in den Strom des Bewusstseins eintauchen, in die verschiedenen Formen des Wissens – und sehen, wie weit wir dabei kommen. Erkenntnis ist eben kein Instrument, wie ein Spiegel, mit dem wir die Welt lediglich erfassen, sondern eine Tätigkeit, und die führt über Fehler und Missverständnisse – oder, wie Hegel sagt, über den »Weg der Verzweiflung«. Denn das »Absolute«, also die Realität, ist in ständigem Wandel, die Welt steckt voller Widersprüche.

Wahrheit bedeutet nicht einfach Übereinstimmung mit den Tatsachen. Unsere Begriffe gehören vielmehr selbst zur Welt. An das Absolute kommen wir heran, indem wir es begrifflich erfassen – und zugleich erkennen, dass es unsere Begriffe selbst sind, die die Welt bestimmen.

Nach Hegel kommt es also darauf an, »das Wahre nicht als Substanz, sondern ebenso sehr als Subjekt aufzufassen und auszudrücken«. Das ist sein zentraler, schwieriger Gedanke: Die Realität ist nicht einfach eine objektive Tatsache. Das Absolute und der Geist, also das Subjekt, sind ein und dasselbe. Doch diese Identität kann der Geist nicht schnell mal so erkennen. Um zu seiner Einheit zurückzukehren, muss er ein »Drama von Gegensatz und Versöhnung« durchlaufen, wie der kanadische Philosoph und Hegel-Interpret Charles Taylor schreibt.

Das Absolute ist wesentlich »Resultat«: Erst am Ende dieses Prozesses ist es das, was es in Wahrheit ist – nämlich Geist. In den Worten Hegels: »Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen.«

Aber ist die Welt nicht ganz anders beschaffen als der Geist? Und warum ist sie überhaupt so, wie sie ist? Hegels zentraler Gedankengang ist nun: Die Welt kann nur so sein, wie sie ist, weil sie ein Produkt des Geistes ist. Ihre Struktur folgt aus ihrer vernünftigen Notwendigkeit.

Diese Notwendigkeit ist allerdings weder eine rein kausale noch eine logische Notwendigkeit, die auf Wortbedeutungen basiert – wie etwa jene, dass Junggesellen unverheiratet sind. Gemeint ist vielmehr eine „teleologische« Notwendigkeit – eine Notwendigkeit, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Auch im Leben denken wir oft, dass wir bestimmte Erfahrungen machen »mussten«, um uns weiterzuentwickeln. Das bedeutet nicht, dass wir diese Erfahrungen notwendiger weise machen mussten. Es hätte ja auch anders kommen können. Aber hätten wir diese Erfahrungen nicht gemacht, hätten wir uns anders entwickelt. Insofern war es »notwendig«, dass wir sie gemacht haben.

Weblink:

Rittmeister des Geistes - www.hoheluft-magazin.de

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