Freitag, 12. März 2021

"Kant in unserer Zeit" - Rede von Helmut Schmidt

Ein erstaunlicher Kontrast! Fast zur gleichen Zeit, da eine Welle von Demonstrationen über die Bundesrepublik hinwegrollte, die den bayerischen Ministerpräsidenten Strauß zum Vergleich mit der „Endphase der Weimarer Republik“ veranlaßte, machte Bundeskanzler Helmut Schmidt auf dem Kongreß „Kant in unserer Zeit“ in kühl-akademischer Umgebung „Bemerkungen zu Moral, Pflicht und Verantwortung des Politikers“. Und wo am Wochenende auf der Straße und in manchen Amtsstuben die Emotion herrschte, hielt der Kanzler ein Plädoyer für abwägende politische Vernunft. Es war fast eine Bitte um Verständnis für die Entscheidungs- und Erklärungsschwierigkeiten moderner Politik.

Sehr viel davon ist sympathisch oder doch verständlich. Etwa daß Schmidt sich dagegen wehrt, zum „Vorphilosophierer“ zu werden, daß er es fast als Neubelebung des Obrigkeitsdenkens empfindet, wenn er nicht nur für eine ordentliche Politik, sondern für Sinnstiftung in Anspruch genommen wird. Oder wenn es ihn ärgert, daß er bei seiner Rede in der Haushaltsdebatte ein ziemlich genaues Bild der Regierungspolitik, ihrer Ziele und Handlungsmargen lieferte, aber dies ohne erkennbare Reaktion hingenommen wurde – außer eben der, es mangele an Führung.

Bemerkungen zu Moral, Pflicht und Verantwortung des Politikers : Rede des Bundeskanzlers auf dem Kant-Kongreß ; Bundeskanzler Helmut Schmidt hielt auf dem philosophisch-politischen Kongreß "Kant in unserer Zeit" der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn am 12. März 1981 zum Thema "Bemerkungen zu Moral, Pflicht und Verantwortung des Politikers" folgende Rede:

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