Samstag, 2. März 2019

Die Gelbwesten in Frankreich sind Menschen in der Revolte

Albert Camus

Die Gelbwesten in Frankreich sind Menschen in der Revolte, die in Paris auf die Straße gehen, um gegen die Verhältnisse und die soziale Ungerechtigkeit im Land zu protestieren  Sie sind Revoltierende - vereint im Zorn gegen eine ungerechte Gesellschaft. Gemeinsam sind sie stark. Die Revoltierenden sind jemand, die Nein sagen zu den bestehenden Verhältnissen. Sie kämpfen für eine bessere Gesellschaft, dabei bei ihrem Protest auf Unversehrtheit hoffend. Über eines sind sie sich einig: Erst die Masse verleiht ihnen Macht, sie sie sonst nicht haben.

Ist eine tief gespaltene, ungerechte Gesellschaft - gemessen an den Möglichkeiten - nicht eine Absurdität, gegen die angekämpft werden muß? Was treibt Menschen in die Revolte gegen soziale Ungerechtigkeit? - Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben - diese Haltung kann man sowohl den Demonstranten wie auch den Politikern unterstellen.

Die physische Revolte ist der Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse. Die metaphysische Revolte ist der Tausch zwischen dem Regime der Gnade und dem der Gerechtigkeit. Camus beschreibt die Negation Gottes an den Beispielen von Marquis de Sade, John Milton, Iwan Karamasow und Nietzsche. Der Revoltierende setzt sich mit Gott gleich. Daraus folgt, dass er eine neue Weltordnung entdecken muss. Als logische Folge beschreibt er nach der metaphysischen Revolte die historische Revolte.

Der Mensch in der Revolte

Zu Beginn war die Revolte eine Loslösung aus der Knechtschaft. Der Sklave wollte die Gleichheit mit seinem Herrn und damit dieselben Rechte haben. Erst die französische Revolution wollte den Bürger als Souverän des Staates haben. Danach war Hegel für die Sozialisten das Maß der Dinge. Seine Dialekt von Herr und Knecht wurde von ihnen bereitwillig aufgenommen. Der individuelle Terrorismus der russischen Nihilisten sorgt in Russland für Chaos und Revolte. Für sie war der Tod der höchste Protest. Camus zeigt, dass jeder politische Umsturz durch ein neues Gewaltsystem ersetzt wurde. Dieser Terror fand mit dem dritten Reich und den sowjetischen Konzentrationslager seinen Höhepunkt.

"Was ist ein Mensch in der Revolte?
Ein Mensch, der nein sagt. Aber wenn er ablehnt, verzichtet er doch nicht,
er ist auch ein Mensch, der ja sagt aus erster Regung heraus."

Albert Camus aus: »Der Mensch in der Revolte«

Camus beantwortet seine anfängliche Frage damit, dass das Töten mit der Revolte nicht vereinbar ist. Die Freiheit des Revoltierenden endet bei der Freiheit des anderen Menschen. Die Revolte negiert die Revolution, da sie die Gewalt annimmt. Die Revolte macht der vollständigen Freiheit den Prozess. Sein Fazit lautet, dass der Mord keiner Rechtfertigung bedarf.

Jean-Paul Sartre nahm Camus »Der Werk den Mensch in der Revolte« zum Anlass zur Kritik. Er kritisiertedie unterschiedliche Auffassung in Bezug auf Hegel und Marx. Camus endete mit der Überlegung, dass man in einer hellenistischen Gesellschaft leben sollte. Für Jean-Paul Sartre hat das menschliche Sein immer mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun. Er fordert Engagement in der Situation, dieses bedeutet, sich auf die Zukunft hin zu entwerfen. Das vermisste er bei Camus.

In Camus' umstrittenem Werk, wegen dem sich sein langjähriger Freund Jean-Paul Sartre von ihm abwandte, vertritt er die Überzeugung, dass die gesamte Periode nach der französischen Revolution durch den Nihilismus geprägt wurde und ihn bis heute nicht überwunden hat.

Zur Unterstützung seiner Thesen führt Camus exemplarisch die zwei politischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts und schließlich deren Scheitern im Nihilismus an. Zum einen den Nationalismus, der durch den "Nerobefehl" in den letzten Zügen des Dritten Reichs, den einzigen Wert, den der Rasse, verleugnete. Zum anderen den Kommunismus, der mit seiner angeblichen Liebe zum zukünftigen sozialistischen Menschen, die schlimmsten Verbrechen rechtfertigte. So unterschieden sich der sowjetische Gulag und die Konzentrationslager der Nazis nur durch theoretische Überlegungen, nicht aber in der Konsequenz.

Camus entzieht sich den Dogmen der Extreme und versucht, das in unserer Zeit verloren gegangene Maß wiederzufinden. Er relativiert, indem er eines nicht relativiert, und zwar den Wert des Lebens. Er versucht dem Leben wieder einen schöpferischen Wert zu geben, doch nicht durch Religion, sondern durch Rückbesinnung auf die menschliche Schöpferkraft, dem Menschen als Künstler. Aber auch als Politiker, der in der Revolte sein Ausdrucksmaß gegen die Ungerechtigkeit in der Welt findet, aber deshalb nicht zum Misanthrop und Massenmörder wird.

Camus ist dabei zu keiner Zeit naiv, denn er weiß, dass es zu allen Zeiten Leid und Elend auf der Welt geben wird, und dass Iwan Karamasovs Schrei nach dem "Warum?" ewiglich durch die Geschichte der Menschheit hallen wird. Vielmehr versucht er Wege zu zeigen, um dieser Welt, trotz allem Leid und Elend, wieder einen Wert und eine Schönheit zu geben, die sie in unserer Zeit verloren zu haben scheint.

Albert Camus

Er wurde früh sehr stark vom französischen Existenzialismus und von dem Philosophen Jean-Paul Satre geprägt, dessen Bekanntschaft er 1944 machte. Der Existenzialismus entsprach einem Lebensgefühl, das von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, des politischen Widerstands in der Résistance und des Zerfalls traditioneller Wertordnungen und Orientierungen geprägt ist. Es findet seinen Ausdruck in einer besonderen Sensibilität für die Absurdität der menschlichen Existenz, die für diese Generation von Philosophen charakteristisch ist.
Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben
Der Mensch in der Revolte

In den Nachkriegsjahren war er zusammen mit Jean-Paul Sartre - mit dem ihn kurze Zeit auch ein freundschaftliches Verhältnis verband - einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung »Der Mensch in der Revolte« (1947-1951), die ihm neben viel Beifall auch vielerlei Polemik eintrug, nicht zuletzt die von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.

Sein literarisches Schaffen bewegt sich zwischen Dichtung und Essayistik auf der Grundlage einer Philosophie von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins und vom Versagen des Gewissens. Den Existenzialismus deutete er in eine Philosophie von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins.

Die Ausgangsposition von Camus atheistischer Weltanschauung lautet: Es gibt keinen Gott. Die Existenz des Menschen ist sinnlos. Was dem Einzelnen in dieser Situation bleibt, ist die Revolte. Die "permanente Revolte" sah er als Weg zur Überwindung des Absurden an. Der Mensch muss in der Lage sein, die Last der Sinnlosigkeit zu ertragen, Selbstverantwortung übernehmen und nach Glück streben. Nur so wird er Herr seines Schicksals und kann der die Absurdität des Lebens überwinden.

Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus


Weblinks:

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Ich revoltiere, also leben wir - www.camus-lebt.de

Samstag, 16. Februar 2019

Wann ist die Revolte gerechtfertigt?


"Das Leben ist eine missliche Sache", sagte einst der junge Schopenhauer zu dem 78-jährigen weisen Dichter Wieland in Weimar. Ja, Schopenhauer hatte Recht, das Leben ist wirklich für viele zu einer misslichen Sache geworden.

Wird die strukturelle Gewalt der Staatsmacht unkontroliert gegen die Demonstanten angewendet, ist dies ein deutlicher Ausdruck der Jakobiner-Herrschaft unter Robespierre ab 1793.- Ist Macron gar ein Jakobiner?

Obwohl Macron Armeen von Polizisten, in der Regel wird einem demonstrierenden Bürger ein Polizist zur Seite gestellt, mobilisiert, gehen wieder Tausende mutiger Demokraten auf die Straße. Die mutigen Bürger und Menschen in der Revolte werden mit Tränengas und Gummigeschossen bedroht. Die Demonstranten riskieren bei ihrer Revolte auf der Straßen von Paris ihre Gesundheit für das durch die Politik gefährdete Allgemeinwohl.

Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen der Rechtfertigung der Revolte. Sozial gerechtfertigt ist die Revolte bei politisch gewollter, immer mehr zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, welche zur Spaltung der Geesellschaft führt, aber ist das Ausmaß der sozialen Ungerechtigkeit nicht schon jetzt ein Ausdruck von Absurdität?

Der Mensch in der Revolte

Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben. Camus stellte in seinem Essay »Der Mensch in der Revolte« die Sinnfrage und versuchte, dem Leben eines Menschen auch in krisenhaften Situationen einen Sinn zu geben, um seine Existenz zu rechtfertigen. Bei der Frage »Wann ist die Revolte gerechtfertigt?« geht es auch um die Frage der politischen Philosophie, ob der Mensch zum Gehorsam verpflichtet ist gegenüber seinen Eltern, seinen Vorgesetzten, dem Staat), oder ob jeder Einzelne ein unveräußerliches Recht auf Ungehorsam hat.

Dabei stellt sich in erster Linie die Frage nach dem "immer" oder dem "niemals", denn wer danach fragt, wann der Ungehorsam zulässig ist, räumt ein, dass er es unter Umständen sein kann - aber eben auch nicht immer. Fernab von radikalen Positionen lässt sich hieraus eine im Wesentlichen gemäßigte Maxime des Ungehorsams, einen "goldenen Mittelweg" entwickeln , der sich ebenso vom totalen Widerstand wie vom extremen Konservativismus abhebt.



Literatur:

Empört euch« von Stéphane Hessel
Empört euch
von Stéphane Hessel

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus


Weblinks:

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Ich revoltiere, also leben wir - www.camus-lebt.de

Samstag, 2. Februar 2019

Moral muß man sich leisten können

Greta Thunberg auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos

Es wird Zeit für deutliche Worte, findet Greta Thunberg. Die 16-Jährige Umweltaktivistin hat Topmanagern und Spitzenpolitikern beim Weltwirtschaftsforum in Davos Versagen beim Klimaschutz vorgeworfen. Ihr Klima-Appell in Davos: "Ich will, dass ihr in Panik geratet."

Ein ehrbares Ansinnen, obwohl Panik nicht gerade rationelles Handeln begründet - das Kleben am Mammon tut das auch nicht - auch wenn die Klassische Ökonomie etwas anderes vorgaukelt. Aber die Technophilen, die unser Schicksal von Innovationen abhängig machen, vom bloßen Wandel des Brennstoffzyklus, denken nicht weit genug.

Dass sich nun 14 bis 18-jährige Schülerinnen und Schüler mit klaren Worten dazu aufstellen, ist ein Beweis dafür, dass es ein neues Bewußtsein in der Jugend gibt, weil deren Leben in der Zukunft eindeutig bedroht ist.

Doch soviel Moral muß man sich erst einmal leisten können. Nur aus einer privilierten Sicht ist es möglich, moralische Wertungen vorzunehmen, aber auf welcher Grundlage will sich eine 16-jährige ein Urteil bilden? Und braucht man ein Kind, um auf gravierende Mißstände hinzuweisen und das auszusprechen, was Erwachsenen versagt ist?



Samstag, 26. Januar 2019

»Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben« von Albert Kitzler


Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben

»Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben« von Albert Kitzler ist ein philosophischer Ratgeber für Menschen, die ihre Mitte, Gesundheit und ein erfülltes Leben suchen. Albert Kitzler, selbst Philosoph, versteht es wie kein Zweiter, einen Zugang zur Philosophie der Antike zu schaffen und die Weisheit der antiken Philosophen mit dem modernen Leben zu verknüpfen.

Albert Kitzler geht in seinem Buch von der schon seit Jahrhunderten von Philosophen in Ost und West propagierten These aus, dass geistiges Wohlbefinden auch das körperliche beeinflusst, dass also seelisches Ungleichgewicht, geistige Belastungen wie Ängste, Sorgen, das Gefühl der Überanstrengung, heftiger Zorn, Trauer deutliche Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden haben.

Nach und nach nimmt er sich alle negativen Geisteshaltungen vor, analysiert sie und gibt anhand der klassischen Philosophielehren von Ost und West (Seneca, Platon, Konfuzius - um nur einige zu nennen) Anregungen, wie diese nicht unterdrückt sondern an der Entstehung gehindert werden sollen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesen Schritt für Schritt erklärten, individuell auf das negative Gefühl angepassten Strategien nicht um Sofortmaßnahmen handelt,sondern dass die erstrebten Ziele ähnlich wie bei körperlicher Ertüchtigung nur durch kontinuierliche, möglichst tägliche Übung zu erreichen sind.

Albert Kitzler ist überzeugt: Das Weisheits-Wissen von antiken Philosophen wie Seneca, Buddha, Konfuzius und anderen Denkern der Antike ist ein wirkungsvolles Heilmittel, um mit diesen Lebensfragen fertigzuwerden. In seinem neuen Sachbuch übersetzt er das Gesundheits-Wissen antiker Philosophen und Denker aus Ost und West anschaulich in unsere Lebenswirklichkeit und macht ihre philosophische Weisheit als Therapeutikum nutzbar – als Weg zu Ausgeglichenheit und Daseinsfreude und zum Wohl unserer Seele.

Albert Kitzler versteht es dabei sehr gut, das antike Denken in unsere Zeit zu übersetzen. So erstrahlen die Gedanken von Seneca, Laotse und Konfuzius in neuem Glanz und es macht Freude, ihren Einsichten zu verfolgen. Am Ende jeden Kapitels gibt es eine Übersicht über die Heilmittel gegen Überlastung und Co., die einfach zu verstehen sind und doch zeigen, wie klar und tiefgründig die Denker schon vor 2000 Jahren dachten. Auch Platons Mitmenschen litten unter Burnout, deshalb ist die antike Philosophie für ein gesundes Leben so aktuell wie nie zuvor.

In seinem Buch stellt der Autor die antiken Heilmethoden gegen solche krankmachenden Eigenschaften und Angewohnheiten vor. Denn auch Platon, Konfuzius und Buddha haben über die Ursachen von Überlastung, Stress und Hochmut nachgedacht und nach Rezepten dagegen gesucht. Noch heute sind die Gedanken der Philosophen aus West und Ost lesenswert. Inzwischen konnten anhand neuer Forschungsergebnisse zahlreiche Erkenntnisse der Antike sogar wissenschaftlich belegt werden.

In diesem Buch geht es um die Gesundheit: Der Alltag fordert den Menschen viel ab - Stress, Unruhe, Erschöpfung und manchmal sogar Angst sind die Folge und belasten die Psyche. Wir tun viel, um gesund zu bleiben. Wir treiben regelmäßig Sport und ernähren uns ausgewogen. Häufig übersehen wir aber den großen Einfluss, den Gedanken und Einstellungen auf unsere Gesundheit haben: So kann Eifersucht zu Bluthochdruck führen, ein Burnout das Herzinfarktrisiko begünstigen und Hass und Neid uns alt aussehen lassen. Das wussten schon die Philosophen der Antike. Wer Gefühle wie Neid und Eifersucht oder Symptome wie Stress hinterfragen möchte, macht mit diesem Buch einen guten Griff.

Literatur:

Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben
Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben
von Albert Kitzler

Samstag, 19. Januar 2019

Konfuzius - der grosse Gelehrte Chinas

Konfuzius

Vor 2.500 Jahren wurde ein Mann geboren, dessen Ideen das Leben von Milliarden Menschen prägten - und das Denken einer ganzen Nation. Seine Heimat war China. Sein Name war Kong-tse. Der Westen kennt ihn als Konfuzius. Doch wer war der Gelehrte? Was ist sein Erbe? Und inwieweit ist sein Gedankengut noch heute aktuell?

Die Lehren des Konfuzius sind jedem ein Begriff. Doch außerhalb Asiens weiß man nur wenig von ihm. Wer war Konfuzius? Wie hat er gelebt? Und inwiefern wurde seine Philosophie von den geschichtlichen Ereignissen seiner Zeit beeinflusst? Die Lehren des berühmten Philosophen sind mit prägenden Ereignissen seines Lebens verknüpft: Seine mysteriöse Geburt auf einem heiligen Berg, seine Wanderjahre durch die chinesischen Provinzen der kriegsgeschüttelten Vorkaiserzeit und die Gründung seiner Schule kurz vor seinem Tod. Seine ergebensten Schüler verpflichteten sich, seine Weisheiten weiterzugeben, welche die Geistesgeschichte weltweit beeinflussen sollten.

"Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern."

Konfuzius

Konfuzius' Geschichte ist eng mit der seines Landes verbunden. Der Philosoph starb 479 vor Christus, wurde aber erst Jahrhunderte später zu der historischen Figur, die er heute ist. Seine Lehren spiegeln ihre unruhige Entstehungszeit wider und drehen sich um menschliche Grundwerte: Familie, Freundschaft, Bildung, Staatsführung und das schwierige Gleichgewicht zwischen egoistischem Verlangen und sozialer Verantwortung.

"Tugend ist, die Menschen zu lieben,
Weisheit, sie zu verstehen."


Konfuzius

Um 100 vor Christus machten die chinesischen Kaiser diese Ideen zur Grundlage der chinesischen Kultur und Bildung - angefangen bei Ahnenkult und staatlichen Feierlichkeiten bis hin zum Gao Kao, der jährlichen Abschlussprüfung der chinesischen Gymnasiasten.

"Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel."

Konfuzius

Im ersten Jahrhundert nach Christus wurde Konfuzius zur nationalen Kultfigur. Noch heute wird er in prunkvollen Zeremonien gefeiert, nicht nur in China, sondern auch in Vietnam, Südkorea und Japan. Konfuzius und seine Philosophie ist in Asien lebendiger denn je. Und er ist bis heute ein geschätzter Ratgeber für viele Alltagssituationen.

Konfuzius hasste Unruhestifter, denn er lebte in einer unruhigen Zeit. Die wichtigste politische Idee ist die der grossen Harmonie.

Konfuzius, eigentlich Kongzi, verstand sich nicht als Philosoph, sondern als Lehrer der Werte, die sich im öffentlichen wie privaten Leben bewähren: Nächstenliebe, Gewissenhaftigkeit und Ehrfurcht vor der Hierarchie des Staates. Seine Lehrsätze, in Harmonie mit den Gesetzen des Kosmos gedacht, prägten Politik und Kultur in China, dann in ganz Ostasien. Die praktische Moral des Konfuzius kommt ohne Metaphysik aus, sie wendet sich dem Alltag zu.

Aus seinen Lehren entstand der Konfuzianismus, der Begriff für Philosophien und politische Vorstellungen, die sich in die Tradition des Konfuzius und seiner Schüler stellen - eine Religion, die in Ostasien etwa 300 Millionen Anhänger hat. Die Bedeutung von Konfuzius Lehre liegt in der praktischen Lebensphilosophie und in der Lehre der Weisheit des Gelehrten. Im Zentrum der Lehre steht der Mensch als Teil der Gesellschaft. Dieser soll nach moralisch-ethischer Vervollkommnung streben und sich hierfür an den fünf Konstanten bzw. Kardinaltugenden orientieren.


Weblinks:

Konfuzius-Biografie - www.die-biografien.de

Konfuzius-Zitate - www.die-zitate.de



Literatur:

Konfuzius
Konfuzius
von Volker Zotz

Konfuzius
Konfuzius
von Heiner Roetz


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Samstag, 5. Januar 2019

Was ist das Erbe der Aufklärung?

Ein grosser Aufklärer und Liberaler: Immanuel Kant Gemälde um 1790. (PD)

Wie keine andere Denkrichtung will die Aufklärung durch bloße Anleitung zur Vernunft, Demokratie, Diskurs und Achtung von Anderen (durch Toleranz, Gleichbehandlung und Solidarität) niemandem eine Weltsicht aufzwingen, sondern ganz im Gegenteil vor dem Hereinfallen auf Dogmen bewahren. Stellvertretend dafür steht Immanuel Kants Leitspruch der Aufklärung: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Zugleich zielen diese Werte unzweifelhaft auf ein friedliches Zusammenleben in geordneten Bahnen. Sodann bleibt Raum für aufgeklärte Religiosität, Atheismus oder auch politischen Pluralismus auf dem Boden der Demokratie.

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."

Immanuel Kant: "Was ist Aufklärung", Einleitung.

Die Aufklärung setzt die Begabung und Fähigkeit des Menschen zur Vernunft voraus, welche zwingend benötigt wurd, um die selbst verschuldete Unmündigkeit zu überwinden. Aufklärung und Vernunft bedingen sich einander und sind wechselseitig nötig, um zu wirken. Was für die Aufklärung noch fehlt, ist reflexives Bewußtsein, denn ohne dieses ist jene nicht möglich.

Die aufklärerische Vernunft wird mit Kritik angereichert und dadurch reflexiv eingeholt. Nur die über ihre eigene Geschichte und ihre blinden Flecke aufgeklärte Vernunft kann der ursprünglichen Intention einer Emanzipation durch Kritik unter den komplexen Bedingungen der Gegenwart gerecht werden.

Aufklärung wird zunächst immer durch die Gegenmacht betrieben, da die Herrschenden kein Interese an einer Veränderung haben, sondern ihren status quo zu erhalten suchen, haben sie auch kein Interesse an der Aufklärung über bestehende gesellschaftlichen Zustände mit der Folge, daß aufgeklärte kluge Geister werden als Ketzer gebrandmarkt werden.

Die Aktualität einer notwendigen Thematisierung von Aufklärung angesichts des sich im Kontext allgemeiner Globalisierung vollziehenden kulturellen Wertewandels und der Radikalisierung grundsätzlicher Menschheitsfragen durch die Möglichkeiten moderner Bio- und Gentechniken und allgemeiner medialer und digitaler Vernetzungen aller Kultur- und Wissensprozesse, eine Problematik, die unter dem Stichwort von der "Zukunft des Humanen" tief in die menschliche Lebenspraxis hineinreicht und zu verhandeln ist.

Denis Diderot, David Hume, Laurence Sterne, Jean-Jacques Rousseau und viele andere Denker des 18. Jahrhunderts streiten um eine zeitgemäße Philosophie, die die Religion hinter sich lässt und allein auf die Kraft des Verstandes setzt, aber auch den Leidenschaften angemessenen Platz einräumt. Kants Aufklärung verfolgte einen metaphysischen Ansatz und war eine Aufklärung der reinen Anschauung.

Rousseau habe in Wirklichkeit ein zutiefst pessimistisches Menschenbild vertreten und mit seiner Philosophie die Fundamente einer repressiven und brutalen Gesellschaftsordnung gelegt. Er habe nur das christliche Menschen- und Weltbild übernommen und es in eine neue Philosophie verpackt. Daraus seien u.a. der Große Terror unter Robespierre und die totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts entstanden. Beide Philosophien werden von Blom ausführlich beschrieben. Kritik wird auch an Voltaire geübt, da dieser nach Blom viel mehr am eigenen Wohlstand interessiert gewesen sei und unbedingt als Aushängeschild der Aufklärung dienen wollte. Deshalb habe er sich nicht gegen die Kirche, sondern gegen Teile der radikalen Aufklärer gewandt.

Bis heute bestimme dieses alt-christliche und nur in neuer Form verpackte Weltbild von Rousseau unser Denken. So würden wir immer noch in Kategorien wie „Erlösung“ und „Verdammnis“ verweilen und Angst vor scheinbar unlösbaren Problemen haben, wie etwa dem Klimawandel, nuklearen Kriegen oder zerstörerischen Asteroiden. Auch deshalb seien wir so anfällig für Ideen wie dem Sozialismus, dem vollkommenen Markt oder Science-Fiction, da dies als eine Art Ersatzhimmel wirke. Dieses Verständnis spiegele sich u.a. in der Sexualmoral, der Werbung, dem Gesundheits- und Jugendkult, der Filmbranche sowie in der Ablehnung radikaler Wissenschaft wie Stammzellenforschung und Gentechnik wider.

Aufgeklärte kluge Geister wie Diderot und Holbach hingegen werden als radikale Atheisten und Religions- sowie Kirchenkritiker beschrieben, welche die Ideen von Naturalismus, Materialismus, Sensualismus, Pragmatismus, Relativismus sowie jede Form von Gleichberechtigung und Feminismus teilten. Sie seien Vordenker der Evolutionstheorie gewesen, hätten schon theoretische Erkenntnisse über die DNA, die Natur der Atome, psychologische Erklärungsmodelle und vielem mehr gehabt, was erst Jahrhunderte später wissenschaftlich bewiesen wurde. Sie glaubten nicht an einen Sinn des Lebens, außer dem des Überlebens, Linderung von Schmerzen und Förderung des Genusses. Sie entwickelten eine Moral von Freiheit und Leidenschaft, deren einziges Prinzip sei; alles ist gut, was dem Menschen langfristig gut tut und umgekehrt. Dies solle zu einer Gesellschaft führen, welche von gegenseitigem Respekt getragen wird.

Die Gründe für das weitgehende Scheitern der Philosophie der radikalen Aufklärer und deren Unbekanntheit gegenüber Philosophen wie Voltaire, Kant oder Rousseau sei gewesen, dass sowohl zunächst die Vertreter der Französischen Revolution, als auch später die europäischen Monarchen insbesondere infolge des Imperialismus viel mehr an ihrer eigenen Macht sowie an der Ausbeutung der Kolonien und deren Bewohnern durch Sklaverei interessiert gewesen seien. Eine Gleichwertigkeit aller Menschen und Kulturen, wie sie von Diderot und Holbach vertreten wurde, hätte dem Imperialismus die Legitimität entzogen.

Blom kommt zu dem Schluss, unser Festhalten am vermeintlichen Sinn des Lebens sei nichts weiter als Narzissmus. Die Philosophen um Holbach und Diderot hätten dieses Prinzip umgekehrt: Nur aus der Sinnlosigkeit entstehe Ethik. Und aus dieser Einsicht entstehe das, was schon Epikur gefordert habe: Der ständige Versuch, die eigenen Leidenschaften zu verfeinern und zu lenken, statt sie zu verleumden, das eigenen Glück in dieser Welt zu finden, der eigenen Umwelt so wenig wie möglich zu schaden und so viel Gutes wie möglich zu schaffen.

Literatur:

Vernunft der Aufklärung - Aufklärung der Vernunft
Vernunft der Aufklärung - Aufklärung der Vernunft
von Konstantin Broese und Andreas Hütig

Kritik der zynischen Vernunft
Kritik der zynischen Vernunft
von Peter Sloterdijk


Weblinks:

Böse Philosophen. Das vergessene Erbe der Aufklärung

Was ist das Erbe der Aufklärung? - www.nzz.ch

Sonntag, 30. Dezember 2018

Robert Spaemann gestorben

Robert Spaemann

Der Philosoph und Autor Robert Spaemann ist im Alter von 91 Jahren in Stuttgart gestorben. Er war ein kluger und tiefschürfender Kopf mit einem umfassenden philosophiegeschichtlichen Horizont. Der konservative Denker beschäftigte sich mit der Ideengeschichte der Neuzeit, mit Naturphilosophie, Problemen der Ethik, der Politischen Philosophie und der Religionsphilosophie.

Robert Spaemann studierte Philosophie, Theologie, Geschichte und Romanistik in Münster, München, Fribourg und Paris. 1952 promovierte er in Münster bei Joachim Ritter und habilitierte sich dort 1962, nach einem Intermezzo als Lektor beim Stuttgarter Kohlhammer Verlag, mit einer Studie über den französischen Theologen und Schriftsteller François Fénelon. Er lehrte dann Philosophie in Stuttgart (bis 1968), Heidelberg (bis 1972).

Spaemann war ordentlicher Professor für Philosophie an den Universitäten Stuttgart (bis 1968), Heidelberg, wo er Hans-Georg Gadamer nachfolgte (1969 bis 1972), und München, wo er 1992 emeritiert wurde. 1962 habilitierte er in den Fächern Philosophie und Pädagogik und war bis 1992 ordentlicher Professor an den Universitäten Stuttgart, Heidelberg und München.


Die Thematiken Spaemanns ergeben sich organisch aus seiner denkerischen Wachsamkeit für das "was in Wahrheit ist". Die ausführlich dargestellten Arbeiten über de Bonald und Fénelon führen weiter zur Entdeckung des teleologischen Denkens, einer Neuformulierung des Natur-Begriffs, einer praktischen Philosophie "über Glück und Wohlwollen" (in Nachbarschaft zu Kant) und schließlich zum Band »Personen. Versuche über den Unterschied zwischen 'etwas' und 'jemand'«, der sich jedem Utilitarismus und jeder Verzweckung des Menschen widersetzt. Spaemann war wie kein anderer ein Philosoph der Ökologie nicht nur der Umwelt, sondern auch des Menschen selbst. So lehnte er entschieden Atomwaffen, Kernenergie und Genmanipulationen ab.

In seinem wissenschaftlichen Werk beschäftigte sich Spaemann mit der Ideengeschichte der Neuzeit, mit Naturphilosophie, Problemen der Ethik, der Politischen Philosophie und der Religionsphilosophie. Beachtet wurde sein Engagement in zeitgenössischen Debatten in Gesellschaft und Kirche. Seine Hauptwerke – »Glück und Wohlwollen« (1989) und »Personen« (1996) – wären ohne diese Auseinandersetzungen kaum zu denken.

Betrachtet man Spaemanns literarisches Werk, dann fällt auf, dass er stets zweigleisig gefahren ist. Es gibt die philosophischen Bücher wie etwa »Glück und Wohlwollen – Versuch über Ethik« (1989) oder »Personen – Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘« (1996), von denen die meisten bei Klett-Cotta in Stuttgart erschienen sind. Sie richten sich an die Gebildeten unter den Verächtern der Religion. Und es gibt die „Christlichen Reden“ für die schon Überzeugten, veröffentlicht in einem katholischen Verlag in der Schweiz.

Spaemann war ein enger Berater der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., deren Ansichten er besonders in Fragen der Bedeutung der Naturrechtslehre für die Ethik nahestand. Er schrieb zeitkritische Beiträge zu ethischen, politischen und religiösen Fragen für überregionale Zeitungen und internationale Fachzeitschriften. Seine Positionen, insbesondere zur Ökologie und zur Bioethik, werden über die Grenzen verschiedener Weltanschauungen und Parteien hinaus beachtet.


Literatur:

Personen – Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘
Personen – Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘
von Robert Spaemann