Samstag, 18. Mai 2024

Utilitarismus (K)

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d. h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.

Der Utilitarismus war theoriegeschichtlich der Rivale der Theorie des Gesellschaftsvertrages und hatte diese im Laufe des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der politischen Philosophie in den angelsächsischen Ländern weitgehend verdrängt. Während die Vertragstheorie eine politische Ordnung danach beurteilt, ob diese Ordnung aus einer freien Überreinkunft rationaler Individuen hätte hervorgehen können, ist für den Utilitarismus entscheidend, ob eine politische Ordnung dem Wohlergehen der Menschen möglichst förderlich ist. »Das größte Glück (der größten Zahl)!« war das populäre Motto der Utilitaristen.


Der Utilitarismus fordert das Glück der größten Zahl.


Gemeinsam ist beiden Theorien die nicht-religiöse, säkulare Orientierung. Es wird nicht vom Willen übermenschlicher Wesenheiten oder Autoritäten wie Gott, Natur oder Geschichte ausgegangen, die den Menschen die soziale Ordnung vorschreiben, sondern die Rechtfertigung und Kritik politischer Ordnungen wird allein auf menschliche Vernunft gegründet. Außerdem sind beide Ansätze insofern individualistisch, als der Wille bzw. das Wohlergehen der Individuen Bezugspunkt ist und nicht das Schicksal überindividueller Wesenheiten wie Rasse, Volk, Staat oder soziale Klasse.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern daß die Taten gut sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Weblink:

Utilitarismus als Begründung der Demokratie - www.ethik-werkstatt.de

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Dialektik als Mittel der Orientierung

Hegel und Marx - beide deuten an, dass man sich in der heutigen Welt voller Widersprüche ohne Dialektik nicht orientieren kann. Ebenfalls haben sie die Bedeutung der Dialektik für die Emanzipation der Ausgegrenzten hervorgehoben. Hegel selbst hat in der Wissenschaft der Logik darauf hingewiesen, dass die Schwierigkeit darin bestehe, dass man die Entitäten nicht als Einheit der Gegensätze denkt.

Damit spielt er nicht nur auf den Alltagsverstand bzw. auf das verständige Denken, sondern er verweist auch auf die ganze philosophische Tradition in der Neuzeit. Damit wird der Umfang der philosophischen Revolution deutlich, die Hegel anstrebt. Ich möchte, das was Sie bisher über Hegel als Philosoph der Freiheit gesagt haben auf eine andre Ebene herunter brechen.

Die Konzeption der Subjektivität ist ein zentrales Element der Philosophie der Neuzeit und Moderne. Bereits in dem ersten Absatz der Phänomenologie des Geistes erklärt Hegel, dass er, was bisher einfach als gegeben vorausgesetzt, als absolut angenommen wurde, nämlich das Ich, also das Subjekt, als Prozess des Werdens darstellen will.

Hegel unternimmt dabei eine weitere Umkehrung in der philosophischen Tradition seit Descartes. Er fängt nämlich nicht mit einem Ich, sondern mit zwei Ichs an. Das heißt für Hegel, dass die Subjektivität gleichzeitig Intersubjektivität ist, was kaum beachtet wird. In der Rechtsphilosophie hat Hegel ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Freiheit des Ichs die Freiheit des Andren einschließe, also kann das Ich ohne die Freiheit des Andren gar nicht frei sein.

Genau hat dieses Vorgehen Hegels ihm all die Vorwürfe eingebracht, mit denen wir vor allem in der analytischen Philosophie konfrontiert werden: Hegel unterminiere damit das Konzept des Individuums. Die Frage wäre folglich: Vernachlässigt die Hegelsche Philosophie das Individuum und ist sie damit Individuum feindlich?

Zunächst einmal wäre zu klären, was die Kritiker Hegels mit „Individuum“/“Individualität“ meinen. Oft ist es ja so, dass damit ein Gegensatz gegen das Allgemeine bezeichnet wird, und zwar ein Gegensatz, der zum Ausdruck bringen soll, dass es so etwas wie einen unverfügbaren Kern der Individualität gebe. Individuum est ineffabile, das Individuum ist unaussprechlich, also nicht in Begriffe zu fassen, war ein Motto der Lebensphilosophie. Mit anderen Worten: Individualität beruhe auf einer Unmittelbarkeit, einem nicht vermittelten und nicht vermittelbaren Identitätskern. Einen solchen Begriff von Individualität hat Hegel in der Tat nicht.

Ich glaube auch nicht, dass es in diesem Zusammenhang hilfreich ist, bei Hegel „Intersubjektivität“ entdecken zu wollen. Intersubjektivität meint, daß eine soziale Realität im Wechselverhältnis von Individuen konstituiert wird, die dabei ihre Subjektivitäten / Individualitäten darstellen und austauschen. Hinter dem Konzept der Intersubjektivität steht letztlich das emphatische Konzept der Individualität.

http://warumheutenochhegel.blogspot.de/

Literatur:

Die Alternative
Die Alternative
von Rudolf Bahro

Mittwoch, 15. Mai 2024

Gerechtigkeit muss sich immer selbst in Frage stellen

"Die Gerechtigkeit muss sich immer selbst in Frage stellen, so wie die Gesellschaft nur durch die Arbeit, die sie an sich selbst und ihren Institutionen leistet, bestehen kann."

"Aber der Schuldige ist nur eines der Ziele der Bestrafung. Für die Bestrafung der schuldigen Person."

Michel Foucault

Sonntag, 12. Mai 2024

Ein Lob der guten Einfalt

Unschuld, Kindlichkeit, Staunenkönnen, Treue, beim Eindeutigen bleiben, dem Schein vertrauen, keine Hintergedanken, keine Kalküle verfolgen, all diese Eigenschaften könnten als Stärken aufgefasst werden, als moralisch positive Merkmale einer „guten Einfalt“.

Samstag, 4. Mai 2024

Was ist eigentlich Marxismus?


Der Marxismus ist die neben dem Christentum einzige universelle Theorie zur Humanisierung der Erde, welche eben vor allem als analytisch-theoretisches Instrument zum Verständnis von Wirklichkeit sich eignet.

Karl Marx ist zweifelsohne einer der wichtigsten Denker der Moderne. Sein Einfluss auf die Ökonomie, Philosophie und Gesellschaftstheorie ist enorm. Dafür wählte ihn die BBC zum wichtigsten Philosophen unserer Zeit.

Marx kam am 5. Mai 1818 in Trier als drittes von acht Kindern zur Welt. Der Theoretiker verbrachte in der Römerstadt an der Mosel die ersten 17 Jahre seines Lebens bis zum Abitur. Für sein Studium der Rechtswissenschaft und Kameralistik zog es ihn dann nach Bonn.

Karl Marx war der wichtigste Theoretiker des Kommunismus. „Das kommunistische Manifest„, das er gemeinsam mit Friedrich Engels 1848 veröffentlichte, gilt dabei als eine Art Gründungsurkunde des Kommunismus. In der späteren Rezeption wurden seine Gedanken zum Unterbau für die sozialistischen Ideologien des 20. Jahrhunderts.

"Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert.

Es geht darum sie zu verändern."


"Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert. Es geht darum sie zu verändern." Dieser Satz stammt von Karl Marx. Und in diesem Sinne ist der Marxismus keine Philosophie, sondern Philosophie- und Ideologiekritik, Kapitalismuskritik und Gesellschaftskritik.

Und was Karl Marx zusammen mit seinem Förderer Friedrich Engels als philosophische Grundlage des Marxismus zusammengeschrieben hat, ist eher ein "Best Of"-Album. Besonders geklaut haben die beiden bei der Dialektik Hegels und dem Materialismus Ludwig Feuerbachs. Alles auf der Welt ist auf Materie und deren Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen. Gemixt mit der dialektischen Perspektive ständiger Entwicklung bedeutet das: Die Welt verändert sich und lässt sich verändern!

Marx vertritt die Ansicht, dass alle Ideen, Vorstellungen und Gedanken aus einer gesellschaftlichen Realität und den dort herrschenden Machtverhältnissen kommen und diese resultieren letztendlich aus den jeweils historisch-geographischen Produktionsverhältnissen und materiellen Gegebenheiten.

Ziel des Marxismus ist es, alte Ideologien und Machtstrukturen aufzubrechen und den Menschen zu emanzipieren. Marx vertritt die Ansicht, dass alle Ideen, Vorstellungen und Gedanken aus einer gesellschaftlichen Realität und den dort herrschenden Machtverhältnissen kommen und diese resultieren letztendlich aus den jeweils historisch-geographischen Produktionsverhältnissen und materiellen Gegebenheiten.

Karl Marx nannte seine Lehre zu seiner Zeit übrigens nicht Marxismus, sondern Historischen Materialismus.

Weblinks:

Was ist eigentlich Marxismus? - 3 Sat - www.3sat.de/philosophie

"Es gibt Diskussionen und das ist gut so."

Literatur:

Die Alternative
Die Alternative
von Rudolf Bahro

Blog-Artikel:

Karl Marx 200. Geburtstag
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Samstag, 27. April 2024

Kant - Kritik an seiner Erkenntnis

 Immanuel Kant Gemälde um 1790. (PD)

Für Kant war Erkenntnis und Denken eine reine Anschauung des Geistes.

Für Kant war Kritik die Bedingung der Möglichkeit menschlichen Denkens. Kant wurde bekannt für seine Kritiken:
»Kritik der reinen Vernunft« (1781) über das Denken und Erkennen, »Kritik der praktischen Vernunft« (1788) über das Wollen und Handeln sowie die »Kritik der Urteilskraft« (1790) über die Zweckmäßigkeit in Kunst und Natur.

Die »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten« ist ein Werk von Immanuel Kant, das im Jahr 1785 im Verlag J. F. Hartknoch erschien. Es ist die erste grundlegende Schrift Kants zur Ethik, die er im schon recht hohen Alter von 61 Jahren veröffentlichte, nachdem er zuvor seine theoretische Philosophie mit der Kritik der reinen Vernunft formuliert hatte.

In der »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten« verfolgt Kant das Ziel, eine Moralphilosophie zu entwerfen, die allein auf Überlegungen der reinen Vernunft beruht und deren Prinzipien weder aus einem metaphysischen Weltbild noch aus der von zufälligen Einflüssen bestimmten Erfahrung abgeleitet sind. Die reine praktische Vernunft ist nach Kant das Vermögen, aus Gründen zu handeln, die nicht auf interessegeleiteten Motiven beruhen und ohne Bezug auf die Erfahrung erhoben werden.


Kritik an Kants Erkenntnis

Nietzsches Kritik: Der vermeintlich so unbestechliche, redliche Erkenntniskritiker und Verfasser der »Kritik der reinen Vernunft« (1781) habe diese erkenntnistheoretische Grundlage nur konzipiert, um seine Moralphilosophie daran aufzuhängen zu können, wie er es im Übrigen ja auch selbst formuliert. Der erkenntnistheoretische Philosoph untersucht die Bedingungen der Möglichkeiten der menschlichen Denkens und damit in seiner Theorie der Erkenntnis eine verhältnismäßig bescheidene Aufgabe wahr, während die Moralbegriffe für ihn apriorische Qualitität haben, Teil der intelligiblen Welt sind und gleichsam als göttliches Wort über die reine Vernunft rezipiert werden.

Für den Moralkritiker Nietzsche sind aber auch die Handlungen nicht das, was sie scheinen, und in keinem einzigen Fall schlug man bisher die Brücke von der Erkenntnis zur Tat.

Montag, 22. April 2024

Immanuel Kant 300. Geburtstag

Immanuel Kant



Der deutsche Philosoph Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg geboren. Immanuel Kant war ein berühmter deutscher Philosoph des 18. Jahrhunderts und liberaler Denker der Aufklärung. Kant ist hauptsächlich durch seine erkenntnistheoretischen philosophischen Werke wie z.B. "Kritik der reinen Vernunft" (1781) bekannt geworden und gilt als Begründer der klassischen deutschen Philosophie.

Mit Kant war das Zeitalter der Aufklärung, zu dessen Vorläufern Leibniz gerechnet wird, in die Phase seiner kritischen Selbstbesinnung eingetreten. Was kann Vernunft leisten, lautete jetzt die Frage – und wo überschätzt sie ihre Fähigkeiten?

1770 wurde er Professor für Logik und Metaphysik an der »Albertina«, der Universität von Königsberg, an welcher er von 1786 und 1788 auch Rektor war. Schwerpunkte seiner Philosophie und Lehrtätigkeit im Zeichen der Aufklärung waren die Themen Ethik, Logik und Metaphysik.

Für Kant bestand die Welt aus zwei Dingen: "Der gewölbte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir."

Kant war ein machtvoller Zertrümmerer aller spekulativen Systeme. Nach der Lehre Kants haben sich alle Gedanken und Theorien vor dem Tribunal der Vernunft zu behaupten, um gesicherte Erkenntnis zu werden. Schließlich steht auch die Vernunft vor diesem Gericht und wird Selbstkritik.

Der aufklärerische Philosoph Kant untersuchte die Möglichkeit und Grenzen menschlicher Erkenntnis und begründete philosophisch eine neue Ethik und Metaphysik. Kant sagte, dass der Mensch die Welt, wie er sie wahrnimmt, mit Begriffen füllt. Kernpunkt seiner Ethik ist der »kategorische Imperativ«, der verallgemeinerbare Prinzipien für das sittliche Handeln fordert.

Kant war ein eleganter und geistreicher Gentleman, der eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben seiner Heimatstadt Königsberg spielte. Man nannte Kant den "eleganten Magister". Er war ein ungemein beliebter Universitätslehrer, charmant und kontaktfreudig, von Freunden umgeben, gern auf Gesellschaften. Die bis zur Karikatur verzerrten Klischees vom pedantischen Leben Kants treffen allenfalls seine späten Jahre.

Aufklärung ist der Weg des Menschen aus seiner sebstverschuldeten Unmündigkeit.

Seine Aufklärung verfolgte einen metaphysischen Ansatz und war eine Aufklärung der reinen Anschauung. Kants theoretischer Ansatz zur Begründung der Metaphysik ist der Beweis der Existenz Gottes. Kant versuchte, zu beweisen, dass alle bisherigen Beweise für die Existenz Gottes nicht tragfähig sind, und entwickelt eine eigene Version des ontologischen Gottesbeweises, die diesen Mängeln abhelfen soll.

Auf der Suche nach dem gelingenden Leben, dem rechten Handeln lehnt er sich an die Aspekte einer Tugendlehre nach Aristoteles an, hält diese als solche für durchaus gut und wünschenswert, aber die einzelnen Aspekte können auch schädlich und nicht zielführend sein, wenn der Wille nicht gut ist.

Die »Kritik der reinen Vernunft« ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk des deutschen Philosophen Immanuel Kant. Sie kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie.

Mit seinem Hauptwerk »Kritik der reinen Vernunft« von 1781 begründete er die neue idealistische Erkenntnistheorie. Zwar geht er von einer Welt der Dinge an sich aus, über die wir jedoch nichts auszusagen vermögen, da wir sie nur so wahrnehmen, wie sie uns die Formen der reinen Anschauung und die Kategorien des Verstandes liefern.

Mit der 1781 erschienenen »Kritik der reinen Vernunft« unterzog Kant, der ursprünglich aus der Leibniz-Schule kam, in diesem epochemachenden Werk zentrale Annahmen von Leibniz’ Philosophie einer kritischen Revision.

Der kategorische Imperativ ist das grundlegende Prinzip moralischen Handelns in der Philosophie Immanuel Kants. Als Kriterium, ob eine Handlung moralisch sei, wird hinterfragt, ob sie einer Maxime folgt, deren Gültigkeit für alle, jederzeit und ohne Ausnahme akzeptabel wäre, und ob alle betroffenen Personen nicht als bloßes Mittel zu einem anderen Zweck behandelt werden, sondern auch als Zweck an sich.

Der kategorische Imperativ wird als Bestimmung des guten Willens von Kant in der »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten« vorgestellt und in der Kritik der praktischen Vernunft ausführlich entwickelt. Er lautet in einer seiner Grundformen: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Auf unmittelbare Kritik reagierte Kant mit einem Anwendungsbeispiel in dem Aufsatz »Über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen«.


Niemand hat Denken und Wertvorstellungen der Deutschen nachhaltiger beeinflusst als Immanuel Kant - der "typisch deutsche" Hang zum Grübeln etwa oder das preußische Pflichtbewusstsein.

Kant lebte und lehrte Zeit seines Lebens in Königsberg und gilt als sog. »Stubengelehrter«. Das Grabmal Immanuel Kants befindet sich am Königsberger Dom.

Biografie:

Kants Welt: Eine Biographie
Kants Welt: Eine Biographie von Manfred Geier