Samstag, 30. März 2019

René Descartes 425. Geburtstag

René Descartes


René Descartes wurde vor 425 Jahren am 31. März 1596 in La Haye in der Touraine geboren. Er entstammte einer aristokratischen altfranzösischen Familie in der Touraine. Descartes war ein bedeutender französischer Philosoph der Aufklärung und Begründer der neuzeitlichen Philosophie.

Descartes markiert die Wende der Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit. Mit ihm begann das Denken der Neuzeit. Mit den Mitteln radiklen Skepsis gab René Descartes der Philosophie ein neues Fundament und wurde zum Vater der neuzeitlichen Philosophie. Die cartesianische Philosophie umfasst sowohl erkenntnistheoretische Aspekte als auch empirische und naturwissenschaftliche Forschungen von Descartes.


Nur für kurze Zeit nahm er am üblichen gesellschaftlichen Treiben seiner Gesellschaftsschicht in Paris teil, dann zog er sich für zwei Jahre zurück, um sich ganz dem Studium der Mathematik hinzugeben. Anschließend ging er als Soldat in den Dreißigjährigen Krieg, weil er die Welt und Menschen in ihrer Abgründigkeit studieren wollte.

Der Militärzeit folgten jahrelange Reisen durch ganz Europa, dann wieder Phasen der Zurückgezogenheit und der wissenschaftlichen Arbeit. Königin Christine, die Descartes Werke studiert hatte, berief in daraufhin nach Schweden. Dort verstarb er nach kurzem Aufenthalt, weil er das ungewohnte Klima nicht vertrug.

Rene Descartes
Rene Descartes


Descartes lebenslanges Thema war die Überwindung der scholastisch geprägten aristotelischen Philosophie. Der Franzose forderte als Ausgangspunkt und Methode philosophischen Denkens die Gültigkeit eine Aussage in Zweifel zu ziehen, so lange diese nicht zureichend begründet sei. Und so war der Zweifel bei Descartes der Philosophie Anfang.

René Descartes gilt als der Vater des modernen Denkens, denn er hat den Menschen aus seinem tiefen Dämmer herausgeholt und ihn zum erkennenden Objekt gemacht, wobei er stellte den Menschen in den Mittelpunkt der Erkenntnis. Sein berühmter Satz "Cogito, ergo sum" ("Ich denke, also bin ich") steht für das Selbstbewusstsein des neuzeitlichen Individuums.

Das Diktum des Cartesius »Ich denke, also bin ich« machte das menschliche Bewußtsein zum Ausgangspunkt wahrer Welterkenntnis. Das vernünftig denkende Objekt wird zum Maßstab allen Wissens.


Blog-Artikel:

Descartes Denken gilt als »Cartesianische Wende« - Philosophenwelt-Blog


Literatur:

Rene Descartes
Rene Descartes
von Dominik Perler

Descartes zur Einführung
Descartes zur Einführung
von Peter Prechtl

Samstag, 16. März 2019

Die neuen Massen auf der Straße

Gelbwesten demonstrieren zum zehnten Mal

Die jüngsten gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, der „neue Populismus“ und die neuen „Massenbewegungen“ der "Gelbwesten" (den "Gillet Jaunes") in Frankreich und "Fridays for Future"-Jugend-Bewegung in Europa haben die Massen wieder ins kollektive Gedächtnis gebracht.

Das Problem der Massen kannte man bereits, kaum hatte man mit der Bildung des Staates begonnen - also bereits in der Frühantike. Allerdings war das Problem damals vollkommen unter Kontrolle. Bis in das Hohe Mittelalter sind die Massen absolut bewusstlos gewesen, also leicht zu lenken. Erst im Mittelalter ergab der hohe Bauernstand in der europäischen Kultur, verbunden mit der ersten nennenswerten Bildung unter den Massen, die in diesem Fall durch Kirche und noch mehr Kloster erfolgte, zu ersten Aufständen gegen die Macht und Obrigkeit.



Goebbels Rede im Sportpalast am 18.02.1943

Wichtige Aspekte der Masse sind Regierbarkeit, Lenkbarkeit, Verführbarkeit und potentielle bzw. latente Gewaltbereitschaft. Der wesentliche Punkt ist jedoch die Mobilisierbarkeit der Massen für politische Ziele - ein Aspekt, den jede Bewegung, gewiefte Aktivist, Populist, Propagandist oder anderer Träger auf seine Weise zu nutzen weiß, wenn er von den anderen Aspekten fest überzeugt ist - und der aktuell nun auch wieder deutlich zum Tragen kommt.

Ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung hierzu sind Propaganda-Reden, basierend auf dem Prinzip "Zustimmung per direkter Akklamation". Verführerische Redner vor Massenpublikum aufretend - dabei die hohe rhetorische Kunst der Manipulation vorführend - werden hier zu geschickten Manipulatoren der Masse, denn die gerade Verführbarkeit birgt ein ungemeines Poential:

Von der Gloriole eines propagandistischen Erwachens mit zartem Licht beschienen, zeigt sich der Himmel in all seinen leichten Farben und im Licht des erwachenden Morgens lässt sich mit verführten Massen politisch buchstäblich alles anstellen , bei Verführung und Erwachen ist der Unterschied zwischen Heil und Unheil ist oft nur ein schmaler Grat - Ein erwachtes Volk ist zugleich auch ein verführtes Volk.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Massen ein beherrschendes Thema der Politik und Gesellschaft Europas. Im Zeitalter des Individualismus scheinen sie ihre Anziehungskraft und Gefährlichkeit verloren zu haben. Ein Irrtum. Von neuem bewegen Massen große Teile der Gesellschaft. Sie entstehen mit Hilfe moderner Medien in der Popkultur, in Sport und Konsum, in Protestbewegungen und Revolten, in neuen politischen Formationen und in Flüchtlingsströmen.

Im Unterschied zu den Massen der Vergangenheit bieten sie den Individuen die Möglichkeit, sich eine imaginäre Größe, ihren Äußerungen und Schicksalen eine Öffentlichkeit zu geben. Heute sind die Massen praktisch nicht mehr zu regieren und eben das ist der Unterscheid zwischen den Massen von früher und von heute.

In seinem Werk »Two Treatises of Government« argumentiert Locke, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung der Regierten besitzt und die Naturrechte Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, haben die Untertanen ein Recht auf Widerstand gegen die Regierenden.

Die Kulturgeschichte der Massen ist eine Geschichte der Emanzipation der Massen und reicht an das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Elitäre Denker und Philosophen haben ihre Skepsis vor der Demokratisierung und dem zunehmenden Einfluß der Massen bekundet und vor einer Demokratisierung der Gesellschaft vor dem Hintergrund sich dabei ändernder Herrschaftsstrukturen und -formen gewarnt. Zu den klaren Analytikern der Massen und ihrer Macht gesellten sich Soziologen, Schriftsteller und Vertreter anderer Berufsgruppen.


Als erster beschäftigte sich der französische Arzt Gustave Le Bon 1895 unter dem Eindruck des Zeitalters beginnend mit der Französischen Revolution bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Phänomen der Massen. Damals wurden die Massen noch als Pöbel und Plebs - vor dem es sich zu fürchten galt und als gefährlich für die Gesellschaft empfunden. Er verfasste das Grundlagenwerk der Sozialpsychologie »Psychologie der Massen«. Wer die Psychologie der Massen versteht, kann diese zu seinen Zwecken beeinflussen. Gustave Le Bon beeinflusste nicht nur Sigmund Freud, sondern wurde auch von Politikern und Diktatoren des 20. Jahrhunderts für die Ausarbeitung ihrer Propaganda-Techniken benutzt. Le Bons Wirkung auf die Nachwelt, wissenschaftlich auf Sigmund Freud und Max Weber, politisch insbesondere auf den Nationalsozialismus und seine Protagonisten, war groß.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entdeckte Politker in Europa die Massen und versuchten sie, für ihre politischen Ziele zu vereinnahmen. Ihr politischer Erfolg hing von der Verführbarkeit der Massen ab. Politiker, welche die Massen hinter sich gebracht haben, sind durch die Ansprache der Massen zu Diktatoren geworden - unter deren Regime die Techniken widerum verfeinert wurden.

Elias Canetti soziologisches Hauptwerk »Masse und Macht« erschien im Jahr 1960. Ein Buch, das anthropologische, psychologische, politische und historische (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit) Aspekte des Phänomens „Masse“ zu integrieren beabsichtigt, führt wohl beinahe zwangsläufig zur Verwirrung des Lesers.

Seit 1925 befasste Canetti sich mit dem Phänomen der Masse, die ihn ängstigte und faszinierte. Ein Schlüsselerlebnis war der Brand des Wiener Justizpalastes am 15. Juli 1927 für ihn, in dessen Folge blutige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Studenten ge­schahen.

Die Forscher Gunter Gebauer und Sven Rücker lösen in ihrem neu erschienenen Buch den Begriff der Masse aus dem Korsett der alten Ideologien und rehabilitieren ihn damit als Erklärungsmodell für sehr aktuelle Phänomene gesellschaftlichen Wandels.

Literatur:


Psychologie der Massen
von Gustave Le Bon

Masse und Macht
Masse und Macht
von Elias Canetti

Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen
Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen
von Gunter Gebauer, Sven Rücker


Samstag, 9. März 2019

Angst gehört zur Grundausstattung der menschlichen Existenz

Der Schrei Munch-Museum in Oslo
»Der Schrei« - Edvard Munch

Angst ist ein existenzielles Grundgefühl und gehört zur Grundausstattung der menschlichen Existenz, die unsere Flucht- und Überlebensimpulse steuert. Angst kennt viele Gesichter: Existenzangst, Angst um den Arbeitsplatz, Zukunftsangst, Terrorangst, Angst vor Digitalisierung - und dann auch noch Urangst - die Angst aller Ängste.

Das Bewusstsein von der eigenen Sterblichkeit und die Unfassbarkeit unseres unvermeidlichen Todes führt zur Todesangst als Kern aller menschlichen Ängste. Der eigene Tod oder auch der eines geliebten Menschen bei gleichzeitiger Weiterexistenz der Menschheit, des Lebens an sich, sind so schwer vorstellbar, dass sie an Fantasien von wie auch dem Wunsch nach einem allgemeinen Untergang und dem Verschwinden der menschlichen Spezies überhaupt gekoppelt werden.

Der eigene Tod ist die unvermeidliche persönliche Apokalypse, bedarf des Trostes und der Erklärung. Das Bewusstsein der Begrenztheit des eigenen Daseins zwischen Geburt und Sterben, die Fragen nach Warum und Wohin, was war zuvor und was wird danach sein, sind die Quellen aller Religionen.

Angst ist im Denken Kierkegaards einer der zentralen Begriffe, an dem sich nicht zuletzt zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Er möchte sie allerdings sofort von der Furcht unterscheiden, die einen Gegenstand hat, während Angst gegenstandslos ist. Man fürchtet sich „vor“ etwas, aber man „hat“ Angst.

Die Angst, von der hier die Rede ist, ist mehr als nur Angst, sie führt direkt zu dem Begriff der Freiheit. An beiden Begriffen - Angst und Freiheit - wird deutlich, daß ein Mensch nicht ohne weiteres er selbst ist, sondern es in entscheidender Weise erst noch werden muß.

Søren Kierkegaards Schrift »Der Begriff Angst«, 1844 erstmals veröffentlicht, hat in der Folgezeit Philosophie und Theologie maßgeblich beeinflußt.



Samstag, 2. März 2019

Die Gelbwesten in Frankreich sind Menschen in der Revolte

Albert Camus

Die Gelbwesten in Frankreich sind Menschen in der Revolte, die in Paris auf die Straße gehen, um gegen die Verhältnisse und die soziale Ungerechtigkeit im Land zu protestieren  Sie sind Revoltierende - vereint im Zorn gegen eine ungerechte Gesellschaft. Gemeinsam sind sie stark. Die Revoltierenden sind jemand, die Nein sagen zu den bestehenden Verhältnissen. Sie kämpfen für eine bessere Gesellschaft, dabei bei ihrem Protest auf Unversehrtheit hoffend. Über eines sind sie sich einig: Erst die Masse verleiht ihnen Macht, sie sie sonst nicht haben.

Ist eine tief gespaltene, ungerechte Gesellschaft - gemessen an den Möglichkeiten - nicht eine Absurdität, gegen die angekämpft werden muß? Was treibt Menschen in die Revolte gegen soziale Ungerechtigkeit? - Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben - diese Haltung kann man sowohl den Demonstranten wie auch den Politikern unterstellen.

Die physische Revolte ist der Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse. Die metaphysische Revolte ist der Tausch zwischen dem Regime der Gnade und dem der Gerechtigkeit. Camus beschreibt die Negation Gottes an den Beispielen von Marquis de Sade, John Milton, Iwan Karamasow und Nietzsche. Der Revoltierende setzt sich mit Gott gleich. Daraus folgt, dass er eine neue Weltordnung entdecken muss. Als logische Folge beschreibt er nach der metaphysischen Revolte die historische Revolte.

Der Mensch in der Revolte

Zu Beginn war die Revolte eine Loslösung aus der Knechtschaft. Der Sklave wollte die Gleichheit mit seinem Herrn und damit dieselben Rechte haben. Erst die französische Revolution wollte den Bürger als Souverän des Staates haben. Danach war Hegel für die Sozialisten das Maß der Dinge. Seine Dialekt von Herr und Knecht wurde von ihnen bereitwillig aufgenommen. Der individuelle Terrorismus der russischen Nihilisten sorgt in Russland für Chaos und Revolte. Für sie war der Tod der höchste Protest. Camus zeigt, dass jeder politische Umsturz durch ein neues Gewaltsystem ersetzt wurde. Dieser Terror fand mit dem dritten Reich und den sowjetischen Konzentrationslager seinen Höhepunkt.

"Was ist ein Mensch in der Revolte?
Ein Mensch, der nein sagt. Aber wenn er ablehnt, verzichtet er doch nicht,
er ist auch ein Mensch, der ja sagt aus erster Regung heraus."

Albert Camus aus: »Der Mensch in der Revolte«

Camus beantwortet seine anfängliche Frage damit, dass das Töten mit der Revolte nicht vereinbar ist. Die Freiheit des Revoltierenden endet bei der Freiheit des anderen Menschen. Die Revolte negiert die Revolution, da sie die Gewalt annimmt. Die Revolte macht der vollständigen Freiheit den Prozess. Sein Fazit lautet, dass der Mord keiner Rechtfertigung bedarf.

Jean-Paul Sartre nahm Camus »Der Werk den Mensch in der Revolte« zum Anlass zur Kritik. Er kritisiertedie unterschiedliche Auffassung in Bezug auf Hegel und Marx. Camus endete mit der Überlegung, dass man in einer hellenistischen Gesellschaft leben sollte. Für Jean-Paul Sartre hat das menschliche Sein immer mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun. Er fordert Engagement in der Situation, dieses bedeutet, sich auf die Zukunft hin zu entwerfen. Das vermisste er bei Camus.

In Camus' umstrittenem Werk, wegen dem sich sein langjähriger Freund Jean-Paul Sartre von ihm abwandte, vertritt er die Überzeugung, dass die gesamte Periode nach der französischen Revolution durch den Nihilismus geprägt wurde und ihn bis heute nicht überwunden hat.

Zur Unterstützung seiner Thesen führt Camus exemplarisch die zwei politischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts und schließlich deren Scheitern im Nihilismus an. Zum einen den Nationalismus, der durch den "Nerobefehl" in den letzten Zügen des Dritten Reichs, den einzigen Wert, den der Rasse, verleugnete. Zum anderen den Kommunismus, der mit seiner angeblichen Liebe zum zukünftigen sozialistischen Menschen, die schlimmsten Verbrechen rechtfertigte. So unterschieden sich der sowjetische Gulag und die Konzentrationslager der Nazis nur durch theoretische Überlegungen, nicht aber in der Konsequenz.

Camus entzieht sich den Dogmen der Extreme und versucht, das in unserer Zeit verloren gegangene Maß wiederzufinden. Er relativiert, indem er eines nicht relativiert, und zwar den Wert des Lebens. Er versucht dem Leben wieder einen schöpferischen Wert zu geben, doch nicht durch Religion, sondern durch Rückbesinnung auf die menschliche Schöpferkraft, dem Menschen als Künstler. Aber auch als Politiker, der in der Revolte sein Ausdrucksmaß gegen die Ungerechtigkeit in der Welt findet, aber deshalb nicht zum Misanthrop und Massenmörder wird.

Camus ist dabei zu keiner Zeit naiv, denn er weiß, dass es zu allen Zeiten Leid und Elend auf der Welt geben wird, und dass Iwan Karamasovs Schrei nach dem "Warum?" ewiglich durch die Geschichte der Menschheit hallen wird. Vielmehr versucht er Wege zu zeigen, um dieser Welt, trotz allem Leid und Elend, wieder einen Wert und eine Schönheit zu geben, die sie in unserer Zeit verloren zu haben scheint.

Albert Camus

Er wurde früh sehr stark vom französischen Existenzialismus und von dem Philosophen Jean-Paul Satre geprägt, dessen Bekanntschaft er 1944 machte. Der Existenzialismus entsprach einem Lebensgefühl, das von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, des politischen Widerstands in der Résistance und des Zerfalls traditioneller Wertordnungen und Orientierungen geprägt ist. Es findet seinen Ausdruck in einer besonderen Sensibilität für die Absurdität der menschlichen Existenz, die für diese Generation von Philosophen charakteristisch ist.
Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben
Der Mensch in der Revolte

In den Nachkriegsjahren war er zusammen mit Jean-Paul Sartre - mit dem ihn kurze Zeit auch ein freundschaftliches Verhältnis verband - einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung »Der Mensch in der Revolte« (1947-1951), die ihm neben viel Beifall auch vielerlei Polemik eintrug, nicht zuletzt die von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.

Sein literarisches Schaffen bewegt sich zwischen Dichtung und Essayistik auf der Grundlage einer Philosophie von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins und vom Versagen des Gewissens. Den Existenzialismus deutete er in eine Philosophie von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins.

Die Ausgangsposition von Camus atheistischer Weltanschauung lautet: Es gibt keinen Gott. Die Existenz des Menschen ist sinnlos. Was dem Einzelnen in dieser Situation bleibt, ist die Revolte. Die "permanente Revolte" sah er als Weg zur Überwindung des Absurden an. Der Mensch muss in der Lage sein, die Last der Sinnlosigkeit zu ertragen, Selbstverantwortung übernehmen und nach Glück streben. Nur so wird er Herr seines Schicksals und kann der die Absurdität des Lebens überwinden.

Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus


Weblinks:

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Ich revoltiere, also leben wir - www.camus-lebt.de

Samstag, 16. Februar 2019

Wann ist die Revolte gerechtfertigt?


"Das Leben ist eine missliche Sache", sagte einst der junge Schopenhauer zu dem 78-jährigen weisen Dichter Wieland in Weimar. Ja, Schopenhauer hatte Recht, das Leben ist wirklich für viele zu einer misslichen Sache geworden.

Wird die strukturelle Gewalt der Staatsmacht unkontroliert gegen die Demonstanten angewendet, ist dies ein deutlicher Ausdruck der Jakobiner-Herrschaft unter Robespierre ab 1793.- Ist Macron gar ein Jakobiner?

Obwohl Macron Armeen von Polizisten, in der Regel wird einem demonstrierenden Bürger ein Polizist zur Seite gestellt, mobilisiert, gehen wieder Tausende mutiger Demokraten auf die Straße. Die mutigen Bürger und Menschen in der Revolte werden mit Tränengas und Gummigeschossen bedroht. Die Demonstranten riskieren bei ihrer Revolte auf der Straßen von Paris ihre Gesundheit für das durch die Politik gefährdete Allgemeinwohl.

Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen der Rechtfertigung der Revolte. Sozial gerechtfertigt ist die Revolte bei politisch gewollter, immer mehr zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, welche zur Spaltung der Geesellschaft führt, aber ist das Ausmaß der sozialen Ungerechtigkeit nicht schon jetzt ein Ausdruck von Absurdität?

Der Mensch in der Revolte

Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben. Camus stellte in seinem Essay »Der Mensch in der Revolte« die Sinnfrage und versuchte, dem Leben eines Menschen auch in krisenhaften Situationen einen Sinn zu geben, um seine Existenz zu rechtfertigen. Bei der Frage »Wann ist die Revolte gerechtfertigt?« geht es auch um die Frage der politischen Philosophie, ob der Mensch zum Gehorsam verpflichtet ist gegenüber seinen Eltern, seinen Vorgesetzten, dem Staat), oder ob jeder Einzelne ein unveräußerliches Recht auf Ungehorsam hat.

Dabei stellt sich in erster Linie die Frage nach dem "immer" oder dem "niemals", denn wer danach fragt, wann der Ungehorsam zulässig ist, räumt ein, dass er es unter Umständen sein kann - aber eben auch nicht immer. Fernab von radikalen Positionen lässt sich hieraus eine im Wesentlichen gemäßigte Maxime des Ungehorsams, einen "goldenen Mittelweg" entwickeln , der sich ebenso vom totalen Widerstand wie vom extremen Konservativismus abhebt.



Literatur:

Empört euch« von Stéphane Hessel
Empört euch
von Stéphane Hessel

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus


Weblinks:

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Ich revoltiere, also leben wir - www.camus-lebt.de

Samstag, 2. Februar 2019

Moral muß man sich leisten können

Greta Thunberg auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos

Es wird Zeit für deutliche Worte, findet Greta Thunberg. Die 16-Jährige Umweltaktivistin hat Topmanagern und Spitzenpolitikern beim Weltwirtschaftsforum in Davos Versagen beim Klimaschutz vorgeworfen. Ihr Klima-Appell in Davos: "Ich will, dass ihr in Panik geratet."

Ein ehrbares Ansinnen, obwohl Panik nicht gerade rationelles Handeln begründet - das Kleben am Mammon tut das auch nicht - auch wenn die Klassische Ökonomie etwas anderes vorgaukelt. Aber die Technophilen, die unser Schicksal von Innovationen abhängig machen, vom bloßen Wandel des Brennstoffzyklus, denken nicht weit genug.

Dass sich nun 14 bis 18-jährige Schülerinnen und Schüler mit klaren Worten dazu aufstellen, ist ein Beweis dafür, dass es ein neues Bewußtsein in der Jugend gibt, weil deren Leben in der Zukunft eindeutig bedroht ist.

Doch soviel Moral muß man sich erst einmal leisten können. Nur aus einer privilierten Sicht ist es möglich, moralische Wertungen vorzunehmen, aber auf welcher Grundlage will sich eine 16-jährige ein Urteil bilden? Und braucht man ein Kind, um auf gravierende Mißstände hinzuweisen und das auszusprechen, was Erwachsenen versagt ist?



Samstag, 26. Januar 2019

»Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben« von Albert Kitzler


Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben

»Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben« von Albert Kitzler ist ein philosophischer Ratgeber für Menschen, die ihre Mitte, Gesundheit und ein erfülltes Leben suchen. Albert Kitzler, selbst Philosoph, versteht es wie kein Zweiter, einen Zugang zur Philosophie der Antike zu schaffen und die Weisheit der antiken Philosophen mit dem modernen Leben zu verknüpfen.

Albert Kitzler geht in seinem Buch von der schon seit Jahrhunderten von Philosophen in Ost und West propagierten These aus, dass geistiges Wohlbefinden auch das körperliche beeinflusst, dass also seelisches Ungleichgewicht, geistige Belastungen wie Ängste, Sorgen, das Gefühl der Überanstrengung, heftiger Zorn, Trauer deutliche Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden haben.

Nach und nach nimmt er sich alle negativen Geisteshaltungen vor, analysiert sie und gibt anhand der klassischen Philosophielehren von Ost und West (Seneca, Platon, Konfuzius - um nur einige zu nennen) Anregungen, wie diese nicht unterdrückt sondern an der Entstehung gehindert werden sollen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesen Schritt für Schritt erklärten, individuell auf das negative Gefühl angepassten Strategien nicht um Sofortmaßnahmen handelt,sondern dass die erstrebten Ziele ähnlich wie bei körperlicher Ertüchtigung nur durch kontinuierliche, möglichst tägliche Übung zu erreichen sind.

Albert Kitzler ist überzeugt: Das Weisheits-Wissen von antiken Philosophen wie Seneca, Buddha, Konfuzius und anderen Denkern der Antike ist ein wirkungsvolles Heilmittel, um mit diesen Lebensfragen fertigzuwerden. In seinem neuen Sachbuch übersetzt er das Gesundheits-Wissen antiker Philosophen und Denker aus Ost und West anschaulich in unsere Lebenswirklichkeit und macht ihre philosophische Weisheit als Therapeutikum nutzbar – als Weg zu Ausgeglichenheit und Daseinsfreude und zum Wohl unserer Seele.

Albert Kitzler versteht es dabei sehr gut, das antike Denken in unsere Zeit zu übersetzen. So erstrahlen die Gedanken von Seneca, Laotse und Konfuzius in neuem Glanz und es macht Freude, ihren Einsichten zu verfolgen. Am Ende jeden Kapitels gibt es eine Übersicht über die Heilmittel gegen Überlastung und Co., die einfach zu verstehen sind und doch zeigen, wie klar und tiefgründig die Denker schon vor 2000 Jahren dachten. Auch Platons Mitmenschen litten unter Burnout, deshalb ist die antike Philosophie für ein gesundes Leben so aktuell wie nie zuvor.

In seinem Buch stellt der Autor die antiken Heilmethoden gegen solche krankmachenden Eigenschaften und Angewohnheiten vor. Denn auch Platon, Konfuzius und Buddha haben über die Ursachen von Überlastung, Stress und Hochmut nachgedacht und nach Rezepten dagegen gesucht. Noch heute sind die Gedanken der Philosophen aus West und Ost lesenswert. Inzwischen konnten anhand neuer Forschungsergebnisse zahlreiche Erkenntnisse der Antike sogar wissenschaftlich belegt werden.

In diesem Buch geht es um die Gesundheit: Der Alltag fordert den Menschen viel ab - Stress, Unruhe, Erschöpfung und manchmal sogar Angst sind die Folge und belasten die Psyche. Wir tun viel, um gesund zu bleiben. Wir treiben regelmäßig Sport und ernähren uns ausgewogen. Häufig übersehen wir aber den großen Einfluss, den Gedanken und Einstellungen auf unsere Gesundheit haben: So kann Eifersucht zu Bluthochdruck führen, ein Burnout das Herzinfarktrisiko begünstigen und Hass und Neid uns alt aussehen lassen. Das wussten schon die Philosophen der Antike. Wer Gefühle wie Neid und Eifersucht oder Symptome wie Stress hinterfragen möchte, macht mit diesem Buch einen guten Griff.

Literatur:

Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben
Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben
von Albert Kitzler