Sonntag, 18. Oktober 2009

Henri Bergson 150. Geburtstag

Henri Bergson

Henri Bergson wurde vor 150 Jahren am 18. Oktober 1859 in Paris geboren. Bergson war ein französischer Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur 1927. Er gilt neben Friedrich Nietzsche und Wilhelm Dilthey als bedeutendster Vertreter der Lebensphilosophie.

1896 publizierte er seine zweite größere Schrift »Matière et mémoire« (dt. »Materie und Gedächtnis«, 1908), in der er auch die neueste Hirnforschung berücksichtigte. 1897 wurde er als maître de conférences mit Vorlesungen an der »École Normale Supérieure« betraut, wo er kurz darauf zum Professor ernannt wurde.

Im Jahr 1900 wurde er auf den Lehrstuhl für Griechische Philosophie am »Collège de France« berufen, der prestigereichsten aller französischen Bildungsinstitutionen. 1901 wählte ihn die »Académie des sciences morales et politiques« zum Mitglied.

Bergson versuchte, eine "positive Metaphysik" zu konstruieren und aus der Philosophie eine Wissenschaft zu machen, die auf Intuition als Methode basiert, deren Ergebnisse aus Erfahrung stammen und die ebenso streng sein würde wie die auf Intelligenz basierenden Wissenschaften wie Mathematik in erster Linie. Im Gegensatz zu Platon und René Descartes, die Geometrie als Modell verwendeten, um Metaphysik zu einer Wissenschaft zu machen, nimmt Bergson als Modell Biologie, Psychologie und Soziologie, aufstrebende Wissenschaften seiner Zeit, die auf Bewegung und nicht auf konzeptueller Fixierung beruhen. und nach Bergson nicht ganz mathematisierbar.

Bergson unterschied zwischen "Intelligenz" und "Intuition". Intelligenz ist auf Materie geregelt, das heißt, sie ermöglicht Wissen, was Frédéric Worms zusammenfasste: „Intelligenz ist […] die Fähigkeit bestimmter Lebewesen (Menschen) durch Werkzeuge auf Materie einzuwirken und bestimmte Objekte durch ihre Beziehungen zu kennen, also vor allem durch den Raum."

Die Intuition hingegen wird im Laufe der Zeit reguliert. „Die Analyse arbeitet mit dem Unbeweglichen, während die Intuition in die Mobilität oder, was dasselbe bedeutet, in die Dauer gestellt wird. Dies ist die sehr klare Grenze zwischen Intuition und Analyse. »Es überschreitet die geschlossenen Rahmenbedingungen, die Intelligenz schafft, um sich die Welt anzueignen, und sucht nach einer Wissensquelle im Leben. Bergson eröffnet damit den Weg zu einer neuen Metaphysik, indem er bestätigt, dass das Reale in seinem Ursprung erkennbar ist. „In der Erfahrung, sensibel, zeitlich, unmittelbar, muss es Intuition geben oder überhaupt nicht. Wenn jedoch Intuition gegeben ist, liefert sie die Charaktere einer Realität ohne jegliche Relativität aufgrund unserer Sinne oder unseres Wissens und erhält daher eine metaphysische Bedeutung: Das Kriterium der Dauer ist dann die intrinsische Garantie des Bereichs Metaphysik der Intuition. In diesem Punkt widersetzt sich Bergson Kant, indem er in die "Materie" der "sensiblen Intuition" ihre Form (Zeit) zurückbringt, genau die Konzepte des Verstehens (mit Intuition) Materie, die Intelligenz begründet) und vor allem die großen metaphysischen Erfahrungen des Selbst, der Welt und sogar Gottes, die für den Philosophen als solchen unzugänglich sind, der mystischen Erfahrung.

Henri Bergson bestritt die Rolle der rationalen Erkenntnis und erklärte die voluntative Intuition, die mystische Schau als höchste Stufe der philosophischen Wirklichkeitsaneignung. Auf diesem Wege sei die Wahrheit unmittelbar, jenseits sinnlicher und rationaler Daten erkennbar.

Henri Bergson starb am 4. Januar 1941 in Paris.

Samstag, 27. Juni 2009

»Die Revolution der gebenden Hand« von Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk hat mit einem unter dem Titel »Die Revolution der gebenden Hand« am 13. Juni 2009 in der »FAZ« veröffentlichten Text eine deutsche Kontroverse über den Fiskalstaat der Gegenwart ausgelöst. Was heute je nachdem als „Kapitalismus“ bzw. „Soziale Marktwirtschaft“ bezeichnet wird, nennt er einen „Semi-Sozialismus auf eigentumswirtschaftlicher Grundlage“, wobei er für eine „Abschaffung der Zwangssteuern und zu deren Umwandlung in Geschenke an die Allgemeinheit“ plädiert.

Diese These zog Beiträge der »Frankfurter Schule« in der Wochenzeitschrift Die Zeit« nach sich, so insbesondere von Lutz Wingert und Axel Honneth. Wingert sprach von einer „Allianz der Leistungsträger“ gegen die „Schwachen“. Honneth nannte Sloterdijks Thesen „fatalen Tiefsinn“. Die Debatte ging in der FAZ« und anderen Medien weiter. Sloterdijk schickte sich an, sie in seinem Buch »Die nehmende Hand und die gebende Seite: Beiträge zu einer Debatte über die demokratische Neubegründung von Steuern« 2010 aufzuarbeiten.

In einem Interview mit dem Debattenmagazin »Schweizer Monat« fordert er eine Ersetzung der herrschenden „Fiskalkleptokratie“ durch eine „Fiskaldemokratie“, in der die Bürger mitbestimmen können, wohin ihre Steuer- bzw. Gabenströme fließen. Die »Neue Zürcher Zeitung« (NZZ) attestiert dem Denker zwar Originalität im Denken, nennt die Idee einer „Ersetzung der Steuern durch eine Wohlhabenden-Ethik der freiwilligen Gabe“ jedoch einen „abwegigen Einfall“.

In mehreren Interviews thematisierte er die Finanzkrise ab 2007 vor dem Hintergrund der modernen Schuldenwirtschaft und sprach von einer „Desorientierung von historischen Größenordnungen“, wenn sich mit alten Schulden stets neue Schulden besichern lassen. Was den Staaten und Banken heute fehle, sei „Pfandklugkeit“. Dabei bezieht sich Sloterdijk auf Thesen der Eigentumsökonomik, wie sie von Gunnar Heinsohn ausgearbeitet wurden.

Des Weiteren sieht Sloterdijk, so in seinen Reflexionen eines nicht mehr Unpolitischen, das Projekt der Europäischen Union „vor dem Zerfall“ und prognostiziert eine „unvermeidliche Neuformatierung Europas“.

Sloterdijks Thesen, wie immer sehr gut für Debatten geeignet, sind nicht nur „fataler Unsinn“, sondern auch ohne Substanz, denn einen Fiskalstaat, wie ihn Sloterdijk vorschwebt, kann allen Ernstes niemand wollen.

Weblink:

Beiträge zur Debatte über wirtschaftliche und politische Themen - www.linkfang.de

Samstag, 18. April 2009

Kant und die Krise der globalen Ökonomie

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden


Seit der Finanz- und Eurokrise wird kaum eine Frage eindringlicher diskutiert als die nach politischen Möglichkeiten der Regulation globaler Märkte. Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant formulierte schon Ende des 18. Jahrhunderts die prägenden Konzepte dieser Debatte. Die Altersschrift »Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf« (1795) gehört zu den bekanntesten Werken des deutschen Philosophen Immanuel Kant. In seiner Schrift von 1795 entwarf er eine Theorie der internationalen Politik. Kant skizzierte darin das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Das Werk gilt als Grundlagenschrift globaler politischer Theorie. In seiner Schrift skizzierte er das Verhältnis zwischen globaler Okonomie, Völkerrecht und internationaler Politik.

Der Text, dessen Titel den Namen einer Gaststätte nachempfunden ist, ist zwar weniger gründlich, dafür aber so prägnant, daß er noch immer als Grundlagenschrift globaler politscher Theorie gilt.

In Form eines Friedensvertrages wendet Kant seine Moralphilosophie (vgl. »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«, »Kategorischer Imperativ«) auf die Frage der Politik nach dem Frieden zwischen den Staaten an. Auch hier gilt es, von der Vernunft geleitete Entscheidungen zu treffen und nach Gerechtigkeit zu trachten. Dabei stellt er klar, dass der Frieden kein natürlicher Zustand für den Menschen sei und deshalb gestiftet werden müsse.

Kant hatte in seiner Friedensschrift für den Freihandel plädiert und den freien Handelgeist als unverzichtbaren Garant globalen Friedens herausgestellt.

Literatur:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Donnerstag, 15. Januar 2009

Pierre-Joseph Proudhon 200. Geburtstag

Pierre-Joseph Proudhon

Pierre-Joseph Proudhon wurde am am 15. Januar 1809 in Besançon geboren.Proudhon war ein französischer Ökonom und Soziologe. Er war so etwas wie ein praktischer Anarchist. Er darf als einer der ersten Vertreter des solidarischen Anarchismus gelten. Er setzte sich für die Abschaffung der Ausbeutung, der Regierung des Menschen durch den Menschen, Kooperation, Gerechtigkeit und Freiheit, Mutualismus und Föderalismus ein. Der Autodidakt führte Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft durch.

In seiner "Theorie des Eigentums" (1866) unterzog Pierre-Joseph Proudhon das kapitalistische Eigentum einer wissenschaftlichen und politischen Grundsatzkritik. Deren Aktualität erweist sich besonders da, wo er es als Instrument wachsender wirtschaftlicher und politischer Macht und als Gegenstand immer schärferer innergesellschaftlicher Konflikte charakterisiert.

Vielzitiert ist der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ aus seinem Werk "Qu’est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement". Der Band ist das erste grundlegende Werk zu Proudhons Philosophie des Anarchismus; es wurde 1840 erstveröffentlicht. Die Schrift, die Proudhons provokativste Postulate enthält – Eigentum ist Diebstahl! – Gott ist alles Übel! – Anarchie ist die beste Regierung! – erlangte ihre wichtigste Bedeutung in der 1848er Revolution und ist eine der Begründungsschriften des Anarchismus überhaupt, auf die sich insbesondere die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich und die kommunistischen Anarchisten um Kropotkin bezogen.

Auch Karl Marx, der in den frühen 1840ern noch sehr befreundet mit Proudhon war, lobhudelte die Veröffentlichung: 'Herausfordernder Trotz, der das ökonomische ›Allerheiligste‹ antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie … revolutionärer Ernst.'

In der Februarrevolution von 1848 traf er Michail Bakunin und entwickelte als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung ein Arbeitsprogramm. Er erstrebte eine Entwicklung zum Sozialismus ohne Gewalt, getragen von der freien Entscheidung der Arbeiter. Proudhon lehnte jede staatliche Gewalt ab und prägte die Überzeugung der Anarchisten, wonach die unbegrenzte Freiheit der Menschen die Grundvoraussetzung für eine sozialistische Ordnung sei.

Proudhon war ein Mensch nicht frei von Widersprüchen: Er kritierte Eigentum und Staat, um dann beides zu verteidigen, er kritisierte Wahlen und kandidierte dann selbst. Diese Logik wird verständlich, wenn man weiß, daß Proudhon das kapitalistische Eigentum kritisierte, das libertäre aber veretidigte, daß er den kapitalistischen Staat geißelte, den Staat als föderalistischen Raum aber begrüßte, daß er keine bürgerlichen Wahlen wollte, sie aber uneterstüztze, wenn sie dem Anarchismus dienten.

Pierre-Joseph Proudhon starb am 19. Januar 1865 in Passy bei Paris.

Weblinks:

 Theorie des Eigentums 

Theorie des Eigentums von Pierre-Joseph Proudhon

Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der HerrschaftWas ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft

von Pierre-Joseph Proudhon

Freitag, 7. November 2008

»Der Mythos des Sisyphos« von Albert Camus

»Der Mythos des Sisyphos« von Albert Camus Der zentrale Gedanke des »Mythos des Sisyphos« ist der des Menschen, der die Fremdheit der Welt erfährt, und ausgehend von dieser Erfahrung versucht, eine Verhaltensregel zu finden. Um diesen Gedanken näher zu erläutern, ist es zunächst erforderlich, die drei wesentlichen Elemente, aus denen er zusammengesetzt ist, vorzustellen: Das erste Element ist die Sehnsucht des Menschen nach Einheit der Welt und somit auch nach ihrer Beherrschung. Denn um die Welt zu verstehen, muss der Mensch sie vereinen, also das Mannigfaltige ihrer Erscheinungen auf eine gemeinsame Ursache zurückführen, die Welt seinen Kategorien unterordnen. Ist dies nicht möglich, so muss er der Wirklichkeit Gewalt antun, muss Bilder und Gestalten in sie hineinlegen, die ihr eigentlich fremd sind. Das zweite Element ist dementsprechend die irrationale Welt, auf die die Sehnsucht des Menschen trifft. Das dritte Element und der eigentliche Ausgangspunkt des Mythos des Sisyphos ist das Gefühl des Absurden. Durch zufällige und eigentlich belanglose Ereignisse zerbrechen plötzlich die Schemen, mit denen sich der Mensch bis dahin in der Welt zurecht gefunden hat. Plötzlich wird er sich der Kluft zwischen sich und der Welt bewusst und ist doch nicht in der Lage sie wieder zu schließen. In diesem Moment sieht sich der Mensch dem Absurden gegenüber. „Manchmal stürzen die Kulissen ein. Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen, Straßenbahn, vier Stunden Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, immer derselbe Rhythmus – das ist meist ein bequemer Weg. Eines Tages aber erhebt sich das „Warum”, und mit diesem Überdruss, in den sich Erstaunen mischt, fängt alles an.”

Durch das Gefühl des Absurden angetrieben, versucht der Mensch nun mittels der Vernunft sich die Welt erneut unterzuordnen. Er wendet sich der Wissenschaft zu und trachtet danach, mit ihrer Hilfe das Eine zu finden, das allem zugrunde liegt. Doch er scheitert erneut: „Trotzdem gibt mir alles Wissen über diese Erde nichts, was mich sicher sein ließe, dass diese Welt mir gehört. Ihr beschreibt sie mir und ihr lehrt mich, sie zu klassifizieren. Ihr zählt ihre Gesetze auf und in meinem Wissensdurst halte ich sie für wahr. Ihr zerlegt ihren Mechanismus und meine Hoffnung wächst. Schließlich lehrt ihr mich, dieses blendende und bunte Universum lasse sich auf das Atom zurückführen und das Atom wieder auf das Elektron. Das ist alles sehr schön und ich warte, dass ihr fortfahrt. Doch ihr erzählt mir von einem unsichtbaren Planetensystem, in dem die Elektronen um einen Kern kreisen. Ihr erklärt mir die Welt mit einem Bild. Jetzt merke ich, dass ihr bei der Poesie gelandet seid: Nie werde ich wirklich etwas wissen. [...] So läuft diese Wissenschaft, die mich alles lehren sollte, schließlich auf eine Hypothese hinaus, die Klarheit versinkt in einer Metapher, die Ungewissheit löst sich in einem Kunstwerk auf. Bedurfte ich so vieler Anstrengungen? Die sanften Linien des Hügels und die Hand des Abends auf meinem erregten Herzen lehren mich viel mehr.” So scheitert auch die Vernunft, und das Absurde bleibt.

Zusammenfassend könnte man also sagen, dass es eigentlich nicht drei Elemente gibt, sondern vier: Denn sowohl das Gefühl, als auch die Vernunft bezeugen für Camus die Fremdheit der Welt und somit das Absurde – ein Umstand, der später noch eine Rolle spielen wird. Von dieser Situation des Absurden ausgehend untersucht Camus nun die daraus entstehenden Handlungsmöglichkeiten.

Weblink:

Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at

Dienstag, 1. Januar 2008

Michel Onfray 50. Geburtstag

Michel Onfray

Michel Onfray wurde am 1. Januar 1959 in Argentan in der Normandie geboren. Er ist ein französischer Philosoph, Schriftsteller und Begründer der »Université populaire de Caen«. Michel Onfray gilt als der große Radikale unter den Denkern der Gegenwart.

Seit 1983 unterrichtete Onfray an einer höheren berufsbildenden Schule in Caen philosophische Fächer. 1989 begann er mit der Veröffentlichung philosophischer Bücher, die ihn bald so populär und finanziell unabhängig machten, dass er 2002 aus dem Staatsdienst ausscheiden und die »Université populaire de Caen«, eine freie Volksuniversität, gründen konnte.

Onfray gibt an der freien Universität Kurse in einem mehrjährigen Studiengang, welche die Geschichte der Philosophie seit ihren Anfängen so darstellen, dass sie im normalen akademischen Betrieb meist ignoriert werden.

Michel Onfray hat ein breites philosophisches Werk veröffentlicht, da zum Teil auch in deutscher Sprache vorliegt. Seine furiose Streitschrift wider die Religion »Wir brauchen keinen Gott« entfachte in Frankreich und Deutschland eine leidenschaft­liche und kontrovers geführte Debatte.

Samstag, 28. Oktober 2006

Erasmus von Rotterdam 540. Geburtstag

Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam wurde vermutlich am 28. Oktober 1466 in Rotterdam geboren. Erasmus von Rotterdam war ein bedeutender niederländischer Gelehrter des europäischen Humanismus. Er war Theologe, Philosoph, Philologe und Autor. Neben Philipp Melanchthon gilt Erasmus von Rotterdam als der berühmteste Humanist seiner Zeit.

Erasmus von Rotterdam gilt als großer Humanist, doch sein Leben zeugt von Triumph und Tragik eines großen, aber zur Tat nicht entschlossenen Denkers. Er war der erste bewußte Europäer, der erste streitbare Friedensfreund, der beredteste Anwalt des humanistischen, des weit- und geistesfreundlichen Ideals.

Der Humanist wurde durch seine Kritik an der Theologie und der Kirche zum Wegbereiter der Reformation. Doch er förderte sie nicht, distanzierte sich vielmehr mit seiner eigenen Ansicht über den freien Willen des Menschen von Luthers Meinung. Er riet, als Kurfürst Friedrich ihn im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst um sein Votum bat, bei deutlicher Sympathie für die Erneuerung der Kirche, »angesehene und unverdächtige Richter« einzusetzen.

Erasmus von Rotterdam

Erasmus wollte und konnte seine eigene Meinung, vielleicht aus Furcht vor Verantwortung, nicht vorherrschend werden lassen. Der wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit zog sich so in sich selbst zurück.

Der Humanist Erasmus von Rotterdam hielt sich während vieler Jahre in Basel auf, und zwar in der Zeit von 1514 bis 1516, von 1521 bis 1529, sowie von 1535 bis 1536. Nach einem Aufenthalt in Freiburg im Breisgau während der Reformation kehrte er nach Basel zurück.

Erasmus von Rotterdam starb am 12. Juli 1536 in Basel.