»Die Fröhliche Wissenschaft« - später mit dem Untertitel
»la gaya scienza« - ist ein zuerst 1882 erschienenes und 1887 ergänztes Werk
Friedrich Nietzsches. Im Frühjahr 1882 entschloss er sich, angesammeltes Material unter dem Titel
»Die fröhliche Wissenschaft« neu zusammenzustellen und drucken zu lassen.
Das Werk stammt aus seiner mittleren Schaffensphase, als es ihm darum ging, in der "Sprache des Tauwinds" traditionelle Wertformen und Denkhaltungen zu überwinden und an die Stelle metaphysisch orientierter Moral und Philosophie die Selbstbestimmung des heiteren »freien Geistes« zu setzen.
Das Werk ist Nietzsches gelungendster Versuch philosophischer Mitteilung. Nietzsche stellt sich der Wissenschaft als Philosoph entgegen und als Philosoph widersetzt er sich auf der Kunst.
Nietzsche dachte wissenschaftlich-induktiv, jedoch nicht im Stil trockener Gelehrsamkeit, sondern unter den Vorzeichen des Künstlerischen. Denn der wissenschaftliche Mensch ist die Weiterentwicklung des künstlerischen, schrieb Nietzsche beriets in der ersten Unzeitgemäßen Betrachtung. In diesem Sinn will er Wissenschaft auch als »fröhliche Wissenschaft« verstanden wissen - eine, die fähig ist, über sich selbst zu lachen, getreu dem Spruch, den Nietzsche sich über die Haustürwünschte:
»Ich wohne in meinnem eigenen Haus,/ habe niemanden nie nichts nachgemacht / Und - lachte noch jeden Meister aus,/ der nicht sich selber ausgelacht.«
Motto zum vierten Buch der »Fröhlichen Wissenschaft«
Der du mit dem Flammenspeere
meiner Seele Eis zerteilt,
ihrer höchsten Hoffnung eilt:
heller stets und stets gesunder,<
also preist sie deine Wunder,
schönster Januarius!
Genua, im Januar 1882
Die Wissenschaft ist fröhlich, sie interessiert sich bevorzugt für außergewöhnliche Individuen und die außergewöhnlichen Verhaltenssweisen. Dagegen fehlt der ernste Aspekt der Wissenschaft.
Die
»Die fröhliche Wissenschaft« ist der unmittelbarste Ausdruck seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“. Wie zum Beweis, betätigt sich darin Nietzsche selbst künstlerisch als origineller Sprachschöpfer.
Dieser "freie Geist" ist ein direkter Vorläufer des späteren Zarathustra. Für Nietzsche liegt "Übermut, Unruhe, Widerspruch" in diesem Werk, gleichzeitig ist es »ein jasagendes Buch, tief, aber hell und gütig«.
Das Werk vereint Poetik mit Moralkritik und enthält Gedanken zu unterschiedlichsten Themen in fast 400 Aphorismen verschiedener Länge. Es gilt als abschließendes Werk der „freigeistigen“ Periode Nietzsches.
Nietzsche hat in seinem Werk »Die fröhliche Wissenschaft« die Wissenschaft von ihrer moralischen Natur her kritisiert. Nietzsche gab damit den Anstoß für die Klassiker der Wissenschaftskritik wie z.B. Foucault.
Ferner stellt Nietzsche hier auch die Frage nach dem Kerngehalt und dem Wert von Wissenschaft überhaupt, und das
nicht in der Sprache des Wissenschaftlers.
Diogenes taucht bei Nietzsche iun der »Fröhlichen Wissenschaft« als "toller Mensch" auf, der Gott mit der Laterne sucht, um dann festzustellen, daß Gott tot ist.
In Nietzsches »Die fröhliche Wissenschaft« verkündet der „tolle Mensch“ im Jahr 1882:
»Gott ist todt! … Wir haben ihn getödtet!« Hundert Seiten weiter heißt es dann, freilich erst ab 1887 in der zweiten Auflage: „Der Horizont ist wieder frei… jedes Wagnis des Erkennenden ist wieder erlaubt.“ Jetzt spricht nicht mehr der tolle Mensch, sondern ein freier Geist, selbstbewusst und zuversichtlich.
"Gott ist tot!" verkündet Nietzsche jubilierend- und mit ihm sämtliche unserer bisherigen "Wahrheiten" und Überzeugungen. Nun bleibt uns nur noch alles Überlieferte in Frage zu stellen und auf den Trümmern unsere neuen Überzeugen und Wertesysteme zu errichten, die "Umwertung aller Werte" deutet sich hier bereits an. Nirgendwo sonst werden Nietzsches "Perspektivismus"- alle Erkenntnis ist subjektiv und standpunktabhängig- und "Nihilismus"- alle Werte und "Wahrheiten" können und müssen stets angezweifelt werden- so konsequent ausformuliert wie hier.
Da es daher keine allgemeingültigen und letztendlich "ewigen Wahrheiten" und Wertesysteme geben kann sieht Nietzsche den "Sinn" menschlichen Lebens im dauernden hinterfragen des überlieferten und Streben nach "Erkenntnis", der Mensch soll das Allgemeingültige nicht einfach hinnehmen sondern sich seine eigenen Meinungen und "Wahrheiten" bilden und sich so letztlich selbst überwinden lernen. Wie ein Künstler sein Kunstwerk, so soll letztlich auch der Einzelne lernen sein Leben selbst nach eigenem Willen zu gestalten.
»Luftschiffahrer des Geistes« zu sein heißt, ein Leben über den Horizonten zu führen, aber auch keine letztgültigen Wahrheiten mehr zu erwarten. Wer das begriffen hat, der betreibt »fröhliche Wissenschaft«.
Kants Losung
"Sapere aude! - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"- hier wurde es konsequent und radikal zu Ende gedacht.
Literatur:
<;br>Die Fröhliche Wissenschaft von Friedrich Nietzsche
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari