Mittwoch, 19. Juli 2023

Herbert Marcuse 125. Geburtstag

Herbert Marcuse


Herbert Marcuse wurde vor 125 Jahren am 19. Juli 1898 in Berlin geboren. Herbert Marcuse war ein deutsch-amerikanischer Sozialphilosoph des 20. Jahrhunderts. Herbert Marcuse war der Vordenker der Neuen Linken, Vertreter der frühen Kritischen Theorie und »Mentor« der 68er-Bewegung.

Als einer der Hauptvertreter der Frankfurter Schule befasste sich Marcuse mit der marxistisch geprägten Analyse der westlichen Industriestaaten des Zwanzigsten Jahrhunderts. Sein Ziel, die bestehenden sozialen Verhältnisse zu verändern, verband er mit literarischen und künstlerischen Reflexionen ("Der deutsche Künstlerroman", 1923) und der kritischen Interpretation der modernen Gesellschaft.

Herbert Marcuse Marcuse schloss sich 1922 dem Institut für Sozialforschung an und emigrierte nach der Machtergreifung Hitlers in die USA, wo er an der Columbia University lehrte und die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm.

Während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er für die amerikanische Regierung, bis er 1951 seine Lehrtätigkeit unter anderem an der Columbia University und Harvard wieder aufnahm.

Zu seinen Hauptwerken gehören "Der eindimensionale Mensch" aus dem Jahr 1964 und die 1972 veröffentlichte Schrift "Konterrevolution und Revolte".

Der Sozialphilosoph lehrte zuletzt an der University of California.

Herbert Marcuse starb 1979 während eines Deutschland-Besuchs bei Jürgen Habermas in Starnberg an den Folgen eines Hirnschlags.

Literatur:

Der eindimensionale Mensch: Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft


Der eindimensionale Mensch: Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft von Herbert Marcuse

Der eindimensionale Mensch: Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft


Der eindimensionale Mensch: Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft von Herbert Marcuse

Samstag, 15. Juli 2023

»Sokrates auf dem Rennrad« von Guillaume Martin

Sokrates auf dem Rennrad



Guillaume Martin Guillaume Martin, geboren 1993, gehört als Radprofi zur Weltspitze und ist zugleich Absolvent eines Master-Studiengangs in Philosophie an der Université Paris-Nanterre. 2019 und 2020 fuhr er bei der Tour de France jeweils in die Top 12 der Gesamtwertung, bei der Vuelta a España 2020 gewann er die Bergwertung. Auch als Autor hat er sich bereits einen Namen gemacht: Er ist Kolumnist für die Tageszeitung »Le Monde« und hat das Theaterstück »Platon vs. Platoche« verfasst, das vom »Théâtre de la Boderie« aufgeführt wurde.

Guillaume Martin gehört zu den besten Radrennfahrern der Welt und er ist zudem auch noch Philosoph - eine Kombination, die viele Menschen sehr verblüfft. Um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Spitzensportler nichts im Kopf hätten (und auch nicht sonderlich viel Intelligenz benötigen), hat der französische Radprofi ein Buch geschrieben, das seine beiden großen Passionen vereint. »Sokrates auf dem Rennrad« ist sein erstes Buch.

In »Sokrates auf dem Rennrad« schickt Guillaume Martin die bedeutendsten Denker der Geschichte in das größte Radrennen der Welt: die »Tour de France«. Gekonnt und mit viel Humor verwebt er eigenes Erleben, das einen Blick hinter die Kulissen des realen Radsport-Zirkus gewährt, mit dem fiktiven Kampf von Aristoteles, Nietzsche und Gefährten um Windschatten, Reifenbreiten und Etappensiege. Da ist Sartre, der als Teamchef der Franzosen seine Fahrer ermutigt, sich nicht im Peloton zu verstecken. Da ist Marx, der sich um die ungerechte Verteilung der Prämien sorgt. Da ist Kant, der schlucken muss, als er erfährt, dass das Rennen nicht in seinem geliebten Königsberg stattfindet.

In »Sokrates auf dem Rennrad« öffnet der radfahrende Philosoph Guillaume Martin die Schleusen der Fantasie, um seinen Leserinnen und Lesern die Welt des Radsports näherzubringen und sie zum Nachdenken anzuregen. »Stellen Sie sich Sokrates, Aristoteles, Nietzsche, Pascal und Co. an der Startlinie der Tour de France vor. Verfolgen Sie ihre Vorbereitung auf das größte Radrennen der Welt, zu dem sie seltsamerweise eingeladen worden sind. Teilen Sie ihre Fragen, ihre Zweifel, ihre Fehler. Tauchen Sie ein in ihr Denken. Treten Sie in die Pedale mit diesen drolligen Athleten, diesen philosophischen Radrennfahrern, diesen Velosophen, wie ich sie gerne nenne«, erläutert der französische Radprofi die Ausgangsidee seines Buches: »Man sagt, daß sie mit einem Zaubertrank ausgestattet sind: ihrer Intelligenz. Aber wird es ihnen gelingen, das begehrte Gelbe Trikot zu erobern?«

Guillaume Martin ist mit seinem ersten Werk ein gleichermaßen kluges wie unterhaltsames Buch gelungen, das tiefgründige Gedanken und spannende Sporterzählung verknüpft und so ein großes Publikum anspricht: Wer sich vor allem für Sport und reflektierte Einblicke ins Profimetier interessiert, lernt nebenbei fast unmerklich die Grundzüge bedeutender Ideen und Theorien kennen. Philosophisch bewanderte Leser hingegen freuen sich über die wiedererkennbaren Züge der Gelehrten im Rennsattel. Und am Ende ist allen klar: Körperliche Höchstleistungen müssen keineswegs im Widerspruch zu intellektuellen Ambitionen stehen. Denn auch und gerade im (Radrenn-)Sport gilt der Leitsatz, den einst Henri Bergson formulierte, der französische Philosoph und Literaturnobelpreisträger: »Man muss wie ein denkender Mensch handeln und wie ein handelnder Mensch denken.«

Literatur: Sokrates auf dem Rennrad
Sokrates auf dem Rennrad

Samstag, 1. Juli 2023

Buddhistische Philosophie

Der Buddhismus ist eine Lehrtradition und Religion, die ihren Ursprung in Indien findet. Grundlage der buddhistischen Praxis und Theorie sind die Vier Edlen Wahrheiten. Der Buddha war wohl der einzige Religionsstifter, der seine Anhänger davor warnte, mit blindem Glauben seiner Lehre zu folgen. Er verlangte von ihnen selbständiges Forschen und Denken.

Die buddhistische Philosophie befasst sich ausführlich mit den Problemen der Metaphysik, Phänomenologie, Ethik und Erkenntnistheorie.
Diese Philosophie hängt nicht von ontologischer oder metaphysischer Spekulation ab, die durch empirische Beweise auf der Basis der Sinnesorgane gewonnen wurde (Ayatana).

Buddha soll eine ablehnende Haltung gegenüber spekulativem Denken im Allgemeinen angenommen haben. Ein Grundgedanke des Buddha ist es, dass die Welt in prozeduralen Begriffen gedacht werden muss und nicht in Begriffen von Dingen oder Stoffen. Der Buddha empfahl die Realität[3] als aus abhängig entstandenen Erscheinungen anzusehen. Die buddhistische Sicht dieser Annäherung an die Erfahrung vermeidet die beiden Extreme der Reifikation und des Nihilismus.

Bestimmte Punkte der buddhistischen Philosophie waren oft Gegenstand von Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Schulen des Buddhismus. Während eine Theorie um ihrer selbst willen im Buddhismus als wertlos angesehen wird, steht eine Theorie im Interesse der Erleuchtung (Bodhi) mit buddhistischer Ethik und buddhistischen Wertvorstellungen in Einklang.

Weblink:

Buddhistische Philosophie

Samstag, 24. Juni 2023

Über Habermas Diskursethik

Jürgen Habermas

Seine kritischen Denkanstöße gelten der Idee einer streitbaren Demokratie aus dem Geiste der Kommunikation. Er plädiert für eine Politik, die dazu beiträgt, die institutionellen Voraussetzungen der Demokratie in den Ländern weltweit zu stabilisieren.

Für den Philosophen Habermas wird Vernunft im kommunikativen Gebrauch der Sprache frei, sie entfaltet sich in der argumentativen Rede: Die von ihm entwickelte Diskursethik entwirft ein Modell für transparente und nachvollziehbare Begründungsprozesse. Solange im Prozess des Miteinanderredens Gründe und Gegengründe über faktisch Wahres und moralisch Gerechtes aufeinanderstoßen, darf laut Habermas erwartet werden, dass sich am Ende der zwanglose Zwang des besseren Arguments durchsetzt.

Warum Platon die attische Demokratie ablehnte

Platon

Platon lehnte die attische Demokratie ab und bevorzugte ein autoritäres Regime sogenannter „Philosophenkönige“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun hatten.

Platon war ein Gegner der Volksherrschaft. Die Grundfehler der Demokratie liegen für ihn in einem Übermaß an individueller Freiheit zu Lasten des Gemeinwesens und in der politischen Teilhabe unvernünftiger, eigennütziger Personen. Seine Staatstheorie verrät deutlich Züge eines bevormundenden Geistes, der das Individuum zu einem Glück zwingen will, dessen Sinn ihm verborgen ist und wohl auch verborgen bleiben wird (Andreas Graeser: Die Philosophie der Antike 2, 1993, S. 198).

Gegenstand seiner Staatstheorie ist die konsensuale Grundordnung eines Stadtstaats (polis). Dabei spricht sich Platon zumindest teilweise, nämlich beim Stand der Wächter, für die Aufhebung der Privatsphäre, die Auflösung der Familie und die Abschaffung des Privateigentums aus. Seine Befürwortung der Euthanasie, die noble Lüge als legitimes Mittel der Politik (Platon, Politeia 389b) sowie die Lebensweise des Wächterstands wirken autokratisch, ebenso das generelle Verbot der überlieferten Dichtung und das Verbot der verweichlichenden oder enthemmenden Musik.



"Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden in den Städten oder die, die man heute Könige und Machthaber nennt, echte und gründliche Philosophen werden, so wird es mit dem Elend kein Ende haben, nicht für die Städte und auch nicht für das menschliche Geschlecht."

Platon (427-347 v. Chr.) vorchristlicher altgriechischer Philosoph,
Begründer der abendländischen Philosophie

Seit Platons „Politeia“ herrscht die Idee vor, daß der Staatsmann ein guter Steuermann sein sollte.

Platons Ablehnung der attischen Demokratie und seine Bevorzugung eines autoritären Regimes sogenannter „Philosophenkönige“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht Popper mit vielen Textstellen zu belegen.

Platon sei damit der erste und wichtigste Theoretiker einer geschlossenen Gesellschaft gewesen, in der es keine gewaltlose Veränderung geben kann und Eliten diktatorisch herrschen. Popper sah in Platon „den ersten großen politischen Ideologen, der in Klassen und Rassen dachte und Konzentrationslager vorschlug.“

Weblink:

Platons Staatstheorie - platon-heute.de

Montag, 19. Juni 2023

Blaise Pascal 400. Geburtstag

Blaise Pascal

Blaise Pascal wurde vor 400 Jahren am 19. Juni 1623 als Sohn eines Vorsitzenden Richters des Steuergerichts (Cour des Aides) der Auvergne in Clermont-Ferrand geboren. Blaise Pascal war ein französischer Philosoph, Physiker und Mathematiker des 17. Jahrhunderts und einer der bedeutendesten Denker seiner Zeit.

Er war der bedeutendste Mathematiker seiner Zeit, zugleich ein philosophischer Prosaist von Rang und ein tief religiöser Mensch.

Als Wissenschaftler machte Pascal zahlreiche Entdeckungen: Er entwickelte 1642 die erste Rechenmaschine, entdeckte 1647 das Gesetz der kommunizierenden Röhren und arbeitete u.a. über die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Tropfen Liebe



Blaise Pascal starb am 19. August 1662 im Alter von 39 Jahren in Paris. Bis heute gilt Pascal als wortgewaltiger Apologet des Christentums und Verfechter einer tiefen christlichen Ethik. Kritiker des Christentums wie der Abbé Meslier oder Voltaire haben ihn daher früh als hochrangigen Gegner attackiert.

Acht Jahre nach seinem Tod erschienen Pascals Aufzeichnungen erstmals in einer Buchausgabe. Sie wurden erstmals 1670 unter dem Titel »Pensées sur la religion et autres sujets« von Freunden Pascals auszugsweise und unter Herstellung einer vermeintlich sinnvollen Ordnung veröffentlicht.

Literatur:

Gedanken
Gedanken
von Blaise Pascal

Samstag, 10. Juni 2023

Grosse Freiheit Nummer 7 - Freiheit als große Illusion?

Die "Grosse Freiheit Nummer 7" ist eine berühmte Strasse im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli. Doch wie sieht es mit der grossen Freiheit des Menschen heute aus? Und wie geht der Mensch mit dieser Freiheit um?

Die Freiheit ist Abenteuer und dieses Abenteuer besteht darin, das jeder von uns die Möglichkeit, das Recht, aber auch die Pflicht hat, sein Leben bewusst zu gestalten. Jeder muss für seine Werte und Entscheidungen Verantwortung übernehmen. Und jedem muss bewusst sein, dass die Freiheit "Unbeschütztheit" und ein gewisses Risiko mit sich bringt.

Strenger sieht im Mentalitätsbestand der westlichen Gesellschaften mehrere, gravierende Probleme. Nach sieben Jahrzehnten fast ununterbrochenem Frieden und ständig steigendem Wohlstand, zumindest in Europa und den USA, gebe es nun drei Generationen, die nie für Freiheit kämpfen mussten. Diese nähmen die Freiheit als selbstverständlich, sagte Strenger.

Die Idee der Freiheit muss man aber immer wieder durchdenken. Die liberale politische Ordnung sei sehr fragil und müsse gepflegt, gehegt und verteidigt werden. Doch diese Erkenntnis sei unpopulär geworden: Es solle alles so bequem wie möglich sein: wir betrachten die Welt als Spielwiese für (versicherte) Abenteuerreisen, nehmen unseren Zustand als wohlgenährtes, abgesichertes Volk ohne Kampfabsichten und mit maximaler Freiheit als gegeben und natürlich hin.

Die westliche Kultur verdrängt nach Ansicht des Philosophen zudem, dass das menschliche Leben im Grundsatz eine tragische Struktur hat. Alle meinten, ein Recht auf Glück zu haben - und machten dann die Gesellschaft oder die Eltern verantwortlich, wenn es sich nicht einstelle.

Idealerweise ist das Abenteuer der Freiheit - das in der westlichen Kultur sich ganz graduell über zweieinhalb Jahrtausende entwickelt hat und das wir politisch innerhalb der letzten 400 Jahre in einem schmerzhaften Weg zu verteidigen, aufzubauen und zu verteidigen versuchten - besteht dieses Abenteuer darin, dass jeder von uns die Möglichkeit, das Recht, aber auch die Pflicht hat, dass wir unser Leben bewusst gestalten, dass wir für unsere Grundwerte und für unsere Entscheidungen Verantwortung übernehmen und uns auch ständig dessen bewusst sind, dass diese Freiheit natürlich auch eine gewisse Unbeschütztheit und ein gewisses Risiko mit sich bringt. Keiner von uns darf, kann damit rechnen, dass wir mit unserer Freiheit am Schluss das erreichen werden, was wir gern möchten. Aber unsere Verantwortung bleibt, das zu versuchen, und das ist nun wirklich ein Abenteuer.

Dass wir die Freiheit als selbstverständlich hinnehmen, mit den Risiken nicht leben wollen und vor allem davon überzeugt sind, dass wir eigentlich alle das Grundrecht dazu haben, glücklich zu sein und uns dann sozusagen beim Hersteller beklagen, wenn dieses Glück nicht eintrifft, Hersteller in Anführungszeichen. Man geht dann an in Anführungszeichen die Gesellschaft, die was falsch gemacht hat, oder, natürlich das Hauptopfer dieser Anklagen, unsere Eltern, die immer was falsch gemacht haben. Deswegen seien wir jetzt nicht so glücklich, wie wir das glauben, als Recht zu haben.

Literatur:

Abenteuer Freiheit
Abenteuer Freiheit
von Carlo Strenger