Samstag, 19. Mai 2012

Johann Gottlieb Fichte 250. Geburtstag

Johann Gottlieb Fichte


Johann Gottlieb Fichte wurde vor 250 Jahren am 19. Mai 1762 in Rammenau in der Oberlausitz als Sohn eines Webers geboren. Fichte gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen und als Vertreter und Vater des deutschen Idealismus. In der Entwicklung der Geistesgeschichte der Philosophie des Idealismus vollzog sich der klassische Dreischritt Kant - Fichte - Hegel.

Johann Gottlieb Fichte gehört zu den interessantesten Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Fichte war der philosophische Kopf des deutschen Idealismus und sein gedanklicher Wegbereiter. Ohne Fichte hätte es keinen deutschen Idealismus, keinen Schelling und keinen Hegel in dem wirksam gewordenen Sinne gegeben.

Fichte repräsentiert den Übergang der Philosophie von Kant zu Hegel.

Er studierte zunächst Theologie und war als Hauslehrer tätig, bevor er 1770 von der Philosophie Immanuel Kants beeinflusst wurde und sein weiteres Wirken selbst der Philosophie widmete. Der Denker des Idealismus gehört zu den interessantesten Figuren der deutschen Geistesgeschichte, denn er beeindruckte durch die Kühnheit seiner Gedanken und die Wucht seines philosophischen Entwurfs. Die Welt ist für ihn kein statisches System, sondern dynamischer Ausdruck eines Handelns. Fichte versuchte, Gott und die Welt aus dem Bewusstsein als solchem zu verstehen.

Fichte knüpfte unmittelbar an Kant an und widmete sich rein menschlich, einer auf dem Ich fundierten Theorie von Erkenntnis. Das Ich (= die schöpferische menschliche Persönlichkeit) schafft sich mit Hilfe der schöpferischen Phantasie das Nicht-Ich (= Außen-/Umwelt), an dem es sich sittlich betätigen kann. Das Nicht-Ich ist daher nichts Fremdes, sondern eine Schöpfung des Ich.


»Das System der Erfahrung ist nichts anderes als das mit dem Gefühl der Notwendigkeit begleitete Denken.«

Johann Gottlieb Fichte ist einer der bedeutendsten deutschen Philosophen gleichrangig neben Kant, Hegel, Marx, und er ist der Vater des deutschen Idealismus, von größtem Einfluß auf das Kultur- und Geistesleben im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert und die deutsche Klassik. Aber dennoch ist der Verfasser der bahnbrechenden »Wissenschaftslehre« und der »Reden an die deutsche Nation« bis heute ein weitgehend Unbekannter.

Seiner Mitwelt machte es Fichte nicht leicht: nicht nur durch seine mitunter schroffe Art, die er, aus einfachsten Verhältnissen stammend, als Schutzwall um sich errichtet hatte; auch mit seiner neuartigen Ich-Philosophie, die kaum einer seiner Zeitgenossen verstand. SeineParteinahme für die Französische Revolution und seine unbestechliche Haltung im sogenannten »Atheismusstreit« kosteten ihn seinen Lehrstuhl in Jena.

Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph

Fichte war jedoch nicht nur Philosoph und Gelehrter. Er war auch ein politisch engagierter Schriftsteller und Redner. Theorie war ihm nicht genug. Er verstand sich selbst hauptsächlich als ein Mann der Praxis. Heinrich Heine schrieb über ihn: "Bei Kant hatten wir nur ein Buch zu betrachten. Hier aber kommt außer dem Buch ein Mann in Betrachtung; in diesem Mann sind Gedanke und Gesinnung eins, und in solch großartiger Einheit wirken sie auf die Mitwelt." Fichte erscheint vielen Zeitgenossen als ein Mann "aus einem Guss".

Seine Parteinahme für die Französische Revolution und seine unbestechliche Haltung im sogenannten »Atheismusstreit« kosteten ihn seinen Lehrstuhl in Jena. Fichte war jedoch nicht nur Philosoph und Gelehrter. Er war auch ein politisch engagierter Schriftsteller und Redner. Theorie war ihm nicht genug. Er verstand sich selbst hauptsächlich als ein Mann der Praxis.

Courage zeigte der Sohn eines Webers, als er 1807/08 in Berlin, das von französischen Truppen besetzt worden war, seine »Reden an die deutsche Nation« hielt. In seinen »Reden an die deutsche Nation« verordnete er der von Napoleon Geschlagenen und Geteilten eine Wiedergeburt durch Bildung.

Johann Gottlieb Fichte starb am 29. Januar 1814 im Alter von 51 Jahren in Berlin am Nervenfieber, welches die Verwundeten des Befreiungskrieges in Berlin eingeschleppt hatten.


Weblinks:

Johann-Gottlieb-Fichte-Gesellschaft - Fichte-Gesellschaft - www.fichte-gesellschaft.de

Fichte-Gesellschaft - fichte-gesellschaft.userweb.mwn.de

Johann-Gottlieb-Fichte-Stiftung - www.fichte-stiftung.de
Fichte Biografien:

Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph
Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph
von Manfred Kühn

Johann Gottlieb Fichte: Eine Biographie
Johann Gottlieb Fichte: Eine Biographie
von Wilhelm G. Jacobs

Samstag, 24. März 2012

Habermas und der Historische Materialismus

Seit dem Ausbruch der Weltfinanzkrise 2008 ist die Kapitalismus-Kritik von Karl Marx und Friedrich Engels von neuem ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Durch die gegenwärtige Systemkrise des globalisierten Kapitalismus gewinnt auch der Historische Materialismus Marx´ und Engels´ neue Aktualität.

Der Philosoph Jürgen Habermas hat bis zum Ende der 70er Jahre dezidiert an ihn angeknüpft. Er baute das Basis/Überbau-Theorem zu einer Theorie der sozialen Evolution aus und reformulierte das Programm der Einheit von Theorie und Praxis im Rückgriff auf die ältere Frankfurter Schule.

Seine kommunikationstheoretischen Ansätze, die er in Zusammenarbeit mit Karl-Otto Apel entwickelte, sollen ein zentrales Defizit des traditionellen Marxismus – das Fehlen einer Theorie demokratischer Institutionen – beheben.

Auf einer Tagung an der Universität Wuppertal haben Vertreter verschiedener Disziplinen mit Jürgen Habermas über seine Rekonstruktion des Historischen Materialismus diskutiert. Durch die Mitwirkung von Karl-Otto Apel und Agnes Heller wurden Grundfragen der Habermas’schen Kommunikationstheorie und ihre Rolle in der Geschichte des westlichen Marxismus in die Diskussion einbezogen. Was den Band von sonstigen Tagungsbänden abhebt, sind die Entgegnungen von Jürgen Habermas sowie repräsentative Ausschnitte aus der öffentlichen Diskussion.
Habermas und der Historische Materialismus



Weblinks:

Konzept - Habermas-Tagung an der Universität Wuppertal

Sich im Unbehaglichen einrichten Kontroverse Habermas-Tagung in Wuppertal - www.taz.de

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Das Leben in der Wahrheit

Václav Havel kämpfte gegen das sozialistische System, für die Begründung einer „Bürgergesellschaft“, gegen den Zerfall der Tschechoslowakei. Als Politiker war ihm nicht immer Erfolg beschieden. Doch als moralische Autorität blieb er unübertroffen.

So unbestimmt die politische Vision auch war, von der sich Havel leiten ließ, so unübersehbar war die moralische Autorität, die er sich erworben hatte. Das Regime hatte diesen Mann, der am 22. November auf dem Prager Wenzelsplatz vom Balkon des Melantrich-Hauses zum ersten Mal vor einer riesigen Menschenmenge das Wort ergriff, zum Staatsfeind erklärt, ihn jahrelang verfolgt und schikaniert, ihn wie einen Verbrecher gefangen gehalten. Doch er hatte nicht nachgegeben, sich nicht mit der Macht arrangiert, sich nicht korrumpieren lassen.

Weblink:

Das Leben in der Wahrheit - /www.faz.net

Dienstag, 15. November 2011

Georg Wilhelm Hegel 180. Todestag


Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Georg Wilhelm Hegel war ein bedeutender Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus sowie als einer der großen Schöpfergestalten des deutschen Geistes. Der Todestag des bedeutenden Philosophen jährt sich am 14. November zum 180. Mal.

Hegel ist der Hauptvertreter der Philosophie des deutschen Idealismus. Geist und Idealismus gingen bei ihm eine wirkungsvolle Symbiose ein. "Das Geistige allein ist das Wirkliche" ist ein zentraler Satz in Hegels Denken, der diese idealistische Position auf den Begriff bringt.

Humboldt-Universität

Hegel war Professor für Logik und Metaphysik an der noch jungen Universität in Berlin. Schwerpunkte seiner Geist gewordenen Philosophie im Zeichen des Idealismus und der Aufklärung waren die Themen Logik und Metaphysik.

Hegel ist der Weltgeist-Schöpfer. Hegel erklärte die Entwicklung der Welt als Selbstbewußtwerdung des Weltgeistes, da Denken und Sein eins seien. In der Weltgeschichte und dem Aufkommen und Untergehen einzelner Staaten wird der objektive Geist zum allgemeinen „Weltgeist“.

Aus einer Folge von Negationen entwickelt sich der Geist, aber auch die Wirklichkeit zu immer höheren Formen. Dies lässt sich in den kleinsten Erscheinungen der Natur ebenso beobachten wie in der Geschichte der Menschheit.

Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. In ihrer Wirkung auf die westliche Geistesgeschichte ist sie mit dem Werk von Platon, Aristoteles und Kant vergleichbar. Sein philosophisches Werk Phänomenologie des Geistes aus dem Jahre 1807 zählt zu den wirkmächtigsten Werken der Philosophiegeschichte überhaupt.

Hegels Philosophie des „absoluten Geistes“ umfasst seine Theorie der Kunst, der Religion und der Philosophie.
Anders als Immanuel Kant, der große Erkenntnistheoretiker, war Hegel in erster Linie Geschichtsphilosoph. "Jeder Einzelne", so formulierte er seine Hauptthese, "ist ein blindes Glied in der Kette der absoluten Notwendigkeit, an der sich die Welt fortbildet. Jeder Einzelne kann sich zur Herrschaft über eine größere Länge dieser Kette allein erheben, wenn er erkennt, wohin die große Notwendigkeit will."



Bei Hegel wird die Metaphysik zum Versuch, die Struktur der Welt gleichsam als die Entwicklung des Gedankens zu denken. Hegel entwickelte eine eigene Geschichtsphilosophie, die den Lauf der Geschichte durch den Weltgeist bestimmt sah, der sich wiederum in einer Vielzahl von nationalen Geistern inkarniere.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx. Hegels Ruhm mehrte sich mit seinen Kritikern und Interpreten. Zu den bekanntesten gehört Karl Marx, der einige Elemente von Hegels Systems "vom Kopf auf die Füße" stellen wollte.

Georg Wilhelm Hegel starb am 14. November 1831 in Berlin.

Weblink:

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

  Georg Wilhelm Hegel-Werke

Wissenschaft der Logik
Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften
Enzyklopädie der
phil. Wissenschaften
Berliner Schriften 1818-1831

Berliner Schriften 1818-1831
Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte
Vorlesungen über
die Philosophie
der Geschichte

Samstag, 22. Oktober 2011

"Im Namen der Freiheit" von Michel Onfray


Michel Onfray, einer der einflussreichsten Denker Frankreichs und in seinen streitbaren Haltungen gegen alle gesellschaftslichen Strömungen Camus recht ähnlich, hat nun unter dem Titel "Im Namen der Freiheit. Leben und Philosophie des Albert Camus" eine Monographie verfasst, in der er aus seiner Bewunderung für den einflussreichen einstigen Stars des Existentialismus kein hehl macht. Ebenso wenig wie von seiner harschen Kritik an Jean-Paul Satre, dem anderen Star eben dieser Denkrichtung und zugleich Gegner und Kritiker Camus'.

Ihm wirft Onfray vor, mit seinen Legenden und falschen Darstellungen Camus posthum in ein falsches Licht als "schöne Seele" gebracht zu haben. Womit er auch dessen theoretisches Hauptwerk "Der Mensch in der Revolte" entwertet habe. Dabei hält Onfray gerade die Grundhaltung Camus' für besonders vorbildhaft, denn wie nur wenige Philosophen habe er seinem Denken entsprechend gelebt. Zu seiner Ethik der Verantwortung gehörte sein Grundsatz, Gewalt nicht mit Gewalt zu vergelten und Freiheit auch als Verpflichtung zu begreifen.

Das Ideal der Einfachheit habe der in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Camus im Gegensatz zu den verkopften Pariser Philosophen immer hochgehalten und befolgt. Detailliert schildert Onfray den Weg vom zeitweiligen Kommunisten (in den 30er Jahren) bis zum späteren liberitären linken Antikommunisten, der in den 50er Jahren in sein Tagebuch schrieb: "Die Demokratie ist nicht das Gesetz der Mehrheit sondern die Beschützung der Minderheit."

Albert Camus


Ein Nietzscheaner sei Camus zudem gewesen und seine Stärke der philosophische Roman. "Der Dichterphilosoph denkt und arbeitet nicht wie ein Professor, sondern wie ein Dichter", postuliert Onfray, der sich gleichwohl durchaus mehr der philosophischen Bedeutung des verehrten Meisters widmet als dem hohen Stellenwert eines immerhin mit dem Nobelpreis gekrönten Schriftstellers, der zu Recht dafür gewürdigt wurde und wird, Werke geschrieben zu haben, die das Leben des Lesers verändern.

Doch Onfray steigt nicht nur in das Schaffen und Wirken dieses Denkers des Absurden ein sondern ebenso in die prägenden oder entgegenstehenden philosophischen Richtungen und Diskurse. Wie sehr Camus' Denken aus seinem Leben heraus erwuchs und wie er es zugleich in seiner Lebensführung umsetzte in einer faszinierenden Parallelität von Biographie und Philosophie - Michel Onfray macht es erfahrbar. Und das ist eine ebenso brillante wie herausfordernde Lektüre, an der der so Gefeierte vermutlich große Freude gehabt hätte.

Albert Camus

Die Legende. Camus ist weder Philosoph noch Romancier, ein "Second-Hand-Autor", ein "socialiste très rose", ein Kalter Krieger und ein "kleiner weißer Kolonisator". Dagegen stellt Onfray auf über 500 Seiten seine Geschichte des "wahren Camus". Es ist eine Pro-Camus und eine Anti-Sartre-Geschichte. Von Sartre unterscheide sich Camus vor allem durch eine quasi organische Intoleranz gegenüber jeder Ungerechtigkeit. Onfray stellt ziemlich überzeugend und mithilfe kaum ertragbarer Kriegsfotos die Genealogie dieser "Viszeralität" dar: Camus' Kindheit als Halbwaise in einem Armenviertel Algers, die körperliche Rebellion des im Ersten Weltkrieg gefallenen Vaters gegen blutige Gewalt (Kolonialkriege, öffentliche Hinrichtungen), den dulderischen Habitus der analphabeten Mutter, die prügelnde Großmutter, die Geißel Tuberkulose - und die Befreiung durch die republikanische Schule.

Fast genüßlich erinnert Onfray an die bekannte überbehütete bourgeoise Kindheit des kleinen "Poulou" Sartre, dem zufliegt, was Camus sich hart erarbeiten muss, ohne das "Niveau" Sartres je erreichen zu können. Camus verdankt fast alles zwei Lehrern (die sich als Bildungs- und nicht als Kompetenzvermittler sahen, en passant gesagt): seinem Grundschullehrer Germain und seinem Philosophielehrer Grenier. Grenier eröffnet ihm Nietzsche - und Onfray die Möglichkeit einer linksnietzscheanischen Interpretation der frühen Erzählung "Noces à Tipasa". Angesichts des "heidnischen" Paysage von Tipasa (römische Ruinen, überwuchert von duftendem Rosmarin, Strand, Meer, Sonne) entwickelt Camus einen "Discours de la méthode dionyséenne". Es gibt keinen Gott, nur DAS Leben, den Körper, die (freie) Liebe. Man schreibt sein Leben in den puren Augenblick ein, ohne ihn zu verderben durch die Nostalgie des Vergangenen oder die Angst vor dem Kommenden, beschreibt Onfray einen bei Sartre unvorstellbaren Habitus.

Camus entwickelt eine Art "mediterranen Gramscismus", zu dessen Genese auch die (negative) Erfahrung einer fast zweijährigen Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei gehört, mit der ein Camus zwangsläufig brechen muss. Zu stark sind die "mediterranen Lektionen": Gastfreundschaft, Generosität, Vitalität, Mut und Loyalität. Das intransigente Verhalten der Kommunisten im spanischen Bürgerkrieg (Camus Mutter ist spanischen Ursprungs) und in der Kolonialfrage (für algerische Kommunisten gilt er als "Trotzkist") verstärkt die Sympathien mit dem Anarchosyndikalismus. "Der Fremde" und "Der Mythos des Sisyphos", Bücher, die Camus' Ruhm begründen, werden von Onfray als Werke des Übergangs interpretiert: vom "Ja zum Leben" in Richtung "Nein zum Tod".

Montag, 17. Oktober 2011

»Phänomenologie des Geistes« von Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Nach Kants »Kritik der reinen Vernunft« (1781) schien der Geist und sein Erkenntnisvermögen ausgelotet. Da erschien Hegels »Phänomenologie des Geistes« um das Jahr 1807. Das 1807 erschienene erste Hauptwerk des großen Vertreters des deutschen Idealismus systematisiert die Erhöhung der Erscheinungsformen des Geistes von der naiven Wahrnehmung bis hin zum absoluten Wissen des Weltgeistes.

Die »Phänomenologie des Geistes« ist der erste Teil des Hegelschen Systems der Wissenschaft in dem erhoben wird, wie vom bloßen Bewusstsein, von der Wahrnehmung das Selbstbewusstsein und die (sinnliche) Gewissheit hervortreten.


"Freiheit" ist die Losung des Zeitalters, in dem Hegel groß geworden ist. John Locke hatte sie der Politik zugrunde gelegt, mit Rousseau war sie zu einer menschheitlichen Forderung geworden und Kant konnte zeigen, dass sie der Ursprung aller humanen Leistungen ist, ohne im Widerspruch zur strengen Naturgesetzlichkeit zu stehen. Die Freiheit tritt im "Geist" hervor, den Kant als die "belebende Kraft im Gemüthe" versteht. Damit war nicht nur der Grund für die Erfahrung des Schönen, sondern auch für einen neuen Begriff des Lebens gelegt. Nur vor diesem Hintergrund ist das Freiheitspathos Friedrich Schillers zu verstehen, der seine Ideale bereits im realen Prozess des Lebens - und damit auch in der Geschichte - wirksam sieht.

Entstanden ist das Buch auch als Antwort auf die vielfältigen philosophischen Strömungen seiner Zeit, die Hegel bündeln und überwinden wollte. "Dieser Band stellt das werdende Wissen dar. Die Phänomenologie des Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklärungen oder auch der abstrakten Erörterungen über die Begründung des Wissens treten."

Berühmt geworden ist Hegels Idee, dass der Fortschritt in der Geschichte der Menschheit sich in dem Dreischritt aus These, Antithese und Synthese in der Geschichte vollzieht.

Hegel vertraut auf die Sinne: Sinnliche Gewißheit ist die niedrigstee Stufe der Erkenntnis in Hegels »Phänomenologie des Geistes«, der Punkt, von dme alles ausgeht, all der Fortschritt, das Schreiten des Weltgeistes.

Die »Phänomenologie des Geistes« von Georg Friedrich Wilhelm Hegel stellt den Höhepunkt der philosophischen Entwicklung des deutschen Idealismus dar. Hegel beschreibt darin die Bildungsgeschichte des Bewusstseins und entfaltet programmatisch drei Stufen der Wissensbildung: Ausbildung der persönlichen Welterfahrung, individuelle Selbsterfahrung und Verständnis für die Geschichte.

Die Philosophen kannten nur den traditionellen Weg zum Erkenntnisgewinn, den phänomenologischen: Aus Beobachtungen des Geschehens im Alltag unter Einsatz herausragender analytischer Fähigkeiten Erkenntnisse zu gewinnen und diese zu kommunizieren. Von Sokrates über Epikur, Feuerbach oder Kant bis zum heutigen Tag.

Weblinks:

Hegel-Biografie - Biografie-Portal -

Geist der Freiheit
- www.welt.de

Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Freitag, 8. Juli 2011

Nietzsches Morgenröte taucht ein in das Licht der Erkenntnis

Friedrich Nietzsche


In seiner Schrift »Morgenröte« - vor genau 130 Jahren Anfang Juli 1881 herausgegeben - gelangt Friedrich Nietzsche zu einer philosophischen Reife - und zwar durch Distanz zu dem Objekt und durch zunehmende Objektivität bei der Betrachtung. Hierin findet sich eine Rücknahme des subjektiven Pathos, eine weniger schroffe und weniger leidenschaftliche Darstellung, Reflexion und ein besser kontrollierter Abstand vom Strudel der Gedanken.

Das Leben ein Mittel der Erkenntnis - mit diesem Grundsatz im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen!
Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche (1844-1900) gilt als "lauter" Denker. Aggressiv, feinhörig – ein Seismograf der Moderne und genialer Rhetoriker.

Gerade deshalb war und ist er wie kaum ein anderer über die akademischen Grenzen hinaus wirksam geworden. Seine Schriften sind faszinierend – sie ziehen an, durch das, was sie abstoßen. Hierin besteht der Reiz sich in sein Denken zu begeben. In dieser Sendung zeigt sich aber ein anderer Nietzsche. Ein Nietzsche, der dem Ernst des Lebens und der Philosophie eisig ins Gesicht blickt und dabei zu lachen beginnt. Warum? Wie kommt er dazu? Und welche Rolle spielt dieses Lachen in Nietzsches Denken?
Diese Fragen versuche ich mit einem besonderen Gast zu klären, die sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit intensiv mit dem Aspekt des Lachens in Nietzsches Philosophie beschäftigt hat – Katia Hay. Mit Nietzsche lachen! Es lohnt sich! 


Nietzsche beginnt erkennbar seinen eigenen Weg als Philosoph zu gehen. Sicher im Stil, theoretisch offener und abgewogen im Urteil, zieht er in der »Morgenröte« gegen die Moral zu Felde und bedient sich dabei der Wissenschaft, bei der es sich einzig und allein um eine Intuition auf der Grundlage einer normatlen, unmittelbaren oder mittelbaren Erfahrung handelt - was man bei ihm als historische Intuition bezeichnen könnte.



Dem Individuum, sofern es sein Glück will, soll man keine Vorschriften über den Weg zum Glück geben: denn das individuelle Glück quillt aus eigenen, jedermann unbekannten Gesetzen, es kann mit Vorschriften von außen her nur verhindert, gehemmt werden.



Nietzsche begibt sich zu seiner historischen Analyse an neue Lektüren, philosophische und wissenschaftliche, um seinen Überlegunen ein solides Fundament zu verleihen. Er liest Werke von Positivisten wie John Stuart Mill, Comte, Spencer, Littre und auch biologische Abhandlungen wie die von Semper. Auch das Christentum wird ihm hierbei zum Studienobjekt.

Die Grundlagen und Bezugspunkte seiner Philosophie haben sich 1880 bereits sichtbar verschoben. Losgelöst vom Einfluss Richard Wagners und Artur Schopenhauers, ist er reif genung, um die These zu entwickeln, dass die Welt keine moralische Bedeutung hat, wie es Schopenhauer und das Christentum voraussetzen. Er beginnt, der Welt ihre moralische Bedeutung abzusprechen. Die »Morgenröte« taucht ein in das Licht der Erkenntnis und lotet in einer historischen Analyse die Bedeutung der Moral im geschichtlichen Vergleich aus.



Die einen regieren, aus Lust am Regieren,
die andern, um nicht regiert zu werden: -
diesen ist es nur das geringste von zwei Übeln.




Die »Morgenröte« zeugt vom hohen moralischen Anspruch des »Philosophen der Unzeitgemäßheit«. Nietzsche charakterisiert "Moral" als "wahre" Wirklichkeit, die der Rechtfertigung politischer Herrschaftsansprüche und der Steuerung sozialen Verhaltens dient und damit ein ideologisches Moment besitzt.

Weblink:

Friedrich Nietzsche - www.die-biografien.de