Als Michel Foucault 1984 im Alter von nur 57 Jahren starb, war er längst zum internationalen Pop-Star der Wissenschaften vom Menschen geworden. Er setzte neue Impulse und Akzente in der Philosophie und bestimmte zudem den Diskurs. Sein Beitrag zur Philosophie ist unbestritten. Er schuf neue philosophische Denksysteme. Mit seinen desillusionierenden Gesellschaftsanalysen wurde Michel Foucault zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Philosophen des 20. Jahrhunderts.
Foucault beschäftigte sich hauptsächlich mit der Analyse von Systemen sozialer Codes, auf denen Gesellschaften seiner Meinung zufolge basieren. Demnach definieren festgelegte Ausschlussprinzipien, beispielsweise die Unterscheidung zwischen Wahnsinn und Normalität, die Formen des sozialen Zusammenlebens.
Foucaults Denken hat sich verselbständigt, denn viele seiner Gedanken, Begriffe und Methoden sind in jene Gebiete der Kultur aufgenommen werden, die er zuvor kritisiert hatte. Foucaults Diskursanalyse mit der er jene Strukturen herausarbeitete, die dem Denken und Handeln der Menschen in einer bestimmten Zeit ihr Gepräge geben, ist eine anerkannte Methode in etlichen wissenschaftlichen Disziplinen geworden: in der Soziologie, Ethnologie, Literatur- und Geschichtswissenschaft und in der Philosophie.
Er machte die Philosophie populär und er zeigte, wie eng Macht mit Wissen und körperlich wirksamen Disziplinen verbunden ist. Seine lesenswerten Schriften zu modernen Machttechniken zeigen, wie eng Macht mit Wissen und körperlich wirksamen Disziplinen verbunden ist. Sie haben einen neuen Typus wissenschaftlichen Denkens geprägt.
Die intellektuelle und biografische Unrast des Michel Foucault machte es schon zu seinen Lebzeiten schwer, ihm eine Etikette zu verpassen. Wahlweise als Kommunist, Dandy, Reaktionär, Antihumanist oder Anarchist bezeichnet, wurde ihm keine dieser Zuschreibungen gerecht. Vor allem in seiner letzten Schaffensphase bestand er auf der Möglichkeit zur Wandlung der eigenen Gestalt und suchte jenseits des Zugriffs moderner Macht nach Formen der Selbstgestaltung.
Wie seine Schriften war auch der Mensch Foucault komplex und voller Widersprüche: einerseits ein politisch engagierter und streitbarer Freigeist und Aktivist des Mai 68, andererseits ein Gelehrter, der seinen Lehrstuhl für die Geschichte der Denksysteme (1970-1984) am Collège de France sehr ernst nahm und sich als zentrale Figur der Institution Universität verstand.
Bemerkenswert ist auch sein persönliches Engagement. Bis zuletzt hat sich Foucault philosophisch wie politisch, im Hörsaal und auf der Straße bemüht, für jene zu sprechen, die in der herrschenden Ordnung keine Stimme haben - die Wahnsinnigen, die Inhaftierten, diejenigen, deren Begehren die Gesellschaft als pervers bezeichnet.
Auch über 30 Jahre nach seinem Tod bleibt Michel Foucault einer der einflussreichsten Intellektuellen weltweit. Bis heute spielen die von Foucault mitgeprägten Begriffe von der "Macht" und dem "Diskurs" eine gewichtige Rolle und werden heftig diskutiert.
Weblink:
Michel Foucault - www.famousphilosophers.org
Literatur:
Die Hauptwerke (Quarto) von Michel Foucault
Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft von Michel Foucault