Donnerstag, 25. September 2014

Martin Heidegger vor 125 Jahren geboren

Martin Heidegger


Martin Heidegger wurde vor 125 Jahren am 26. September 1889 in Meßkirch geboren. Heidegger war ein bedeutender und einflußreicher deutscher Philosoph und gilt als einer der größten Denker klassischen abendländischen Philosophie, mit deren zentralen Grundfragen er sich beschäftigte, um sie mit seiner Seinslehre auf ein neues Fundament zu stellen.

Er stand in der Tradition der Phänomenologie - vor allem Edmund Husserls - der Lebensphilosophie - besonders Wilhelm Diltheys - sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.

Die überragende Größe Martin Heideggers liegt darin, daß er die zentralen Grundfragen der klassischen abendländischen Philosophie, z. B. die Frage nach dem Sein, der Welt, der Zeit oder die Frage nach der Wahrheit und der Logik - auf einen Boden gestellt hat, wie diese keinem anderem Denker seiner Zeit gelungen ist. Genau genommen beschäftigte sich Heidegger mit einer einzigen Frage, die ihn sein Leben lang nicht los ließ: »Was ist der Sinn von Sein?«

Sein und Zeit

Heidegger stellt diese grundlegende Frage in seinem 1927 erschienenen philosophischen Hauptwerk <a title="Martin Heidegger »Sein und Zeit«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3484701536/zitatenschatz-21" target="blank">»Sein und Zeit«. Zentrales Thema seines Aufsehen erregenden Hauptwerkes ist die Frage nach dem »Sinn von Sein«. Diese Frage hatte schon Platon beschäftigt, aber dabei die Bedeutung der Zeit nicht berücksichtigt. Den Fehler des bisherigen philosophischen Denkens, nicht die Bedeutung der Zeit für das Verständnis des Seins in den Blick zu bringen, sollte eine fundamentalontologische Untersuchung korrigieren.

Denker wie Kant haben den Menschen als ein Wesen definiert, das vorrangig durch Verstand und Vernunft gekennzeichnet ist. Heidegger bricht mit dieser denkerischen Tradition und stellt in einem neuen Denkansatz den Menschen als "Dasein" und als "Existenz" in den Mittelpunkt des Philosophierens. Heidegger konnte mit dem neuen ontologischen Denken, das auf dem Verhältnis von Dasein und Sein basierte, viele Probleme der überkommenen Ontologie überwinden.

Im Alter von 34 Jahren erhielt Heidegger 1923 einen außerordentlichen Lehrstuhl für Philosophie in Marburg, wo er an der Philipps-Universität bis 1927 lehrte. Nach der Herausgabe von »Sein und Zeit« folgte er seinem Lehrer Edmund Husserl auf das Ordinariat für Philosophie an der Universität Freiburg.

1933 war Heidegger vorübergehend Rektor der Freiburger Universität und Mitglied der NSDAP. Als Rektor der Freiburger Universität ergriff er für die Nationalsozialisten Partei, distanzierte sich aber 1934 vom nationalsozialistischen Regime und wurde von diesem fortan geächtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Auseinandersetzung mit der zentralen Frage nach dem Sein zu einer neuen Orientierung seines Denkens, die er mit dem Begriff "die Kehre" bezeichnete.

Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, hermeneutischen und ontologischen Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte" Voraussetzungen und Vorurteile freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt – eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder Metaphysik ansah.

Danach veröffentlichte er in rascher Reihenfolge weitere Schriften, die sich unter anderem mit der Geschichte der Philosophie, mit Interpretationen von Dichtungen - u.a. Hölderlin und Rilke - mit Sprache, Kunst und dem Wesen der Technik befassen.

Sein Werk ist von einem Widerhall begleitet, wie es in der Geistesgeschichte ohnegleichen ist. Heideggers Denken entfaltete weltweite Wirkung. Eine breite Rezeption machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch sein nationalsozialistisches Engagement ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.

Literatur:

Sein und Zeit
Sein und Zeit
von Martin Heidegger

Samstag, 20. September 2014

Nietzsche - Irrungen und Wirrungen

»Nietzsches Werk ist wie ein Steinbruch, in dem man sich nach Belieben bedienen kann.«

Wenn Nietzsche ein Bergwerk ist, in dem sich jeder mit seiner Feuilleton-Schippe bedient, so steht die Tafel des Heraklit am Eingang, daß "die Goldsucher viel Erde graben und wenig finden". Dazu Colli: Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden. Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem. Und überhaupt ist es unredlich, sich der Zitate aus Nietzsche zu bedienen, wenn man über ihn spricht.

Kein Wunder also, daß dieser Steinbruch als Selbstbedienungsladen auch für die Anhänger des Faschismus eine interessante auszubeutende Lagerstätte war. Die ungebetenen Besucher bedienten sich dessen, was für ihre Ideologie von Interesse war.

Nietzsche einen geistigen Wegbereiter des Faschismus zu nennen, bedeutet nicht zu behaupten, Nietzsche wäre ein hundertprozentiger Befürworter der nationalsozialistischen Ideologie und Bewegung gewesen, hätte er zu der Zeit noch gelebt.

Dies sagt aber lediglich aus, dass Nietzsche mit der konkreten Art, wie der Faschismus von den Nazis praktiziert wurde, wohl in einigen Punkten nicht übereingestimmt hätte. Der Pöbel des Faschismus hätte den aristokratischen Denker nur angewidert.

Den Faschismus hätte es auch ohne Nietzsche gegeben, aber ohne Nietzsche hätte es einen anderen Faschismus gegeben. Das Schreckgespenst seiner Philosophie spukt im Faschismus herum, weil die Diktatoren ihn als ihren Ahnherren betrachteten. Durch Nietzsche ist der Faschismus hoffähig geworden - damit die Diktatoren was zu sinnieren haben.


Weblink:

Genealogie der Moral
Genealogie der Moral von Friedrich Nietzsche

Samstag, 13. September 2014

Das Wüten der blonde Bestie in Europa

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<blockquote><center><i>
»Das tiefe, eisige Mißtrauen, das der Deutsche erregt, sobald er zur Macht kommt, ist immer noch ein Nachschlag jenes unauslöschlichen Entsetzens, mit dem Jahrhunderte lang Europa dem Wüthen der blonden germanischen Bestie zugesehen hat.« </i>
<p align="right"><a title="Nietzsche Genealogie Moral" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Genealogie der Moral«</a></p>
</center></blockquote>
</td>
</tr>
</table>
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Was sich liest wie eine Raubtier-Metapher, läst sich auch als düstere Prophezeihung der Zukunft verstehen. Aber konnte Nietzsche ahnen, daß die blonde germanische Bestie bald wieder in Europa wüten würde?

Der Einwand, daß der Deutsche ein gestörtes Verhältnis zur Macht hat, erwies sich als durchaus berechtigt. Auch lässt sich ein Raubtier nicht mit <i>Appeasement</i> aufhalten.

Das Mißtrauen der Westmächte war allerdings nicht tief genug, um Hitler von seiner kriegstreiberischen Politik abzubringen. Sie ließen sich immer wieder von Hitler beschwichtigen, der behauptete, keinen Krieg zu wollen und gaben seinen Forderungen immer wieder nach.

Die Antizipation des kommenden Krieges nahm Nietzsche, der offensichtlich der Überzeugung war, große Politik nur mit kriegerischen Mitteln realisieren läßt, bereits gedanklich vorweg:

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<blockquote><center><i>
»Die Zeit für kleine Politik ist vorbei: schon das nächste Jahrhundert bringt den Kampf um die Erd-Herrschaft, - den Zwang zur großen Politik.«
</i></center></blockquote>
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</tr>
</table>
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Der wahre, auf Angriff und Eroberung gerichtete Charakter der Außenpolitik Hitlers wurde 1939 mit der Besetzung der Tschechslowakei und dem Angriff auf Polen sichtbar.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die logische Folge der systematischen Ausweitung des Machtbereiches und des Strebens nach imperialer Hegemonialmacht auf dem Kontinent.

Der Tatmensch Hitler hatte die blonde Bestie, dieses symbolhafte Raubtier aus ihrem Käfig entlassen und diese verursachte in ihrem freien Lauf »Blut, Schweiß und Tränen« auf dem Kontinent. Das tiefe, eisige Mißtrauen war nicht tief genug, um den Krieg zu verhindern.<!-- Bei dem lüsternen territorialen Schweifen nach Beute kamen immer niedrigere Instinkte zum Vorschein. Schon bald wurde durch die Vertreter der Herrenmenschen daraus ein kosmischer Weltenbrand. -->

Nietzsche glaubte, über die Gabe zu verfügen, einen Krieg in einer nicht allzufernen Zukunft voraussehen zu können und Hitler erwies sich als sein williger Vollstrecker. Wenn er den Krieg voraussah, wusste er auch, daß dieser Vollstrecker als ein Mensch der Tat einst kommen würde. Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner.

Weblink:

<a title="»Genealogie der Moral« Friedrich Nietzsche" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Genealogie der Moral" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3050030267.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/></a> <br /><a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">Genealogie der Moral</a> von Friedrich Nietzsche

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Den Vornehmen und Mächtigen und Reichen hat er seinen Knabentraum in der gleisnerischen Schrift "Zur Genealogie der Moral" (1887) gewidmet: "Sie treten in die Unschuld des Raubthiergewissens zurück", "als frohlockende Ungeheuer, welche vielleicht von einer scheußlichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung mit einem Übermuthe und seelischen Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, daß die Dichter für lange nun wieder Etwas zu singen und zu rühmen haben." -->