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Samstag, 19. September 2015

Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip


Der Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip, welches auf dem Nützlichkeitsprinzip basiert. Letzteres besagt, dass eine Handlung im ethischen Sinne korrekt ist, sofern sie das Wohlergehen der von der Handlung Betroffenen sichert. Damit ist der Utilitarismus eine Ausprägung der teleologischen Ethik.

Bei der teleologischen oder auch konsequentialistischen Ethik liegt der Maßstab zur Bestimmung richtiger oder falscher Handlungen in der Konsequenz, die diesen Handlungen folgt. Damit steht sie der deontologischen Ethik gegenüber, die vor allem durch Immanuel Kants „guten Willen“ und „kategorischen Imperativ“ geprägt wurde.

Bei der deontologischen Ethik ist der Maßstab zur Bestimmung guter und schlechter Handlungen die Absicht und die Befolgung einer verpflichtenden Regel. Eine Handlung ist demnach ethisch vertretbar, sofern der Wille dahinter gut war und einer Handlungsmaxime folgte – ungeachtet der Konsequenzen.


Der einzig und allein gerechte und einzig und allein zu rechtfer-tigende Endzweck des Staates ist das größte Glück der größten Zahl.

Jeremy Bentham (1748-1832), englischer Jurist, Philosoph und Sozialreformer


Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: „Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.“

Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift „Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung“ (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

John Stuart Mill

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbesondere daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill greift seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern, daß die Taten der Menschen gut in einem sittlichen Sinne sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Samstag, 5. September 2015

Das ethische Konzept des Utilitarismus

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d. h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.


Der Utilitarismus fordert das Glück der größten Zahl.

Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: »Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.« Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.


Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln
für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.

Seit seiner Entstehung im späten 18. Jahrhundert hat der Utilitarismus eine starke Ausdifferenzierung erfahren. Insbesondere im anglo-amerikanischen Raum haben sich zahlreiche Spielarten des Utilitarismus entwickelt. So sollte man heute nicht mehr von dem Utilitarismus als homogene Theorie sprechen, sondern eher vom „Utilitarismus“ als Überbegriff eines ganzen Bündels unterschiedlicher Theorieansätze. Dennoch lassen sich einige Prinzipien festhalten, die allen utilitaristischen Ansätzen gemein sind.

Jeremy Bentham

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift »Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung« (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbes. daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill griff seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.


Das Prinzip des größten Glücks der größten Zahl beinhaltet die Forderung nach Gleichberechtigung, verstanden als gleiche Berücksichtigung des Glücks bei der Bewertung der Handlungsfolgen.


Die goldene Regel dabei lautet: Der Utilitarismus muss zwischen eigenem und dem Glück anderer entscheiden. Das Glück des Einzelnen muss aber weitgehend mit dem Interesse der Gemeinschaft einher gehen. Behandle dabei andere so, wie du selbst behandelt werden willst.

Die richtige Bestimmung des größten Glücks setzt die Freiheit der Meinungsäußerung (Pressefreiheit, Freiheit der Wissenschaft etc.) voraus.

Diese freiheitliche Version des Utilitarismus findet sich auch in der politischen Philosophie Bertrand Russells (1872–1970) wieder.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern daß die Taten gut sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Freitag, 24. Juli 2015

»Kritik der zynischen Vernunft« von Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk

Die »Kritik der zynischen Vernunft« ist ein 1983 erschienenes zweibändiges Werk des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk. Das Werk behandelt den Kynismus/Zynismus als gesellschaftliches Phänomen der europäischen Geschichte. Mit diesem Werk gelang Peter Sloterdijk der Durchbruch als philosophischer Autor.

In seiner »Kritik der zynischen Vernunft« stellt Peter Sloterdijk dem antiken Zynismus dem modernen Zynismus entgegen. Der erste Band beinhaltet die philosophischen Grundlagen. Der zweite Band fächert darauf aufbauend eine Phänomenologie der Handlungsgeschichte auf. In beiden Bänden ist der Text-Bild-Bezug ein integraler Bestandteil des philosophischen Diskurses.



Im Jahr 1984 veröffentlichte der deutsche Philsosoph Peter Sloterdijk sein Buch »Zur Kritik der zynischen Vernunft«. Peter Sloterdijk verstand Aufklärung als Ideologiekritik und Erneuerung des Kynismus. Sein Vorbild waren die Kyniker der Antike. Für Sloterdijk bedarf moderne Aufklärung eines kynischen Impulses, d.h. der Frechheit von unten.

Dargestellt wird an einem Kabinett der historischen Kyniker, von Diogenes in der Tonne bis Adolf Hitler, die neue Betrachtung der Geschichte der Aufklärung: Die Aufklärung wird dazu benutzt, die Praktiken der Amoral und des Beschiss' zu verstärken.

Aufklärung hat nicht die Menschen besser gemacht, sondern die Drecksmethoden der Privilegierten nunmehr auch den einfacheren Leuten zugänglich gemacht. Während früher der Papst öffentlöich Wasser predigte und heimlich Wein soff, somacht heute jeder kleine Bausparer seine Versicherungsbetrüge und nennt es Sünde und Kavaliersdelikt, derer man sich in Gesellschaft sogar selbst rühmt.


200 Jahre nach dem Erscheinen von Kants »Kritik der reinen Vernunft« sieht sich jede Kritik, die Aufklärung in der Gegenwart einlösen will, mit einer neuen Form des falschen Bewusstseins konfrontiert. Dieses falsche Bewusstsein beruht weder auf Lüge noch auf Irrtum, es ist auch nicht durch die auf eine "Kritik der politischen Ökonomie" gestützte Ideologiekritik aufzulösen.

Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. Es ist das modernisierte unglückliche Bewußtsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat. Es hat seine Aufklärung gelernt, aber nicht vollzogen und wohl nicht vollziehen können. Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewusstsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist.
Peter Sloterdijk

Sloterdijk - ein aufgeklärter Vertreter der zynischen Vernunft - übt in seinem Werk moderne Ideologiekritik im aufgeklärten Sinne. Das Herrschaftwissen der Eliten hält sich den Schleier der Demaskierung selber vor - es ist zynisch geworden. Zeit also, sich um eine zeitgemäße Aufklärung zu bemühen. Diesem Unterfangen widmet sich Sloterdijk in seinem epochalen Werk anhand der Verfahrensweisen des antiken Kynismus.

Sloterdijks Werk ist der Kristallisationskern, um den sich eine Realphilosophie eines erneuerten Kynismus entfalten kann.

Dieses Werk ist im besten Sinne aufklärerisch, denn es legt den Finger auf eine Wunde unserer modernen Geschichte. Dass nämlich jeder aufklärerische Impuls irgendwann zu Denkfaulheit und Abgestumpftheit des Herzens verflacht und dann zynisch wird. Anders gesagt: Wer irgendwann in der Geschichte recht bekam, der kämpfte darum, recht zu behalten, und wer so oft recht behielt, dass er sich gar nicht mehr rechtfertigen musste, der wurde gar zynisch.

Literatur:

Kritik der zynischen Vernunft
Kritik der zynischen Vernunft
von Peter Sloterdijk


Weblink:

Zynismus und Gesellschaft – von den Alten zu den Zeitgenossen - www.streifzuege.org

Samstag, 28. Februar 2015

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty


Das Kapital im 21. Jahrhundert

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty ist ein Werk von außergewöhnlichem Ehrgeiz, von großer Originalität und von beeindruckendem Rigorismus. Es lenkt unser ganzes Verständnis von Ökonomie in neue Bahnen und konfrontiert uns mit ernüchternden Lektionen für unsere Gegenwart.Marx wäre von den heutigen Krisenerscheinungen kaum überrascht gewesen – weder vom Phänomen der Working Poor, von der Zunahme an Depressionen durch Überarbeitung, der Erosion des Zusammenlebens und des Klimas noch von den verheerenden Wirtschaftskrisen.

Das Werk geht der Frage nach: Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind dafür entscheidend? Jede politische Ökonomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen für ökonomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten.
Thomas Piketty
In seinem Werk »Das Kapital im 21. Jahrhundert« untersucht der französische Ökonom Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte verändern und setzen die Agenda für eine neue Diskussion über Wohlstand und Ungleichheit in der nächsten Generation.

Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben.


Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert hinweist". Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Piketty sieht sich in der Tradition klassischer Ökonomen des 19. Jahrhunderts. Abstrakte mathematische Modelle, wie sie heute an den Universitäten verbreitet sind, lehnt er ab. Stattdessen trägt er Indizien zusammen und zieht daraus Schlüsse. Diese Methode hat ihre Grenzen. So kann er nicht schlüssig erklären, warum die Vermögenserträge dauerhaft so hoch sind. Dennoch sprechen seine Daten eine klare Sprache – und selbst konservative Institutionen wie der Internationale Währungsfonds warnen inzwischen vor der wachsenden Ungleichheit auf der Welt.

Literatur:


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz (Übersetzerin)

Das Kapital im 21. Jahrhundert - Kulturzeit-Video 3 Sat Mediathek

Blog-Artikel:

Wer hat, dem wird gegeben ... - Stadtschreiber-Blog - http://stadtschreiber.blog.de

Samstag, 26. Juli 2014

Hegels Dialektik

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«.

Als Gott einst aus sich selbst heraus die Natur hervorbrachte, da hat er zugleich, indem er sie gestaltet und seither sie schöpferische durchwaltet, sich seiner selbst in die Materie hinein entäußert. Für Hegel ist die Idee göttlichen Ursprungs. Anstatt "Gott" sagt Hegel ja oft auch "die Idee".

Folglich faßt er die physikalische Natur aus als "die Idee in der Form des Andersseins". Vorher war die Gott-Idee bei sich selbst; numher befindet sie sich im Zustand äußerster Selbstentfremdung: als Formkraft innerhalb der Natur ist sie sich selbst fremd geworden.

Darin liegt für Hegel der Ansatz seines Philosophierens. Denn nunmehr lautet das Hauptproblem. Wie kommt Gott aus dieser Selbstentfremdung zu sich selbst und somit zum Selbstbewußtsein, wie kommt er aus dieser freiwilligen Gefangenschaft im Weltstoff zurück zur Freiheit? - Rein logisch gibt Hegel zunächst die Antwort mittels spezifischer Dialektitk. Am Anfang steht Gott als These in seinem "Ansichsein", danach setzte er sich selbst als Antithese zu seinem Gegenstand, schließlich wird der aufgehoben als Synthese zu seinem Geist. Dieser Gottgeist ist es nun, dessen Schicksalsweg sich Hegel zum Hauptthema seines Welterklärungssystems erkor.

In der hegelschen Philosophie ist die Dialektik nicht nur die Art, wie sich unser Denken vollzieht, sondern die Dialektik ist die Form, in der das ganze Sein sich entwickelt. Und weiter: Die dialektische Selbstbewegung unseres Denkens und die dialektische Selbstbewegung der Wirklichkeit seien im Grunde ein und derselbe Vorgang.

Für Hegel ist bereits der antike Philosoph Heraklit ein früher Dialektiker. Der Logos als das Prinzip der Welt besteht für Heraklit im Streit (polemos) als „Vater aller Dinge“. Die sich ständig wandelnde Welt ist geprägt von einem Kampf der Gegensätze, vom ewigen Widerspruch der Polaritäten. Im Gegensatz zeigt sich eine „tieferliegende, verborgene Einheit, ein Zusammengehören des Verschiedenen“. Hegel verbindet seine Methode mit dem Begriff der Dialektik.


Seit der »Phänomenologie des Geistes« gilt ihm die dialektische Bewegung als das eigentlich Spekulative, „den Gang des Geistes in seiner Selbsterfassung.“ Darin ist die Dialektik „das treibende Moment des Vernünftigen innerhalb des Verstandesdenkens, durch das sich der Verstand schließlich selbst aufhebt.“ Was oft Hegels Dialektik genannt wird, ist für ihn Logik. Das Wahre oder der Begriff, er sagt auch das Logisch-Reelle, besteht dabei wesentlich aus drei Momenten. Diese können nicht voneinander abgesondert betrachtet werden.

Was bereits Heine dem grauen Spinnweb der Hegelschen Dialektik vorwarf, war ihre Lebensferne - die Entfremdung der Theorie. Dahinter verbirgt sich das Problem der Theorievermittlung an das Volk, das Problem der Popularisierung.

„Das Logische hat der Form nach drei Seiten: α) die abstrakte oder verständige, β) die dialektische oder negativ-vernünftige, γ) die spekulative oder positiv-vernünftige.“ G. W. F. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

Hegel versöhnt Sinnlichkeit und Geist im dialektischen Tanz des absoluten Geistes.


Weblinks:

Philosophie Hegels - Philolex - www.philolex.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist - Youtube - www.youtube.com

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Dienstag, 17. Juni 2014

»Die schrecklichen Kinder der Neuzeit« von Peter Sloterdijk


»Die schrecklichen Kinder der Neuzeit« ist eine Kritik der Moderne. In seiner neuen Veröffentlichung hat Peter Sloterdijk ein anthropologisches und dystopisches Werk vorgelegt, eine unverwechselbare sloterdijksche Mischung aus philosophiekundiger Kulturgeschichte, garniert mit tausend witzigen Wendungen, unzähligen Neologismen und einer guten Prise Apokalyptik und Zynismus.

Sloterdijk beschreibt die geistige Obdachlosigkeit der Moderne in der Folge der Französischen Revolution. Dort geschah ein Bruch mit dem Alten, mit der Tradition, doch sieht er auf diese - vermutlich um seiner Kritik der Moderne ein Fundament zu geben - zu gutgläubig, zu bedürftig, um einen Grund unter seinen Gedanken zu spüren.

Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
Die schrecklichen Kinder der Neuzeit

Sloterdijk stellt darin die großen anthropologischen Fragen: Was treibt die Menschheit voran? Entwickelt sie sich von Niederem zu Höherem? Orientiert sich Fortschritt an Lehren aus der Geschichte? Ist Geschichte als Progression der und in der Freiheit zu begreifen?

Solche überkommenen Fragen und die korrespondierenden unpassenden Antworten blenden den Übergang von einer Generation zur nächsten aus, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer mehr gefährdet ist.


Mit dem Gelingen oder Scheitern dieses Übergangsstadiums, in welchem teilweise kriegerische und mörderische, teilweise die Population ganzer Kontinente auslöschende Szenarien dominieren, steht der Fortbestand der uns bekannten Zivilisation auf dem Spiel, behauptet Sloterdijk.

Deshalb ist das neue Buch von Peter Sloterdijk eine Dystopie von der pessimistischen Sorte - ein Schwarzbuch über kommende Generationen. Wenn in der Moderne die Traditionsfäden chronisch reißen und immerfort neue Vektoren den Zug in Kommende bestimmen, wandeln sich die Individuen zu »Kindern ihrer Zeit«, Nachkommen »schlagen aus der Art«.

Da moderne Eltern-Generationen selbst meist schon zivilisatorisch labil antreten, gerät die Formung ihres Nachwuchses zu einem unbeendbaren Match zwischen potentiell schrecklichen Eltern und potentiell schrecklichen Kindern.


Das Werk ist Futter für ein verrohtes Bürgertum: Mit seinem neuen Buch »Die schrecklichen Kinder der Neuzeit« entpuppt sich der "elastische Konservative" Peter Sloterdijk endgültig als Reaktionär und Ressentimentlieferant.


Weblink:

Der Stil Peter Sloterdijks - zwey.me


Literatur:

Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
von Peter Sloterdijk


Samstag, 22. März 2014

»Kritik der zynischen Vernunft« von Peter Sloterdijk

Kritik der zynischen Vernunft Peter Sloterdijk

Die »Kritik der zynischen Vernunft« ist ein 1983 erschienenes zweibändiges Werk des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk. Das Werk behandelt den Kynismus/Zynismus als gesellschaftliches Phänomen der europäischen Geschichte. Mit diesem Werk gelang Peter Sloterdijk der Durchbruch als philosophischer Autor. Das zweibändige Werk erschien 1983 vor dem Hintergrund der atomaren Bedrohung und das NATO-Raketen-Nachrüstungsbeschlusses und stieß auf ein großes Echo.

Dieses epochale Werk ist ein Versuch der Neubewertung der Aufklärung im Zeitalter der Gegenwart ganz im Sinne Immanuel Kants. Sloterdijk betreibt darin moderne Aufklärung als Ideologiekritik. Der erste Band beinhaltet die philosophischen Grundlagen. Der zweite Band fächert darauf aufbauend eine Phänomenologie der Handlungsgeschichte auf. In beiden Bänden ist der Text-Bild-Bezug ein integraler Bestandteil des philosophischen Diskurses.



200 Jahre nach dem Erscheinen von Kants »Kritik der reinen Vernunft« sieht sich jede Kritik, die Aufklärung in der Gegenwart einlösen will, mit einer neuen Form des falschen Bewußtseins konfrontiert. Dieses falsche Bewusstsein beruht weder auf Lüge noch auf Irrtum, es ist auch nicht durch die auf eine "Kritik der politischen Ökonomie" gestützte Ideologiekritik aufzulösen.




Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. Es ist das modernisierte unglückliche Bewußtsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat. Es hat seine Aufklärung gelernt, aber nicht vollzogen und wohl nicht vollziehen können. Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewusstsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist.

Peter Sloterdijk



Sloterdijk - ein aufgeklärter Vertreter der zynischen Vernunft - übt in seinem Werk moderne Ideologiekritik im aufgeklärten Sinne. Das Herrschaftwissen der Eliten hält sich den Schleier der Demaskierung selber vor - es ist zynisch geworden. Zeit also, sich um eine zeitgemäße Aufklärung zu bemühen. Diesem Unterfangen widmet sich Sloterdijk in seinem epochalen Werk anhand der Verfahrensweisen des antiken Kynismus.

Aufklärung erfordert heute den Mut zur Frechheit, um dem vorherrschenden Herrenzynismus zu begegnen. Für Sloterdijk bedarf moderne Aufklärung eines kynischen Impulses, d.h. der Frechheit von unten. Sloterdijks Werk ist der Kristallisationkern, um den sich eine Realphilosophie eines erneuerten Kynismus entfalten kann.

Dieses Werk ist im besten Sinne aufklärerisch, denn es legt den Finger auf eine Wunde unserer modernen Geschichte. Dass nämlich jeder aufklärerische Impuls irgendwann zu Denkfaulheit und Abgestumpftheit des Herzens verflacht und dann zynisch wird. Anders gesagt: Wer irgendwann in der Geschichte recht bekam, der kämpfte darum, recht zu behalten, und wer so oft recht behielt, dass er sich gar nicht mehr rechtfertigen musste, der wurde gar zynisch.


Literatur:

Kritik der zynischen Vernunft
Kritik der zynischen Vernunft
von Peter Sloterdijk

Montag, 17. Oktober 2011

»Phänomenologie des Geistes« von Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Nach Kants »Kritik der reinen Vernunft« (1781) schien der Geist und sein Erkenntnisvermögen ausgelotet. Da erschien Hegels »Phänomenologie des Geistes« um das Jahr 1807. Das 1807 erschienene erste Hauptwerk des großen Vertreters des deutschen Idealismus systematisiert die Erhöhung der Erscheinungsformen des Geistes von der naiven Wahrnehmung bis hin zum absoluten Wissen des Weltgeistes.

Die »Phänomenologie des Geistes« ist der erste Teil des Hegelschen Systems der Wissenschaft in dem erhoben wird, wie vom bloßen Bewusstsein, von der Wahrnehmung das Selbstbewusstsein und die (sinnliche) Gewissheit hervortreten.


"Freiheit" ist die Losung des Zeitalters, in dem Hegel groß geworden ist. John Locke hatte sie der Politik zugrunde gelegt, mit Rousseau war sie zu einer menschheitlichen Forderung geworden und Kant konnte zeigen, dass sie der Ursprung aller humanen Leistungen ist, ohne im Widerspruch zur strengen Naturgesetzlichkeit zu stehen. Die Freiheit tritt im "Geist" hervor, den Kant als die "belebende Kraft im Gemüthe" versteht. Damit war nicht nur der Grund für die Erfahrung des Schönen, sondern auch für einen neuen Begriff des Lebens gelegt. Nur vor diesem Hintergrund ist das Freiheitspathos Friedrich Schillers zu verstehen, der seine Ideale bereits im realen Prozess des Lebens - und damit auch in der Geschichte - wirksam sieht.

Entstanden ist das Buch auch als Antwort auf die vielfältigen philosophischen Strömungen seiner Zeit, die Hegel bündeln und überwinden wollte. "Dieser Band stellt das werdende Wissen dar. Die Phänomenologie des Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklärungen oder auch der abstrakten Erörterungen über die Begründung des Wissens treten."

Berühmt geworden ist Hegels Idee, dass der Fortschritt in der Geschichte der Menschheit sich in dem Dreischritt aus These, Antithese und Synthese in der Geschichte vollzieht.

Hegel vertraut auf die Sinne: Sinnliche Gewißheit ist die niedrigstee Stufe der Erkenntnis in Hegels »Phänomenologie des Geistes«, der Punkt, von dme alles ausgeht, all der Fortschritt, das Schreiten des Weltgeistes.

Die »Phänomenologie des Geistes« von Georg Friedrich Wilhelm Hegel stellt den Höhepunkt der philosophischen Entwicklung des deutschen Idealismus dar. Hegel beschreibt darin die Bildungsgeschichte des Bewusstseins und entfaltet programmatisch drei Stufen der Wissensbildung: Ausbildung der persönlichen Welterfahrung, individuelle Selbsterfahrung und Verständnis für die Geschichte.

Die Philosophen kannten nur den traditionellen Weg zum Erkenntnisgewinn, den phänomenologischen: Aus Beobachtungen des Geschehens im Alltag unter Einsatz herausragender analytischer Fähigkeiten Erkenntnisse zu gewinnen und diese zu kommunizieren. Von Sokrates über Epikur, Feuerbach oder Kant bis zum heutigen Tag.

Weblinks:

Hegel-Biografie - Biografie-Portal -

Geist der Freiheit
- www.welt.de

Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Samstag, 7. Mai 2011

David Hume 300. Geburtstag


David Hume


David Hume wurde vor 300 Jahren am 7. Mai 1711 in Edinburgh geboren. Hume war ein schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der schottischen Aufklärung und wird der philosophischen Strömung des Empirismus bzw. des Sensualismus zugerechnet. Sein skeptisches und metaphysikfreies Philosophieren regte Immanuel Kant zu seiner Kritik der reinen Vernunft an.

David Hume war einer der Mitbegründer der schottischen Aufklärung. Der philosophische Aufklärer erfand den modernen Liberalismus in seiner konservativen Ausprägung als Programm zur Vermehrung des Wohlstands und zur Zerschlagung des religiösen und säkularen Aberglaubens.


Hume war zwanzig Jahre alt, als er sich völlig klar wurde über „den Ursprung meiner Philosophie“, die er sein Leben lang weiterentwickeln und auf zahlreiche Forschungsgebiete ausdehnen wird, auf Moral und Politik, Recht und Ökonomie, Urteilskraft und Geschmack, Geist und Natur, wissenschaftliche Erkenntnis und religiösen Glauben. Denn 1731 war ihm bewusst geworden, dass die Quellen seiner körperlichen und seelischen Leiden nicht in ihm lagen, sondern in den Lehren, auf die er sich mit sei-nen entflammten Einbildungen und Gedanken eingelassen hatte: Das Menschenbild des rigiden Calvinismus war eine widernatürliche Konstruktion, die sich nur durch eine unkritische, gläubige Bibellektüre zu legitimieren versuchte; die aus der Antike überlieferte Natur- und Moralphilosophie schien ihm „mehr auf Erfindung als auf Erfahrung zu beruhen“; und den modernen Rationalismus eines Descartes und Leibniz empfand er als fehlgeleitet und unvernünftig, weil er die vielfältigen sinnlichen Eindrücke und konkreten Vorstellungen der Menschen übersah oder vernachlässigte.

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter


David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter

David Hume gilt als einer der einflussreichsten Denker des 18. Jahrhunderts. Als radikaler Empirist wandte er sich kritisch gegen den Rationalismus und die metaphysischen Spekulationen seiner Zeitgenossen und plädierte stattdessen für eine „experimentelle“, allein auf Beobachtung und Erfahrung gegründete Methode.

Auch die zeitgenössischen „moral sciences“, die sich auf das geistige, kulturelle und sittliche Wesen des Menschen konzentrierten, befanden sich in einem beklagenswerten Zustand. „Jeder richtete sich nur nach seiner eigenen Phantasie beim Errichten von Lehrgebäuden über die Tugend und das Glück, ohne die menschliche Natur zu betrachten, von der jede moralische Schlussfolgerung abhängen muss. Ich entschloss mich daher, die menschliche Natur zum Gegenstand meines Hauptstudiums zu machen und zur Quelle, aus der ich jede Wahrheit in der ästhetischen Urteilskraft (criticism) und Moralphilosophie ableiten wollte.

Mittelbar wirkte dieser Vordenker der Aufklärung auf die modernen Richtungen des Positivismus und der analytischen Philosophie. In Bezug auf seine wirtschaftswissenschaftliche Bedeutung kann er zur vorklassischen Ökonomie gezählt werden. Hume war ein enger Freund von Adam Smith und stand mit ihm in regem intellektuellem Austausch.

Humes wichtigster Beitrag zur Philosophie ist wohl jener, dass der reine Empirismus keine ausreichende Grundlage für die Wissenschaft darstellt, – ohne dessen Unterbau aber auch reine Logik und seine Methoden sehr schnell zu Vernünfteleien, zu Gewohnheiten und Schablonen des Denkens, zu Tautologien führen, die keinen festen Halt mehr an die Realität haben; einem Versuch durch Geist zu besetzen, woran die eigene Erfahrung nicht heranreicht. Einem fehlenden Abgleich von Innen- zu Außenwelt (Realitätsverlust). Denn keine Methode hat noch je eine Hypothese hervorgebracht.

David Hume war und ist als Philosoph nicht eigentlich populär. Er schrieb, kühl beobachtend und analysierend, eine «science of man» oder Anthropologie, aus deren Grundlagen sich alle Äusserungen des Menschen zu allen Zeiten begreifen lassen sollten. So wurde Hume zum scharfsinnigen Philosophen wie auch – später – zum Historiker der englischen Geschichte. Es ist verblüffend, wie es ihm gelang, das Versprechen seines Frühwerks, des «Traktats von der menschlichen Natur» (1739/1740), in die Tat umzusetzen und sowohl die philosophischen Prinzipien wie das empirische Handeln geschichtlicher Menschen zu durchdringen.

David Hume starb am 25. August 1776 in seiner Heimatstadt Edinburgh.

Literatur:

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
von Gerhard Streminger