Samstag, 11. Dezember 2021

»Kritik der reinen Unvernunft oder Phänomenologie des Ungeistes«




Philosophie basiert wesentlich auf der Annahme von Vernunft.

Gibt es eine Philosophie der Unvernunft? Bislang nicht, aber es gibt leidglich Ansätze hierzu.

»Kritik der reinen Unvernunft oder Phänomenologie des Ungeistes« von Götz Dahlmüller


Literatur:

Kritik der reinen Unvernunft oder Phänomenologie des Ungeistes
Kritik der reinen Unvernunft oder Phänomenologie des Ungeistes:
von Götz Dahlmüller


Blog-Artikel:


Egoisten: Ein Klassiker der Geisteswissenschaft: Hegels "Phänomologie des Geistes"
- egoistenblog.blogspot.com

Samstag, 4. Dezember 2021

Friedrich Schleiermachers Religion ohne Dogmen

Friedrich Schleiermacher

Wenn Religion ein Gefühl ist, eine Grundstimmung, die im Gemüt des Menschen und nicht durch Reflexion entsteht, dann gerät eine theologische Disziplin in die Schusslinie: die Dogmatik.

Friedrich Schleiermacher hatte einen ganz eigenen Begriff von Religion, der sich von dem der beiden Amtskirchen. unterscheid. Sein umfassender Religionsbegriff war so geräumig, daß er nicht nur Kunst und Poesie Unterkunft bot, sondern auch Mythos und Mythologie anders verstehen lehrte. Der religiöse Kern im Mythos ist für Schleiermacher dort zu suchen, wo beides miteianeiannder verbunden sind: die Verbindung mit dem ungeheuren Ganzen und die Weckung des Bewußtsein von Individualität und das bedeutet die Erfahrung von Freiheit.

Der große Nachteil der Religion ist, daß sie selten ohne Dogmen auskommt. Sein Religionsbegriff kam ganz Dogmen aus. Für ihn war Religion ein Prozess, wirkliche Religion ist nur erfahrbar, wenn der einzelne Mensch sie als ewigen Neuanfang begreift. Und nicht als etwas Gelerntes, einmal Angenommenes, das wie von selbst weiterläuft. Religion ist unfassbar, nicht dingfest zu machen. Um ihrem Wesen näher kommen zu können, muss der Mensch sich nicht in die Einöde oder die Stille eines klösterlichen Lebens zurückziehen. Was er stattdessen braucht, ist Kommunikation mit seinen Mitmenschen.

Schleiermachers Ansichten über die Religion machten ihn für die Romantiker interessant, die eine Verbindung von Kunst, Poesie und Religion suchten. Die Romantiker wollten sich ihre eigene Kunstreligion erschaffen.

Schleiermachers - wie auch Novalis - Religion war eine ästhetische. Es war eine Phantasie-Religion oder die Religion der Phantasie. Es ging um Gefühl und Anschauung, nicht um moralishes Handeln. Der religiös geweckte Sinn für das Universum ist zuglich ein Schönheitssinn. Die Seele des religiösen Menschen sehnt sich danach, die Schönheit der Welt einzusaugen.

Eine Religion der Offenbarung eignete sich nicht, daß man das Spiel der Einbildungskraft an ihr ausließ. Es musste eine Religion sein, die selbst aus dem Spiel erwuchs.

Weblinks:

"Religion ist ein Gefühl" - www.deutschlandfunk.de

"Religion ist ein Gefühl" - www.deutschlandfunk.de

Genialer Denker der Unendlichkeit - www.evangelisch.de
Reihe zum Theologen Friedrich Schleiermacher - www.pro-medienmagazin.de

Samstag, 27. November 2021

Impfpflicht als ultima ratio

Impfung mit Spritze

Eine Impfpflicht ist nur zulässig, wenn sie begrenzt wird. Lebenslang ist ein zu großer Eingriff des Staates. Dafür müsste das Grundgesetz geändert werden. Eine gesetzliche und allgemeine Impfpflicht ist die ultima ratio in einer ziemlich ausweglosen Lage, sind einer gesetzlichen Impfpflicht doch hohe Hürden auferlegt, da diese gegen die Selbstbestimmung verstößt und die Freiheitsrechte der Menschen einschränkt. Dabei ist jedoch zwischen moralischer und gesetzlicher Pflicht unterschieden.

Eine allgemeine Impfpflicht und auch die Begrenzung der Partizipation an der Solidargemeinschaft wiederum darf nicht mit Zwang verwechselt werden: Es geht nicht darum, Unwilligen die Spritze notfalls mit Gewalt in den Arm zu rammen. Vielmehr könnte es für bestimmte Berufsgruppen oder generell eine gesetzliche Anordnung zur Corona-Impfung geben, deren Nichtbefolgung eine Ordnungswidrigkeit wäre und dementsprechend gebüßt werden müsste. Damit stünde es hartleibigen Impfgegnern immer noch frei, die negativen externen Effekte ihrer Handlungen durch das Zahlen des Bußgeldes zu kompensieren.

Aus moralischer Sicht ist das Impfen die Pflicht eines jeden Menschen, um sich, seine nächsten und andere nicht zu gefährden und die Gemeinschaft vor Ansteckung und Weiterverbreitung des Virus zu schützen.

Zu den zur Bekämpfung der Pandemie notwendingen Pflichten gehört auch die Pflicht zur Aufklärung der bisher nicht Geimpften über die Bedrohung durch das Corona-Virus. Die Unwissenden müssen informiert werden, die Gedankenlosen und Trägen mit symbolischen positiven Anreizen und, wenn das nicht reicht, mit einem Stups in die richtige Spur bringen. Aber die dann noch verbliebenen Bockigen, Leugner und Egoisten sollten wir durch strafbewehrte gesetzliche Pflichten und Ausschluss aus bestimmten materiellen, kulturellen oder institutionellen Bereichen der Teilhabe dazu bewegen, ihre moralische Pflicht zu tun.

Warum nicht? Wenn es der einzige Weg zurück zur Normalität ist, der uns unsere wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen bewahrt, dann soll es so sein. Die allgemeine Impfpflicht muss und wird also kommen. Und auch Kinder werden zwingend geimpft werden. Anders ist die Schulpflicht nicht durchzusetzen. Man wird ein gesetzliches Konstrukt finden, dass auch renitente Eltern zwingen wird, ihre Kinder impfen zu lassen.

Gegner einer allgemeine Impfpflicht betonen, daß es niemals eine allgemeine Impfpflicht geben darf. Denn dadurch wird eine massive Grundfeste unserer Demokratie. Einer für Alle - alle für Einen! Dieser aktive Einfgriff in die Gesundheit von gesunden Menschen, darf nur das letzte Mittel bleiben. Und da sind wir genau dort, wo ich uns jetzt sehe.

Wir haben eine Situation, die sehr deutlich kennzeichnet, dass auch die Impfung nicht das Alheilmittel ist, da sie nur temporär schützt und jederzeit von neuen Viren ausgehebelt werden kann. Ich denke die Wissenschaft ist hier in der Pflicht noch weitere, effizientere Wege aus der Pandemie zu finden. Bevor ich guten Gewissens solch eine Entscheidung fällen darf, muss ich zu 100 Prozent sicher sein, dass sonst nichts funktioniert. Das ist hier nicht der Fall.

Pandemie als globale Herausforderung

Pandemie

Eine Pandemie ist ein globales Phänomen - abgeleitet aus dem Wort »Pandemie« - griechisch pandemios - heißt "alle Völker betreffend". Man kann eine Pandemie prinzipiell nicht nationalstaatlich lösen. Nationalstaatlich kann man Impfstoffe verteilen, Impfstoff-Zulassungen auf eine bestimmte Weise prüfen, Statistiken erheben, Gesundheitssysteme finanzieren, aber keine Pandemie überwinden.

Spätestens dann, wenn sich eine Pandemie zu einer gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite auswächst, kann ihre nachhaltige Bewältigung nur durch das weltweite Zusammenwirken einer Vielzahl von Akteuren gelingen.

Dieser globalen Dimension der Pandemiebekämpfung muss sich Politik folgrich weltweit annehmen, um COvdi19 wikrusngvoll bekämpfen zu können. Dies erfordert einen Akt der internationalen Solidarität.

Samstag, 20. November 2021

Nietzsche und der Tod Gottes

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche wandte sich angesichts des Leidens und frühen Sterbens seines Vaters an Gott, betend und bittend, aber seine Bitten blieben ohne göttliche Antwort.

Kein Gott hatte ihm geantwortet und Nietzsche lernte daraus: Gott erhört uns nicht. Die Frommen verehren eine Art Phantom, ein illusorisches Himmelswesen, unerreichbar und tyrannisch. Dieser Glaube, sagt Nietzsche später, führt die Menschen dazu, das Beste ihrer Ideen und Energien an einen illusorischen Himmel zu verschleudern … anstatt „fröhlich“ auf Erden zu leben. Es kommt für Nietzsche entschieden darauf an, dass die Menschen die Freude am Lebendigen bewahren, dass sie sich am Genuß der Sinne erfreuen, dass sie Stärke erleben. Bleibt der Erde treu, heißt dann sein Prinzip.

Diogenes taucht bei Nietzsche in der »Fröhlichen Wissenschaft« als "toller Mensch" auf, der Gott mit der Laterne sucht, um dann festzustellen, daß Gott tot ist. - In Nietzsches »Die fröhliche Wissenschaft« verkündet der "tolle Mensch2 im Jahr 1882: »Gott ist todt! … Wir haben ihn getödtet!« Hundert Seiten weiter heißt es dann, freilich erst ab 1887 in der zweiten Auflage: „Der Horizont ist wieder frei… jedes Wagnis des Erkennenden ist wieder erlaubt.“ Jetzt spricht nicht mehr der tolle Mensch, sondern ein freier Geist, selbstbewusst und zuversichtlich. Während sich Nietzsche in seinem Buch »Morgenröthe« noch 1881 „Am Sterbebett des Christentums“ gesehen hatte, geht 1887 die Fahrt nach dem Tode Gottes hinaus in die Morgenröte und aufs offene Meer.

Was meinte Friedrich Nietzsche mit seinem berühmten "Gott ist tot"? Die Antwort auf die Frage zum Ausspruch "Gott ist tot" wird für manche überraschend sein. Es stellt sich heraus, dass Nietzsche gar kein Atheist war und auch die Parallelen seiner Prophezeiung über das Kommen eines neuen Gottes und seinem Konzept des Übermenschen sind erstaunlich.

Nimmt man aber die zentrale Textstelle aus der »Fröhlichen Wissenschaft« (Nr. 125, Der tolle Mensch) wird deutlich, dass er nicht einfach behauptet, Gott sei tot (wie man sagen kann, die Dronte ist ausgestorben), sondern dass er einen Suchenden beschreibt, der zur Erkenntnis kommt, die Menschen haben Gott getötet! Nietzsche gesteht also durchaus zu, dass Gott das "Heiligste und Mächtigste" war, was es bislang auf Erden gab.

Nietzsches Kritik richtete sich also in erster Linie gegen die Menschen und ihre Taten.

Weblinks:

Der Tod Gottes - www.brg-lienz.tsn.at

... - www.dober.de

Nietzsche erklärt: Gott ist tot - der Gott jenseits von Gut und Böse - www.youtube.com

Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche Die Fröhliche Wissenschaft
Die Fröhliche Wissenschaft
von Friedrich Nietzsche

Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Samstag, 13. November 2021

Ethik in Zeiten der Pandemie


In Zeiten der Pandemie hat das größte Glück - verstanden als Gesundheit aller Menschen - klaren Vorrang gegenüber dem Glück Einzelner - verstanden als Freiheit des einzelnen Menschen, um die umgehinderte Ausbreitung der Pandemie und eine ansteckende Infektion einer immer größer werdenden Zahl der Bevölkerung zu verhindern.

Es kann in der Pandemie nicht um das Glück Einzelner (Freiheit) gehen, sondern um das größte Glück (Gemeinwohl und Gesundheit) aller Menschen gehen. Die Regierungen haben es den Menschen überlassen, in Eigenverantwortung diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Das Resultat war der jeweils nächste Lockdown.Ein konkretes Beispiel für bestehende Spannungen zwischen Freiheit und Gemeinwohl, zwischen Eigenverantwortung und Verantwortung anderen gegenüber, ist es daher, sich impfen zu lassen.

Die Gesundheit der Bevölkerung erfordert jedoch zwingend die Einhaltung von vorgeschriebenen Verhaltensregeln durch die jedem einzelnen. Regeln einzuhalten scheint in einer Gesellschaft, wo Individualität und Egoismus beinahe schon beliebig austauschbare Begriffe geworden sind, extrem schwer zu sein. Es ist eine Sache der Disziplin. Die Nachlässigkeit gegenüber den AHA-Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zeugt von einer Ignoranz der moralischen Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft. Daher sind mehr Rücksicht und Verantwortung der Menschen und der ganzen Bevölkerung zur Erhaltung der Gesundheit in dieser schweren Zeit erforderlich.

Angesichts der ethischen Grundspannung, in der Pandemie unter Aufrechterhaltung des gesamtgesellschaftlichen Systems Lebens- und Gesundheitsschutz einerseits und Freiheitsermöglichung andererseits auszubalancieren, muss man nicht nur vor allen Formen moralischer oder politischer "Alternativlosigkeit" warnen, sondern auch – deskriptiv wie normativ – proaktiv auf Pluralität setzen. Diese Pluralitätsoption ist nicht nur Realität moderner Demokratien oder ein Klugheitsimperativ in einer komplexen Gesellschaft, möglichst viele Kompetenzen und auch Positionen zu berücksichtigen, um höchst komplexen Herausforderungen wie der Corona-Pandemie zu begegnen. Vielmehr ist die Anerkennung unterschiedlicher Positionen auch (bis zu einem gewissen Grade) normativ geboten, wenn sich die Partizipation an öffentlichen Debatten und politischen Entscheidungen aus Menschenwürde und Menschenrechten ableitet.

In diesem Zusammenhang ist auf die Ethik hinzuweisen, welche die Moralität von Handlungen danach bewertet, ob sie das Glück der Menschen maximieren oder reduzieren. Diesem auf Nützlichkeit basierenden ethischen Prinzip, dem wir alle verpflichtet sind, hat Jeremy Bentham (1748 bis 1832) den Namen »Utilitarismus« gegeben. Es bezeichnet die zweckorientierte Ethik: Das größte Glück für die größte Anzahl.

»Die Freiheit des einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit des anderen beginnt.«

Leibniz oder die beste der möglichen Welten

Gottfried Wilhelm Leibniz

Dem Philosophen Leibniz verdanken wir die Behauptung, dass unsere Welt "unter allen möglichen die beste" sei. Wie aber lassen sich dann Kriege und Katastrophen erklären? Diesen scheinbaren Widerspruch versucht Leibniz in seinem Theodizee-Argument aufzulösen. Schließlich ist Gott für ihn der größte Rechenkünstler überhaupt.

Leibniz geht dabei von der Vollkommenheit von Gottes Schöpfung aus. So kam er zu der Überzeugung, daß auch die von Gott erschaffene Welt eine vollkommene Schöpfung sein müsse. Nach Leibniz´ Lehre wäre Gott nicht das vollkommene Wesen, wenn er etwas anderes als die „beste aller möglichen Welten“ für die Menschen erschaffen hätte.


Das Postulat, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, ist Teil des größeren philosophischen Arguments des 17. Jahrhunderts, dem zufolge Gott mit dem Kosmos nichts Geringeres als eben die beste unter allen möglichen Welten hervorbringen konnte.


„Gott sah unendlich viele Welten als möglich vor sich;

aber aus diesen unendlich vielen wählte er die wirkliche als die beste.“


Gottfried Wilhelm Leibniz



Die wirkliche Welt ist die beste u. a. in dem Sinne, dass das Gute in ihr auch von Gott nicht mit einem geringeren Maß an Übel verwirklicht werden kann. Außerdem ist die „beste aller möglichen Welten“ dynamisch gedacht: Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten.

Der berühmte Satz von der „besten aller möglichen Welten“ ist oft missverstanden worden, unter anderem hat ihn Voltaire in seinem Roman Candide parodiert. Die Idee der „besten aller möglichen Welten“ soll nicht in naiver Weise tatsächliches und großes Übel in der Welt leugnen oder schönreden. Vielmehr weist Leibniz auf einen notwendigen Zusammenhang zwischen Gutem und Üblem hin: Es gebe nämlich Gutes, das nur zum Preis der Existenz von Übel zu haben ist.

Weblink:

Leibniz oder die beste der möglichen Welten
Leibniz oder die beste der möglichen Welten
von Jean Paul Mongin und Julia Wauters