Samstag, 31. Dezember 2016

Zizeks Jahresrückblick

Slavoj Žižek

Die Zeiten werden ungemütlicher: Brexit, Trump, postfaktisches-Zeitalter: Zusammen mit dem Psychoanalytiker und Philosophen Slavoj Zizek ein Blick zurück auf ein traumatisches Jahr 2016.

Sein furioser Ritt durch Theorie und Praxis, durch Philosophie, Psychoanalyse, Theologie, Film und Popmusik ist einmal mehr ein intellektuelles und sprachliches Ereignis.

Erst der Brexit, danach ein Mann wie Donald Trump als Präsident der USA - wohin soll das alles noch führen? Es wird fröstelig, auch in Europas Demokratien.

Nationalistische Politker jubeln weltweit über den Durchmarsch des Reality-TV-Stars zum mächtigsten Mann der Welt. Etablierten Politikern dämmert jedoch, dass vergleichbare Entwicklungen auch hierzulande möglich sind.

Der Populismus ist zurück in Europa. Überall sind Populisten auf dem Vormarsch und nächstes Jahr stehen viele Wahlen an..

Zudem gibt es eine Kehrtwende in der Politik: das postfaktische Zeitalter ist angebrochen. Darin zählen nicht mehr politiesche Inhalte und Programme, sondern Meinungen und Trends - ein Einfallstor für plumpen Populismus.


Slavoj Žižek, geboren 1949, ist Philosoph, Psychoanalytiker und Kulturkritiker. Er lehrt Philosophie an der Universität von Ljubljana in Slowenien und an der European Graduate School in Saas-Fee und ist derzeit International Director am Birkbeck Institute for the Humanities in London. Seine zahlreichen Bücher sind in über 20 Sprachen übersetzt. Im S. Fischer Verlag sind zuletzt erschienen ›Ärger im Paradies. Vom Ende der Geschichte zum Ende des Kapitalismus‹ (2015), ›Was ist ein Ereignis?‹ (2014) und ›Das Jahr der gefährlichen Träume‹ (2013).

Samstag, 10. Dezember 2016

Leibniz und die Freiheit der Menschen



Die unbedingte Freiheit des Menschen hatte für den großen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz etwas Befreiendes. Der Mensch muss zur Vervollkommnung die richtigen Dinge erkennen, um damit auch eine größere Vollkommenheit im moralischen Handeln zu entwickeln.

Vor allem ist es die Freiheit der Menschen, so zu handeln, wie sie es für richtig erachten, dabei auch Fehler machen zu können und dadurch zu lernen. Diese Freiheit muss durch den liberalen Staat gewährleistet werden. Ideologen wie Castro oder "große Führer" sind immer auch Diktatoren, die den Menschen Freiheit nehmen.

Menschen brauchen keine Herrscher, denen es im Wesentlichen um ihre eigene Macht geht, sondern Menschen brauchen Freiheit, um Wohlstand zu schaffen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Frei handeln können Menschen in einer freien Marktwirtschaft ohne politische Regulierung, denn das Geschehen auf den Märkten ist viel zu komplex, als dass es von einer zentralen politischen Institution gesteuert werden könnte. Und so ist die Planwirtschaft mit ihrer zentrlaen staatlichen Steuerung der grundlegende Konstruktionsfehler des Sozialismus.

Mittwoch, 30. November 2016

Nietzsche-Rezeption


Friedrich Nietzsche (1844-1900) gehört zu den zentralen und wirkungsmächtigsten Denkerpersönlichkeiten der Moderne. Nietzsche ist nicht nur als Kritiker überkommener Weltanschauungen, Weltdeutungsentwürfe und deren Grundlagen aufgetreten und nicht nur als Prediger einer Überwindung all dessen, sondern stellt — vor allem im deutschsprachigen Raum — auch den Bezugspunkt der geistigen und künstlerischen Entwicklungen der Jahrhundertwende und Moderne dar.

Eine fast unüberschaubare Flut von Publikationen beschäftigt sich mit seinem Werk, das fundamentale Bedeutung nicht nur für die philosophische Diskussion, sondern auch für die Literatur, Anthropologie, Psychologie, Religions- und Kulturkritik hat.

"Die Bedingungen, unter denen man mich versteht und dann mit Nothwendigkeit versteht, – ich kenne sie nur zu genau. Man muß rechtschaffen sein in geistigen Dingen bis zur Härte, um auch nur meinen Ernst, meine Leidenschaft auszuhalten. Man muß geübt sein, auf Bergen zu leben, – das erbärmliche Zeitgeschwätz von Politik und Völker–Selbstsucht unter sich zu sehn. Man muß gleichgültig geworden sein, man muß nie fragen, ob die Wahrheit nützt, ob sie Einem Verhängniß wird... Eine Vorliebe der Stärke für Fragen, zu denen Niemand heute den Muth hat; der Muth zum Verbotenen; die Vorherbestimmung zum Labyrinth. Eine Erfahrung aus sieben Einsamkeiten. Neue Ohren für neue Musik. Neue Augen für das Fernste. Ein neues Gewissen für bisher stumm geblieben Wahrheiten. Und der Wille zur Ökonomie großen Stils: seine Kraft, seine Begeisterung beisammen behalten... Die Ehrfurcht vor sich; die Liebe zu sich; die unbedingte Freiheit gegen sich ..."

Die historischen Umwälzungen von der Französischen Revolution bis zum Pariser Kommune-Aufstand forderten sein Denken nachhaltig heraus. Historische Analysen von Tocqueville bis Jacob Burckhardt bildeten für ihn wichtige Koordinaten. Positivismus und Historismus, Psychologie und Physiologie des 19. Jahrhunderts waren für ihn ebenso Meilensteine der geistigen Auseinandersetzung wie Schopenhauer, Wagner und Darwin.

< Ähnlich vieldimensional ist die Wirkungsgeschichte Nietzsches, den Gottfried Benn das „größte Ausstrahlungsphänomen der Geistesgeschichte“ nannte. Es genügt, an Thomas Mann, Hofmannsthal, Musil, Benn, Freud und Heidegger sowie an die Wirkung Nietzsches im französischen Geistesleben von Gide bis zu Derrida zu erinnern, ferner an die ideologische und politische Sprengkraft, die der weltanschaulich vereinnahmte Nietzsche im 20. Jahrhundert erhielt; zu betonen ist auch seine Schlüsselstellung für die moderne Anthropologie und Kulturkritik.

Umso erstaunlicher ist es, dass es bis heute keinen übergreifenden Kommentar zu seinem Gesamtwerk gibt, der die philosophischen, historischen und literarischen Voraussetzungen aufarbeitet und die Wirkungsgeschichte der von Nietzsche publizierten Bücher erschließt. Diese Lücke ist auch dadurch bedingt, dass die Nietzsche-Forschung schon seit dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts den Nachlass überbewertete und die von Nietzsche selbst veröffentlichten Bücher vernachlässigte.

Die Nachberichtsbände der Historisch-kritischen Ausgabe von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, die aufgrund der editionsphilologischen Schwerpunktbildung im Bereich der Kommentierung bewusst zurückhaltend bleiben, bieten nur wenige Hinweise. Umso dringlicher ist angesichts von Nietzsches exzeptioneller Wirkung die Erarbeitung eines wissenschaftlichen, interdisziplinär fundierten Basiskommentars zu Nietzsches Werken.

Gewiss gibt es diesen Nietzsche, den Philosophen des Pop, der Subkultur und der Inszenierung, der mit Maske, Schminke und Mimikry spielt, dabei das gute Leben predigt und zum Lustwandeln in der postmodernen Interfacekultur auffordert. Und gewiss symbolisiert der Eigenname Nietzsche die Einheit einer Differenz, die den Beobachter dazu einlädt, sich bei ihm wie in einer Werkstatt zu fühlen, sich dort je nach Geschmack, Laune oder Wertgefühl das herauszuholen, was einem gerade so gefällt.

Weblinks:

https://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/nietzsche http://www.rudolf-maresch.de/texte/39.pdf Lernt mich gut lesen! - Über Nietzsche-Hype, den Übermenschen und Versuchen, der Evolution technisch auf die Sprünge zu helfen





Samstag, 26. November 2016

Leibniz - ein Butterkeks?

Gottfried Wilhelm Leibniz

Manche Irrtümer halten sich hartnäckig. Viele Zeitgenossen halten Gottfried Wilhelm Leibniz für einen Keksbäcker - dabei ist er einer der wichtigsten Gelehrten der Frühaufklärung.

Viele halten Leibniz für einen Butterkeks. Dabei hat Leibniz alles mögliche erfunden - nur nicht den Butterkeks. Die Ehre, den Buterkeks erfunden zu haben, kam bekanntlich dem Hannoveraner Händler Hermann Bahlsen zu. Wie Leibniz auf den Keks kam.

Hermann Bahlsen arbeitete in London und wunderte sich, dass es das dortige leckere Teegebäck noch nicht in Deutschland gab. 1891 war es so weit und der Amateur-Bäcker brachte die “Cakes” in Deutschland auf den Markt. Da die Deutschen das englische “Cakes” falsch aussprachen, wandelte es sich zum heute bekannten “Keks”. Knapp 20 Jahre später kam es als offizielles Wort in den Duden. Gründer Bahlsen wählte wie damals üblich eine große Persönlichkeit als Namensgeber für seinen Butterkeks aus: Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz.

Aber mit Keks und Leibniz war trotzdem etwas Gemeinsames. Leibniz ging nämlich vielen Zeitgenossen gehörig auf den Keks. Und dann noch die Zähne: bei Leibniz nur echt mit 36 und bei den Keksen nur echt mit 52 Zähnen.

Auf seine Zeitgenossen wirkte der früh Hochbegabte immer etwas befremdlich, denn er hatte mindestens so viele Begabungen wie der nach ihm benannte Butterkeks Zähne. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“

Zeitlebens trieb ihn ein unerschütterlicher Optimismus an. Der Philosoph, Mathematiker und Fürstenberater war bis zu seinem Tod überzeugt davon, die Welt verbessern zu können. Er wollte die Spaltung der Kirche überwinden und entwickelte eine Universalsprache, um Missverständnisse zwischen den Völkern zu beenden.

Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Philosoph, Diplomat, Ingenieur, Historiker - und ersann den Urahn des modernen Computers. Leibniz gilt als letzter Universalgelehrter und hatte starken Einfluss auf die nachfolgenden Aufklärer, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Er wirkte auch als politischer Berater an euopäischen Fürsten- und Königshäusern.

Weblink:

Leibniz Kekse - Das Original - Nur echt mit 52 Zähnen - www.leibniz.de

Samstag, 19. November 2016

Glaube ist schwierig geworden

„Glaube ist schwierig geworden,

weil die Welt, die wir antreffen,
ganz von uns selber gemacht ist und sozusagen

Gott in ihr nicht mehr direkt vorkommt.“


Glaube ist schwierig geworden, weil die Welt, die wir antreffen, ganz von uns selber gemacht ist und sozusagen Gott in ihr nicht mehr direkt vorkommt. Ihr trinkt nicht aus der Quelle, sondern aus dem, was uns schon abgefüllt entgegen kommt. Die Menschen haben die Welt sich selber rekonstruiert, und ihn dahinter noch zu finden, ist schwierig geworden. Das ist also nicht spezifisch für Deutschland, sondern etwas, was sich in der ganzen Welt, vor allen Dingen in der westlichen Welt zeigt. Andererseits wird der Westen jetzt stark berührt von anderen Kulturen, in denen das originär Religiöse sehr stark ist, die auch erschrecken über die Kälte Gott gegenüber, die sie im Westen vorfinden. Und diese Präsenz des Heiligen in anderen Kulturen, wenn auch in vielfältigen Verschattungen, rührt dann auch wieder an die westliche Welt, rührt uns an, die wir im Kreuzungspunkt so vieler Kulturen stehen.

Papst Benedikt XVI., 13.08.2006 


INTERVIEW MIT PAPST BENEDIKT XVI. - Vatikan-Portal - w2.vatican.va

Montag, 14. November 2016

Gottfried Wilhelm Leibniz 300. Todestag

Gottfried Wilhelm Leibniz
#

Gottfried Wilhelm von Leibniz starb vor 300 Jahren am 14. November 1716 in Hannover. Gottfried Wilhelm von Leibniz war ein bedeutender Philosoph und Gelehrter des 17. Jahrhunderts und der universellste Denker seiner Zeit. Der adelige Wissenschaftler Leibniz gilt als der letzte grosse Universalgelehrte, als markantester Vertreter der deutschen Frühaufklärung und als eine große Schöpfergestalt deutschen Geistes.

Er gilt als der universale Geist seiner Zeit und war einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“


Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Philosoph, Diplomat, Ingenieur, Historiker - und ersann den Urahn des modernen Computers. Leibniz gilt als letzter Universalgelehrter und hatte starken Einfluss auf die nachfolgenden Aufklärer, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Er wirkte auch als politischer Berater an euopäischen Fürsten- und Königshäusern.

Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Philosoph, Diplomat, Ingenieur, Historiker - und ersann den Urahn des modernen Computers. Leibniz gilt als letzter Universalgelehrter und hatte starken Einfluss auf die nachfolgenden Aufklärer, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Er wirkte auch als politischer Berater an euopäischen Fürsten- und Königshäusern.

Auf seine Zeitgenossen wirkte der früh Hochbegabte immer etwas befremdlich, denn er hatte mindestens so viele Begabungen wie der nach ihm benannte Butterkeks Zähne. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 21. Juni - nach gregorianischem Kalender am 1. Juli - 1646 in Leipzig als Sohn des Professors der Moral Friedrich Leibniz geboren. Nach dem Besuch der Nicolai­schule in Leipzig studierte er an den Universitäten Leipzig und Jena Philosophie und Jurisprudenz. 1667 erwarb er an der Universität Altdorf den juristischen Doktorgrad. Das Angebot, eine Professur zu übernehmen, schlug er aus.

Mit seinen mehr als 1.000 Briefpartnern schuf Leibniz an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ein weltumspannendes intellektuelles Netzwerk. Eine unerwünschte Nebenwirkung: die ersten Plagiatsvorwürfe. Der prominente englische Naturforscher Isaac Newton behauptete, die Differential- und Integralrechnung vor Leibniz entdeckt zu haben. Unumstritten dagegen, dass Leibniz die erste mechanische Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten konstruierte und ein binäres Zahlensystem entwickelte, das noch heute die Grundlage für die digitale Datenverarbeitung bildet.


Dem Philosophen Leibniz verdanken wir die Behauptung, dass unsere Welt "unter allen möglichen die beste" sei. Wie aber lassen sich dann Kriege und Katastrophen erklären? Diesen scheinbaren Widerspruch versucht Leibniz in seinem Theodizee-Argument aufzulösen. Schließlich ist Gott für ihn der größte Rechenkünstler überhaupt.

Im Bestreben, nicht nur theoretisch zu arbeiten, sondern praktische Wirksamkeit zu entfalten (sein Wahlspruch war: „Theoria cum praxi“), wählte er die Stellung eines fürstlichen Beraters, die im Zeitalter des Absolutismus am ehesten die Möglichkeit politischer Einflussnahme bot. Er trat zunächst in den Dienst des
Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. 1672 gelangte er in diplomatischer Mission nach Paris, wo er vier prägende Jahre verbrachte erst hier konnte er die Grenzen der zeitgenössischen deutschen
Universitätsausbildung überschreiten und den neuesten Stand der Wissenschaften kennen lernen.

1673 stellte er der Royal Society ein Modell seiner Rechenmaschine vor, der ersten mit mechanischen Vorrichtungen nicht nur für Addition und Subtraktion, sondern auch für Multiplikation und Division. In den folgenden Jahren entwickel­te er in Paris die Differential- und Integralrechnung. Aus finanziellen Gründen verließ er 1676 Paris und wurde Hofrat und Bibliothekar des Herzogs Johann Friedrich in Hannover. Den Kontakt mit der gelehrten Welt hielt er durch eine umfang­reiche Korrespondenz (1.100 Briefpartner) aufrecht.


Im Jahre 1700 wurde er der erste Präsident der auf seinen Vorschlag gegründeten Berliner Akademie der Wissenschaften. Aus den philosophischen Gesprächen, die er während seiner Besuche in Berlin mit der preußischen Königin Sophie Charlotte führte, entstand die »Theodicée« (1710 veröffentlicht), in der Leibniz eine Rechtfertigung Gottes ange­sichts des Übels und der Leiden in der Welt versucht. In der Auseinandersetzung mit dem englischen Philosophen John Locke verfasste Leibniz die »Nouveaux Essais sur l'entendement humain« (»Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand«), die jedoch erst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod im Druck erschienen.

Seine letzten Lebensjahre wurden vom Prioritätsstreit mit Isaac Newton um die Erfindung der Differential- und Integralrechnung überschattet. Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover. Sein Grab befindet sich in der Neustädter Kirche. "Wer meine Werke liest, der kennt mich nur zum Teil", sagte Leibniz über sich. Zu seinen Lebzeiten veröffentlichte er nur ein Drittel seiner Schriften. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass, der von der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek in Hannover aufbewahrt wird, ist noch immer nicht vollständig veröffentlicht.

Weblink:

Gottfried Wilhelm Leibniz-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Gottfried Wilhelm Leibniz-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Gottfried Wilhelm Leibniz - www.hannover.de


Blog-Artikel:

Leibniz oder die beste der möglichen Welten - Philosophenwelt-Blog - philosophen-welt.blogspot.com

Mittwoch, 9. November 2016

Der Weltgeist als lauter Polterer

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah im Jahr 1809 in Napoleon nach der Niederlage der preussischen Armeen den "Weltgeist zu Pferde" in Berlin am Volk vorbeireiten. Da hatte er bereits seine Schrift »Phänomenologie des Geistes« in Jena vollendet.

Nun, würde Donald Trump - am einem welthistorischen Tag wie dem 9. November - nach seinem Wahlsieg in Washington stolz zu Pferde am Spalier des Volkes vorrüberreiten, was würde Hegel wohl über diesen Donald Trump sagen? Würde der deutsche Philosoph des Idealismus ihn gar als störenden Poltergeist betrachten?

Dann würde er womöglich eine zeitgemäße »Phänomenologie des Ungeistes« über einen negierenden Weltgeist schreiben, der sich als politischer Ruhestörer anschickt, dem amerkanischen Establishment eine vernichtende Niederlage beizubringen.

Hegel ist der Weltgeist-Schöpfer. Der idealistische Denker erklärte die Entwicklung der Welt als Selbstbewußtwerdung des Weltgeistes, da Denken und Sein eins seien. In der Weltgeschichte und dem Aufkommen und Untergehen einzelner Staaten wird der objektive Geist zum allgemeinen „Weltgeist“ erhoben.

Gemäß Hegels Lehre entwickelt sich aus einer Folge von Negationen der Geist, aber auch die Wirklichkeit zu immer höheren Formen. Dies lässt sich in den kleinsten Erscheinungen der Natur ebenso beobachten wie in der Geschichte der Menschheit.

Ja, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und sein berühmer geschichtlicher Fortschrittsglaube. Der preussische Staatsdenker sah den Staat Preussen als Vollendung der Weltgeschichte. In der absolutistischen Staatsform hatte sich nach seiner Auffassung Geschichte vollendet.- So schafft man sich als Denker wissenschaftlich seine eigene Legende!

Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Samstag, 5. November 2016

»Die Hauptwerke (Quarto)« von Michel Foucault

Michel Foucault

Michel Foucault wurde am 15. Oktober 1926 in Poitiers als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren. Foucault war ein französischer Philosoph des Poststrukturalismus, Psychologe, Historiker, Soziologe und Begründer der Diskursanalyse. Michel Foucault war Philosoph und Historiker, politischer Aktivist und Professor am »Collège de France«.

Foucault beschäftigte sich hauptsächlich mit der Analyse von Systemen sozialer Codes, auf denen Gesellschaften seiner Meinung zufolge basieren. Demnach definieren festgelegte Ausschlussprinzipien, beispielsweise die Unterscheidung zwischen Wahnsinn und Normalität, die Formen des sozialen Zusammenlebens.

Michel Foucault verband die Arbeit im Archiv mit unmittelbarem politischem Engagement und verstand es wie kein zweiter, die historisch-philosophische Analyse unserer Kultur für eine kritische Diagnose der Gegenwart fruchtbar zu machen. Seine Analysen der neuzeitlichen Ordnungen der Sexualität und des Wissens, der modernen Biomacht und der Gouvernementalität haben das theoretische Terrain abgesteckt, auf dem die aktuellen Debatten um eine Neubestimmung der condition humaine geführt werden.

Vor allem seine diskurs- und machttheoretischen Schriften haben eine ganze Generation von Intellektuellen geprägt. Der Band versammelt die einschlägigen Hauptschriften Foucaults, die nach wie vor den Königsweg zu seinem Denken darstellen: Die Ordnung der Dinge, Archäologie des Wissens, Überwachen und Strafen und die drei Bände der Studien über Sexualität und Wahrheit: Der Wille zum Wissen, Der Gebrauch der Lüste und Die Sorge um sich.

Literatur:

Die Hauptwerke (Quarto)
Die Hauptwerke (Quarto)
von Michel Foucault

»Theodizee« von Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz

Der Begriff »Theodicée« - später deutsch »Theodizee« - geht auf den Philosophen und frühen christlich-abendländischen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Aus den philosophischen Gesprächen, die er während seiner Besuche in Berlin mit der preußischen Königin Sophie Charlotte führte, entstand die »Theodicée« (1710 veröffentlicht), in der Leibniz eine Rechtfertigung Gottes ange­sichts des Übels und der Leiden in der Welt versucht.


„Meine Absicht ist es, die Menschen von den falschen Vorstellungen zu befreien, die ihnen Gott als einen absoluten Herrscher darstellen, despotisch Macht ausübend, wenig geeignet und wenig wert, geliebt zu werden.“

Gottfried Wilhelm Leibniz


Leibniz’ populäre Darstellung vieler seiner Grundgedanken unter dem Titel »Theodizee« behandelt u. a. diese Ausräumung von vermeintlich an Gott zu richtenden Einwendungen wegen der Unvollkommenheit der Welt und der erfahrenen Leiden.

Weblinks:

Gottfried Wilhelm Leibniz-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Gottfried Wilhelm Leibniz-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Gottfried Wilhelm Leibniz - www.hannover.de

Samstag, 29. Oktober 2016

Kapitalismuskritik und der Grundkonflikt der Moderne

Die Zeiten für Kapitalismuskritik waren nie besser. Ob die Krise Europas oder der Klimawandel, stets wird der Kapitalismus mit seiner Mischung aus Effizienz und Dynamik, einseitiger Gewinnorientierung und Grenzenlosigkeit als Kritikfokus und Kritikadresse ausgemacht.

Kapitalismuskritik ist deshalb die Mutter aller Kritik, weil der Kapitalismus letztlich die Chiffre für den Grundkonflikt der Moderne darstellt: einerseits mit den Gleichheitsversprechen der politischen Aufklärung umzugehen und andererseits mit den Ungleichheitseffekten des Ökonomischen. Der Kapitalismus lebt aber geradezu von den Eigentumsrechten, die in der politischen Aufklärung von Locke bis Hegel mit Gleichheitsversprechen verkoppelt waren. Und dass der moderne Staat stets in die Dynamik der ökonomischen Entfesselung eingegriffen hat, ist ebenso eine Binsenweisheit wie die Tatsache, dass nur jener Reichtum verteilt werden kann, der in einer wettbewerbsorientierten Wirtschaft anfällt.

Dieser Grundkonflikt der Moderne zwischen ökonomischer Dynamik und politischer Regulierung bleibt in den Traditionen ihrer eigenen Perspektiven hängen. Politik erlebt sich als kollektiver Handlungsträger und müht sich um die Einhegung der ökonomischen Ungleichheitsfolgen. Aus ökonomischer Perspektive wird dies als Handlungseinschränkung erlebt, weswegen hier die klassischen liberalen Semantiken der Abwehrrechte gegen staatliche Interventionen so populär sind. Kapitalismuskritik hat dann entsprechend einen Aufforderungscharakter an das politische System, die Entscheidungen individueller Spieler (oder wenigstens ihre Folgen) sozial verträglicher zu gestalten.

Aus der bloßen Kapitalismuskritik ist jedoch keine gesellschaftliche Veränderung entstanden. Bisweilen scheint Kapitalismuskritik eher ein Mechanismus der Selbstberuhigung zu sein, weil sie als politisches Programm so tut, als sei der ökonomischen Dynamik tatsächlich mit den Mitteln der Regulierung beizukommen, die man dabei im Blick hat.

Marx wäre von den heutigen Krisenerscheinungen kaum überrascht gewesen – weder vom Phänomen der Working Poor, von der Zunahme an Depressionen durch Überarbeitung, der Erosion des Zusammenlebens und des Klimas noch von den verheerenden Wirtschaftskrisen.


Das Kapital-Werke:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

Weblink:

Kapitalismuskritik ist Selbstberuhigung - www.zeit.de/kultur

Freitag, 28. Oktober 2016

Erasmus von Rotterdam 550. Geburtstag

Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam wurde vermutlich am 28. Oktober 1466/1467/1469, wahrscheinlich in Rotterdam geboren. Sein 550. Geburtstag jährt sich am am 28. Oktober. Erasmus von Rotterdams Geburt ist nicht eindeutig belegt. Erasmus von Rotterdam war ein bedeutender niederländischer Gelehrter des Renaissance-Humanismus. Er war Theologe, Priester, Augustiner-Chorherr, Philologe und Autor zahlreicher Bücher. Erasmus war ein bedeutender niederländischer Gelehrter des Renaissance-Humanismus. Neben Philipp Melanchthon gilt Erasmus von Rotterdam als der berühmteste Humanist seiner Zeit.

Erasmus von Rotterdam erhielt als unehelicher Sohn eines Geistlichen 1492 die Priesterweihe. Nach dem Studium in Paris und Turin lebte er in England, Basel und in den Niederlanden. Er pflegte rege Kontakte zur gesamten europäischen Geisteswelt und wurde zur prägenden Figur des christlichen Humanismus. Die kirchliche Zensur konnte seinem engagierten Werk nichts anhaben.

Zunächst absolvierte er ein Studium an der Universität in Paris. Wenig angetan vom Unterricht, unternahm er zahlreiche Reisen nach Belgien und England und kam so in Kontakt mit wichtigen Denkern wie Thomas Morus und John Colet. Danach lehrte Erasmus in Cambridge, Basel und Freiburg.

Erasmus von Rotterdam war »der erste bewußte Europäer, der erste streitbare Friedensfreund, der beredteste Anwalt des humanistischen, des weit- und geistesfreundlichen Ideals«, wurde durch seine Kritik an der Theologie und der Kirche zum Wegbereiter der Reformation. Doch er förderte sie nicht, distanzierte sich vielmehr mit seiner eigenen Ansicht über den freien Willen des Menschen von Luthers Meinung.

Erasmus war in der Schärfe seines Geistes seinen Zeitgenossen überlegen. Die große Schwäche des Erasmus ist in seinem Charakterzug begründet. Erasmus wollte und konnte seine eigene Meinung, vielleicht aus Furcht vor Verantwortung, nicht ausschlaggebend werden lassen. Der wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit zog sich so in sich selbst zurück. So kam es dazu, daß  »der freie, der unabhängige Geist, der sich keinem Dogma bindet und für keine Partei entscheiden will, hat nirgends eine Heimstatt auf Erden«.

Die Kraft des Geistes und die Schwäche zum Entschluß der Tat machen Erasmus "Triumph und Tragik" aus. In der entscheidenden Stunde, vom Kurfürsten um seine Haltung im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst befragt, empfiehlt er, bei offener Sympathie für die Reformation "angesehene und unverdächtige Richter", klammert er seine eigene Meinung in vorsichtigen Vorschlag, will er nicht "Bürge sein für eine noch gar nicht errechenbare Schuld". In dieser Haltung, durch die die Glaubensspaltung nicht verhindert werden konnte, sahen seine Zeitgenossen und auch spätere Generationen charakteristische Unentschiedenheit.

Erasmus von Rotterdam erwarb durch seine Werke und Schriften früh in ganz Europa Ruhm als Theologe, Sprachforscher und Rhetoriker. Der bedeutende Humanist (1466/1469-1536) galt als Vertreter eines ethisch orientierten, toleranten Christentums, als der er in der Reformationszeit zwischen den Parteien zu vermitteln suchte.

Von 1514 bis 1529 lebte und wirkte Erasmus in Basel, um seine Schriften in der Werkstatt seines späteren Freundes Johann Froben drucken zu lassen. Er begegnete 1524 erstmals Johannes a Lasco, dem späteren Reformator Frieslands, der zu einem seiner Lieblingsschüler wurde.

Als sich die von Johannes Oekolampad betriebene, an Zwingli angelehnte Reformation in Basel durchsetzte, ging er 1529 nach Freiburg im Breisgau, weil er als Priester und Augustiner-Chorherr die Reformation ablehnte.

Im Jahre 1535 kehrte er nach Basel zurück und verstarb dort am 12. Juli 1536. Sein hohes Ansehen, das er sich trotz seiner Ablehnung der Reformation erhalten konnte, zeigt sich auch darin, dass er als katholischer Priester in der Zeit heftigster konfessioneller Auseinandersetzungen im mittlerweile protestantisch gewordenen Basler Münster beigesetzt wurde.

Hinter dem geistigen Durchbruch des Erasmus von Rotterdam stand das neue Menschenbild der Renaissance, die Wiedergeburt des antiken Vernunftdenkens. Der klassische Geist der Antike war dreifach angelegt: (1) In vernunftbedingten materiellen Erkenntnissen und Erklärungen der ionischen Naturphilosophie. (2) In der politischen Mitverantwortung des Einzelnen in der völlig neuartigen attischen Demokratie. (3) In der persönlichen Denkfreiheit des Individuums in der klassischen Philosophie des alten Athens. Insgesamt in einer offenen, freien Welt des menschlichen Geistes.

Der Gelehrte starb am 11. Juli 1536 in Basel.

Weblink:

Der Humanist und Philologe Erasmus von Rotterdam - www.youtube.com


Eramus-Werke:

Ausgewählte Schriften
Ausgewählte Schriften
von Erasmus von Rotterdam

Erasmus-Biografien:

Erasmus von Rotterdam
Erasmus von Rotterdam
von Anton Gail


Erasmus von Rotterdam, der Fürst der Humanisten
von Erasmus von Rotterdam und Uwe Schultz

Samstag, 22. Oktober 2016

Comeback der Ideen von Karl Marx in Amerika


Amerika erlebt ein Comeback der Ideen von Karl Marx und des Sozialismus. Karl Marx kommt gerade bei jungen Menschen unter 30 gut an. In den USA feiern die Ideen von Karl Marx vor allem bei jungen Leuten ein Comeback. Karl Marx und das Kapital im 21. Jahrhundert.

"Wir erleben derzeit einen historischen Moment", sagt der Schriftsteller Benjamin Kunkel. "Der Begriff Sozialismus hat sich von einem Tabu zu einer attraktiven Idee gewandelt." Kunkel steht für einen Trend: In den USA feiern die Ideen von Karl Marx vor allem bei jungen Leuten ein Comeback. Unter Studenten liegt "Das Kapital" auf Platz vier der beliebtesten Bücher. Doch woher kommt diese neue Begeisterung?

Die internationale Finanzkrise hat die Ideen von Karl Marx in kapitalistischen Ländern wieder hoffähig gemacht. Das Unbehagen am Kapitalismus wächst. Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert.

Kapital lesen 2016

Marx hat es in seinem Werk »Das Kapital« kurz und prägnant auf den Begriff gebracht: "Die Bewegung des Kapitals ist also maßlos." Kapitalismus heißt Wirtschaften um des wirtschaftlichen Gewinns willen – selbst wenn individuelle Motive des Wirtschaftens ganz und gar außerökonomischer Natur sein mögen. Ökonomisch möglich ist nur, was sich ökonomisch rechnet. Es ist letztlich die Maßlosigkeit des Kapitalismus, die seine ungeheure Produktivität und Problemlösungskapazität begründet wie auch seine negativen Folgen.

Der Kapitalismus ist die Quelle von Wohlstand und Versorgung in einem historisch beispiellosen Rahmen – übrigens überall auf der Welt. Er ist wirklich eng verkoppelt mit den Freiheitsrechten, die in der schottischen Aufklärung nicht zufällig mit den Eigentumsrechten einhergingen.

Es ist gut möglich, daß die Idee des Sozialismus das vor 25 Jahren gescheiterte Gesellschaftsmodell überleben wird und angesichts der Krise des Kapitalismus und der zunehmenden Ungerechtigkeit der ökonomischen Verteilung als kritische Theorie wieder an Aktualität gewinnen wird. Mehr Informationen unter: http://www.das-kapital-lesen.de.

Das Kapital Werk:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

Mehr Informationen unter:

http://www.das-kapital-lesen.de

Blog-Artikel:


Das Unbehagen am Kapitalismus wächst
- philosophen-welt.blogspot.com

Montag, 17. Oktober 2016

Michel Foucault 90. Geburtstag (II)


Michel Foucault wurde vor 90 Jahren in Poitiers geboren. Mit seinen desillusionierenden Gesellschaftsanalysen wurde Michel Foucault zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Foucault war ein scharfsinniger und rebellischer Intellektueller, der sich sowohl im akademischen als auch im öffentlichen Raum einmischte; ein Mann seiner Zeit, der ein zeitloses Werk schuf und Maßstäbe setzte.

Michel Foucault gilt als einer der wichtigsten Vertreter des französischen Strukturalismus. Seine Arbeiten, in denen er das Entstehen und die Mechanismen von Macht untersucht, und Schulen, Kasernen und Krankenhäuser mit Gefängnissen vergleicht, sorgten stets für Kontroversen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen unter anderem „Wahnsinn und Gesellschaft“, „Die Ordnung der Dinge“, „Archäologie des Wissens“, „Überwachen und Strafen“ sowie seine großangelegte, dreiteilige Geschichte der Sexualität.

Foucault beschäftigte sich hauptsächlich mit der Analyse von Systemen sozialer Codes, auf denen Gesellschaften seiner Meinung zufolge basieren. Demnach definieren festgelegte Ausschlussprinzipien, beispielsweise die Unterscheidung zwischen Wahnsinn und Normalität, die Formen des sozialen Zusammenlebens.

Wie seine Schriften war auch der Mensch Foucault komplex und voller Widersprüche: einerseits ein politisch engagierter und streitbarer Freigeist und Aktivist des Mai 68, andererseits ein Gelehrter, der seinen Lehrstuhl für die Geschichte der Denksysteme (1970-1984) am Collège de France sehr ernst nahm und sich als zentrale Figur der Institution Universität verstand.

Foucaults philosophische Entwicklung verlief nie linear, negierte sich oft selbst, wählte verschiedene Ansätze, Disziplinen und Forschungsgegenstände, blieb aber stets kohärent. Er war Vertreter des Poststrukturalismus, Psychologe, Historiker, Soziologe und Begründer der Diskursanalyse. In 20-jähriger Arbeit entstand ein Gesamtwerk, dessen allgemein anerkannte Originalität wohl einzigartig ist.

Michel Foucault starb am 25. Juni 1984 im Alter von 57 Jahren an Aids.

Weblink:

Michel Foucault

Literatur:

Die Hauptwerke (Quarto)
Die Hauptwerke (Quarto)
von Michel Foucault

»Wahnsinn und Gesellschaft« von Michel Foucault
Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft
von Michel Foucault

Samstag, 15. Oktober 2016

Michel Foucault 90. Geburtstag

Michel Foucault

Michel Foucault wurde vor 90 Jahren am 15. Oktober 1926 in Poitiers als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren. Foucault war ein französischer Philosoph des Poststrukturalismus, Psychologe, Historiker, Soziologe und Begründer der Diskursanalyse. Michel Foucault war Philosoph und Historiker, politischer Aktivist und Professor am »Collège de France«.

Foucault beschäftigte sich hauptsächlich mit der Analyse von Systemen sozialer Codes, auf denen Gesellschaften seiner Meinung zufolge basieren. Demnach definieren festgelegte Ausschlussprinzipien, beispielsweise die Unterscheidung zwischen Wahnsinn und Normalität, die Formen des sozialen Zusammenlebens.


Mit seinen desillusionierenden Gesellschaftsanalysen wurde Michel Foucault zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Foucault war ein scharfsinniger und rebellischer Intellektueller, der sich sowohl im akademischen als auch im öffentlichen Raum einmischte; ein Mann seiner Zeit, der ein zeitloses Werk schuf und Maßstäbe setzte.

Michel Foucault gilt als einer der wichtigsten Vertreter des französischen Strukturalismus. Seine Arbeiten, in denen er das Entstehen und die Mechanismen von Macht untersucht, und Schulen, Kasernen und Krankenhäuser mit Gefängnissen vergleicht, sorgten stets für Kontroversen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen unter anderem „Wahnsinn und Gesellschaft“, „Die Ordnung der Dinge“, „Archäologie des Wissens“, „Überwachen und Strafen“ sowie seine großangelegte, dreiteilige Geschichte der Sexualität.

Die Hauptwerke (Quarto)
Die Hauptwerke (Quarto)


Nach seiner Schulzeit in Poitiers studierte er Philosophie und Psychologie in Paris. 1952 begann seine berufliche Laufbahn als Assistent für Psychologie an der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Lille. 1955 war er als Lektor an der Universität Uppsala (Schweden) tätig.

Nach Direktorenstellen an Instituten in Warschau und Hamburg (1958/1959) kehrte er 1960 nach Frankreich zurück, wo er bis 1966 als Professor für Psychologie und Philosophie an der Universität Clermont-Ferrand arbeitete. In diesem Zeitraum erschien 1961 seine Dissertationsschrift »Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique« (dt.: »Wahnsinn und Gesellschaft«).


Mit seinen desillusionierenden Gesellschaftsanalysen wurde Michel Foucault zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er thematisierte darin die Geschichte des Wahnsinns und das Zustandekommen einer Abgrenzung von geistiger Gesundheit und Krankheit und die damit einhergehenden sozialen Mechanismen.

1965 und 1966 war er Mitglied der Fouchet-Kommission, die von der Regierung für die Reform des (Hoch-)Schulwesens eingesetzt wurde. 1966 wurde »Les mots et les choses – Une archéologie des sciences humaines« (dt.: »Die Ordnung der Dinge«) veröffentlicht, worin er mit seiner diskursanalytischen Methode die Wissenschaftsgeschichte von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert untersuchte.

Nach einem Auslandsaufenthalt als Gastprofessor in Tunis (1965-1968) war er an der Reform-Universität von Vincennes tätig (1968-1970). 1970 wurde er als Professor für Geschichte der Denksysteme an das renommierte »Collège de France» berufen. Gleichzeitig machte er durch sein vielfältiges politisches Engagement auf sich aufmerksam. In diesem Kontext entstand die Studie »Überwachen und Strafen« (»Surveiller et punir«).



Zu seinen wichtigsten Werken zählen "Wahnsinn und Gesellschaft" (1961) und "Die Ordnung der Dinge" (1966) sowie "Überwachen und Strafen" aus dem Jahr 1975.

Von 1975 bis 1982 unternahm er Reisen nach Berkeley und Japan sowie in den Iran und nach Polen. Foucault starb am 25. Juni 1984 an den Folgen einer HIV-Infektion.

Auch 30 Jahre nach seinem Tod bleibt Michel Foucault einer der einflussreichsten Intellektuellen weltweit. Bis heute spielen die von Foucault mitgeprägten Begriffe von der "Macht" und dem "Diskurs" eine gewichtige Rolle und werden heftig diskutiert.

Weblinks:

Michel Foucault - www.famousphilosophers.org

Foucault Links - www.theory.org.uk - Umfangreiche Linksammlung zum Werk des (Englisch)

Foucault Links - www.foucault.info - Umfangreiche Linksammlung zu Foucault (Englisch)

Literatur:

Die Hauptwerke (Quarto)
Die Hauptwerke (Quarto)
von Michel Foucault

»Wahnsinn und Gesellschaft« von Michel Foucault
Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft
von Michel Foucault

Die Renaissance des Karl Popper

In Zeichen der Bedrohung der Gesellschaft durch Extremismus und Fundamentalismus reden nun alle wieder über die offene Gesellschaft und ihren Urheber. Hinter dem Konzept steht der Philosoph Karl Popper.
Für Popper ist die „Offene Gesellschaft“ eine in der Tradition des Liberalismus stehendes Gesellschaftsmodell, das zum Ziel hat, die fortschrittlichen Kräfte zu mobilisieren.

Die Bedrohung der Gesellschaft führt auch fast zwangsläufig zu einer Renaissance des Karl Popper, der „Offene Gesellschaft“ nach den Erfahrungen des Faschismus und der Diktaturen als Gegenpol zu einer "geschlossenen Gesellschaft" - sprich einer Diktatur entworfen hatte.

Wer die Renaissance des Karl Popper verstehen will, muss verstehen, wie er in Vergessenheit geraten konnte. Bis zu seinem Tod 1994 gab es kaum einen westlichen Politiker, der ihm nicht ergeben die Hand geschüttelt hat. Mit seiner scharfen Abgrenzung der offenen und geschlossenen Gesellschaft wurde er zum gefragten Analytiker des Ost-West-Konflikts.

Helmut Schmidt pflegte während seiner Kanzlerschaft mit dem Philosophen regen intellektuellen Austausch. Margaret Thatcher und Ronald Reagan beriefen sich ebenfalls auf ihn, wenn sie zum Kampf gegen die Sowjetunion bliesen. Poppers Werk wurde zum Selbstbedienungsladen für die Rhetoriker des Kalten Krieges.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs löste sich die Bipolarität, die auch für das Poppersche Denken charakteristisch war, mit einem Schlag auf, die offene Gesellschaft schien gewonnen zu haben und konnte sich nun auf der ganzen Welt ausbreiten.

Der Systemfeind war verschwunden. Ohne die Gefahr von außen wurde Freiheit zur Routine. Man war sich ihrer so sicher, dass manch einer begann, sie zu hinterfragen. Den neidischen Blick auf die chinesische Wirtschaft gerichtet, gaben sie unverhohlen zu bedenken, dass es vielleicht an der Zeit wäre, ein bisschen mehr Diktatur zu wagen.

Unter dem Primat der Ökonomie wurde auch Poppers Ansatz politisch entkernt. Die wenigen, die sich noch mit ihm beschäftigten, vermochten in ihm oft nur noch den Wegbereiter des Neoliberalismus zu erkennen. Natürlich wurde die offene Gesellschaft weiterhin zitiert, aber ihre Formel war zur Floskel geronnen.

Ist es aber statthaft, Karl Popper, dem nahezu vergessenen Philosophen der „Offenen Gesellschaft“ ausgerechnet in Zeiten der Krise eine Renaisssance zuzsuchreiben? Darüber ist kein eindeutiges Urteil möglich, denn seine Philosophie ist eigentlich ziemlich krisenresistent.

Weblink:

Man muss um die offene Gesellschaft kämpfen - www.badische-zeitung.de

Freitag, 14. Oktober 2016

Hannah Arendt 110. Geburtstag

Hannah Arendt

Hannah Arendt war eine bekannte Publizistin und Politiktheoretikerin des 20. Jahrhunderts. Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 in Linden bei Hannover geboren. Die hochbegabte Schülerin wuchs in Königsberg in einem sozialdemokratisch orientierten Elternhaus assimilierter Juden auf.

Bekannt wurde die Denkerin Hannah Arendt durch ihre Theorie zur totalen Herrschaft und ihr politisches Konzept der Pluralität. Sie hatte trotz Weltruf nie die Ambition, als Kopf einer Denktrichtung zu gelten. Wie Immanuel Kant, in dessen Heimatstadt die aufwuchs, betrieb Arendt Philosophie als kritisches Geschäft in einer selbstbewußt schnörkellosen Sprache.

»Denken muss man mit Haut und Haaren.
Oder man lässt es bleiben.«


Hannah Arendt

Sie stellte die Philosophie nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts der Herrschaft totalitäter Systeme auf eine neue theoretische Grundlage. Ihr Nachdenken, Schreiben und wissenschaftliches Forschen war motiviert von ihrem "Bedürfnis zu verstehen" - und dies hieß für die politische Schriftstellerin und Philosophin Hannah Arendt, die Wirklichkeit zu begreifen, um so mit ihrer Arbeit weniger zu wirken als in der Welt "zu Hause zu sein".

Doch das 20. Jahrhundert stellte dieses Verstehen wollen nach Einschätzung Hannah Arendts vor eine ungeahnte Herausforderung, ausgelöst durch die unfassbaren Schrecken totalitärer Systeme. Sie hatten bisherige Maßstäbe für moralisches Urteilen und politisches Handeln eindeutig gesprengt und damit eine epochale "Krise der Moderne" und ihrer Traditionsbestände hervorgerufen.

Dieser Situation gerecht zu werden, das hieß für Hannah Arendt, die Grundlagen politischen Handelns und Urteilens neu zu bestimmen. Stets diente ihr das Nachdenken über Politik dabei auch zur eigenen Standortbestimmung angesichts persönlicher Erfahrungen von Judenverfolgung, Exil und Krieg.

Die politische Theoretikerin beschäftigte sich mit den Formen totaler Herrschaft. Für Arendt ist die totale Herrschaft die einzige Staatsform, mit der es keine Koexistenz und keinen Kompromiss geben kann. Spätestens seit ihrem Buch über die »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« (1951) war sie eine gefragte Denkerin.

»Nur wer an der Welt wirklich interessiert ist,
sollte eine Stimme haben im Gang der Welt.«


Hannah Arendt


Im Gegensatz zu Heidegger begründete Arendt ihr Denken von der Geburt des einzelnen Menschen her und nicht vom Tod. In ihrem 1958 veröffentlichten, sich hauptsächlich auf Philosophie beziehenden zweiten Hauptwerk »The Human Condition« – von ihr selbst übersetzt unter dem Titel »Vita activa oder Vom tätigen Leben« in deutscher Sprache 1960 erschienen.

Hannah Arendt starb am 4. Dezember 1975 in New York.

Samstag, 8. Oktober 2016

Michel Foucault als neuer Typus wissenschaftlichen Denkens

Michel Foucault

Als Michel Foucault 1984 im Alter von nur 57 Jahren starb, war er längst zum internationalen Pop-Star der Wissenschaften vom Menschen geworden. Er setzte neue Impulse und Akzente in der Philosophie und bestimmte zudem den Diskurs. Sein Beitrag zur Philosophie ist unbestritten. Er schuf neue philosophische Denksysteme. Mit seinen desillusionierenden Gesellschaftsanalysen wurde Michel Foucault zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Philosophen des 20. Jahrhunderts.

Foucault beschäftigte sich hauptsächlich mit der Analyse von Systemen sozialer Codes, auf denen Gesellschaften seiner Meinung zufolge basieren. Demnach definieren festgelegte Ausschlussprinzipien, beispielsweise die Unterscheidung zwischen Wahnsinn und Normalität, die Formen des sozialen Zusammenlebens.

Foucaults Denken hat sich verselbständigt, denn viele seiner Gedanken, Begriffe und Methoden sind in jene Gebiete der Kultur aufgenommen werden, die er zuvor kritisiert hatte. Foucaults Diskursanalyse mit der er jene Strukturen herausarbeitete, die dem Denken und Handeln der Menschen in einer bestimmten Zeit ihr Gepräge geben, ist eine anerkannte Methode in etlichen wissenschaftlichen Disziplinen geworden: in der Soziologie, Ethnologie, Literatur- und Geschichtswissenschaft und in der Philosophie.


Er machte die Philosophie populär und er zeigte, wie eng Macht mit Wissen und körperlich wirksamen Disziplinen verbunden ist. Seine lesenswerten Schriften zu modernen Machttechniken zeigen, wie eng Macht mit Wissen und körperlich wirksamen Disziplinen verbunden ist. Sie haben einen neuen Typus wissenschaftlichen Denkens geprägt.

Die intellektuelle und biografische Unrast des Michel Foucault machte es schon zu seinen Lebzeiten schwer, ihm eine Etikette zu verpassen. Wahlweise als Kommunist, Dandy, Reaktionär, Antihumanist oder Anarchist bezeichnet, wurde ihm keine dieser Zuschreibungen gerecht. Vor allem in seiner letzten Schaffensphase bestand er auf der Möglichkeit zur Wandlung der eigenen Gestalt und suchte jenseits des Zugriffs moderner Macht nach Formen der Selbstgestaltung.


Wie seine Schriften war auch der Mensch Foucault komplex und voller Widersprüche: einerseits ein politisch engagierter und streitbarer Freigeist und Aktivist des Mai 68, andererseits ein Gelehrter, der seinen Lehrstuhl für die Geschichte der Denksysteme (1970-1984) am Collège de France sehr ernst nahm und sich als zentrale Figur der Institution Universität verstand.

Bemerkenswert ist auch sein persönliches Engagement. Bis zuletzt hat sich Foucault philosophisch wie politisch, im Hörsaal und auf der Straße bemüht, für jene zu sprechen, die in der herrschenden Ordnung keine Stimme haben - die Wahnsinnigen, die Inhaftierten, diejenigen, deren Begehren die Gesellschaft als pervers bezeichnet.

Auch über 30 Jahre nach seinem Tod bleibt Michel Foucault einer der einflussreichsten Intellektuellen weltweit. Bis heute spielen die von Foucault mitgeprägten Begriffe von der "Macht" und dem "Diskurs" eine gewichtige Rolle und werden heftig diskutiert.

Weblink:

Michel Foucault - www.famousphilosophers.org

Literatur:

Die Hauptwerke (Quarto)
Die Hauptwerke (Quarto)
von Michel Foucault

»Wahnsinn und Gesellschaft« von Michel Foucault
Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft
von Michel Foucault


Samstag, 1. Oktober 2016

Leibniz oder die beste der möglichen Welten

Gottfried Wilhelm Leibniz

Von Gottfried Leibniz gilt als der Philosoph der „besten aller möglichen Welten“. Leibniz geht dabei von der Vollkommenheit von Gottes Schöpfung aus. So kam er zu der Überzeugung, daß auch die von Gott erschaffene Welt eine vollkommene Schöpfung sein müsse. Nach Leibniz´ Lehre wäre Gott nicht das vollkommene Wesen, wenn er etwas anderes als die „beste aller möglichen Welten“ für die Menschen erschaffen hätte.

Nach der Monadologie von Gottfried Wilhelm Leibniz gibt es eine unendliche Anzahl möglicher Welten. Von diesen hat Gott nur eine geschaffen, nämlich die vollkommenste, „die beste aller möglichen Welten“. Leibniz argumentierte:


„Gott sah unendlich viele Welten als möglich vor sich;

aber aus diesen unendlich vielen wählte er die wirkliche als die beste.“


Gottfried Wilhelm Leibniz



Gott sah unendlich viele Welten als möglich vor sich. Gottes unendliche Weisheit lasse ihn die beste unter allen möglichen Welten herausfinden, seine unendliche Güte lasse ihn diese beste Welt auswählen und seine Allmacht lasse ihn diese beste Welt hervorbringen.

Folglich müsse die Welt, die Gott hervorgebracht hat – also die tatsächlich existierende Welt –, „die beste aller möglichen Welten“ sein, und jede Form des Übels sei letztlich notwendig und erklärbar.

Das Postulat, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, ist Teil des größeren philosophischen Arguments des 17. Jahrhunderts, dem zufolge Gott mit dem Kosmos nichts Geringeres als eben die beste unter allen möglichen Welten hervorbringen konnte.


Die wirkliche Welt ist die beste u. a. in dem Sinne, dass das Gute in ihr auch von Gott nicht mit einem geringeren Maß an Übel verwirklicht werden kann. Außerdem ist die „beste aller möglichen Welten“ dynamisch gedacht: Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten.


Der berühmte Satz von der „besten aller möglichen Welten“ ist oft missverstanden worden, unter anderem hat ihn Voltaire in seinem Roman Candide parodiert. Die Idee der „besten aller möglichen Welten“ soll nicht in naiver Weise tatsächliches und großes Übel in der Welt leugnen oder schönreden. Vielmehr weist Leibniz auf einen notwendigen Zusammenhang zwischen Gutem und Üblem hin: Es gebe nämlich Gutes, das nur zum Preis der Existenz von Übel zu haben ist.

Weblink:

Leibniz oder die beste der möglichen Welten
Leibniz oder die beste der möglichen Welten
von Jean Paul Mongin und Julia Wauters



Samstag, 17. September 2016

Regierung im Sinne Foucaults

Ein theoretischer Anknüpfungspunkt für die Analyse und die Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft ist der Begriff der Gouvernementalität, wie ihn der französische Philosoph Foucault in seinen Arbeiten Ende der 1970er Jahre skizziert hatte.

Foucault untersucht hier Machtbeziehungen unter dem Blickwinkel der Führung, als eine Art und Weise, das Handlungsfeld von Subjekten zu strukturieren und zu beeinflussen. Der Begriff der Regierung ist ein umfassender, er bezieht sich auf Institutionen und Praktiken, mittels derer Menschen ‚gelenkt‘ werden.

Eine Regierungsweise umfasst als diskursives Feld, auf dem die Ausübung von Macht „rationalisiert wird“ , Wissensformen, Machttechnologien und Subjektivierungsmodi gleichermaßen. Die Machtanalyse von Foucault in Überwachen und Strafen befasste sich mit Institutionen des Zwangs, mit Diskursen und Apparaten, die auf die Unterwerfung des Subjekts zielen.

Der Begriff der Regierung relativiert diesen Aspekt der Unterwerfung, indem Regierung als Kontaktpunkt zwischen Fremd- und Selbstführung aufgefasst wird. Foucault geht also davon aus, dass es freier, nicht unterworfener Subjekte bedarf, dass aber die Freiheit in bestimmten Bahnen verläuft, die an die Ziele einer Regierung gekoppelt sind.

Regierung im Sinne Foucaults operiert also nicht ausschließlich und notwendig über Verbote, sondern auch und gerade durch die Macht, Subjekte zu einem ganz bestimmten Handeln zu bewegen, ihr Handlungsfeld zu bearbeiten.

Weblink:

Das Wahrheitsregime prekärer Verhältnisse - www.diss-duisburg.de

Samstag, 10. September 2016

Was vermag die Vernunft?

Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln.

Soweit sich die Vernunft auf Prinzipien des Erkennens und der Wissenschaften richtet, spricht man von theoretischer Vernunft. Ist die Vernunft auf das Handeln oder die Lebenshaltung ausgerichtet, folgt sie den Prinzipien praktischer Vernunft, die sich in moralischen Fragen an Werten oder zur Erreichung von Effizienz am ökonomischen Prinzip orientieren kann.

Wie erklärt sich diese unheimliche Macht der Vernunft, die zum Besten, aber auch zum Schlimmsten fähig ist? Warum ist die Vernunft so stark, wenn sie die Natur erforscht, aber so unvernünftig, wenn sie sich die Welt zum Untertan macht? Vermag die Vernunft wirklich alles?

Scheint sie doch dem Leben nur schwerlich einen Sinn verleihen zu können ... Muss man wie Faust einen Pakt mit dem Irrationalen schließen, um der Vernunft zu entgehen? Oder daran glauben, dass die Vernunft der Moral zugrunde liegt? Wo steht die Vernunft im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Moral? Stößt die Vernunft bei der Maßlosigkeit an ihre Grenzen? Und scheitert sie am Wahnsinn?

Weblink:

Was vermag die Vernunft? - www.arte.tv

Samstag, 27. August 2016

Die Ethik des Aristoteles

Jedes Handeln und Denken strebt nach dem Guten das ist die Grundvoraussetzung für die »Nikomachische Ethik« des Aristoteles. Das ethische Vermögen des sozialen Menschen liegt für ihn im Vermeiden jedes Übermaßes, in jener »Mitte«, die allein Tugend und Glück hervorbringt.

Dabei zielt er nicht auf einen starren Moralkodex mit konkreten Handlungsanweisungen, sondern auf das Erreichen des höchsten Gutes im Sinne eines möglichst tugendhaften und somit glücklichen Lebens im menschlichen Miteinander. Die Klarheit und Kraft seiner Gedanken sind bis heute ungebrochen.

Ähnlich wie bei Epikur spielt hier der Begriff εὐδαιμονία (eudaimonia) eine große Rolle. Zu dieser Glückseligkeit kommt aber ein zweiter zentraler Begriff: Die ἀρετή (aretḗ) – die Tugend oder der Bestzustand. Das Ziel aller Handlungen ist die Glückseligkeit.

Die Ausbildung der Tugend hilft dabei, diesen Weg einzuhalten. Worin besteht aber das Glück? Sie besteht in dem, was den Menschen von anderen Tieren unterscheidet, also in der Vernunft. Diese muss der Mensch auf Dauer und in Bestzustand gebrauchen. Dann erhält er die Glückseligkeit.

Nikomachische EthikNikomachische Ethik


Bei den Tugenden, die helfen, unterscheidet er zwischen Verstandes- und Charaktertugenden. Die Klugheit als Verstandestugend ist mit dem Handeln verknüpft, da sie das Ziel eines guten Lebens inne hat. Da es in den menschlichen Handlungen keine Beweise gibt, bedarf es der Erfahrung. Dabei hilft die Klugheit, die Mitte zu halten, die sogenannte mesotês-Lehre:

Zum Beispiel ist die Tugend Tapferkeit die Mitte zwischen Feigheit und Übermut. Somit werden die Charaktertugenden bestimmt. Charaktertugenden sind dabei Haltungen, die man loben oder tadeln kann im Gegensatz zu den Verstandestugenden, die zu den Charaktertugenden führen.

Weblink:

Die Ethik des Aristoteles - weltderkultur.wordpress.com

Nikomachische EthikNikomachische Ethik von Aristoteles

Aristoteles und die Gluckseligkeit - philosophen-welt.blogspot.com

Samstag, 20. August 2016

Aristoteles und die Glückseligkeit

Aristoteles


Bereits seit der Antike existieren Überlegungen zu der Frage, wie der Mensch zum Glück findet. In der Nikomachischen Ethik, entstanden im 4. Jahrhundert vor Christus, erklärt der griechische Philosoph Aristoteles die Glückseligkeit als das große Ziel allen menschlichen Lebens, und diese Glückseligkeit, so Aristoteles, besteht aus den Elementen des Gut-Lebens und Sich-Gut-Verhaltens.

Zwei Aussagen stehen im Mittelpunkt. Erstens: Die Suche nach der Glückseligkeit ist das große, umfassende Prinzip menschlichen Lebens; alle anderen Ziele – wie z.B. Reichtum, Lustbefriedigung, Freundschaften, Gesundheit – sind untergeordnet und nur Mittel zu eben diesem einen großen Zweck. Diese Anordnung hilft, manchen als Selbstzweck erscheinenden Wert zu entzaubern.

Diese Glückseligkeit soll man sich, zweitens, nicht als Zustand (als Bilanz eines gelungenen Lebens) vorstellen, sondern als fortwährende Tätigkeit, auch als „Tätigkeit der Seele“.  Die Glückseligkeit kann man demnach nicht in seinen Besitz bringen und horten; sie verlangt vielmehr nach Bewegung und auch nach geistiger Betätigung.

Um umrisshaft zu bestimmen, worin das Glück als oberstes Gut für den Menschen besteht, fragt Aristoteles: Worin besteht die spezifische Funktion (telos) oder Aufgabe (ergon) des Menschen? Sie besteht im Vermögen der Vernunft (logos), das ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Der für den Menschen spezifische Seelenteil verfügt über dieses Vermögen der Vernunft; der andere Seelenteil, der sich aus Emotionen und Begierden zusammensetzt, ist zwar selbst nicht vernünftig, kann sich aber durch die Vernunft leiten lassen. Um das Glück zu erlangen, muss das Individuum das Vermögen Vernunft gebrauchen, nicht bloß besitzen, und zwar auf Dauer und in einem Bestzustand (aretê). Demgemäß ist „das Gut für den Menschen“, das Glück, eine

„Tätigkeit der Seele gemäß der Gutheit und wenn es mehrere Arten der Gutheit gibt, im Sinn derjenigen, welche die beste und am meisten ein abschließendes Ziel (teleios) ist. In einem ganzen Leben, denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, auch nicht ein Tag. So macht auch ein Tag oder eine kurze Zeit keinen selig (makarios) und glücklich (eudaimôn).“

Samstag, 13. August 2016

Angst bei Søren Kierkegaard

Søren Kierkegaard

Kierkegaard gilt als Philosoph der Angst. Am 17. Juni 1844 erschien in Kopenhagen ein Buch mit dem merkwürdigen Titel: »Der Begriff Angst«. Noch etwas merkwürdiger ist der Untertitel: »Eine schlichte psychologisch-andeutende Überlegung über das dogmatische Problem der Erbsünde«. Am allermerkwürdigsten aber ist der lateinische Name des Verfassers: »Vigilius Haufniensis« - zu Deutsch etwa »Der Nachtwächter Kopenhagens«.

Nun, in seinem neuesten Werk will Kierkegaard seinen Landsleuten die Nacht erhellen, sprich: die dunkle Seite ihres Wesens. Als Grundzug des Menschen findet er einen in der Philosophie völlig neuen Grundbegriff: die Angst. Er möchte sie allerdings sofort von der Furcht unterscheiden, die einen Gegenstand hat, während Angst gegenstandslos ist. Man fürchtet sich „vor“ etwas, aber man „hat“ Angst.

Angst ist im Denken Kierkegaards einer der zentralen Begriffe, an dem sich nicht zuletzt zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Die Angst, von der hier die Rede ist, ist mehr als nur Angst, sie führt direkt zu dem Begriff der Freiheit. An beiden Begriffen - Angst und Freiheit - wird deutlich, daß ein Mensch nicht ohne weiteres er selbst ist, sondern es in entscheidender Weise erst noch werden muß.

Søren Kierkegaards Schrift »Der Begriff Angst«, 1844 erstmals veröffentlicht, hat in der Folgezeit Philosophie und Theologie maßgeblich beeinflußt.


Weblink:

Der Mensch braucht Angst, sonst lernt er nichts: Sören Kierkegaard - WELT - www.welt.de

Literatur:

Angst bei Søren Kierkegaard
Angst bei Søren Kierkegaard
von Arne Grøn

Was macht uns glücklich?

Glück ist eine Ungeheuerlichkeit;
die es suchen, werden bestraft!

Gustave Flaubert

Glück ist ein erstrebenswerter Zustand, den jeder gern empfindet, der jedoch meist nicht von Dauer ist. Die Suche nach dem Glück ist so individuell wie die Wege zum Glück. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, was ihn glücklich macht.

Können Dinge glücklich machen? Kann Glück von außen kommen? Oder ist Glück nicht vielmehr die Fähigkeit, sich über alle Gelegenheiten freuen zu können, die uns Glück schenken? Doch wie kann Glück dann von Dauer sein?

Fast jeder Mensch möchte wissen, was ihn glücklich macht. Doch was wirklich Glücksgefühle in uns auszulösen vermag, weiß man erst, wenn man tatsächlich Glück empfindet. Glück zu definieren ist ebenso notwendig wie unmöglich. Können Dinge glücklich machen? Kann Glück von außen kommen? Oder ist Glück nicht vielmehr die Fähigkeit, sich über alle Gelegenheiten freuen zu können, die uns Glück schenken? Doch wie kann Glück dann von Dauer sein?

Wie kann man glücklich sein wollen, ohne zu wissen, was einen glücklich macht? Kann Glück auch eine Leidenserfahrung oder ein Problem sein? Ist Glück einfach ein befriedigter Wunsch? Ist Glück eine Willensfrage oder eine Sache des Wünschens? Kann man sich Glück aufbauen? Ist Glück Optimismus oder Pessimismus? Kann Erwartung glücklich machen? Oder: Endet Glück schon mit dem Wissen darum?

Das Leben zu leben im Einklang mit eigenen Werten ist so essenziell wichtig um glücklich zu sein. Auch eigene Werte einordnen zu können, was einem wichtig ist und was eher nicht. Meines Erachtens nach sind Werte unendlich wichtig um ein sinnerfülltes Leben zu führen. Auch um gegen Meinungen anzutreten und unbequem zu sein.

Weblink:

http://www.arte.tv/guide/de/058424-010-A/philosophie

Was macht uns glücklich? - www.arte.tv

Mittwoch, 10. August 2016

Uli Hoeness will wieder Präsident des FC Bayern werden



Die Unschuld vom Landsberg ist zurück und steht vor der Rückkehr in Amt und Würden. Uli Hoeness will wieder Präsident des FC Bayern werden. Keine Person wird dem etwas entgegensetzen. - Ist das okay? Rechtlich ja. Und moralisch? Das scheint aber in Münchnen niemand zu interessieren.

Wenn Uli Hoeness im November wieder zum Präsidenten des FC Bayern gewählt wird, dann hat er seine dreieinhalbjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung noch gar nicht ganz verbüßt. Der Rest ist zur Bewährung ausgesetzt, Hoeness lebt seit einigen Monaten auf freiem Fuß. Was sagt es aus über den Klub, dass Hoeneß demnächst ins Amt zurückkehren dürfte, denn bisher ist kein Gegenkandidat für die Wahl im November bekannt?

Rechtlich ist die Frage klar: Natürlich darf Hoeness wieder Präsident des FC Bayern werden. Es kann nicht das Ziel einer Freiheitsstrafe sein, Menschen lebenslang zu stigmatisieren oder ihnen ein Berufsverbot aufzuerlegen. Hier gilt das Prinzip Resozialisation.

Zwar gab es früher einen Passus in der Satzung des Vereins, demzufolge "nur unbescholtene Personen" überhaupt Mitglieder werden durften. Dieser war aber im Zuge der Hoeneß-Affäre stillschweigend geändert worden. Inzwischen darf jeder mitmischen, der nicht gegen die Interessen des FC Bayern handelt. So weit sind die moralischen Ansprüche in Bayern also gesunken. Da muss der FC Bayern eben sehen, wie er damit klar kommt, nicht eben die Krone der Moralität zu sein.

Moralisch ist die Sache allerdings fragwürdig, denn hier kandidiert ein Vorbestrafter um das Amt des Präsidenten. Es ist ein klassischer Konflikt zwischen Recht und Moral, dessen Beantwortung sich nur über den moralischen Anspruch lösen lässt. Wer einen Vorbestraften für das Amt kandidieren lässt, dessen moralischer Anspruch kann nicht allzu hoch sein. In dieser Hinsicht ist das Urteil ziemlich eindeutig.

Weblink:

Uli Hoeneß' Rückkehr: Die Unschuld vom Landsberg - SPIEGEL ONLINE - www.spiegel.de

Samstag, 6. August 2016

Wenn Angst das Leben bestimmt



Kierkegaard unterscheidet zwischen Furcht und Angst. Furcht richte sich auf Bestimmtes, Angst ist ein diffuses Gefühl und bleibt stets unbestimmt. Es ist die Angst vor dem Nichts, das weite Feld des Unbekannten, in dem auch die Möglichkeit zur Schuld liegt.

Søren Kierkegaard unterschied u. a. in »Der Begriff Angst« (1844) erstmals die ungerichtete Angst von der auf einen Gegenstand bezogenen Furcht. Für ihn war Angst die Angst vor dem Nichts und mithin der Ausdruck der menschlichen Wahlfreiheit und Selbstverantwortlichkeit. Die Existenzangst sei eine allgemeine Erfahrung des Menschen, der sich im Laufe seiner Phylogenese weitgehend aus der Verbundenheit mit der Natur gelöst habe. Aus dem damit einhergehenden Verlust an Geborgenheit und den vielen Freiheitsmöglichkeiten (»Schwindel der Freiheit« nach Kierkegaard) resultiere diese Angst.

Insofern sich das Objekt auf seine Gefährlichkeit hin prüfen lässt, kann man jederzeit einsehen, das die Furcht widersinnig ist und guten Gewissens aufgegeben werden kann. Die Angst hat gemäß Kierkegaard keinen Gegenstand, sie bezieht sich auf unser Dasein selbst und ergreift uns wie ein Schwindel. Kierkegaard meint, wir können uns auch von dieser Angst befreien durch die Entscheidung für den Glauben: Gottvertrauen sublimiere die Angst.

Bei Heidegger funktioniert dieser Riss mit der Welt nicht mehr. Martin Heidegger bestimmte Angst als eine Grundbefindlichkeit des Menschen, welche diesem die Unabgeschlossenheit des eigenen Verständnishorizontes zum Gewahrsein bringe und ihn zur Entschlossenheit befähige. Insofern kann man sich Heidegger zufolge nicht entscheiden, keine Angst zu haben.

Angst führt zu Verunsicherung und wenn das Problem der Angst nicht gelöst wird, zu Unzufriedenheit. Es ist durchaus angemessen, vor den Dingen Angst zu haben, die reale Gefahren sind. Aber es ist auch gut, Unsicherheiten und Ängste, die uns von außen suggeriert werden, zu überprüfen. Denn Angst macht Menschen auch manipulierbar. Diese Angst ist gefährlich.

Wenn nun allerdings in der Politik die Rede davon ist, dass Ängste nicht nicht ernst genommen, so wird vertuscht, daß es in diesem Kontexten eigentlich um Furcht ginge. Statt über vernünftige Gründe zu sprechen, weshalb die Flüchtlingskrise Anlaß sein könnte, sich vor konkreten Dinge zu fürchten oder eben gerade einzusehen, daß die Furcht gegnstandslos ist, schürt man diffuse Ängste oder behauptet, diese würden negiert.

Damit entzieht man sich aber gerade dem eigentlich Politischen, nämlich der Übersetzung des diffusen Gefühls der Angst in konkrete Befürchtungen, die ihrersets begründet werden müssten.

Wir sollten rational an unsere Ängste herangehen und immer fragen: Wie wahrscheinlich ist es, daß sie auch eintreten? Wir sollten mehr Vertrauen in uns und die Kraft der Gemeinschaft haben.

Weblink:


Der Begriff Angst
von Søren Kierkegaard

Was ist Würde?

Was ist Würde?

Die Würde ist kein abstrakter Begriff, sondern ein Thema, das jeden Menschen betrifft, unabhängig von Alter, Geschlecht und Hautfarbe. Die Würde betreffende Fragen sind immer auch Fragen der Abwägung. Wer aber wägt ab, wenn es zu Konflikten kommt? Wer entscheidet zum Beispiel, wann die Würde des Ungeborenen anfängt und die des Todkranken endet?

Die Würde des Menschen ist im Grundgesetz fest verankert. Dennoch wird sie gegenwärtig kontrovers diskutiert. Ist sie wirklich unantastbar, oder ist es nicht doch in manchen extremen Fällen erlaubt oder sogar geboten, sie zugunsten anderer zentraler Werte einzuschränken.

Die Geschichte der Menschenwürde als ethisches Konzept beginnt mit dem römischen Politiker und Philosophen Cicero. Er ist im ersten vorchristlichen Jahrhundert der erste Denker, der dem Menschen allein aufgrund seiner Vernunftbegabung eine besondere Stellung zuweist. Allerdings meint Cicero, man müsse sich seine Würde durch sittliche Lebensführung erst erwerben.

Artikel 1 Absatz I

Im Mittelalter kommt ein neuer, christlicher Aspekt hinzu: was den Menschen aus der Schöpfung heraushebt, ist seine Erschaffung als Ebenbild Gottes. Mit der Fähigkeit zur Selbstbestimmung bringt später das Zeitalter der Aufklärung ein weiteres Kriterium ins Spiel: die Freiheit.

Immanuel Kant geht noch einen Schritt weiter und definiert die Würde als das Merkmal eines jeden Menschen, das unvergänglich, unveräußerlich und unbedingt sei. Er meint, dass sich der Mensch durch seine ihm eigene Moralität als würdig erweise.

Den Rahmen, in dem jeder Mensch in körperlicher und geistiger Unversehrtheit leben kann, schaffen dann im 20. Jahrhundert die Menschrechte. Sie formulieren die unabdingbare Pflicht zum gegenseitigen Respekt gleich mit - die Garantie dafür, dass die Würde des Mitmenschen unangetastet bleibt.

Weblink:

Philosophische Grundlagen und aktuelle Fragen - www.br.de

Gedanken über ein gutes Leben


In der westlichen Welt suchen Menschen derzeit vielfach ganz individuell nach dem guten Leben. Aus Sicht ist ein gutes Leben erreicht, wenn man seine inidivduellen Fähigkeiten entfalten kann. Da besteht ein Bezug auf Aristoteles.

Wer ein gutes Leben führt, verhält sich moralisch integer und verantwortungsvoll, tut Gutes im eigenen Wirkungskreis, egal wie groß oder klein dieser ist, und auch dies kann durchaus beglückend sein, sei es durch persönliche Erfolgserlebnisse oder die Wertschätzung von anderen.

Das gute Leben bewegt sich also im Spannungsfeld zwischen den persönlichen Bedürfnissen und der sozialen Umwelt. Für die individuelle Komponente verspricht die Glücksforschung Erkenntnisse; was die Interaktion mit den Mitmenschen anlangt, kann die Moralphilosophie Orientierung geben.

Und was hat das Ganze mit Politik zu tun? Der Staat kann niemandem ein gutes Leben garantieren. Aber er sollte die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Voraussetzungen schaffen, um die Menschen individuell dazu zu befähigen.

In der aktuellen globlaen Debatte geht es etwa darnm,warum Einmischung zur Bevormundung eines anderen Landes wird.

Samstag, 30. Juli 2016

Angst - das Grundgefühl unserer Zeit



Die Angst geht um in Europa. Die Angst vor Terror, vor vermeintlicher Islamisierung, vor dem Gespenst der sogenannten Überfremdung. Angst vor dem Scheitern, Angst vor dem Leben, Angst vor der Angst.

Angst ist das Grundgefühl unserer Zeit. Unter keinem Gefühl leiden Menschen so stark wie unter der Angst. Doch ist sie auch das Grundgefühl der Gegenwart, wie einige Soziologen meinen? Wie lässt sie sich besiegen?

Jeder fünfte leidet einmal im Leben an einer Angststörung. Und wer einmal eine Panikattacke erlitten hat, hat zu allem Übel noch Angst vor der Angst.

Was den Philosophen Sören Kierkegaard in die Arme des Christentums trieb, erscheint heute alsein weitverbreitetes Lebensgefühl.

Was bringt die Menschen so in Aufruhr? Warum machen sie sich permanent Sorgen? Ist die Angst am Ende die Schubkraft der Leistungsgesellschaft – und haben die Betroffenen letztlich genau vor dieser Gesellschaft Angst?

Flüchtlingspolitik aus Kantischer Sicht

Bei der Flüchtlingspolitik Deutschlands lassen sich auch Wurzeln in der deutschen Geistesgeschichte entdekcen.

Kant hat den katego­rischen Imperativ als sittliche Forderung formuliert, die sich an den Einzelnen richtet. Er wäre nie auf die Idee gekommen, diesen auch für das Staatssubjekt geltend zu machen. Dass die Politik, vor allem in der internationalen Arena, nach einer ganz anderen Logik, nämlich der des staatlichen kollektiven Selbstbehauptungswillens, agieren muss, das war Kant vollkommen klar.

Kant war auch überzeugt, dass es nie einen Weltstaat geben würde, dass die Welt sich auch weiterhin in einer Vielfalt von Staaten gruppiert. Er sagt zwar, es wäre wünschenswert für den ewigen Frieden, wenn es nur einen Staat gäbe, darüber müsse man sich aber gar nicht den Kopf zerbrechen, weil es ihn ohnehin nie geben werde. Die Menschen existieren durch ihre Sprachen und Kulturen in einzelnen Teilen.

Gesinnung gegen Verantwortung

Als In­dividuum kann man sich der Gesinnungsethik verpflichtet fühlen und allen Flüchtlingen helfen – obwohl das bei jenen, die sich diesbezüglich exponieren, meistens nur Rhetorik ist. Aber die Politik muss verantwortungsethisch handeln. Zurzeit ist aber in der Politik die grosse Stunde der ­Gesinnungsethik, wie Merkel sie uns vorführt. Auch wenn sie jetzt zurückzurudern versucht, der Schaden ist angerichtet. Wir werden bei diesen gewaltigen Zahlen eine ­islamische Parallelgesellschaft bekommen mit allen fatalen ­Folgen.

Konrad Ott baut seine Moralschrift auf der Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik auf. Diese Unterscheidung trägt nicht weit, wenn sie überhaupt etwas taugt. Von Zeit zu Zeit wird sie als ideologisches Versatzstück einer konservativen Gesinnung aus der Mottenkiste geholt. Nachdem jede ernstzunehmende Gesinnungsethik nicht ohne Verantwortung auskommt und umgekehrt, gelingt es meist mühelos, die gefälligen Elemente so hervorzuheben, dass das vermeintlich Richtige herauskommt. Der Autor demonstriert das bis zum Überdruss – leider unfreiwillig.

Er zeichnet das Bild einer gesinnungsethischen Haltung, die, seiner Meinung nach, nicht nur einer grenzenlosen Zuwanderung das Wort reden müsse, sondern auch nichts von den Zuwanderern erwarten dürfe, ja sogar die Verweigerung von Mitarbeit oder Betrug letztlich gutheißen müsse. Nicht einmal die Mülltrennung wäre den Flüchtlingen aus einer gesinnungstheoretischen Haltung heraus zuzumuten. Es ist eben das Buch eines gesinnungsradikalen „Verantwortungsethikers“, der die Gesinnungsethik unbedingt skandalisieren will.

Die Logik der Gesinnungsethik geht von Menschenrechten und universellen Hilfspflichten aus. Das Menschenrecht auf Asyl bei politischer Verfolgung wird als zu eng befunden, da es nicht alle echten Fluchtgründe erfasst wie etwa Flucht vor Krieg, Bürgerkrieg, Terrorismus, Stigmatisierung sexueller Orientierung, extreme Armut, Klimawandel und vieles mehr. Zuflucht gewähren sollten wir letztlich allen Menschen in echter Not, sofern uns dies nicht überfordert.

Die Unterscheidung zwischen Flucht und Migration wird häufig abgelehnt. Damit begibt sich die Gesinnungsethik auf eine Bahn, an deren Ende kosmopolitische Ideale von globaler Freizügigkeit aller Menschen stehen, was einer Öffnung aller staatlichen Grenzen gleichkommt. Demgegenüber will Verantwortungsethik Zuwanderung begrenzen und steuern. Sie behält die Unterscheidung zwischen Flucht und Migration bei, fasst Fluchtgründe eng und hält es für zulässig, Anreize und Abreize zu setzen, etwa beim Asylbewerberleistungsgesetz.

Weblinks:

Zuwanderung und Moral
Zuwanderung und Moral
von Konrad Ott

Wie viel Moral darf es sein? - Gastbeitrag von Konrad Ott - www.ln-online.de